Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Es dürfte sich um Paul Hindemiths Bruder Rudolf handeln [...]

Jetzt kannst Du Dich nicht mehr rausmogeln, ein neues Rätsel zu erstellen!

Ich habe in einem Konzert mal ein paar von Rudolf Hindemiths Klaviersonaten gehört - und was soll man sagen? Sie standen auch musiksprachlich dem Bruder nahe, (kirchen-)tonal und mild-dissonant.

Unter den Pseudonymen Paul (!) Quest und Hans Lofer versuchte er, sich als eigenständiger Komponist zu etablieren, der nicht von der Prominenz des brüderlichen Namens zehrte und sofort Vergleiche provozierte. Paul Quest war sein als offizieller Name anerkanntes Pseudonym, wohingegen Hans Lofer auf dem Grabstein steht. Als Lofer versuchte er nach dem Krieg mit der Oper "Des Kaisers neue Kleider" den kompositorischen Durchbruch, der ihm mißlang. Vielleicht sollte eine novitätsfreudige Bühne sich mal dieses Werkes annehmen?

R.H.'s Ehefrau war die unter Klavierpädagogen nicht unbekannte Maria Landes-Hindemith.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt kannst Du Dich nicht mehr rausmogeln, ein neues Rätsel zu erstellen!
Also drücke ich mich nicht vor der Aufgabe, sondern biete folgendes zum Nachdenken an:

Es gibt einige Klavierwerke, deren thematisches Material aus einer Folge von Tonbuchstaben besteht, die in der gewählten Kombination sprachlich einen Sinn ergeben. Unvergessen ist die Art und Weise, in der etwa ein Max Reger sein Gegenüber musikalisch als S-C-H-A-F oder A-F-F-E bezeichnet, so geschehen in der Violinsonate op. 72.

Der Komponist des gesuchten Werkes nimmt mit der Wahl seiner Tonbuchstaben allerdings keine andere Person, sondern sich selbst musikalisch ins Blickfeld. Es handelt sich um ein mehrsätziges Frühwerk, in dem das musikalische Material in allen Sätzen anzutreffen ist.

In diesen Faden hätte das gesuchte Werk bestens reingepasst:
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/vertonbare-worte.6989/#post-120881
Weil es dort nicht vorkommt, lasse ich es eben jetzt erraten. Welches Stück ist gemeint?

LG von Rheinkultur
 
Das könnte "Rebus", op. 2a von Niels Wilhelm Gade sein. Die Folge G-A-D-E kommt jedenfalls in allen drei Stücken vor, mehr oder weniger versteckt.

LG, Mick
 
Das könnte "Rebus", op. 2a von Niels Wilhelm Gade sein. Die Folge G-A-D-E kommt jedenfalls in allen drei Stücken vor, mehr oder weniger versteckt.

LG, Mick
So kann es gehen. Bei diesem Vorschlag sind die vorgegebenen Kriterien alle erfüllt, obwohl ich ein anderes Stück mit mehr als drei Sätzen gemeint hatte:
http://imslp.nl/imglnks/usimg/f/fb/IMSLP55493-PMLP114719-Gade__Niels_W._Intermezzo__Op.2__No2.pdf

Außer Konkurrenz die Frage, ob Dir noch ein anderes Stück eines Nicht-Landsmannes mit dem Komponistennamen als Tonbuchstabenfolge bekannt ist. Im ursprünglich gemeinten Stück wird nicht der Nachname, sondern der Vorname musikalisiert. Seltsamerweise stimmt sogar die Opuszahl überein... .

Bin jetzt zum Chorauftritt mit anschließender Probe unterwegs. Wenn @mick die nächste Rätselfrage stellen möchte, gebe ich hiermit gerne das Startzeichen.

Bis demnächst wieder,
LG von Rheinkultur
 
Spontan fällt mir jetzt kein Werk ein, bei dem der Komponist seinen Namen so konsequent verkomponiert hat. Ich denke nochmal darüber nach. Da ich jetzt nur eine kurze Mittagspause habe, müsst ihr euch mit einem neuen Rätsel noch etwas gedulden.

