Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Ja, das ist eines der Stücke:

View: https://www.youtube.com/watch?v=22Uozp_5JiQ
(hier ab 30'50'', zunächst im Bass)


Das andere Klavierstück sind seine Papillons - auch dort erscheint der Großvatertanz im Finale - hier vollständig mit dem 2/4-Nachsatz:

View: https://www.youtube.com/watch?v=Bs465C9c4Es


Überaus witzig und durchaus anzüglich ist das Zitat in Bachs Bauernkantate im ersten Rezitativ. Der junge Bauer gräbt seine Angebetete an, die sich mit den Worten "Ich kenn' dich schon, du Bärenhäuter, Du willst hernach nur immer weiter" noch ein wenig ziert. Und genau an dieser Stelle spielen die Streicher den 2/4-Teil des Großvatertanzes, der mit der Textunterlegung "Mit mir und dir ins Federbett, mit mir und dir ins Stroh" damals allgemein bekannt war:

View: https://www.youtube.com/watch?v=m0yrfBlaFHk


Auch in Tschaikowskys "Nussknacker"-Ballett kommt der Großvatertanz in einer etwas abweichenden Variante vor:

View: https://www.youtube.com/watch?v=w6TJ3hzWbxE


Jetzt musst du dich nur noch mit @chiarina einigen, wer das nächste Rätsel stellt. :zunge:
 
Ladies first!?
 
Doch, es ist der Großvatertanz! Dann kennst du sicher auch die Stücke, in denen er zitiert wird...

Zu spät! :004: Die Herren haben sich vorgedrängelt! :004: Dass es doch tatsächlich der Großvatertanz ist! :003: An Schumann und seinen Carnaval nebst Papillons musste ich gleich denken und wusste auch von Tschaikowsky. Aber das Zitat in der Bachkantate ist ganz an mir vorbei gegangen - sehr interessant!!! :super:

O.k., danke, Alter Tastendrücker, ich werde mir was überlegen! :)
 
Nachträglich erteile ich @mick noch die Absolution für die richtige Lösung. Ich dachte, mit so kitschigen Sachen wird er sich wohl nicht abgeben - aber das war wohl ein Satz mit X! Der Montanarachor ist im Dunstkreis von Rundfunkchor und Staatsopernchor der baden-württembergischen Landeshauptstadt beheimatet und sein derzeitiger musikalischer Leiter und meine Wenigkeit haben einst ihr Abitur am gleichen Gymnasium abgelegt - ich allerdings erst einige Jahre später!

LG von Rheinkultur
 
Voila, ich habe gerade Noten eines Komponisten geschenkt bekommen, dessen Werk ich noch gar nicht kannte und so kriegt ihr es jetzt vor die Nase gesetzt. :003: Ihr Cracks wisst ja immer alles. :004: Ich hoffe, er war noch nicht dran!

Es gibt wenig biographisch Gesichertes über diesen Komponisten. Aus welchem Jahrhundert er stammt werdet ihr leicht anhand des Notentextes erraten, den ich euch zur Verfügung stelle:

Rätselhaft.jpg

(aus unerfindlichen Gründen klappt es leider nur im Querformat :denken:).

Ihr seht ein Werk für Piano Solo, dessen Beginn der frühen Annäherung des Komponisten an das Klavier sehr ähnlich ist: stundenlang soll der Komponist als Kind immer denselben Ton gespielt haben. :003:
In seiner Biographie gibt es Ähnlichkeiten zu der eines großen romantischen Komponisten. Waren dessen wiederholte Nervenkrisen jedoch der Endpunkt seines Lebens, bedeutete die Nervenkrise des gesuchten Komponisten nur ein Zwischenstadium. Beide Komponisten unterschrieben bisweilen ihre Werke nicht mit eigenem Namen, beide Komponisten waren auch Dichter.

Wie heißt der Komponist und das oben angeführte Werk? :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Das ist die zweite Klaviersonate von Giacinto Scelsi.

smilie_hops_005.gif
 
Hast du schon mal was von dem gespielt oder live gehört? Wie findest du seine Musik?

