Eigene Kompositionen

Klavier Miron

Klavier Miron

Dabei seit
19. Dez. 2019
Beiträge
77
Reaktionen
60
Hallo zusammen,

ich habe begonnen in Youtube meine eigenen Klavierkompositionen zu veröffentlichen.
Da ich nicht genug Zeit zum Üben habe, bitte ich meine gelegentlichen Fehler zu verzeihen.
Und da ich nicht das Budget für hochwertige Aufnahmetechnik habe, bitte ich auch die Tonqualität zu verzeihen. Hier ist der Link zu meinem Youtube-Kanal:

https://www.youtube.com/channel/UCd6d4DBNxnLGrdoWEgoZ89A

Ich würde gerne wissen wie diese kleinen Klavierstücke auf euch wirken?
Ist wenigstens eines dabei, das euch gefällt?
Oder gibt es massive kompositorische Verbesserungsvorschläge?

Ich bin leider kein Berufsmusiker und habe mir das Klavierspiel auch nur selbst beigebracht.
Deshalb fürchte ich schlimmste Kritik. Aber da muss ich jetzt durch, weil ich vor der Entscheidung stehe, ob ich weitere meiner eigenen Kompositionen veröffentlichen sollte oder es lieber lassen sollte.

Mit Hochachtung,
Miron W.
 
Hallo Miron.

Grundsätzlich brauchst Du keine "schlimmste Kritik" zu befürchten.

Denn Du bist ja erkennbar musikalisch und hast durchaus Geschmack - wenn ich jemanden wie Dich als Schüler bekäme, fände ich das gut, weil ich wüsste: OK, der ist bislang "selbstgestrickt", aber ausbaufähig!

Und ich kann mir angesichts Deiner Vorrede vorstellen, dass Du längst selbst weißt, woran es noch deutlich hapert:

- Originalität/Kreativität: Deinen Stücken fehlen Stellen gänzlich, an denen man denken würde: "Oh, hier hatte Miron einen Einfall!" Sie bestehen aus hinlänglich bekannten, abgenudelten Klischees und Versatzstücken.

- Pianistik: Wenn man ein Stück nicht wirklich gut spielen kann, sondern es nur mit Fehlern und Wackeleien hinbekommt (oder nicht wenigstens Editing-Skillz am Computer hat :005:), sollte man es nicht veröffentlichen. Dann ist es halt noch nicht so weit. Es sei denn, man will es explizit nur dafür veröffentlichen, dass Leute mit Ahnung einem Tipps dazu geben - was Du hier ja getan hast.
"Sich das Klavier nur selbst beibringen" kann man machen - allerdings muss man dann auch mit den Folgen leben, dass nämlich dann evtl. die Ergebnisse nicht auftritts- oder veröffentlichungsreif sind.

- Begleitfiguren: Das Strickmuster ist immer gleich. Rechts ne Melodie, links ne prinzipiell immer gleiche Achtelfigur. Beschäftige Dich mit verschiedenen Satz- und Begleitweisen.

Gibt noch andere Aspekte, aber das sind in der Kürze erstmal die meines Erachtens wichtigsten.
 
Ich würde gerne wissen wie diese kleinen Klavierstücke auf euch wirken?
Ist wenigstens eines dabei, das euch gefällt?

"Gefallen" tut mir das! Es "gefällt" mir besser als das was man hier üblicherweise vorgestellt bekommt.
Du hast Dir das selbst beigebracht? Fast nicht zu glauben. :-D Es kann also noch besser werden, wenn Du offen bist für Tipps der hiesigen Profis.

Disclaimer: Es handelt sich hierbei nur um die Spontanäußerung eines "engagierten Laien".
 
Sind das echt "Erstlingswerke"? Finde alle Stücke durch die Bank wirklich gut!

LG,
Pia_Nissimo
 
Hallo Pia,

danke für dein positives Urteil!
Das freut mich sehr und motiviert mich weiter zu machen.

Aber noch hilfreicher wäre es für mich, wenn du mir sagen könntest, welches meiner Klavierstücke dir am besten gefällt? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dir alle gefallen?
Manche sind ja ähnlich, aber manche unterscheiden sich doch wesentlich.

