Nun gut. Suchen wir ruhig noch ein Kammermusikwerk in ungewöhnlicher Besetzung. Auch dieses stammt von einem sehr bekannten Komponisten; und es gehört zweifellos zum Besten, was dieser uns hinterlassen hat.
Wie dem auch sei, es gibt eine bemerkenswerte Kuriosität in der Editionsgeschichte dieses Werks. Die Tatsache, dass das gesuchte Werk einerseits schnell populär wurde und andererseits durch die ungewöhnliche Besetzung nur einen recht eingeschränkten Käuferkreis ansprechen konnte, veranlasste den ursprünglichen Verleger, unseren Komponisten um eine Bearbeitung für eine lukrativere Zielgruppe anzufertigen. Der Komponist kam dieser Bitte - wenn auch widerwillig - nach. Später fertigte er noch ein weiteres Arrangement an, was ein Indiz für die Qualität dieser Musik ist.
Das gesuchte Werk fand später Eingang in einen Sammelband, den die Edition Peters veröffentlichte - zusammen mit vier weiteren Kammermusikwerken des Komponisten. Später entschied sich der Verlag dazu, die Werke auch einzeln herauszugeben. Da der Name des Komponisten ursprünglich nur auf der ersten Seite des ersten Werkes abgedruckt war, kopierte man diesen schnell auf die jeweils ersten Seiten der vier übrigen Stücke. Dabei hat man versehentlich auch die Angabe "Zweite Bearbeitung (1891)" mit auf die übrigen Titel übertragen. Seitdem geistert die These durch die Musikwissenschaft, dass es tatsächlich mehrere Fassungen des gesuchten Werkes gibt. Die gibt es aber nicht - lediglich die bereits erwähnten Arrangements für konventionellere Besetzungen.
Besonders kurios ist, dass es eine Dissertation aus dem Jahr 1998 gibt, in der wortwörtlich steht: "[...] published a second edition of the [...] in 1891". Ohne weiteren Kommentar. Dass die Julliard School (sic!) diese Dissertation angenommen hat, überrascht dann doch ein wenig und zeigt, dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird.
Lange Rede, kurzer Sinn: Welches Werk suche ich?