Frage zu Niederdruck (ca. 52g) und Aufgewicht (ca 28g) an meinem Flügel

der hat offen gesagt, dass er keine Lust hat...
Der meinte damit, dass er für das Geld, was er für den ganzen Aufwand kriegen würde, keine Lust dazu hat.

Bitte ihn, einen Betrag zu nennen, bei dem er Lust hätte, dein Klavier von Grund auf in Schuss zu bringen.

Am besten mit der Vorbemerkung:

"Ich möchte ein perfekt eingestelltes Klavier haben.
Geld spielt keine Rolle"

Er wird dann mit dem berühmten "Pretty woman"-Satz antworten, wo Richard Gere in die Boutique kommt, um ein großes Vermögen auszugeben:
"Dieser Mann gefällt mir" :-D
 
Danke, @Kref, für Deinene Bericht!

Nu bin ich wieder ganz verunsichert. Beispielsweise das hierbeobachte ich, neben anderen Dingen, bei mir auch. Allerdings haben mehrere Klavierbauer ein präzises Nachregulieren bisher für unnötig gehalten bis auf einen, der hat offen gesagt, dass er keine Lust hat. Hm, irgendwie komm ich nicht weiter...

Das war auch mein Problem mit meinem bisherigen Techniker. Dem hab ich gesagt, dass ich finde, dass das Instrument etwas schwergängig ist und er meinte: "Na, dann muss man halt was fester drücken. Könnte man ausbleien aber dann wird es bestimmt zähl, lassen sie das lieber so .... Naja, wenn Sie wirklich wollen können wir ja in zwei drei Monaten mal sehen aber ich glaub nicht, dass das was bringt". Und man hat wirklich gemerkt, dass er erstens eigentlich nicht will und das er zweitens nur ans Ausbleien dachte. Meine Vermutung, dass da zu viel Reibung sein könnte hat er sogar direkt abgekanzelt mit "Ne, das glaub ich eigentlich nicht". Und da bin ich dann eben ein Vertreter der Fraktion: "Wenn er es eigentlich nicht machen will, dann will ich auch eigentlich nicht, dass er es macht."

Jedenfalls wurde das Instrument nun, da die Tasten beim schrägen drücken nicht mehr kleben, für mich sehr viel spielbarer. Sie verkanteten und verhakten sich vorher an den Vorderstiften und gingen nur schwer (dynamisch nicht kontrollierbar) oder auch einfach garnicht runter.

Ich beschäftige mich gerade mit dem sehr einfachen a-moll Walzer von Chopin, habe die korrekte Nummer gerade nicht im Kopf, aber ich meine, es gäbe nur einen in a-moll, und da springt man in der linken hand mitunter auch mal 2 Oktaven. Das war nicht kontrolliert spielbar.

OK, ich spiele es auch jetzt nicht 100% kontrolliert, aber das liegt nun zumindest nicht mehr am Instrument - was nun auch bedeutet, dass ich nun daran arbeiten kann, diese Kontrolle als Spieler zu entwickeln.

Und dass keine dynamischen Ausreißer mehr drin sind auf Grund unterschiedlicher Spielgewichte hilft natürlich auch. Andererseits sind nun meine Ausreden dahin. Mist, ich glaub, ich lass den wieder verstellen.
 
Der meinte damit, dass er für das Geld, was er für den ganzen Aufwand kriegen würde, keine Lust dazu hat.

Bitte ihn, einen Betrag zu nennen, bei dem er Lust hätte, dein Klavier von Grund auf in Schuss zu bringen.
´

Das könnte tatsächlich sein. Man muss sich wahrscheinlich klar machen, dass die meisten Instrumente in deutschen Häusern eher günstige Klaviere und eher wenige wirklich hochwertige Flügel sind.

Ein Klavierbauer, der mehrheitlich ältere Klaviere ein bisschen aufarbeitet und dann gebraucht verkauft bzw. der außerhalb seiner Werkstatt mehrheitlich günstige Klaviere stimmt und irgendwie am Leben erhält, der wird wahrscheinlich auch in diesen Dimensionen denken.

2000EUR oder mehr für eine Wartung eines Instrumentes ist ein Preis den man nur schlecht aufrufen kann, wenn es um ein 34 Jahre altes Kleinklavier von Yamaha oder Schimmel geht. Alles über 300 oder 500 EUR wird der Kunde diesem Menschen wahrscheinlich oft nicht geben wollen und so ist dann auch seine Kalkulation für "vertretbaren Aufwand".

Wenn man dem sagt: "Nimm das Teil komplett auseinander, reinige alles, bringe alle Teile, die nicht in Ordnung sind in Ordnung oder ersetze sie, bau es reibungsoptimiert wieder zusammen und dann stell es perfekt nach meinen Vorstellungen ein, intoniere es und nenne dann eine Zahl, die dir hierfür angemessen erscheint", dann wird der bestimmt nicht nein sagen.

