Fingersätze in gedruckten Noten

Für nicht wenige stellt sich immer noch die Frage, warum ihnen in so manchen Schulwerken und sonstigen "instruktiven" Ausgaben Daumen auf Obertasten ausgetrieben werden sollen. Es gibt auch noch nicht wenige KL die diese Absurditäten unterstützen.
Welcher Klavierlehrer lässt denn beispielsweise die ersten Takte des Cis-Dur-Praeludiums (WTK 1) ohne Daumen spielen?
 
zu sehr mit heißer Luft??

Ich rede von dem Heer der Musikschulschüler!

Mir geht es um die vielen Laienspieler, die sich über Chopinetüden wohl eher seltenst Gedanken machen müssen.

Ich erspare jetzt Schulwerke zu fotographieren , die genau die Daumen nicht auf schwarzen Tasten sehen wollen, ja allein hier im Umkreis sind mir 8 KL bekannt (reiner Zufall) die eindringlich vor allgemeinem Daumengebrauch auf Obertasten warnen und den Leuten die Fingersätze so UMschreiben, obwohl es wahrlich keinen hinreichenden Grund gibt.

Und jetzt bleibe bitte entspannt!
 
in so manchen Schulwerken und sonstigen "instruktiven" Ausgaben Daumen auf Obertasten ausgetrieben werden sollen. Es gibt auch noch nicht wenige KL die diese Absurditäten unterstützen.

Das gilt doch streng nur für Tonleitern (Ausnahme es-Moll harmonisch links)!
Ansonsten gibt es arme Menschen mit dicken Fingern, die leider sogar am Beginn von op. 10,4 von Chopin FS nehmen müssen, die den Daumen auf schwarzen weitestgehend vermeiden.
Ich glaube das bei S. Richter zu sehen:

View: https://youtu.be/GQ-NAgDpRVs
 
Um hier mal wieder das Ausgangsthema zu Wort kommen zu lassen. Das Weglassen mehr oder weniger brauchbarer Herausgeber FS würde ja auch die Erkennbarkeit und Wichtigkeit der Original FS der Komponisten stärken.
Das Nocturne Es-Dur op. 9,2 ist ja weder superschwer noch obskur, aber welcher Schüler probiert die wunderbaren Originalfingersätze von Chopin.
 
Schwieriges Thema: Die Beethoven Sonaten Ausgabe vom Claudio Arrau ist einerseits eine Interpretationsausgaben (FS und Hinweise) aber verirrt sich zugleich als Urtext. Wie immer in solchen Fällen gibt es so ziemlich jede Variante!

Da hat mein "Korrekturprogramm" kräftig am Sinn des Beitrages gearbeitet"
von Arrau
Interpretationsausgabe (Singular)
Und statt
VERIRRT muss es VERORTET heißen.
 
Das Weglassen mehr oder weniger brauchbarer Herausgeber FS würde ja auch die Erkennbarkeit und Wichtigkeit der Original FS der Komponisten stärken.
vorausgesetzt dass der Komponist a) wirklich brillant spielen konnte und vom Klavierspiel was verstand (z.B. Tschaikowski oder Schubert konnten ersteres nicht) und b) Interesse am mitteilen von Fingersätzen hatte (das hatten u.a. Beethoven, Chopin, Liszt (wenn auch bei weitem nicht in allen ihren Werken))

was Herausgeber betrifft, so ist es gemeinhin kein Problem, die Spreu vom Weizen zu trennen: wo die Fingersätze von Bülow, Klindworth, Bizet, Moszkowski, Busoni, d´Albert oder in neueren Ausgaben Bolet, Arrau usw drin sind, da sind diese mehr als nur einen Blick wert!!!
 
Das Nocturne Es-Dur op. 9,2 ist ja weder superschwer noch obskur, aber welcher Schüler probiert die wunderbaren Originalfingersätze von Chopin.

