Ich finde das Thema recht interessant und würde mich freuen, wenn man eine Diskussion wieder aufnehmen könnte und zwar aus folgendem Grund:
Die einzelnen Herausgeber notieren das Stück anders, es scheint also keine Einigkeit zu herrschen. Dabei finde ich weniger den Vergleich der Takte 3 und 8, als den Vergleich der Takte 8 und 9 interessant. In der Kullak-Ausgabe sind diese Takte so notiert:
In Takt 8 und 9 ist jeweils das letzte Achtel des Taktes markiert. Von der Notenwertverteilung sind beide Takte in der Melodie (Begleitung sowieso) identisch. In Takt 9 ist der letzte Ton der Melodie identisch mit dem letzten Ton der Begleitung, in Takt 8 nicht. Wie man sieht, macht die Kullak-Ausgabe da keinen Unterschied und notiert die Melodie durchgängig im zweiten und vierten Achtel quasi-triolisch, so wie es Rolf und LMG erklärt haben. Diese Notation bleibt über das ganze Stück einheitlich, es gibt hier also keinen Grund zur Diskussion.
Verwirrender sind aber die anderen Ausgaben und daher kommt wohl auch zum Teil die Verwirrung des Faden-Erstellers, die ich durchaus nachvollziehen kann.
Diese Takte (wieder 8 und 9) sind dort nämlich so notiert:
Hier wird das zweite oder vierte Achtel in der Melodie konsequent über das gesamte Stück immer nur dann quasi-triolisch notiert, wenn ein Melodieton mit dem letzten Ton einer Begleit-Triole zusammentrifft. Wo liegt nun der Unterschied zwischen Takt 8 und 9? Wird das letzte Achtel der Takte rhythmisch unterschiedlich gespielt, also Takt 8 wie notiert im Polyrhythmus 2 (Melodie) gegen 3 (Begleitung) während das letzte Achtel im Takt 9 in der Melodie wie beschrieben triolisch gespielt wird? Dies würde ja bedeuten, dass Mendelssohn die Melodie immer genau dann anders rhythmisch gedacht hat, wenn Melodie- und Begleitton identisch sind, die Melodie in Takt 8 müsste also rhythmisch anders gespielt werden, als in Takt 9.
Könnte diese Darstellung nicht auch bedeuten, dass es im Falle der Überschneidung von Melodie- und Begleitton einfach keinen Sinn macht, den Ton unmittelbar noch einmal anzuschlagen, da dies klanglich kaum weitere Informationen liefert und daher auf das erneute Anschlagen, was eine vermeintlich „korrekte“ polyrhythmische Notation zur Folge hätte, verzichtet wird? Somit würde man in Takt 9 also das letzte Achtel der Melodie rhythmisch nicht anders spielen, als das dritte Achtel.
Viele Grüße!