Fortschritt nach fast 3 Jahren

Zeitaufwändig wird's spätestens dann, wenn man erkennt, dass man sich selbst sehr vieles, im positivsten Fall, "suboptimal" beigebracht hat. Dann wird sich zeigen, was von dem sauer erarbeiteten der letzten Jahre überhaupt überdauernswert und was bedauernswert ist. Stücke auf "kann ich" trimmen ist wie die Bauphiolosophie der Amerikaner -> Eine Sturmsonate und kein Stein steht mehr auf dem anderen. I.d.R. oft substanzlos und nicht solide.
 
Ich glaube mittlerweile, dass viele Erwachsene zu viel Zeit verschwenden mit dem mühvollen Einprügeln durch Repetition von eigentlich für sie zu schweren Stücken. Irgendwann kommt es zu Frust und Gefühlen der Stagnation - und ich glaube rückblickend, dass ich in den Jahren 3-5 auch nicht mehr viel gelernt habe durch monatelanges Beackern einiger weniger Stücke.
Das passt ganz gut zu meinen eigenen Beobachtungen, die ich beim Unterricht von erwachsenen Klavieranfängern gemacht habe.
Die meisten Lehrer wählen bewusst Stücke wie KV 545, die eigentlich zu schwer sind und lassen diese dann wochen- und monatelang durcharbeiten, es gibt aber auch die, die ihre Schüler über den gleichen Zeitraum und länger mit vorbereitenden Stücken auf so ein Stück hinarbeiten, und es dann quasi als Sahnehäubchen spielen lassen.

Leider habe ich noch keine Langzeiterkenntnisse dazu, welche Methode im Ergebnis die nachhaltigere ist, würde mich aber interessieren.
 
Leider habe ich noch keine Langzeiterkenntnisse dazu, welche Methode im Ergebnis die nachhaltigere ist, würde mich aber interessieren.
Die zweite Methode ist deutlich sinnvoller, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Es kommt zu abwechslungsreichen Erlebnissen (technisch, stilistisch, musikalisch), das Repertoire an vorspielbaren Stücken wächst schneller, und außerdem wird durch dieses Verfahren die Motivation des Schülers gefördert, weil viele kleinere Stücke mehr Erfolgserlebnisse ermöglichen als ein großer Brocken, der schnell das Gefühl von Überforderung auslösen kann.
 
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Ich finde mich nach 3 Jahren Lehrzeit auch ganz gut in deiner obigen Stückeliste wieder. Da bin ich auch ungefähr unterwegs, wenn auch gerade eher wieder an ein paar einfacheren Stücken, sozusagen zum Anlauf nehmen auf die nächste größere Herausforderung.... danke für die tolle Anregung dazu @Tonsee !

Mich würde interessieren: wie weit ist die Mozart Sonate denn vom Anspruch her von den aktuellen Stücken des TE entfernt? Wie viel fehlt da noch? 1 Jahr? 2 Jahre? Ist es nicht eine "Beginner-Sonate"? Wann kriegt man die so im Unterricht?

Mein 11jähriger klavierversessener Neffe hat die z.B. schon vor dem Chopinwalzer gespielt.
 
So ich habe mich mal geschwind ans Klavier gesetzt. Den Chopin a-Moll walzer habe ich einen kleinen Ausschnitt aufgenommen. Ich habe so Nervositätsprobleme beim aufnehmen dass dieser kleine Ausschnitt das beste war, was ich heute hingekriegt habe. Ich müsste mich wieder intensiver mit dem Stück befassen. Ich hoffe damit kann jemand halbwegs was anfangen (dieses Stück hatte ich vor über einem Jahr angefangen deswegen ist es etwas eingerostet war aber doch die beste Wahl denke ich) entschuldigt die verspieler :)
 

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Ich finde mich nach 3 Jahren Lehrzeit auch ganz gut in deiner obigen Stückeliste wieder. Da bin ich auch ungefähr unterwegs, wenn auch gerade eher wieder an ein paar einfacheren Stücken.
Das ärgerliche bei mir ist meist dass wenn ich das Stück halbwegs spielen kann kommt ein neues und dann vergesse ich das alte Stück für Stück wieder und leider habe ich aktuell nicht so viel Zeit für intensivere bestandspflege. :005:
 
Die Sonata facile („leichte Sonate“) ist auf jeden Fall eine der „leichteren“ Sonaten von Mozart. Die meisten anderen Sonaten stellen technisch höhere Ansprüche, weshalb der Begriff „facile“ schon gerechtfertigt ist. Dementsprechend lässt sich die Frage
Mit „ja“ beantworten.

