Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Als ich Philip Glass in der Philharmonie gehört habe (Four Sections) habe ich mich in der Pause mit einem Glass-Fan unterhalten und daher weiß ich: Es gibt ein Werk von Philip Glass, das Konzert Nr. 5 für Violine und unsichtbares Klavier. Der zweite Satz hat keine Tempobezeichnung. Aber mir ist nicht bekannt ob es das von Dir genannte Ereignis anstelle der Tempobezeichnung hat. Darüber hat der Besucher des Konzerts nichts gesagt. Daher vermute ich, dass ich mit Glass daneben liege.
 
Meinst du das Klavierkonzert von Lou Harrison? Der zweite Satz ist mit "Stampede" überschrieben, und für das Klavier ist die "Kirnberger 2"-Stimmung vorgeschrieben.

LG, Mick
 
Es gibt ein Werk von Philip Glass, das Konzert Nr. 5 für Violine und unsichtbares Klavier. Der zweite Satz hat keine Tempobezeichnung.
Aus zweierlei Gründen nicht: Zum einen hat der zweite Satz ausdrücklich eine Bezeichnung, allerdings nicht für das Tempo - zum anderen handelt es sich schon um ein Werk für ein Soloklavier und eine allerdings nicht unbedingt "konventionell" genutzte Orchesterbesetzung. Die Clusterhäufung im Solopart verrät, dass der Komponist bei einem Pionier dieser Spielweise durch die Komponistenschule gegangen ist:



Die intensive Beschäftigung mit asiatischen Kulturen ist ebenso präsent wie die heimische Prägung, wobei durch die Verwendung der Kirnberger-II-Stimmung die intonatorischen Reibungen ganz eigener Natur sind. Aber dass sich mick in dieser eigentlich nicht googlebaren Materie so sicher auskennt, ist wieder einmal bemerkenswert. Klar, wer das nächste Rätsel vorgeben wird...!

LG von Rheinkultur
 
Klar, wer das nächste Rätsel vorgeben wird...!

Ich vermutlich ...

Gesucht wird ein viersätziges Klavierwerk. Das ist erstmal nichts Besonderes - viersätzige Werke gibt es schließlich wie Sand am Meer. Auffällig ist aber, dass alle vier Teile eine Aufführungsdauer von etwa 3 Minuten haben. Der Grund dafür ist im Außermusikalischen zu suchen: der Komponist hatte gerade einen Vertrag mit einer Plattenfirma unterzeichnet und das Stück so konzipiert, dass jeder Satz auf die Seite einer 78er Schellack-Platte passt.

LG, Mick
 
Ich vermutlich ...

Gesucht wird ein viersätziges Klavierwerk. Das ist erstmal nichts Besonderes - viersätzige Werke gibt es schließlich wie Sand am Meer. Auffällig ist aber, dass alle vier Teile eine Aufführungsdauer von etwa 3 Minuten haben. Der Grund dafür ist im Außermusikalischen zu suchen: der Komponist hatte gerade einen Vertrag mit einer Plattenfirma unterzeichnet und das Stück so konzipiert, dass jeder Satz auf die Seite einer 78er Schellack-Platte passt.

LG, Mick
Hier in einer Einspielung mit dem Komponisten selbst:



LG von Rheinkultur
 
Das war natürlich zu erwarten, dass unser Experte für historische Tonaufnahmen dieses Rätsel in Rekordzeit löst. Wahnsinn!

Mir gefällt diese Aufnahme von Leon Fleisher sehr; auch wenn er etwas länger braucht als Strawinski. Aber er musste auf Spieldauern alter Schellackplatten schließlich keine Rücksicht nehmen:



Tja, lieber Rheinkultur – jetzt bist du schon wieder an der Reihe!

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, lieber Rheinkultur – jetzt bist du schon wieder an der Reihe!

LG, Mick
Tja, lieber mick - bevor ich mich zur Chorprobe begebe, ein schnelles Rätsel, mit dem ich Bezug auf Deine Signatur nehme. Was tut ein mit seiner Technik unzufriedener Pianist? Er wählt geeignete Literatur einer bestimmten Werkgattung, deren Resultate im Verlaufe der Musikgeschichte zunehmend nicht mehr für das Technikpauken im Überaum, sondern zur Aufführung auf den Brettern, die die Tastenwelt bedeuten, bestimmt waren. Eines Tages gab es einen Komponisten, der einem solchen Stück eine ganz andere Bestimmung mit auf den Weg gab. Strawinsky schrieb für die Schallplatte, der gesuchte Komponist für ein anderes Medium - und das gesuchte Klavierstück war die ganze Zeit irgendwie präsent, allerdings nur so am Rande. Wovon spreche ich?

