Es gibt übrigens zahlreiche Transkriptionen dieses Stückes. Zunächst einmal wurde es als Orchesterwerk für eine Oper geschrieben.
Danke für diese Information. Da wär' ich im Leben nicht drauf gekommen!
Beim Klavier..vielleicht hast du Recht, vielleicht auch nicht... beim Cello wiederspreche ich dir aber ganz entschieden.
Mir gefällt es - unabhängig von der Klavierbegleitung! ausgezeichnet.
Was das Klavier angeht: Wenn ich die ersten zwei Takte D-Dur bei meinen Lehrer so spielen würde, würde das bei ihm einen Wutanfall auslösen. Musikalisch ist das ein sogenannter "Vorhang", der die Aufgabe hat, den Zuhörer innerlich auf den eigentlichen Beginn des Stückes vorzubereiten (in der Oper fehlen diese Takte übrigens, da man sie dort nicht braucht). Dynamisch und agogisch muss ein solcher Vorhang im Hintergrund bleiben - Emily Bears vollkommen unangemessenes Rubato und der "Drücker" auf die Mitte der ersten Achtelgruppe sind musikalisch ein Fauxpas allerersten Ranges. Da wird etwas künstlich mit Bedeutung aufgeladen, was keine Bedeutung hat.
Und was das Cello angeht - da gibt es zum einen elementare Dinge wie Rhythmus und Intonation zu bemängeln und zum anderen auch jede Menge Musikalisches. Um nur mal ein Beispiel herauszugreifen: die ersten 8 Takte (nach der Einleitung) sind quasi eine "unendliche Melodie"; der Cellist zerstört diese gleich am Anfang, indem er die ZZ. 4 des zweiten Taktes dehnt und dadurch überbetont, obwohl dieses d'' nur die Auflösung eines Septvorhaltes ist. Das nachfolgende d' klingt danach wie ein Neuanfang. Am Ende dieses Taktes folgt dann eine übertriebene Betonung der letzten Achtel - das wirkt unnatürlich und erzeugt eine fast groteske Sentimentalität. Man kann es auch Kitsch nennen. Und das zieht sich weiter durch die ganze Interpretation.
Massenet hat dieses Stück übrigens mit
Andante religioso überschrieben - gemeint ist damit ganz sicher keine extrovierte Gefühlsduselei, sondern ein Innehalten, ein Hören auf die innere Stimme. Das genau entspricht ja auch der Handlung der Oper an dieser Stelle - Thaïs denkt über ihr bisheriges Leben als Hure nach und entscheidet sich schließlich für ein Leben im Kloster. Wenn man der Musik nicht vertraut und meint, das ganze Stück muss mit allerlei Effekten aufgehübscht werden, dann soll man es besser lassen.
Ich habe mir mehreres zum Vergleich angehört.
Sinnvoller wäre es vielleicht gewesen, du hättest dich mit dem Stück selbst beschäftigt und nicht mit irgendwelchen Aufnahmen davon. Ohne die Musik zu verstehen, kann man nämlich auch Aufnahmen nicht sinnvoll werten.
Zumal der Cellist wahrscheinlich immer in einer höheren Kategorie angesiedelt sein wird, als du.
Ich spiele gar nicht Cello, insofern wird das sicher stimmen.
Ob das übrigens vorher groß geprobt wurde?
Die Frage ist vollkommen irrelevant. Wenn man mit etwas an die Öffentlichkeit geht, dann zählt das Ergebnis. Ob man vom Blatt spielt oder wochenlang geprobt hat, muss das Publikum nicht interessieren.