------------------------kleiner o-t Exkurs-------------------------
Da du so fragst, ist wohl "Transkription" die richtige Bezeichnung und das glaube ich dir auch, dennoch will ich erklären, warum ich das Stück als Paraphrase bezeichnet habe.
sagen wir so: für die meisten Liszt´schen Wagnerbearbeitungen ist (mit ein paar Vorbehalten) die Bezeichnung Transkription zutreffender als die Bezeichnung Paraphrase ((natürlich gibt es da auch eine Ausnahme, wie schon der Titel sagt: die
Fantasie über Rienzi-Themen)) - Transkriptionen freilich nicht im Sinn der Herstellung eines Klavierauszugs, sondern im
übertragen der Vorlage in pianistische Klangsprache; hierbei finden sich zwei unterschiedliche Verfahren: einmal das übertragen aufwändiger Orchesterabschnitte (von denen man zeitweilig glaubte, man könne sie nicht adaequat auf dem Klavier darstellen) wie die Tannhäuser Ouvertüre, Isoldens Liebestod, Einzug der Götter in Walhall, andererseits das übertragen "schöner Arien" in gut spielbare romantische Klavierstücke (Abendstern, Lohengrin-Arien) zum Zweck der Popularisierung. Bei aufwändigen großen Szenen als Vorlagen
kürzt Liszt diese gelegentlich, was nun kein Sakrileg ist, sondern dem Umstand geschuldet, dass da notwendigerweise ein eigentlich integraler Teil eines größeren Ganzen eben herausgeholt und klavieristisch verwandelt wird (Wallhall, Parsifallmarsch)
Paraphrasen gehen weitaus freier mit dem Material um, schmücken aus, variieren, stellen allerlei Themen der jeweiligen Vorlage zusammen - so frei gehen die "Transkriptionen", auch wenn sie selten wörtlich oder eins-zu-eins sind, nicht mit ihrer Vorlage um. Schön vergleichen kann man das mit zwei späten der Lisztschen
Klavierbearbeitungen: die Aida-
Paraphrase umspielt und variiert die danza sacra des ersten Akts und das Duett des Finales im vierten Akt, die Walhall-
Transkription überträgt die summarische orchestrale Schlußapotheose (welche etliche Leitmotive bündelt) des Rheingolds und ergänzt geschickt um das Schwertmotiv (das in der Oper ebenfalls prominent auftaucht)
Also: die Transkriptionen, wenn sie auch keine eins-zu-eins Übertragungen sind, bleiben enger an der Vorlage (auch wenn sie kleine Abweichungen - typisch Liszt (vgl. von Bülow) - enthalten, teils sogar Verdichtungen und "Neu"Inszenierungen sind), die Paraphrasen operieren weitaus freier.
____________genut o-t____________________