Nenne mir doch bitte deine Favoriten. Ich würde das gerne wissen, bevor ich weitere meiner Kompositionsversuche einspiele und hier beurteilen lasse. Und auch bei dem Versuch mir neue Klavierstücke einfallen zu lassen - um es mal so auszudrücken, weil ich mit dem Begriff "komponieren" lieber doch vorsichtiger sein sollte - würde ich vielleicht in die Richtung gehen, die möglichst vielen gefällt.

Hochachtungsvoll,
Remigius Miron W.

P.S.: Danke auch an hasenbein und Barratt.
Eure Beiträge haben mich ebenfalls sehr motiviert weiter zu machen!
 
Und auch bei dem Versuch mir neue Klavierstücke einfallen zu lassen [...] würde ich vielleicht in die Richtung gehen, die möglichst vielen gefällt.
Dann ordnest du aber deine eigenen Ideen dem Geschmack der Massen unter. Ok, das haben schon Telemann und Bohlen so gemacht, aber ich würde mich an deiner Stelle nicht von den Geschmacksurteilen anderer abhängig machen, sondern, wie schon geschrieben wurde, mich mit Satztechniken und Begleitmustern, außerdem mit Harmonielehre und Formenlehre beschäftigen. Als Ziel sollte für dich im Vordergrund stehen, deine ungeschliffenen Rohdiamanten (als solchen würde ich auch deine "klassische" Improvisation bezeichnen) in eine interessante und ansprechende Form zu bringen und dein Vokabular der Gestaltung zu erweitern.
 
Das sind halt die Auswirkungen von "Social Media", die wir hier am Werke sehen.

Zunehmend geht es nur noch darum, "Likes" von anderen zu erhalten und damit das fragile Selbstwertgefühl bzw. den Narzissmus zu füttern. Intrinsische Beschäftigung mit etwas sowie Herausbildung eines echten, stabilen eigenen Standpunktes gegenüber der Welt und in bezug auf die Sache, mit der man sich beschäftigt (also z.B. Stücke schreiben) wird immer seltener und immer mehr verunmöglicht.

Man muss ein sehr gefestigter, starker, intelligenter, gebildeter und kompetenter Mensch sein, um dem Glauben nicht zu erliegen, dass "Likes" ein Gradmesser für die Qualität von etwas seien, das man veröffentlicht hat. Und dies trifft leider nur auf wenige (und immer weniger) Menschen zu.
 
Ein Problem ist aber auch, dass es heutzutage so gut wie keine Möglichkeiten mehr gibt, durch Ungewohntes, buchstäblich Un-Erhörtes Aufsehen zu erregen. Wie leicht hatte es da noch Beethoven, der mit seinem Zwischendominantseptakkord am Beginn seiner ersten Sinfonie Aufmerksamkeit erregte, weil so etwas Überraschendes vorher noch nicht da war! Von den wesentlich radikaleren nachfolgenden Schritten ganz zu schweigen. Mir kommt es so vor, als ob heute so gut wie alles abgegrast und ausgetreten ist, da ist die Versuchung groß, sich über Quantität statt Qualität die Aufmerksamkeit zu sichern.
 
Ja, aber da geht's doch schon los:

Warum überhaupt "Aufsehen erregen"???

Für einen wirklichen Künstler kann nie das "Aufsehen erregen" oder die "Neuheit"/"Niedagewesenheit" das leitende Kriterium sein.

Beethoven hat den Dominantseptakkord (oder den geilen Akkord in der Durchführung der Eroica, der im letzten Satz der Neunten nochmal zu Ehren kommt) doch nicht geschrieben, um "Aufsehen zu erregen"!

Das erscheint aber immer mehr Heutigen schwer glaublich - eben aus den von mir oben genannten Gründen.

Sind heutige hervorragende Künstler wie Fred Hersch, Joni Mitchell, Maria Joao Pires oder Donald Fagen "aufsehenerregend"? Nein. Sie machen einfach hervorragende, feine, für Herz und Verstand nahrhafte Musik in ihrem persönlichen Stil. DAS ist ernsthafte Kunst.
 
Beethoven hat den Dominantseptakkord (oder den geilen Akkord in der Durchführung der Eroica, der im letzten Satz der Neunten nochmal zu Ehren kommt) doch nicht geschrieben, um "Aufsehen zu erregen"!
Ich gebe dir recht: Man muss nicht Aufsehen erregen, im ein guter Künstler zu sein und sich dessen bewusst zu sein.

