Für wen spielt ihr Klavier? Für euch oder für die Umwelt?

...wobei er aber auch nicht allein war, sondern umringt von Aufnahmetechnikern, eher kritischen Zuhörern. Seine Abneigung gegen das Konzert hatte sicher andere Gründe als Astrid's Vorspielphobie.;)
Ich denke, wenn man ab und zu so ein Vorspiel machen "muss", hat das Üben eine ganz andere Qualität. Und außerdem hat man das Gefühl, dass das Klavier lernen doch irgendwie einen Sinn hat.:rolleyes: -für alle Erwachsenen, die sich da zeitweise nicht so sicher sind-
Nicht zu vergessen der Kick, den ein (halb-)öffentliches Vorspiel bringt. :D

Klavirus
 
...hat das Üben eine ganz andere Qualität. Und außerdem hat man das Gefühl, dass das Klavier lernen doch irgendwie einen Sinn hat.....

Klavirus

Siehst du Klavirus, da ist es wieder :)
Was ist denn der Sinn? Kann der Sinn nicht sein, dass ich ganz alleine in meinem Kämmerlein Freude am Klavierspiel habe?
Kann, deiner Meinung nach, der Sinn nur darin liegen, noch andere daran teilhaben zu lassen?

Und eine Phobie habe ich denke ich nicht, sondern es ist eine sehr negative Erfahrung gewesen, die ich nur sehr ungern wiederholen möchte. Aber es zwingt mich ja niemand und das ist gut so ;)

Liebe Grüsse
Astrid
 
Astrid, das bestimmst natürlich allein du für dich! Das ist wie DER Sinn des Lebens, von dem auch allerorten Pfaffen und Küchentisch-Psychologen glauben einen allgemeingültigen ausgemacht zu haben.
 
Der Sinn des Klavierspielens kann meiner Ansicht nach gut auf andere "künstlerische" Bereiche übertragen werden.

Beispiel: Warum schreibt ein Autor Bücher?
Es gibt wohl kaum Autoren, die keine waren, bevor sie nicht ihr erstes Buch veröffentlicht haben. Es ist einfach ein wunderschönes Gefühl und macht Spaß, Geschichten zu schreiben. Sollte sich irgendwann ein Verlag finden, der diese schöne Geschichte auch noch drucken will, ist das natürlich erfreulich.
Aber bei guten Autoren merkt, "liest" man, dass sie nicht um des Ruhms oder Geldes willen schreiben.

Und auch der Maler ist ja bekanntlich am glücklichsten, wenn der Betrachter ihn über seinem Werk vergisst...


Stilblüte
 
Stilblüte hat immer die treffenden Beiträge (im Gegensatz zu meinen....)

oli
 
Hi Stilblüte,

an den Vergleich mit einem Maler habe ich auch schon gedacht.

Was aber, wenn der Maler nicht ein begnadeter Künstler ist, sondern z.B. eine Hausfrau, die mal einen Kurs an der Volkshochschule in Aquarellmalen gemacht hat? Dann ist sie ja trotzdem eine Künstlerin.

Ob die dann aber auch ihre Bilder allen möglichen Leuten zeigen möchte?
Klar, kann schon sein (wieder eine Frage des Selbsbewusstseins), aber kann doch auch sein, dass sie die Bilder lieber in ihrem Schlafzimmer aufhängt, wo ausser ihr selten jemand anderes hinkommt.

Und so möchte ich meine Musik auch lieber nur im Schlafzimmer machen, wo mich seltenst jemand hört.

Liebe Grüsse
Astrid
 
Richtig.

Es gibt auch Schriftsteller, die ihre Werke besser in der Schublade aufgehoben wissen.