Es sei denn er macht sowas einfach in dem Aufwand und vor allem an Flügelmechaniken nicht oft genug, so dass er sich nicht sicher fühlt, dir ein optimales Ergebnis garantieren zu können.
 
Der meinte damit, dass er für das Geld, was er für den ganzen Aufwand kriegen würde, keine Lust dazu hat.
Ja und nein. 2k hätte ich schon auch noch lockergemacht, aber er hat sehr groß gedacht und wollte z. B. auch neu beziehen, obwohl die Saiten erst 4 Jahre drauf sind. Er ist halt ein bekannter Konzerttechniker und hatte keinen Bock, an einem in Polen restaurierten Winzigflügel irgendwelche Verschlimmbesserungen zu machen. Da kommt nie ein Referenzstück raus, das sein Können widerspiegelt. Kann ich nachvollziehen, aber es hat mich geärgert und vor allem stehe ich halt immer noch genauso da wie vorher.
 
Ja und nein. 2k hätte ich schon auch noch lockergemacht, aber er hat sehr groß gedacht und wollte z. B. auch neu beziehen, obwohl die Saiten erst 4 Jahre drauf sind. Er ist halt ein bekannter Konzerttechniker und hatte keinen Bock, an einem in Polen restaurierten Winzigflügel irgendwelche Verschlimmbesserungen zu machen. Da kommt nie ein Referenzstück raus, das sein Können widerspiegelt. Kann ich nachvollziehen, aber es hat mich geärgert und vor allem stehe ich halt immer noch genauso da wie vorher.

OK, das kann ich tatsächlich auch zu einem bestimmten Grad verstehen, manch einer sagt sich halt: "Ich verlange mehr als der Durchschnitt weil ich bekannt bin für gute Arbeit, da kann ich es haben, dass irgendwo ein nicht optimales Instrument herumsteht, über das jemand sagt: Das hat der XY gerade überholt." Nur ist das andererseits ja auch wieder egal, weil Du ein Privatinstrument hast, auf dem du sicherlich auch nicht häufig Heimkonzerte vor fachkundigem Publikum halten wirst, so dass wahrscheinlich nie jemand, der einen eigenen Flügel zu überarbeiten hätte das Instrument bewerten müsste. Und wenn er es täte, dann wäre er fachkundig genug, zu verstehen, dass der Fachmann nur an der Mechanik war, also folglich nur die Spielart zu bewerten ist und nicht der Rest.

Mir hat der Techniker vor der Wartung gesagt, ich soll mal gut drüber nachdenken, ob sich die Ausgabe für einen 40-jährigen Mittelklasseflügel lohnen würde, Zitat: "Ein B-Steinway wird da trotzdem nie draus."

Dieser Hinweis ist nicht nur ok sondern auch richtig so. Na schön, aber ein solides Mittelklasseinstrument mit top eingestellter Mechanik kann man eben dennoch nutzen, um alles ordentlich zu spielen und vor allem ist es zum lernen noch gut genug. Vor allem bin ich aber ja klanglich und auch qualitativ von meinem Hoffmann sehr überzeugt. Ist baugleich mit dem alten Feurich 197 und für einen Hobbyspieler auf unterem mittlerem Niveau wie mich sicherlich absolut hervorragend.

Und als ich ihm dann nach zwei Tagen sagte: "Ist ok, leg los", hat er sich froh an die Arbeit gemacht. Wird ja auch gut bezahlt.
 
Ich hole diesen alten Faden nochmal hervor wegen einer Frage:

Mein alter Steinway-O wurde vor knapp 20 Jahren akustisch saniert (neue Hammerköpfe und Hebeglieder von Fa. Renner, neue Saiten, Stifte, Stimmwirbel, Resonanzbodenaufarbeitung usw.). Wenn ich mich recht erinnere, waren damals die Tasten gut ausgewogen und hatten ca. 50g Niederdruckgewicht. Das Niederdruckgewicht ist mit der Zeit immer größer geworden, im Bassbereich jetzt um die 70g bei getretenem Sustainpedal und das Aufgewicht ist leider ziemlich niedrig , bei manchen Tasten nur um 25g. Passt also nicht wirklich. Nun wollte mein Klavierstimmer an einer Taste versuchshalber mit Protek CLP rangehen, um zu sehen, ob es an zu großer Reibung liegt.