Aber Beethoven ist nun ein denkbar schlechtes Beispiel, weil er ja sein Ego in die Musik eingebracht hat wie keiner zuvor. Und gerade er wollte als Künstler ernst genommen werden und kein Dienstleister sein, wie es bis dahin üblich war. Er hat gemerkt, dass seine ungewohnte Musik Aufsehen erregt hat und er vor allem dadurch als Künstler ernstgenommen wurde, und ich unterstelle Beethoven, dass er genau das auch beabsichtigt hat. Zumindest in der Anfangszeit, später war ihm die Außenwirkung sicherlich egal.
 

Ich sage doch nicht, dass Leute, die Aufsehenerregendes oder Niedagewesenes machen, keine Künstler seien. Das wäre ja nun wirklich hirnrissig.

Ich sage nur, dass für wirkliche Künstler das nicht der Haupt-"Antrieb" ist. Wie es solchen Leuten geht, bei denen es so ist, sehen wir an diesen "Youtube-Phänomenen", die kurzzeitig Aufsehen erregen, wo jeder sagt "Wahnsinn, genial" etc., die aber nach einiger Zeit in der Versenkung verschwinden.

Wagner, Schönberg, Charlie Parker oder Ornette Coleman waren aufsehenerregende Neuerer. Sie sind aber nicht deswegen ins Pantheon der historisch bedeutenden Musiker gekommen, sondern weil ihre Musik weitaus mehr beinhaltet als bloß Spektakuläres oder Neues.
 
Ich sage doch nicht, dass Leute, die Aufsehenerregendes oder Niedagewesenes machen, keine Künstler seien. Das wäre ja nun wirklich hirnrissig.

Ich sage nur, dass für wirkliche Künstler das nicht der Haupt-"Antrieb" ist.

Kannst Du in die Köpfe aller Künstler reinschauen, die bisher - sagen wir mal: Herausragendes, an das man sich erinnert - geschaffen haben...?

Woher willst Du wissen, welche Intentionen allgemein erfolgreiche Künstler aller Kunstgattungen immer so verfolgt haben?

Zumindest berühmt und bekannt werden, kann keiner, ohne auch auf die eine oder andere Art und Weise etwas dafür getan zu haben... (!)
 
Zuletzt bearbeitet:

View: https://www.youtube.com/watch?v=583Wh8_LmM8


Das finde ich eigentlich das beste. Da du ja auch gezieltere Kritik bekommen wolltest: Kompositionsmäßig kann man sicherlich schon dran rum schrauben, aber ich würde an deiner Stelle doch v.A. an den Klavierskills arbeiten. Timing/Rythtmus sind leider nicht ganz perfekt, und häufig ist das Timbre der Töne zu akzentuiert. Das fällt vor Allem bei den schnelleren Werken auf. Versuche vielleicht auch mal die Stücke erst langsam zu üben, und dann das Tempo immer weiter zu steigern.

LG
 
Hallo zusammen,

ich bin einfach überwältigt, was für eine interessante Diskussion ich ausgelöst habe!
Dabei wollte ich lediglich ein Urteil von Pia. Ich dachte schon ihr hättet sie verscheucht.

Aber danke Pia, dass du mir doch noch verraten hast, welches dir am besten gefällt.
Erstaunlicherweise hat gerade meine "a-moll Fantasie" auch in meiner Verwandtschaft am meisten beeindruckt. Danke auch für deine wertvolle Kritik. Aber da sprichst du Punkte an, für die ich vielleicht doch einen Klavierlehrer bräuchte...

Weshalb ich mich nun aber hauptsächlich melde, obwohl es schon so spät ist, ist die Frage von Demian. Für mich ist das Internet am Wochenende tabu, deshalb muss ich noch schnell antworten.
Aber keine Sorge, zu so später Stunde bin ich sehr selten wach und ich habe heute schon zwischendurch einen Kurzschlaf gehabt.

Also die Frage von Demian: Welche Ziele verfolge ich mit meiner Musik?

