Dass es nicht immer sinnvoll ist, nebeneinander liegende Finger zu nehmen, ist ja auch allgemein bekannt.
...da wäre ich mir an deiner Stelle
@Jsp nun wirklich nicht so sicher, als dass ich diesen apodiktischen Satz als Allgemeingut hinstellen würde...
Nehmen wir doch einfach mal ein paar nebeneinander liegende Töne, z.B. ein Tonleiter wie H-Dur aufwärts: man pflegt diese beim h beginnend mit 1-2-3-1-2-3-4-5(oder 1) zu spielen, wenn man dafür die rechte Hand verwendet (die linke Hand könnte 4(oder 1)-3-2-1-4-3-2-1 nehmen) . Selbst dir könnte hieran zweierlei einleuchten:
a) die Fingerfolgen 123 und 12345 nehmen teuflischerweise "nebeneinander liegende Finger", ganz satanisch entgegen deiner oben zitierten Weisheit...
b) andere Lösungen scheinen hier nicht sonderlich ergonomisch zu sein (würde irgendwer diese Tonleiter rechts mit 1-3-5 beginnen und dann weinend stoppen, weil es mit Fingern, die nicht nebeneinander liegen, irgendwie nicht so recht weiter gehen will?...)
...und selbst bei Tönen bzw. Tasten, die nicht unmittelbar benachbart sind, werden sehr wohl die nebeneinander liegenden Finger eingesetzt, sowohl nacheinander als auch gleichzeitig: man nennt das Akkorde und Akkordbrechungen
- nur ein einziges banales Exempel: ein vollgriffiger Septimakkord c-e-g-b-c wird mit einer Hand offensichtlich mit was für Fingern angeschlagen?
Wenn wir einen Blick in (gute!) Anfängerliteratur werfen, finden wir dort relativ früh (nicht ganz am Anfang, aber ziemlich früh) die Anforderung, alle fünf Finger zu verwenden, und das in allerlei Kombinationen:
Bartok Mikrokosmos (auch in der gekürzten revidierten Fassung) *)
Bartok 10 leichte Klavierstücke (hier speziell die "fünf (sic!) Finger Übung") *)
Kabalewski "Geisterhaus" (oder so ähnlich) *)
=> sinnvollerweise wird die Beweglichkeit der Außenfinger möglichst früh angelegt/"antrainiert" - und wer dabei aufpasst und begreift und umsetzt, wie das mittels Armführung zu geschehen hat, der wird dann nach und nach bei auch immer rascher werdenden Tongruppen mit Bewegungsmustern wie 4321 / 5432 / 5321 / 534231 / 354213 usw usf (ja und auch rückwärts) keine unüberwindlichen Schwierigkeiten haben => vorausgesetzt, dass zielführend (s.o.) geübt und begriffen und gemacht wird!
Kurzum: weder bei Anfängern noch bei Fortgeschrittenen muss das hier eintreten:
345, was gerade bei Laien bei zu starrem Spiel aus den Fingern zu Anspannung oder Verkrampfung führt.
wo das der Fall ist, da hat man lange Zeit was falsch gemacht und es sich entsprechend angewöhnt (und das zu korrigieren ist für keinen der daran Beteiligten eine Freude!) - aus genau diesem Grund hab ich mitgeteilt:
...was verkrampfte Ungeschicklichkeit bei den Aussenfingern betrifft, so wird man dieses Problem wohl kaum durch Fingersätze beseitigen...
Tja, und sowohl für Anfänger, als auch für diejenigen, die die Außenfinger nicht geschmeidig verwenden können (oder das nie gelernt haben) ist das Notenbeispiel mit den diatonischen 16tel-Gruppen bei Viertel = ca. 110 keine günstige Wahl, weil da
1. keine motorisch sinnvolle Fingerfolge ohne Außenfinger machbar ist und
2. in gerade diesem Beispiel keine motorisch sinnvolle Übungsanleitung für die Außenfinger wie in den oben genannten "Anfängerstücken" vorliegt.
- allerdings ist es auch keine günstige Wahl, um kuriose Gegenüberstellungen zwischen Fingersätzen für Amateure versus Fingersätze für Profis daran zu exerzieren.
Der Grund für letzteres ist doch deutlich genug ausgedrückt worden: wer auf professionellem Niveau Klavier spielt, der denkt da nicht nach, sondern spielt das mit 110 vom Blatt (egal ob mit 1234 oder 2345) und denkt nicht über den Fingersatz nach (weil da solche Bewegungs-/Fingerfolgen längst internalisiert sind: unter anderem durch Bach-Fugen, schnelle Beethovensätze, Chopinetüden und schlimmeres)
übrigens
@Jsp glaube ich nicht, dass ich mich für mein Repertoire schämen muss - Chopins op.10 Nr.2 gehört dazu (und ich halte sie nicht für die schwierigste**) der Chopinetüden, aber sie ist eine von denen, die man immer wieder üben muss, wenn man sie eine Weile nicht angefasst hat; nebenbei: für diese Etüde gibt es viele gute Fingersatzalternativen in Details, allerdings ist mir da noch nie eigens ein "Fingersatz für Amateure" begegnet)
Mir fällt bzgl. Amateur- vs. Profifingersätzen nur eine kuriose Angelegenheit ein: die chromatische Skala wird Anfängern/Amateuren meist mit der Fingerfolge***) 123 bei h-c-cis und e-f-fis und ansonsten 1313 beim direkten Wechsel von Unter- & Obertasten nahegelegt.
Also von h aus: 123 13 123 1313
...meistens bleibt es dann dabei, wenn es mal so gelernt wurde und wird dann in leichteren Vorspielstücken (Elise, d-Moll Fantasie) so angewendet. Tatsächlich gibt es, insbesondere wenn es sehr schnell werden soll, noch einige andere Fingerfolgen für die chromatische Skala.
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*) wen das interessiert, was da - recht bald - mit 3-4-5 / 5-4-3 / 3-5-4 / 5-3-4 etc gemacht wird, der kann das in den Noten nachschauen
**) nach wie vor halte ich die z.B. Sextenetüde für schwieriger - was nicht notwendig heißt, dass ich die a-Moll Etüde für "leicht" halte.
***) der Einfachheit halber aufwärts rechte Hand