LG, Mick
 
Ich suche einen dreiteiligen Klavierzyklus. Das Besondere daran ist, dass kein einziger Ton gespielt wird. Wer jetzt spontan an John Cage denkt, liegt gar nicht so weit daneben – die Stücke sind einem Pianisten gewidmet, der eine enge Verbindung zu Cage hatte.

LG, Mick
 
Ich suche einen dreiteiligen Klavierzyklus. Das Besondere daran ist, dass kein einziger Ton gespielt wird. Wer jetzt spontan an John Cage denkt, liegt gar nicht so weit daneben – die Stücke sind einem Pianisten gewidmet, der eine enge Verbindung zu Cage hatte.

LG, Mick
La Monte Young schrieb innerhalb seiner "Compositions 1960" die Stücke
"Piano Piece for David Tudor #1"
"Piano Piece for David Tudor #2" und
"Piano Piece for David Tudor #3".



4'33" von John Cage ist früher entstanden - Tacet in drei Sätzen, wenn man so will. An der Hochschule, an der ich studiert habe, hielt sich zäh der Erlebnisbericht über einen reichlich skurrilen Prüfungskandidaten, der das lautlose Stück von John Cage als Prüfungsteil eines dem 20. Jahrhundert zugehörigen Werks abliefern wollte. Die Prüfungskommission reagierte ziemlich ungehalten und beendete dieses Schauspiel nach kurzer Zeit, da der Kandidat auch aus den anderen Epochen der Klaviermusikgeschichte angeblich nichts Überzeugendes vorzuweisen hatte... .

LG von Rheinkultur
 
Stimmt! Die drei Klavierstücke von La Monte Young sind natürlich von Cage inspiriert. Sie bestehen nur aus Textanweisungen, die ich hier mal frei übersetze:

Zitat von Piano Piece for David Tudor #1:
Man bringe einen Heuballen und einen Eimer Wasser auf die Bühne, damit das Klavier essen und trinken kann. Der Interpret kann das Klavier entweder füttern oder es ganz von allein essen lassen. Im ersten Fall ist das Stück zu Ende, wenn das Klavier gefüttert wurde. Im zweiten Fall, wenn das Klavier entweder beginnt zu essen oder es sich entscheidet, das nicht zu tun.

Zitat von Piano Piece for David Tudor #2:
Öffne die Tastenklappe, ohne dass dabei ein hörbares Geräusch entsteht. Versuche es, so oft du willst. Das Stück ist vorbei, wenn du es schaffst oder wenn du entscheidest, auf weitere Versuche zu verzichten. Mach einfach, was du willst. Wenn das Stück zu Ende ist, zeige das [dem Publikum] auf übliche Art und Weise.

Ganz besonders rätselhaft ist das dritte Stück:
Zitat von Piano Piece for David Tudor #3:

Vielleicht werde ich es in meinem ersten Klavier-Recital aufführen. :lol:

Damit bist du schon wieder dran, lieber @Rheinkultur. Ich bin aber sicher, dass dir die Ideen nicht so schnell ausgehen!

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht werde ich es in meinem ersten Klavier-Recital aufführen. :lol:

Damit bist du schon wieder dran, lieber @Rheinkultur. Ich bin aber sicher, dass dir die Ideen nicht so schnell ausgehen!
Für Dein erstes Klavier-Recital hätte ich einen Vorschlag, nämlich das gesuchte Stück. Da hat sich ein im 20. Jahrhundert geborener (noch lebender) Komponist einen Werktitel eines Komponisten aus dem 19. Jahrhundert ausgeborgt, um ein Stück zu realisieren, bei dem fast so viele Spielanweisungen wie Noten auf dem Blatt stehen. Aufgrund der Besetzungsvorgabe ist ein Vortrag im stillen Kämmerlein unmöglich. Warum das so ist, steht in den Noten.

