Die Möglichkeiten, auf einem Klavier oder Flügel den Klang zu "gestalten" sind allerdings eher beschränkt.
Wenn das tatsächlich so wäre, müsste mit bissel üben machbar sein, ein einfaches Stück ebenso klangschön wie Rubinstein zu spielen - fatalerweise kommt das aber nur sehr selten vor. Offenbar gibt es mehr als genug Klanggestaltungsmöglichkeiten auf einem guten Flügel, denn seine Mechanik ist ein sehr sensibel reagierendes mechanisches Präzisions"gerät".
Die "Beschränkung" im Vergleich zu einigen anderen Instrumenten (Streicher, Bläser, Gesang) besteht eigentlich nur darin, dass man einerseits einen Ton nicht anschwellen (crescendo) lassen kann, sowie andererseits darin, dass man das diminuieren eines Tons nicht oder nur kaum wie die genannten selber gestalten kann; ebensowenig kann man einen Ton mehrere Minuten lang gleichlaut klingen lassen (was aber eigentlich kein Nachteil ist, denn derartige Haltenoten kommen z.B. in Orchesterwerken nur in Nebenstimmen vor) -- diese Art der "Beschränkung" wird allerdings durch die Möglichkeit polyphonen Spielens (eine fünfstimmige Fuge für Sologeige...) und durch den Einsatz der drei Pedale aufgewogen.
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"sich den Anschlag am Pianino versauen"
Das gibt es durchaus. Und das hat Gründe in den Unterschieden der Klavier- und Flügelmechanik. Allerdings wirken sich diese Unterschiede erst bei recht schwieriger Literatur aus (rasante Repetitionen, ppp-Tremoli etc). Die Klaviermechanik repetiert nicht so schnell. Am Klavier muss man mehr Kraft aufwenden, wenn man differenziert und sehr schnell Tonrepetitionen hinkriegen will. Übt man derartige Sachen überwiegend auf Klavieren, dann wird man feststellen, dass man derartige Schwierigkeiten auf einem guten Flügel nicht leise genug hinkriegt.
Zu schweigen davon, dass kein Klavier die dynamische Breite eines großen Flügels parat hat. Die geringere dynamische Bandbreite und zugleich die etwas weniger sensible und etwas weniger schnelle (zuverlässige) Mechanik wirken sich leider darin ungünstig aus, dass man Zusammenklänge eben nicht so fein wie am Flügel differenzieren kann.
Mag sein, dass diese Unterschiede für 90% (oder mehr) sämtlicher Klavierspieler irrelevant sind, für die verbleibenden 10% (oder weniger) sind sie allerdings relevant.
(das heißt jetzt nicht, dass alle Flügel super wären (es gibt auch unter den fabrikneuen üble Gurken), aber prinzipiell ist ihre Mechanik der Klaviermechanik überlegen; dito die Dynamik)
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Geläufigkeit/Fingerfertigkeit trainieren
...ein weites Feld... Sofern man nicht gerade durch jahrzehntelanges holzhacken, sägen, presslufthämmern die Hände/Finger abgestumpft hat, ist grundsätzlich genügend Beweglichkeit der Finger vorhanden. Jeder kann die Fingerfolge 5-4-3-2-1 endlos und blitzschnell auf der Tischplatte trommeln (viele machen sowas automatisch, wenn sie genervt sind oder ungeduldig).
Das schöne daran ist, dass sich von allein 5. und 4. und 3. Finger blitzschnell bewegen können - das trübsinnige dabei ist, dass die meisten trotz dieser vorhandenen Befähigung versagen, wenn sie mit 4-5 oder 3-4 oder 3-5 trillern sollen. (((über dieses Dilemma nachzudenken lohnt sich)))
(((hat man darüber nachgedacht)))
könnte man entdecken, dass z.B. die Skalenübungen von Busoni die natürliche (schon vorhandene) Beweglichkeit der Finger grundlegend einsetzt und dann erweitert; ausgehend hiervon sind dann manche der Brahms-Übungen und manche der Cortot-Übungen hilfreich. Setzt man das dann um, indem man überschaubare etüdige Sachen spielt, wird das kein Schaden sein.
Die grundsätzliche Frage ist halt, ob man Geduld und Interesse genug hat, um sich lange Zeit mit den eigenen Bewegungsmöglichkeiten zu beschäftigen und diese Beschäftigung unter die Oberhoheit des Gehörs stellt (und dabei streng mit sich selber ist). Denn die erwähnten Übungen sind durchaus klangschön, wenn man sie entsprechend musikalisch spielt.
(nützlich, wenn auch klanglich eher befremdlich, ist es, wenn man z.B. eine Brahmsübung rechts wie gedruckt, links aber spiegelsymetrisch spielt -- und allerhand in allen Tonarten, um sich an das unterschiedliche Tastengelände zu gewöhnen)