Stilblüte
 
Kneipenmusik

Hallo Astrid,
deine Frage hatte ich schon erwartet.
Erst einmal solltest Du wissen, daß ich von damals und dem Alleinspielen gesprochen hatte, wo ich mich nicht stören lassen wollte. Die Überwindung, in der Kneipe mich ans Klavier zu trauen, war etwa 30 Jahre danach, als ich geschieden war und neue Kontakte -auch in der Musikkneipe- suchte. Dort wollte ich mich ja nicht zurückziehen und dort spielten ja auch andere ohne großen Könneranspruch. Es war eben auch eine gewisse Gemütlichkeit ohne Zwang dabei, weil alle möglichen Musiker etwas von sich gaben. Es gab dort auch Vorleseabende von selbst geschriebenen Stücken.
Vor anderen Leuten zu spielen, ist immer situationsabhängig, denn Konzertpianisten machen es gewohnheitsmäßig, Hobbymusiker nur wenn sie dazu Lust haben, und manchmal möchte man auch als Hobbymusiker etwas Lob und Anerkennung haben, wenn man meint, etwas wäre gut gelungen, oder es sind Leute mit anwesend, die helfen können, besser zu werden.
Das ist wohl auch bei jedem schaffenden Künstler irgendwann der Fall, wenn er sich traut, seine Werke zu zeigen.

Denke doch einmal an unser Forumtreffen, das nur kurze Zeit zögerlich mit dem Vorspielen begann, dann aber für viele zum Erlebnis und teils auch zu Lerneffekten führte.
Aber man sollte sich niemals zwingen lassen, etwas vorzutragen. Das würde nur Krampf werden.

Dennoch gibt es immer wieder Phasen, indenen man z.B. allein Klavier spielen möchte und sich auch nicht stören lassen will, und das geht mir auch dann heute noch so.

Daher möchte ich auf den Anfang Deiner Fragestellung nochmals zurückkommen:
Du bist, wie auch viele andere ganz normal, wenn Du nur alleine spielen möchtest. Wenn Du einmal vor anderen etwas vorspielen magst, wird von alleine die Zeit kommen.

Viel Freude am Klavierspielen und

Gruß von Hartwig
 
Für mich ist es ein Unterschied wie Tag und nacht, ob ich jemandem Vorspielen oder "Vorüben" soll.

Das ist ein ganz wichtiger Punkt! Das Üben dient ja dem Erforschen der Musik, man experimentiert mit den Möglichkeiten (und manchmal leider auch Unmöglichkeiten) die einem ein Musikstück bietet. Immer wieder dieselbe Stelle, immer wieder anders gespielt. Das ist super interessant für denjenigen, der da selber aktiv ist, es eignet sich aber weniger zum "Präsentieren". Man kann etwas nur präsentieren, wenn es fertig ist. Musik ist für mich eigentlich auch nie fertig. Daher ist eine Vorspielsituation, so sehr sie auch manchmal Spaß macht, doch etwas recht Künstliches. Gar kein Vergleich mit der - aus der Sache heraus - spannenden Situation des Forschens, bei dem Zuhörer wirklich unglaublich störend sein können.

ps: Wären wir nicht egoistisch, wenn wir unsere Musik für uns behalten würden?

Was ist eigentlich so schlecht am egoistisch sein? Ich hab oft das Gefühl, daß nicht der "Egoismus" das Problem ist, sondern die totale Fremdbestimmtheit unseres Lebens (einerseits die Sachzwänge, andererseits die Manipulation unserer angeblichen Bedürfnisse).

Haydnspaß, mal wieder ganz provokativ ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Was ist eigentlich so schlecht am egoistisch sein? Ich hab oft das Gefühl, daß nicht der "Egoismus" das Problem ist, sondern die totale Fremdbestimmtheit unseres Lebens (einerseits die Sachzwänge, andererseits die Manipulation unserer angeblichen Bedürfnisse).

Haydnspaß, mal wieder ganz provokativ ;)


Das gefällt mir gut!!!

Liebe Grüsse
Astrid
 

....an den Vergleich mit einem Maler habe ich auch schon gedacht


Die haben da aber einen klaren Vorteil. Wenn man da sieht, was ab und zu so als Kunst rumhängt, ist schon heftig. So richtig beurteilen kann es ja meistens keiner. Hat aber den eben klaren Vorteil: Es ist nicht mit Geräusch verbunden.
Würde ich öffentlich qualitativ so Klavier spielen oder singen, wie so mancher Hobbymaler seine Bilder ausstellt, hätte man mich wahrscheinlich schon gesteinigt. Aber man muß ja zum Glück nicht :-)

Gruß
Josef
 
jajaja, ich gebs ja zu...
atonale Noten sind das pendant zur unstimmigen Farbe.

Stilblüte
 
Habs auch nicht als Kritik aufgefasst ;)
Aber ich musste mich ja irgendwie aus der Affäre ziehen *g*:D

Stilblüte
 

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