Ich habe zwei ganz kurze Preludes gespielt, sonst nichts. Ich kann mit Scelsi nicht viel anfangen und teile Boulez' Kritik an ihm voll und ganz:
Zitat von Pierre Boulez:
Myself, I knew him personally. He was a very intelligent man – nice and cultivated. But, I mean, he was an amateur, simply that."

Ich kannte die Sonate nicht, aber da du die Obsession auf einzelne Töne erwähnt hast, wusste ich sofort, dass es sich nur um Scelsi handeln kann. Eines seiner bekanntesten Werke (wenn man von "bekannt" überhaupt sprechen kann) sind ja seine "Quatro pezzi su una sola nota" für Orchester - die habe ich mal in einem Analysekurs näher untersucht.
 

So mancher Komponist stand mit der Musikkritik auf Kriegsfuß - und dieses Spannungsverhältnis entlud sich hin und wieder in musikalischen Werken. So schildert Hugo Wolff im Lied "Abschied" recht drastisch, wie der Rezensent mit einem Arschtritt die Treppe hinunter befördert wird. Berühmt ist auch Richard Wagners Karikatur des erbsenzählenden Besserwissers in der Figur des Sixtus Beckmesser. Diesen Werken ist allerdings gemein, dass die kompositorische Rache ein wenig Unterstützung durch Lyrik braucht, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Ganz anders bei meinem nun gesuchten Werk: Es ist ein Kammermusikwerk, also absolute Musik - und dennoch wird die Kritikerzunft darin auf unmissverständliche Art und Weise beleidigt. Das ist nicht für jeden sofort erkennbar (und für so manchen Kritiker vielleicht gar nicht) - aber ein Kenner wird auf jeden Fall seinen Spaß daran haben.

Welches Werk ist gemeint?
 
@mick für die eigene Musik des selbsternannten Profis Pierre Boulez scheint sich auch kein Sack Reis mehr zu interessieren...auf youtube gibt es zumindest fast mehr Eigenes vom Amateur...
Ein paar Artikel nach seinem Tod...danach ab in den Müllkorb der Geschichte...wer im Gedächtnis bleiben wird, ob überhaupt...wird wohl keiner von uns erleben.

Dieses an Shakespeare . he is an honorable man - erinnernde Zitat von Boulez - who cares...Snobismus vom Feinsten
 
Wusste ich doch...viele klassische Musiker und auch viele Jazzmusiker sind einfach so durchschaubar :)

Scheint einfach ein Wichtigtuer gewesen zu sein

https://www.swr.de/swr2/programm/se...852/did=14883260/nid=659852/28ixeo/index.html

"Wer anders komponiert, den erklärt Boulez zum unfähigen Dilettanten, von Ives bis Cage, von Schostakowitsch bis Scelsi. Nicht viele entgehen seinem Verdikt, nicht einmal Schubert."

Und er hatte einfach Neudeutsch - "Beef" mit Scelsi/seinen Anhänger und deshalb disste er ihn einfach :)

https://www.zeit.de/1983/46/entdeckung

"Heinz-Klaus Metzger reagierte wieder einmal rasch und entschieden. 1982 wurde bei en Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik von der Pariser Komponistengruppe „Itineraire“, einer Opposition gegen Pierre Boulez und das Centre Pompidou, der bisher fast unbekannte – 1905 geborene – Giacinto Scelsi zum Stammvater einer neuen Avantgarde erklärt."
Rapper würden das heutzutage in einem Battle regeln :)


View: https://youtu.be/rRoQU1yjO4o



Zumal Scelsi wohl auch Ligeti beeinflusste

http://soundproofedblog.blogspot.com/2015/01/ligeti-contra-scelsi.html

Eitelkeiten wohin man schaut :)
 
@mick für die eigene Musik des selbsternannten Profis Pierre Boulez scheint sich auch kein Sack Reis mehr zu interessieren...auf youtube gibt es zumindest fast mehr Eigenes vom Amateur...
Ein paar Artikel nach seinem Tod...danach ab in den Müllkorb der Geschichte...wer im Gedächtnis bleiben wird, ob überhaupt...wird wohl keiner von uns erleben.