Ein wirklich schweres Stück ist diese Sonate allerdings deshalb, weil sie vergleichsweise wenig Töne hat, d.h. die einzelnen Töne fallen viel mehr ins Gewicht als es z.B. beim Fantasie-Impromptu von Chopin der Fall ist, und aus den „wenigen“ Tönen muss viel lebendiger Klang entstehen. Und die Sonata facile ist glasklar komponiert und zudem sehr bekannt, jeder Fehler fällt deshalb sofort auf.
 
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Die zweite Methode ist deutlich sinnvoller, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Es kommt zu abwechslungsreichen Erlebnissen (technisch, stilistisch, musikalisch), das Repertoire an vorspielbaren Stücken wächst schneller, und außerdem wird durch dieses Verfahren die Motivation des Schülers gefördert, weil viele kleinere Stücke mehr Erfolgserlebnisse ermöglichen als ein großer Brocken, der schnell das Gefühl von Überforderung auslösen kann.
Meine Lehrerin ist auch eine Verfechterin dieser Herangehensweise, sogar mit meiner geringen Sachkunde kann ich erkennen, dass sie meine Unterrichtsmaterialien so auswählt, dass diese aufeinander aufbauen, sich ergänzen und auch ineinandergreifen. Ich kann das dann in einer, höchstens zwei Wochen gut bewältigen, dann geht es weiter.
Nach Ansicht meiner Lehrerin werde ich, gleichbleibendes Lerntempo und Übeeinsatz vorausgesetzt, etwa nach 4- 5 Jahren Klavierunterricht das erforderliche technische und musikalische Niveau haben, um sinnvoll an Werken wie den Kinderszenen oder auch der Sonata facile arbeiten zu können.

Passt für mich, ich habe Zeit. :003:
 
So ich habe mich mal geschwind ans Klavier gesetzt. Den Chopin a-Moll walzer habe ich einen kleinen Ausschnitt aufgenommen. Ich habe so Nervositätsprobleme beim aufnehmen dass dieser kleine Ausschnitt das beste war, was ich heute hingekriegt habe. Ich müsste mich wieder intensiver mit dem Stück befassen. Ich hoffe damit kann jemand halbwegs was anfangen (dieses Stück hatte ich vor über einem Jahr angefangen deswegen ist es etwas eingerostet war aber doch die beste Wahl denke ich) entschuldigt die verspieler :)
Das klingt für mich so, als wenn du im Grunde einen musikalischen Zugang zum Klavierspielen hast, du aber noch nicht mit dem Klavier "eins geworden bist". Das braucht Zeit und kommt mit der Zeit.
 
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dass wenn ich das Stück halbwegs spielen kann kommt ein neues und dann vergesse ich das alte Stück für Stück wieder u
Das geht nahezu allen Amateuren so.

Wir sind keine Profis. Und das wird man immer hören - selbst bei einfachen Stücken. Dessen muss man sich bewusst sein. Auch Weihnachtsliedchen klingen halt nach Amateur-Weihnachtsliedchen, wenn ein Amateur Weihnachtsliedchen spielt.

Macht ja nix.

CW
 
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Das klingt für mich so, als wenn du im Grunde einen musikalischen Zugang zum Klavierspielen hast
Ich finde dass das sogar sehr musikalisch klingt! Für 3 Jahre spielen! Als Erwachsener! Technisch halt noch zu „beschäftigt“ und manche Stellen überfordert, aber da hört jemand schön zu was er macht und grad in der Mitte atmet es schon sehr schön. Mir hat da einiges echt gut gefallen 😇
 
