... Die Beethoven Sonaten Ausgabe vom Claudio Arrau ist einerseits eine Interpretationsausgaben (FS und Hinweise) aber verirrt sich zugleich als Urtext.
Ich würde die Diskussion über Sinn und Unsinn von Fingersätzen nicht unbedingt an Klavierliteratur festmachen, die die meisten Klavierschüler sowieso nicht spielen können.
Wozu Fingersätze außerhalb von Schulwerken und selbst da!? Lehrer und Schüler haben den passenden physisch und psychisch/fähigkeitsangemessendsten FS zu suchen und finden.
Der Fortgeschrittene wird hoffentlich wissen, wie er seine Fingerchen zu setzen hat ( Thema: Prima Vista usw., mit der Zeit weis man intuitiv immer besser, was läuft)
Das WTK ist sicher keine exotische Virtuosen-Literatur, sogar blutige Anfänger spielen ja mit Begeisterung wenigtens das erste Präludium.
Ich besitze folgende Ausgaben des WTK:
- alte Peters-Ausgabe (Kroll Urtext)
- Edition Breitkopf (Busoni-Ausgabe)
- Edition Breitkopf (Mugellini-Ausgabe)
- neuere Henle-Ausgabe (Urtext) mit Fingersätzen von Andras Schiff
Die alte Henle-Ausgabe mit den unseligen Fingersätzen des Prof. Theopold selig besitze ich nicht.
Meine unmaßgebliche Meinung mit der Erfahrung von genau 2 Jahren Unterricht nach 47 Jahren Pause:
Gute Fingersätze sind in erster Linie Ausdruck der Interpretations-Vorstellungen der Verfasser und erst danach Vorschläge zur manuellen Bewältigung
der Stücke.
Die Unterschiede zwischen Busoni, Mugellini und Schiff sind im Wortsinne handgreiflich und vor allem hörbar. Vielleicht sollte man hier garnicht von besser oder schlechter sprechen.
PS: Mein aktuelles Stück (5. Englische Suite BWV 810) spiele ich aus einer Henle-Ausgabe mit Fingersätzen des Prof. Theopold. In langsamem Tempo funktioniert alles klaglos
, aber im Zieltempo würde
ich mir an vielen Stellen die Finger brechen.
(Nichts kann so schlecht sein, dass es nicht wenigstens als (abschreckendes) Beispiel dienen könnte.)