Hmm... interessanter Thread. Aber läuft es nicht letztlich vor allem einfach darauf hinaus, dass man ein Stück niemals von der mit Epoche und Stilrichtung verknüpften Aufführungspraxis isolieren kann? Sprich, es ist müßig, sich drüber zu streiten, ob 150 Jahre alte Noten "falsch" sind... solange man nur leidlich sicher sein kann, was der Komponist damals meinte. (Man korrigiert üblicherweise ja auch nicht Goethes Grammatik und Rechtschreibung.)
Man muss nicht unbedingt jeden Gedanken des Komponisten nachvollziehen oder das Stück quasi neu komponieren. Aber es gibt eigentlich immer Details, die im Stück nicht ausdrücklich niedergelegt sind, weil sie für den Komponisten selbstverständlich waren. Wenn ich ein Jazz- oder Blues-Stück spiele, muss mir auch niemand ausdrücklich sagen, dass die Achtel üblicherweise verswingt sind, es gehört einfach zum Genre. (Und als ich letztens eine Aufnahme einer Peterson-Übung von jemandem gehört habe, der das z.B. ignorierte, klang das Ergebnis schon recht seltsam.)