Dieses an Shakespeare . he is an honorable man - erinnernde Zitat von Boulez - who cares...Snobismus vom Feinsten

Boulez war in jüngeren Jahren ein gnadenloser Polemiker, das ist richtig und auch allgemein bekannt. Er hat sich mit allem und jedem angelegt, u.a. auch mit schon damals längst unumstrittenen Komponisten wie Strawinsky oder Schönberg. Aber er hat seine Urteile immer messerscharf und für jeden nachvollziehbar begründet. Was nicht heißt, dass jeder dieselben Schlüsse aus Boulez' Analysen ziehen muss - aber gemessen an seiner eigenen Musikästhetik, die auf Messiaen und Webern aufbaut, hatte er natürlich Recht.

Deine Polemik gegenüber Boulez ist - ganz im Gegenteil dazu - nicht das Ergebnis deines messerscharfen Verstandes, sondern die billige Retourkutsche eines musikalisch vollkommen Ahnungslosen. Wenn du Scelsi rehabilitieren willst, dann tu das. Aber nicht, indem du seine Kritiker ohne jede Sachgrundlage in den Dreck ziehst, sondern indem du Scelsis Musik analysierst und uns ihren Gehalt und ihre spezielle Ästhetik plausibel erklärst und die Kritiker damit widerlegst.

Dann hätten wir eine sachliche Diskussionsgrundlage und könnten uns darüber auseinandersetzen, ob Scelsi künstlerisch etwas zu sagen hatte, was von bleibendem Wert ist oder eben nicht.

Dass Boulez Werke von bleibendem Wert hinterlassen hat, steht übrigens längst außer Frage. Es ist wenig, weil er nach seinem kometenhaften Aufstieg als Dirigent kaum noch Zeit zum Komponieren gefunden hat - aber das Wenige ist von außerordentlicher Qualität. Und das lässt sich Note für Note im Werk selbst nachweisen. Und das sage ich keinesfalls nur deshalb, weil ich ihn noch persönlich kennengelernt habe und ihn auch als Mensch sehr schätze.
 
@mick ich möchte Scelsi gar nicht verteidigen, bloß war Boulez Kommentar fernab jeglicher messerscharfer Analyse. Der war einfach polemisch, beleidigend.

Da Scelsis Werk, wie ich mehrfach eben las, sich jeder Analyse entzieht..jedenfalls einer mit traditionellen Werkzeugen, ist das müßig und du wurdest anscheinend auch nur zur Zeitverschwendung gezwungen.

Wenn Boulez es nicht geschafft hätte,Werke nach seinen Kriterien zu schaffen, wäre es auch peinlich...ob diese von bleibendem Werk sind....

Ich habe weder Aktien bei Scelsi noch bei Boulez..und Herr Boulez mag, um ihn selber zu zitieren, ein netter Mensch gewesen sein, das Zitat deutet eher auf ein A...hin

Ich sah diesen "musikwissenschaftlichen " Kommentar ...dachte :facepalm: ...und nach 10 Sekunden Recherche war alles klar.
 
bloß war Boulez Kommentar fernab jeglicher messerscharfer Analyse. Der war einfach polemisch, beleidigend.
Du liest halt nur das unwichtigste aus Artikeln heraus, die Du selber verlinkst.
Das was er zu sagen hatte war weder "fernab" noch "einfach".
doch dahinter steckt ein unerbittlicher Ernst...etwas bewegen wollte...Innenschau als Komponist, die öffentlich geschieht...Suche nach dem Zukunftspotential der Vergangenheit

Die Polemik dabei ist doch das Unwichtigste; lediglich ein Stilmittel, um gehört zu werden (muss gerade an pppetc denken).
 

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