Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Sehr schön @Pedall . Jetzt ist Ruhe im Karton. :004:
 
Weder Ungarn noch Italien.
Später war er stilistisch deutlich anders unterwegs.
 
Ich würde mal jenseits der Grenzen des (damaligen) Rußland suchen.
Aber wir wollen hier bitte kein Länderraten machen...
 
Ich würde mal jenseits der Grenzen des (damaligen) Rußland suchen.
Das könnte irgendwas in Ostasien sein. beispielsweise das geteilte Korea. "Arirang", das wohl berühmteste koreanische Volkslied, steht in so einem Dreiermetrum. Und der international bekannteste koreanische Komponist könnte Isang Yun sein, der als Hochschullehrer in Berlin heimisch wurde und seine internationale Karriere in der Tat erst im westlichen Ausland beginnen konnte. Aber frühe Lieder oder so etwas Vergleichbares von ihm kenne ich nicht, wobei diese drei pentatonischen Klaviertakte in diesen Kulturkreis passen könnten. Reichlich rätselhafte Angelegenheit.

Aber mal etwas anderes: Bei richtig schwierigen Rätseln schleppt sich der Faden mitunter quälend zäh und langsam dahin, in diesem Falle schon zweieinhalb Wochen. Und immer noch ist nicht einmal die Weltregion bestimmt, aus der das zu erratende Stück stammt. Das scheint auch eine der Ursachen dafür zu sein, dass der Faden immer wieder brachliegt oder einschläft. Ich könnte mich für eine zeitliche Vorgabe erwärmen, bis wann ein gestelltes Rätsel gelöst sein muss, beispielsweise ein Zeitraum von einer Woche ab erfolgter Fragestellung. Entweder gibt der Fragesteller zeitnah Ratehilfen vor oder er löst das offensichtlich doch zu schwierige Rätsel selbst auf. Nur mal so als Überlegung.

LG von Rheinkultur
 

Und so kann es gehen: Die Lösung präsentiert, ohne das gesuchte Werk zu kennen. Isang Yuns kompositorisches Schaffen begann offiziell mit den 1958 entstandenen Fünf Klavierstücken mit der Ausnahme eines Streichtrios und seines ersten Streichquartetts, andere Kompositionen wurden zurückgezogen oder die Manuskripte sind nicht mehr verfügbar. Um das ab etwa 1930 entstandene Frühwerk zu sichten, muss man sich auf die Seiten der Internationalen Isang-Yun-Gesellschaft begeben und stößt dort auf einige zwischen 1941 und 1948 komponierte Lieder für Singstimme und Klavier:



Diese Kunstlieder bearbeiten traditionelle Melodien mit satztechnischen Mitteln westlicher Prägung, insofern liegen sie auf Augenhöhe mit Ravels Bearbeitungen griechischer und hebräischer Lieder. Vor etlichen Jahren musste ich als Einspringer eine Auswahl japanischer Kunstlieder mit einer Sopranistin aus dem Ensemble des Opernhauses Kobe mit einer Blattspielprobe aufführen - die Satzweise war in etwa mit Yuns Liedern vergleichbar und das Klangbild ähnlich. Ein anderes Mal hatte ich eine aus Taiwan stammende Sängerin mit chinesischen Kunstliedern zu begleiten - eine ebenso interessante Erfahrung. Vielleicht waren mir auch Erfahrungen aus meiner Assistenzzeit an der Musikhochschule nützlich: eine koreanische Komponistin hatte ein altes Märchen ("Die Nymphe und der Holzfäller") für Gesangssoli und Kammerensemble vertont, das ich vom Flügel aus zu leiten hatte. Um den interpretatorischen Anforderungen gerecht werden zu können, musste ich mir den koreanischen Text in Lautschrift transkribieren und teilweise übersetzen lassen, um zu wissen, worum es ging. Ich kam mir so ähnlich vor wie Katja Ebstein, als sie einen ihrer größten Hits für den Fernost-Musikmarkt auf japanisch singen musste:



Auch Udo Jürgens blieb ein paar Jahre vorher dieser Klimmzug nicht erspart:



Der Gipfelpunkt an Internationalität war wohl ein Udo-Jürgens-Cover von "Der große Abschied" auf japanisch durch eine türkische Sängerin, die dieses Lied übrigens auch auf Deutsch gesungen hat:



Damit werde ich allerdings nicht umhin kommen, ein neues Rätsel vorzugeben. Davor drücken werde ich mich nicht - seit einer guten halben Stunde Geburtstag haben genügt als Alibi nicht.

Ich suche ein Stück, das später auch mal für Orchester bearbeitet wurde, ursprünglich aber für Orgel geschrieben wurde. Einzelne Abschnitte sind konsequent bitonal komponiert worden (mit unterschiedlichen Generalvorzeichen in den obligatorischen drei Notensystemen gleichzeitig). Zur Entstehungszeit war der Begriff der Bitonalität oder gar Polytonalität noch gar nicht bekannt. Die Experten kennen das Stück wohl - vielleicht kommt die Auflösung ja von einem neuen Stichwortgeber, der sich bislang nicht getraut hat? Die Lösung wird wohl nicht so lange auf sich warten lassen...!

LG von Rheinkultur
 
Klingt fast so, als wäre wieder ein Frühwerk gesucht.
Das kann man so nennen. Der Komponist war bereits in jungen Jahren selbst als Organist tätig und dürfte mit dieser Komposition stellenweise allerhand Verstörung produziert haben.

Arnold Schönberg, "Variations on a Recitative" op. 40?
Das wäre eher ein Spätwerk, das wieder Beziehungen auf einen Zentralton zulässt, nachdem Schönberg jahrelang konsequent die neuen Techniken des Komponierens mit den zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen angewandt und weiterentwickelt hat. Gesucht wird tatsächlich ein frühes Werk, allerdings kein Opus 1 (wobei Alban Berg vor seiner "H-moll-Sonate" bereits einiges komponiert hatte).
 
@walsroderpianist hat er sich als "and my name is Charley Brown" selber besungen?
 
@walsroderpianist hat er sich als "and my name is Charley Brown" selber besungen?
Nein.
Im Übrigen war ich zu lange nicht hier und zu schnell im Rätselstellen und habe KEIN Klavierwerk suchen lassen. Also Schwamm drüber...

Das kommt aber jetzt:
Der Komponist schreibt bei seinem Klavierstück oberhalb der üblichen Akkolade ein zusätzliches System für die Rechte. Davor steht: hear this. Taktangabe: 5/12.
Doe Rechte innerhalb der Akkolade hat stehen. Play this. Taktangabe 3/4.
Es handelt sich um einen sehr stark stilisierten polnischen Nationaltanz...
 
Der 3/4-Takt paßt zur Mazurka. Sucht man bei Google Mazurka und 5/12 wird einem ein Chopin-Werk aufgetischt. Aber warum sollte Chopin Anweisungen auf englisch schreiben? Der war's wohl nicht.
der
Ich gebe zu dass das Stück sozusagen etwas "am Rand " der allgemeinen Wahrnehmung liegt. Ohne weitere Hinweise, und ohne Kenntnis des Notentextes kaum lösbar. Ich finde es ziemlich faszinierend, erinnert mich entfernt an den späten Szymanowski.
Etwas mehr Infos: es handelt sich um einen zeitgenössischen ( sic) Komponisten. Er hat u.a. eine Konzertparaphrase über Gesichtspuder geschrieben. Die Uraufführung fand 2010 in der Carnegie Hall statt.
 

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