Den Chopin a-Moll walzer habe ich einen kleinen Ausschnitt aufgenommen. […] entschuldigt die verspieler
Die „Verspieler“ finde ich überhaupt nicht problematisch. Auch die Klanbalance zwischen Walzerbegleitung und Melodie ist schon recht gut gelöst. Was mich persönlich (!) allerdings stört, ist die metrische Unsauberkeit. Als Zuhörer bekomme ich bei den Temposchwankungen regelrecht ein Schleudertrauma. Darauf einen Walzer tanzen ist schlechterdings nicht möglich. Meine Vermutung für die Ursachen: Die LH weiß nicht 100%ig, welche Töne und Akkorde sie zu greifen hat. Versuche mal, die LH auswendig zu lernen (und wenn es nur vier Takte sind), und achte darauf, daß der Dreierpuls deutlich wahrnehmbar ist. (Sicherlich kann man den Taktschwerpunkt etwas dehnen, aber damit dies nicht in unkontrollierte Willkür ausartet, sollte man zunächst sehr präzise arbeiten.)

Ich würde mich auch mit der RH intensiver einzeln beschäftigen. Die Dynamik der Melodiebögen stimmt im Großen und Ganzen, aber Deine Finger purzeln und stolpern doch ziemlich, als ob sie auch nicht recht wissen, wohin sie zu greifen haben. Wahrscheinlich hilft es schon mal, das Tempo radikal (!) zu reduzieren, so langsam,daß Du präzise formulieren kannst, welchen Ton und welchen Finger Du als nächstes spielen möchtest.

Zu guter Letzt: Du mußt LH und RH präzise synchronisieren. Nicht erst die LH bewegen, wenn sie eigentlich schon die Tasten anschlagen müßte. D.h. die Sprünge der LH müssen während des 2., 4. und 6. Achtels erfolgen.

So jedenfalls würde ich jetzt vorgehen. Hexenwerk ist das nicht. Es braucht nur (!) Geduld und buddhistische Gelassenheit.
 
Die „Verspieler“ finde ich überhaupt nicht problematisch. Auch die Klanbalance zwischen Walzerbegleitung und Melodie ist schon recht gut gelöst. Was mich persönlich (!) allerdings stört, ist die metrische Unsauberkeit. Als Zuhörer bekomme ich bei den Temposchwankungen regelrecht ein Schleudertrauma. Darauf einen Walzer tanzen ist schlechterdings nicht möglich. Meine Vermutung für die Ursachen: Die LH weiß nicht 100%ig, welche Töne und Akkorde sie zu greifen hat. Versuche mal, die LH auswendig zu lernen (und wenn es nur vier Takte sind), und achte darauf, daß der Dreierpuls deutlich wahrnehmbar ist. (Sicherlich kann man den Taktschwerpunkt etwas dehnen, aber damit dies nicht in unkontrollierte Willkür ausartet, sollte man zunächst sehr präzise arbeiten.)

Ich würde mich auch mit der RH intensiver einzeln beschäftigen. Die Dynamik der Melodiebögen stimmt im Großen und Ganzen, aber Deine Finger purzeln und stolpern doch ziemlich, als ob sie auch nicht recht wissen, wohin sie zu greifen haben. Wahrscheinlich hilft es schon mal, das Tempo radikal (!) zu reduzieren, so langsam,daß Du präzise formulieren kannst, welchen Ton und welchen Finger Du als nächstes spielen möchtest.

Zu guter Letzt: Du mußt LH und RH präzise synchronisieren. Nicht erst die LH bewegen, wenn sie eigentlich schon die Tasten anschlagen müßte. D.h. die Sprünge der LH müssen während des 2., 4. und 6. Achtels erfolgen.

So jedenfalls würde ich jetzt vorgehen. Hexenwerk ist das nicht. Es braucht nur (!) Geduld und buddhistische Gelassenheit.
Vielen Dank für das hilfreiche Feedback. An das Stück werde ich mich sobald Zeit ist nochmal ransetzen :)
 
Hallo zusammen,

ich spiele nun seit gut 3 Jahren Klavier. Ich hätte einfach gerne mal eine brutal ehrliche Einschätzung - weil ich das von meinem Lehrer einfach nicht so recht glauben kann. Nach 3 Jahren habe ich mir unter anderem folgende Stücke angeeignet

- Robert Schumann "Kinderszenen" op.15 no.7
- Yirumas "River Flows in You" (vielfach verhöhnt hier, ich weiß ;D)
- Chopin Walzer op. 19 no 1 in A-Moll
- Chopin Mazurka in F-Dur op.68 no. 3

Das sind so die schwerpunktmäßigen Stücke seit meines Laufbahnbeginns (Ich spiele SEHR viel und sehr gerne nach Gehör und improvisiere, das kommt dazu). Und jetzt
aktuell nehme ich mir Mozarts berühmte Sonate in C vor (K545) und habe damit recht große Schwierigkeiten. Deswegen fühl ich mich gerade etwas schlecht und denke dass ich viel Zeit in
den 3 Jahren verschwendet habe. Würde da gerne mal andere Sichtweisen sehen. Ich würde euch bitten, freundlich und konstruktiv zu bleiben.