Meine Frage an die Klavierbauer in diesem Forum: ist es ein probates Mittel, die Achsreibung mit Protek CLP zu verringern? Oder muss man dann jedes Jahr mit diesem Zeug wieder impfen?
Oder gäbe es nachhaltigere Lösungen, um wieder auf Niederdruckgewicht um die 50g zu kommen, ohne dass das Aufgewicht noch niedriger wird (also ohne mehr auszubleien)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Du schreibst von neuen Hammerköpfen.
Sind die nicht etwas schwerer als die Alten?
Nein. Man hatte mir damals die Wahl gelassen, entweder Hammerköpfe zu nehmen, wie sie in modernen S&S-O eingebaut werden oder neue Hammerköpfe mit der Bauform, wie sie damals (1935) war. Ich habe mich für die alte Bauform entschieden, auch, weil der Flügel im Wohnzimmer und nicht in einem Konzertsaal steht und ich es nicht so wuchtig haben wollte.

Kannst du etwas dazu sagen, ob Protek CLP ein nachhaltiges Mittel ist, die offenbar vorhandene große Reibung (mehr oder weniger linear über die ganze Tastatur verteilt bis auf die ganz hohen Diskant-Töne) in den Griff zu bekommen? Oder muss ich dann ab und zu "nachspritzen"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Normalerweise hilft das. Bei Renneraustuchungen wird auch schonmal von 'Qualitätsstreuung' berichtet.
Schlimmstenfalls müssten Achsen getauscht werden und /oder die Austuchungen nachgerieben werden.
 
@agraffentoni: Vielen Dank für die Rückmeldung, da bin ich zumindest etwas beruhigter geworden, was den Einsatz von Protek CLP dafür betrifft.

Merkwürdig finde ich, dass fast alle Tasten betroffen sind außer einigen wenigen im oberen Diskant. Auch z.B. die allertiefsten Töne im Bass, die kaum verwendet wurden, ergo, wo auch kein nennenswerter Verschleiss da sein kann. Achsentausch und ggfs. Nachreiben von Austuchungen sind ja wahrscheinlich eher großem Verschleiss geschuldet, oder? Das gäbe dann ja Hoffnung, das sowas hoffentlich nicht nötig ist, weil es ja unwahrscheinlich ist, dass dieselbe Auswirkung (höheres Tastenniedergewicht und niedrigeres Aufgewicht) bei kaum verwendeten und viel verwendeten Tasten unterschiedliche Ursachen haben?
 

Sehr spannend der Bericht dass der Flügel zunehmend strenger zu spielen ist.

Meiner war von Anfang an recht schwergängig. Aber das Aufgewicht ist hoch und somit war er einfach „nur“ anstrengend.

Mittlerweile wird er aber auch noch ungleich und ich werd ihn wohl regulieren lassen müssen. Weis nur noch nicht wo/von wem….

Was ich komisch finde ist das Gefühl, dass man jede Taste mit „Impuls“ spielen muss. Als ob man jedem Hammer einen extra Schubs geben muss. Wenn man das nicht macht kann man sich nicht sicher sein dass der Ton voll da ist. Woran das liegt würd ich gern wissen.

Mittlerweile (gerade wenn’s viele Verzierungen sind, sehr hohes Tempo etc) wird’s manchmal unmöglich. Ich hab dann an an einem anderen Instrument bemerkt dass ich das längst kann aber irgendwie „gegen meinen Flügel“ ankämpfen muss. Zudem werden manche Figuren in den Händen dadurch sehr belastend auch im langsamen Tempo.

Ich hab noch keine Idee wen ich da sinnvollerweise kommen lassen könnte….
 
Was ich komisch finde ist das Gefühl, dass man jede Taste mit „Impuls“ spielen muss. Als ob man jedem Hammer einen extra Schubs geben muss. Wenn man das nicht macht kann man sich nicht sicher sein dass der Ton voll da ist. Woran das liegt würd ich gern wissen.
Das klingt für mich danach, dass die Achsen der Hämmer zu viel Reibung haben. Auch an dich geht die Frage: Ist es sehr feucht?
 
Ok zu viel Reibung wäre aber noch „leicht“ behebbar oder?
Erst einmal müsste ein Techniker vor Ort bestätigen, dass das das Problem ist. Dann kann er sagen, wie aufwändig die Behebung ist. Zu viel Reibung / zu schwergängig kann mehrere Ursachen haben.

Wenn du die Tasten langsam drückst und langsam loslässt, bleiben die Hämmer dann manchmal oben?
 
Was ich komisch finde ist das Gefühl, dass man jede Taste mit „Impuls“ spielen muss. Als ob man jedem Hammer einen extra Schubs geben muss. Wenn man das nicht macht kann man sich nicht sicher sein dass der Ton voll da ist. Woran das liegt würd ich gern wissen.

Vielleicht ist die Mechanik inzwischen derart "dereguliert", dass die Fänger einen kurzen Impuls an das Hammerkopfschwänzchen abgeben.
 

Zurück
Top Bottom