LG von Rheinkultur (der erst proben, dann fußballgucken geht und morgen früh wieder orgeln muss)
 

An Euren Fragen sollte ich mich besser nicht rätselnd beteiligen, dazu fehlt mir einfach das Wissen. ;-)

Aber es ist schön an Eurem Wissen teilhaben zu können denn oft wird ja nicht nur die Antwort geschrieben, sondern es werden auch oft Hintergründe zu den Stücken mitteilt. Das gefällt mir denn es bereichert dieses Thema.

Wenn hier Komponisten genannt werden die ich nicht kenne (vor einigen Tagen hatte ich geradezu eine Offenbarung bei dem Stück eines genannten Komponisten) dann stöbere ich bei YT und höre mir Stücke dieser Komponisten an. Genau das ist der Grund warum ich das Thema erstellt habe – mein Wunsch immer wieder etwas neues hinzuzulernen. Daher danke ich Euch für Eure rege Beteiligung an diesem Thema.
 
Meine Signatur ist ein Zitat von Vitaly Margulis - leider passte der Urheber nicht mehr mit hinein. Aber es steckt sehr viel Wahrheit darin ...
Der Urheber hat viele Jahre unter anderem in Freiburg i.B. hervorragend und erfolgreich unterrichtet. Während man sich mit ihm selbst nicht mehr austauschen kann, führt sein Sohn die Pianistentradition fort - er hat übrigens bei Leon Fleisher studiert, dem wir nicht nur diese wirklich exzellente Strawinsky-Aufnahme verdanken, vor der gestern die Rede war.

Noch kein Lösungsvorschlag zu meinem kurz darauf eingestellten Rätsel? Dann präzisiere ich ein wenig: Jeder Pianist kennt sie, die sogenannten Übungsstücke, die manchmal mechanistisch (à la Hanon) daherkommen, sehr oft aber auch musikalisch dankbar und uneingeschränkt podiumstauglich geschrieben sind. Vordergründig ist das von mir gesuchte Klavierstück im erstgenannten Sinne konzipiert. Hintergründig hat der Komponist des öfteren Nebensächliches zu Hauptsächlichem erhoben - aber nicht, um damit zu langweilen, sondern...?! Das Stück selbst kann man unter anderem Titel auch ohne akustisch-programmatisches Beiwerk aufführen.

LG von Rheinkultur
 
Ich befürchte, dass das gesuchte Werk aus der Feder von Stockhausen & Co. stammt. I hob koa Ahnung:denken::-(.
 

Ich dachte eher an Skrjabin oder Satie. Irgendwas esoterisches halt. Aber vielleicht auch Filmmusik?
Entschuldigung, habe um 14 Uhr 43 einen Notruf erhalten, dass um 15 Uhr eine Trauerfeier im lokalen Seniorenstift angesetzt sei. Die evangelische Pfarrerin stellte plötzlich fest, dass der auswärtige Bestatter keinen Organisten verpflichtet hatte - da hatte ich mal eben einzuspringen: Um 14 Uhr 54 sass ich spielbereit auf der Orgelbank. Da gibt es so ein musiktheatralisches Stück, bei dem der Kontrabassist verspätet auf das Podium stürmt, was minutiös im Notentext vorgeschrieben ist:
http://search.library.wisc.edu/catalog/ocm22360139

Mit "Stockhausen & Co." ist pianochris66 durchaus in der richtigen Richtung unterwegs, während Skrjabin und Satie einfach noch nicht die technischen Möglichkeiten zur Verfügung hatten, um "Medienmusik" zu machen. @mick: Filmmusik? Ohne Musik ja - es kommt nämlich ein Film vor, den man nicht sehen, aber die ganze Zeit hören kann, wie auch das gesuchte Klavierwerk. Klingt esoterisch, ist es aber nicht. Alles klar?

LG von Rheinkultur
 
;-). Hat denn hier keiner die Lösung in Richtung einer Etüde für Tonband oder so?
So wie diese Eisenbahn-Etüde hier?:



Nein, keine "Musique concrète", es wird tatsächlich Klavier gespielt und zwar nicht auf dem Gehäuse oder innen auf den Saiten, sondern...? (Werktitel bitte einfügen!)...

...wer den Werktitel erraten hat, kommt auch auf ein anderes Opus des Komponisten, in dem ein Film nicht zu sehen und dafür dieses Klavierwerk dauernd zu hören ist.

LG von Rheinkultur
 
Hat die Lösung etwas mit einem "Player Piano" (selbstspielendes Klavier) zu tun?
 
Hat die Lösung etwas mit einem "Player Piano" (selbstspielendes Klavier) zu tun?
Nein, der Pianist muss selber spielen. Theoretisch könnte man natürlich von dem Stück eine Notenrolle für "Player Piano" (à la Nancarrow) stanzen und wiedergeben lassen.

Von dem Stück gibt es eine Einspielung auf YT mit Notentext zum Mitlesen - in zwei Teilen.

LG von Rheinkultur
 

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