Für Elise und anderes

Ich weiß eigentlich gar nicht, was alle (viele) gegen diese Standardwerke haben? Ich finde, das gehört doch irgendwie dazu, dass man die auch mal gespielt hat.
Ich hab z.B. das C-Dur-Präludium noch nicht gespielt und finde, das ist eine echte Lücke, die ich unbedingt noch schließen will.
Und dann braucht man die ja auch manchmal: bei uns standen im September wieder überall Klaviere im Stadtgebiet zum öffentlichen spielen. Da sind beim Publikum die üblichen "Klavier-Gassenhauer" sehr gefragt...
 
Ist jetzt mehr als 55 Jahre her, dass ich die Elise gelernt habe. Ich denke nicht, dass meine erste Klavierlehrerin eine Schmerzenszulage gewollt hätte, es war ihr Vorschlag, nein, ihre Vorgabe, dieses Stück zu erarbeiten. Mich hat es damals begeistert. Ich finde auch heute noch, sie hat mich wunderbar durch meine ersten vier Jahre begleitet.
 
überhaupt nichts gegen diese Stücke einzuwenden. Nur: diejenigen, die diese Stücke spielen WOLLEN, besitzen meist noch nicht die technischen und gestalterischen Voraussetzungen. Diejenigen, die diese Stücke meistern können, haben an den Stücken kein Interesse mehr …
Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig. Ich bin z. B. schon etwas fortgeschritten und verwende durchaus viel freiwillige Übezeit auf Stücke wie Fantasie-Impromptu, 1. Satz 'Mondschein' oder 'für Elise' ! (zu für Elise: Wilhelm Kempff hat sich da wohl auch einige Gedanken gemacht, er spielt das Stück mit hörbaren Vergnügen sehr fein und mit Geist.)
Das vorbildliche Spielen "einfacher" Werke ist recht aufwändig.
Umgekehrt ist die starke zusätzliche Motivation durch populäre aber noch (etwas) zu schwere Stücke bei vielen Schülern nicht zu verachten!
 
Ich unterrichte auch gerne die gängigen klassischen "Schlager", vorausgesetzt, die Schüler können das umsetzen. Es klingt eben nur gruslig und nervend, wenn ein überforderter Schüler benannte Stücke herunterstopselt, und weder technisch noch geistig (vom Verständnis der Materie her) "reif genug" dafür ist.

Es gibt so viele Stücke, die bekannt/berühmt/berüchtigt sind. Aber für jeden Schüler ist es das erste Mal, dass er das selber spielt, das sollte man sich vor Augen halten. Es ist egal, wie oft ich das schon gelehrt habe, für den Schüler ist es neu, und er freut sich darauf.

Pour Adeline verweigere ich übrigens generell, ich finde das Stück "TEY at its best". Damals, als ich es spielen wollte (jaja, ich weiß), hat sich die KL geweigert, und das habe ich ihr damals fast übel genommen. Tja... so kann es gehen.
;-)

Ein Spaß ist, wenn das C-Dur Präludium fertig ist, mal etwas auszuprobieren: in jedem Takt in der lH die obere Achtelnote zu betonen, und die vierte 16tel der rH. Das gibt dem Ganzen einen völlig anderen Charakter. Man kann in der linken Hand dann, je nach Tonart, eine Begleitung experimentieren lassen.
 

Bach mochte ich besonders in den ZDF-Weihnachtsserien! :004:

patrickbach.jpg
 
Ja, man kann es wunderbar veräppeln, indem man eine "funkige" Version daraus macht, oder das Original total schnulzig spielt, aber ich habe viele andere Stücke zum Improvisieren, die das auch wert sind. Bei Adeline rollen sich mir die Fussnägel auf.
:016:
 
Ich glaube, eine Kassette von Richard Clayderman spielte (neben dem beeindruckenden Klavier des Nachbarjungen und dem damaligen Mann meiner Träume: Udo Jürgens) auch eine Rolle bei meinem festen Entschluss als Dreijährige, Klavierlernen zu wollen.. :030:
Oder meine Mutter hat sie damals extra für mich gekauft?
Jedenfalls habe ich als kleine Klavierenthusiastin niemals eine Kassette mit Benjamin Blümchen, Hanni und Nanni oder so was gehört, sondern stets Richard Clayderman. Ich glaube, irgendwann kam noch Rolf Zukowski dazu.
Aus heutiger Sicht muss ich sagen, wäre schön gewesen, wenn Bach, Mozart... auch dabei gewesen wären, aber so kann ich die halt jetzt ausgiebig entdecken. Die frühkindliche Musikförderung scheint also auch so irgendwie funktioniert zu haben

Und natürlich will ich eines Tages aus Nostalgie die Adeline lernen.. :super:
 
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Ja, man kann es wunderbar veräppeln, indem man eine "funkige" Version daraus macht, oder das Original total schnulzig spielt, aber ich habe viele andere Stücke zum Improvisieren, die das auch wert sind. Bei Adeline rollen sich mir die Fussnägel auf.
:016:
Nichts gegen die gute Adeline (nachdem ich jetzt weiss wie man sie schreibt). Bei meinem alten Keyboard war das der Demosong, und definitiv das beste an diesem Teil. Habe es letztes Jahr beim Ausmisten bei meiner Mutter wieder gefunden und mit Genuss entsorgt!
 
Ich habe als Kind so lange gebettelt, bis ich die Kassette mit dem "Ententanz" bekommen habe. So viel zur kindlichen Prägung!

Und zwar diese Version:

:-D

Mein Musikgeschmack als Kind war trotzdem insgesamt besser als der Musikgeschmack im Teenageralter. Irgendwann hat sich das wieder gebessert.
 
Ohja, der Ententanz! Da war ich grade in der ersten Klasse, absolut der Hit! Gibt es da eigentlich verwendbare Klaviernoten dazu? Ist ja eigentlich Akkordeon…
 
Nein. Die ist 4stimmig und eine der schwierigsten Fugen des WTK 1. Solltest du bereits 3stimmige Inventionen gespielt haben, könntest du dich erstmal an einfacheren Fugen aus dem WTK probieren. Ansonsten: ab zu den Inventionen! Sind sehr gut!

Was man aber nach drei Jahren machen kann:
- Man höre sich eine Aufnahme dieser Fuge von einem guten Pianisten bei Youtube an.
- Jetzt geht es ein wenig an die Analyse, z.B.:
- Wo sind die Themen, hier die ersten eineinhalb Takte (32tel-Noten erleichtern bei dieser Fuge das Finden der Themen)
- Auf welchen Tönen fängt das Thema an? Gibt es Töne, die besonders oft vorkommen?
- Gibt es Umkehrungen? D.h. die Bewegungsrichtung der Intervalle ist umgedreht (Spiegelung an einer Notenline).
- Gibt es Engführungen: Eine Stimme spielt das Thema und bevor diese es beendet hat, fängt eine andere Stimme bereits ebenfalls mit dem Thema an.
- Man höre sich erneut die Aufnahme an. Hört man die Themen und auch die Engführungen klarer als beim ersten Mal?
- Man wähle zwei beliebige Stimmen (insgesamt gibt es sechs Möglichkeiten) und spiele diese mal für ein paar Zeilen, ggf. in einem reduzierten Tempo.

Damit erhält man einen ersten Eindruck, wie die Fuge aufgebaut ist und hat ggf. auch ein erstes Gefühl dafür, warum Hans von Bülow das WTK das "Alte Testament" genannt hat.
 

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