Hab mal kurz gegoogelt. Man beachte die unterschiedlichen Fingersätze:
http://www.free-scores.com/download-sheet-music.php?pdf=1508
https://www.oktav.com/i/t/0844acaf_t-001-nocturne-in-es-dur-op9-nr2-1200w.jpg

Ein Professor für Urheberrecht sagte mal, der eigentliche Zweck solcher Bearbeitung sei, aus einem alten Werk ein neues zu machen, das urheberrechtlich geschützt ist.
 

Mit Gemeinfreiheit das nichts zu tun, sondern mit Schöpfungshöhe.
 
Mit Gemeinfreiheit das nichts zu tun, sondern mit Schöpfungshöhe.
Unsinn. Ein gemeinfreies Werk bleibt gemeinfrei, auch, wenn da jemand Fingersätze hineinschreibt. Ein begrenzter urheberrechtlicher Schutz (25 Jahre) ist nur dann möglich, wenn es sich um eine wissenschaftliche Neuedition handelt, die sich erheblich von den bisherigen Lesarten unterscheidet. Das ist bei bekannten klassischen Werken praktisch nie der Fall.
 
Hier kommen nun meine ersten Erfahrungen mit einem Notensatz (Könemann Music Budapest). Diese Ausgabe des Albums für die Jugend hat nahezu keine Fingersätze. Ich empfinde das als Hilfe und Erleichterung. Warum:
  1. Dadurch das ich mir die Fingersätze selber "suchen" muss, setze ich mich mit dem Stück besser auseinander.
  2. Mein Spielfluss wird nicht durch plötzlich auftauchende, für mich unlogische Fingersätze gestört (oft habe ich in anderen Notenheften die Fingersätze leicht verändert, da dann das Stück für mich leichter zu spielen war).
  3. Wenn ich die Fingersätze selber entwickel, muss ich sie nicht auswendig lernen. Ich weiß sie bei problematischen Stellen nach ein bis zweimal Spielen einfach. (Damit habe ich beim vorgegebenen Fingersätzen oft Probleme.)
  4. Fingersätze sind meiner Meinung nur dann hilfreich, wenn es nur diesen einen Fingersatz gibt, da mann sonst einfach im Stück nicht weiter kommt.
Die Überflutung mir Fingersätzen in vielen Anfängerheften finde ich nervtötend und anstrengend. Gerade wenn es mehr als eine physiologische Lösung gibt. Zu wirklich schweren Stücken kann ich z.Zt. noch nichts sagen. Dazu fehlt mir das Können.
 
@samea
da ist definitiv etwas Wahres dran, dass man sich besser mit dem Stück auseinandersetzt, wenn man sich die FS selbst erarbeitet.
Andererseits ist es m.M.n. auch so, dass man gerade als unerfahrener Spieler nicht immer die sinnvollsten FS findet.
Da sind die (guten) FS renommierter/erfahrener Spieler eine große Hilfe, weil da auch mal Sachen zu finden sind, auf die man als Amateur vermutlich nie von alleine gekommen wäre, weil sie einem seltsam vorkommen, bei denen aber die eine oder andere Stelle plötzlich ganz anders „lüppt", wenn man sich darauf einlässt.
 
Da sind die (guten) FS renommierter/erfahrener Spieler eine große Hilfe, weil da auch mal Sachen zu finden sind, auf die man als Amateur vermutlich nie von alleine gekommen wäre,

Bingo, aber es gibt auch FS von sehr guten Pianisten, die für Amateure nicht zwingend taugen müssen. Mir fallen da auf Anhieb A (Arrau bei den Beethoven Sonaten) und B (Busoni, besonders bei Bach) ein, aber auch C (Chopin) und L (Liszt) taugen nicht uneingeschränkt für die Hände von Amateuren
 
Gerade im Klavierunterricht ist es gut, die Schüler an guten Fingersätzen beispielhaft lernen zu lassen, bis sie es nach und nach unter Kontrolle des Lehrers selbst erarbeiten müssen. Generell sollte man vorgegebene Fingersätze als Vorschläge betrachten, da die Anatomien doch sehr unterschiedlich sind.
 

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