Welches Stück ist gemeint - und bei wem wurde der Werktitel geklaut?

LG von Rheinkultur
 
Ich hätte ohne weiteres eine Wette darauf angenommen, dass @mick die Lösung Sekunden später parat gehabt hätte. Vermutlich weiß er mehr, als er uns verraten will - nun denn, ein paar Hilfen zu diesem Stück, von dem es leider kein Video im Netz gibt. Der Komponist und sein Vorlagengeber sind Landsleute und haben dem Stück einen gleichlautenden fremdsprachigen Titel gegeben. Beide verstehen darunter aber etwas gänzlich anderes. Na?

LG von Rheinkultur
 

Ich denke schon, dass ich die Lösung kenne. Aber es dürfen gerne auch mal ein paar andere mitraten ...

LG, Mick
 
Ich denke schon, dass ich die Lösung kenne. Aber es dürfen gerne auch mal ein paar andere mitraten ...
Wo Du recht hast, hast Du recht.

Der Komponist und sein Vorlagengeber sind Landsleute und haben dem Stück einen gleichlautenden fremdsprachigen Titel gegeben. Beide verstehen darunter aber etwas gänzlich anderes.
Der Komponist und sein Vorlagengeber sprechen dieselbe Muttersprache wie meine Wenigkeit. Die fremde Sprache in der Titelgebung ist nicht nur in einem direkt angrenzenden Nachbarland sehr gebräuchlich.

Worum es im Titel geht? Eigentlich um nichts anderes als um eine Besetzungsvorgabe. Es dürfte bekannt sein, dass die Bezeichnung "Klavierkonzert" erwarten lässt, dass ein Klavier dabei ist und... - ja, was sonst noch?

LG von Rheinkultur
 
Will sich tatsächlich niemand erbarmen? Dann bringe ich mal meinen Lösungsvorschlag:

Das gesuchte Werk ist Dieter Schnebels "concert sans orchestre" für 1 Pianisten und Publikum. Den Titel hat er sich bei Schumann geborgt:



LG, Mick
 
Ein Sachse und ein Schwabe? Bist Du Dir sicher?
Ersteren höre ich in der Strauss-Operette "Wiener Blut" sagen: "Urst gud, dass mir Saggsn geen Dialegd hamm" - Letzterer kann alles außer Hochdeutsch. Da habe ich doch tatsächlich mal alle regionalen Besonderheiten unter den Tisch fallen lassen. Aber Moment mal - Schnebel stammt aus dem badischen Lahr und mitnichten aus Schwaben. Badenser ond Schwobä in den gleichen Topf werfen ist eine ähnliche Todsünde wie die Verwechslung von Bayern und Franken oder die von Rheinländern und Westfalen. Raig'schmäckd oder zuagroasd???

Ändert aber nichts daran, dass wir @mick zu Dank verpflichtet sind für die Präsentation der richtigen Lösung. Machst Du weiter?

LG von Rheinkultur
 
Da hier noch sehr früher Morgen ist und ich noch im Bett liege, mache ich es ganz kurz:

Gesucht wird ein Kammermusikwerk, bei dem der Komponist offenbar schon geplant (oder zumindest vorausgesehen) hat, dass der Mittelsatz eine Karriere als eigenständiges Salonstück machen wird. Er übertitelte den Satz nämlich mit

"? aus op. ?".

Was gehört an die Stelle der Fragezeichen?

LG, Mick
 
Die Violinsonate von Richard Strauss, Improvisation aus op. 18?
 
Richtig! Strauss sagte zwar später mal über seine Kammermusik, "das man sowas nach Brahms nicht mehr schreiben sollte", aber die Violinsonate ist so schlecht nicht. Sogar Daniil Trifonov hat sie gespielt:



@Dimo, du bist dran!

LG, Mick
 

Zurück
Top Bottom