Vielen Dank im Voraus

Liebe Grüße, Dennis
Hallo,
Spielst du im Unterricht denn auch Tonleitern? Ich weiß nämlich, dass ich selbst Probleme mit dem Stück hatte, da ich noch nicht so viele Tonleiter gespielt hatte, aber das kommt alles noch mit der Regelmäßigkeit und der Fingerfertigkeit bei schnelleren Stücken oder halt welche mit vielen Tonleitern.
Lg
 
Hallo,
Spielst du im Unterricht denn auch Tonleitern? Ich weiß nämlich, dass ich selbst Probleme mit dem Stück hatte, da ich noch nicht so viele Tonleiter gespielt hatte, aber das kommt alles noch mit der Regelmäßigkeit und der Fingerfertigkeit bei schnelleren Stücken oder halt welche mit vielen Tonleitern.
Lg
Ich hatte 2 Lehrer schon in der Vergangenheit, bei der ersten Lehrerin habe ich viel Tonleitern geübt, dieser Aspekt des Stückes stellt für mich technisch nicht das größte Problem dar:super:
 
Die „Verspieler“ finde ich überhaupt nicht problematisch. Auch die Klanbalance zwischen Walzerbegleitung und Melodie ist schon recht gut gelöst. Was mich persönlich (!) allerdings stört, ist die metrische Unsauberkeit. Als Zuhörer bekomme ich bei den Temposchwankungen regelrecht ein Schleudertrauma. Darauf einen Walzer tanzen ist schlechterdings nicht möglich. Meine Vermutung für die Ursachen: Die LH weiß nicht 100%ig, welche Töne und Akkorde sie zu greifen hat. Versuche mal, die LH auswendig zu lernen (und wenn es nur vier Takte sind), und achte darauf, daß der Dreierpuls deutlich wahrnehmbar ist. (Sicherlich kann man den Taktschwerpunkt etwas dehnen, aber damit dies nicht in unkontrollierte Willkür ausartet, sollte man zunächst sehr präzise arbeiten.)

Ich würde mich auch mit der RH intensiver einzeln beschäftigen. Die Dynamik der Melodiebögen stimmt im Großen und Ganzen, aber Deine Finger purzeln und stolpern doch ziemlich, als ob sie auch nicht recht wissen, wohin sie zu greifen haben. Wahrscheinlich hilft es schon mal, das Tempo radikal (!) zu reduzieren, so langsam,daß Du präzise formulieren kannst, welchen Ton und welchen Finger Du als nächstes spielen möchtest.

Zu guter Letzt: Du mußt LH und RH präzise synchronisieren. Nicht erst die LH bewegen, wenn sie eigentlich schon die Tasten anschlagen müßte. D.h. die Sprünge der LH müssen während des 2., 4. und 6. Achtels erfolgen.

So jedenfalls würde ich jetzt vorgehen. Hexenwerk ist das nicht. Es braucht nur (!) Geduld und buddhistische Gelassenheit.
Im Endeffekt muss man das mit einem Metronom üben und da anfangen, wo es für einen kein Problem darstellt die Töne in der Zeit bis zum nächsten Schlag zu finden, egal wie langsam es ist. Ich würde auch genau das Gegenteil vorschlagen, nämlich direkt beide Hände zusammen zu spielen, weil dann dein Gedächtnis direkt aufeinander folgende Melodien zuordnen kann, was dazu führt, dass das Auswendig lernen besser funktioniert. Aber damit solltest du erst anfangen, wenn du den Notentext, oder einzelne Noten unmittelbar auf die Klaviatur übertragen kannst und nicht überlegen musst. Dann bietet sich das Üben einzelner Hände durchaus an! 👍
 

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