@Marlene , ist Deine Lösung, ganz auf Klavierunterricht zu verzichten?
Nein!
Ich werde wieder Unterricht nehmen, das steht fest. Aber es macht mich neugierig auszuprobieren, wie lange ich ohne Hilfe Fortschritte machen werde.
Ich bin sehr zufrieden mit den autodidaktischen Fortschritten! Ich habe einige Dinge ausprobiert, die ich bisher nicht versucht habe (z.B. transponieren, leichte Stücke prima vista spielen, Stufenakkorde üben, Intervalle hören, Akkordtöne in den Stücken gleichzeitig anzuschlagen, um Harmonien herauszuhören). Ich empfinde es als Vorteil (wenn dieser auch viel mehr Zeit erfordert als beim KL) auf sich alleine gestellt zu sein. Man ist gezwungen selber Lösungen zu finden. Und das Nachdenken über diese ist ein Lernprozess.
Ein Beispiel:
Als ich diesen Takt
zum ersten Mal gesehen habe, war ich total verwirrt und ich habe überlegt und probiert, wie er gespielt werden muss. Meine Überlegung war unter anderem, ob ich das h mit der Nase anschlagen müsste.
Je mehr ich mich mit diesem Takt beschäftigt habe umso leichter erschien er mir und ich freue mich inzwischen jedesmal darauf ihn (und das ganze Stück) zu üben/spielen. Es freut mich auch, dass ich ihn fast so gespielt habe, wie es mir die KL später geraten hat (ich habe das D-Dur allerdings nicht arpeggiert (weil dort keine Schlangenlinie ist), im Gegensatz zur KL.
Mit Milhauds „Lent“ (aus dem der Takt stammt) komme ich viel besser zurecht als ich anfangs vermutet habe. Ich hatte die Noten schon in den Papierkorb verbannt, nachdem es jemand prima vista bei meinem letzten Treffen gespielt und sich – meiner Wahrnehmung nach – ziemlich durchgehäkelt hat. Aber da ich Herausforderungen liebe, stand „Lent“ dann doch wieder auf meinem Notenpult, nachdem eine Bekannte - sie ist KL - es mir zugetraut hat. Zugegeben, ich habe eine Weile am Fingersatz getüftelt, war dann aber stolz darauf, dass die KL, die ich vor einigen Wochen aufgesucht habe, nur sehr wenig daran geändert hat.
Gestern habe ich – nach vielen Monaten des Übens – erneut die Nase über einen Fingersatz in Szymanowskis 1. Präludium gerümpft, den ich nicht selber in die Noten geschrieben habe. Es war der Tipp eines Bekannten. Monatelang habe ich diese Stelle - im Vertrauen auf die Richtigkeit - gespielt und monatelang habe ich mich darüber gewundert, warum diese Stelle nicht sicher läuft. Gestern hatte ich dann den zündenden Gedanken, endlich zum Radiergummi gegriffen und wieder meinen eigenen damaligen Fingersatz notiert. Und siehe da: Die Stelle läuft wie geschmiert! Was habe ich daraus gelernt: Fingersätze sind keine Hexerei, sie müssen gut in der Hand liegen und gut klingen. Nun ja, Milhaud hat mich da ziemlich gefordert.
Fazit: Nach wie vor habe ich nicht das Bedürfnis nach (regelmäßigem) Klavierunterricht.