Dazu kann ich am besten folgende Geschichte erzählen:

Während meines Studiums hatte ich mal ein Praktikum in einer Firma.
In dem Ort gab es auch eine Klinik. Und gegenüber der Klinik gab es ein Schwesternwohnheim.
Die Firma hatte in dem Schwesternwohnheim Zimmer für Studenten angemietet.
So hatte auch ich ein Zimmer in diesem Wohnheim, umgeben von lauter Krankenschwestern.
Jeder, dem ich das erzähle, wird an dieser Stelle besonders hellhörig...
Aber es kam anders: im Essenssaal der Klinik, also gegenüber dem Schwesternwohnheim, habe ich bald einen Flügel entdeckt. Da habe ich gefragt, ob ich nach der Arbeit auf diesem Flügel spielen dürfe. Abends war der Essenssaal nämlich menschenleer.
Und ich war überglücklich als man mir das tatsächlich erlaubte!
So habe ich während des Praktikums, was immerhin 4 Monate lang war, fast jeden Abend an diesem Flügel gespielt! Das war vielleicht das schönste, was ich bis jetzt in meinem Leben erlebt habe. Am Ende des Praktikums habe ich auf der Weihnachtsfeier der Krankenschwestern unter anderem "Reverie" von Debussy vorgespielt. Man hat mich nämlich gefragt, ob ich was vorspielen könne. Das habe ich dann aus Dankbarkeit für dieses große Geschenk, das ich so viel auf dem Flügel spielen durfte, gerne gemacht...

Es ist der Klang eines Klaviers, der mich von Kindes an begeistert.
Überall wo ich ein Klavier oder noch besser einen Flügel sehe, auf dem ich ungestört spielen kann, setze ich mich sofort dran. Am liebsten spiele ich tatsächlich für mich allein. Da kann ich dann den wunderbaren Klang am innigsten genießen. Da muss ich nicht fürchten, dass ich jemand mit meiner Musik störe. Das ist das erfüllendste, was ich kenne. Den Klang eines Klaviers genießen. Am besten langsame Stücke, weil man da die Harmonien länger auf sich einwirken lassen kann. Aber dieser Genuss gelingt mir besonders auf einem hochwertigen Flügel, was ich mir nicht leisten kann und deshalb jedes Mal überglücklich bin, wenn ich an einen ran darf. Ich kann dann total abschalten und alle Sorgen wenigstens für diese Zeit vergessen. Die Macht des Klavierklangs ist da ungemein groß bei mir.

Ich verfolge mit meiner Musik also nicht wirklich ein Ziel.
Ich glaube ich bin eher auf der Suche.
Auf der Suche nach Musik, die mir auf einem Klavier besonders gut gefällt.
Das geht so weit, dass ich beim Üben bekannter Klavierwerke oft abschweife und wieder in freies Spielen übergehe. Besonders wenn mich beim Üben eine Stelle zu was neuem inspiriert hat.

Hochachtungsvoll,
Remigius Miron W.
 
Ja! :) Mach auf jeden Fall weiter!

Die Reverie ist wirklich großartig. Es gibt wenige Klavierkompositionen die so ein weites Farbspektrum haben. Aber ich glaube da sollte es sogar noch ein paar einfachere Kompositionen von Debussy geben.

LG
 
Gerade bei solch einer Geschickte: Geh deinen eigenen Weg, höre auf dein Inneres bei dieser Suche. Nimm dir nicht die Vielfalt der Möglichkeiten, indem du diese einengst auf das Geschmacksurteil Einzelner (nichts gegen dein Urteil, @Pia_Nissimo), sondern bewahre deine Authentizität. Sieh dir aber unbedingt an, wie andere komponieren, um die handwerklichen Grundlage zu verstehen. Analysiere deren Musik, um dich selbst weiterzuentwickeln. Viele Imperative, aber einen habe ich noch: Pass auf, dass dir folgendes nicht passiert: Viele (wenn nicht sogar die meisten) Menschen werden als Unikat geboren - und enden als Kopie.
 
Zunehmend geht es nur noch darum, "Likes" von anderen zu erhalten und damit das fragile Selbstwertgefühl bzw. den Narzissmus zu füttern.
Du hast gewiss Recht in einem allgemeinen Sinne, auch in Allem zuvor von Dir zu Miron Geschriebenen bin ich da im Sinne einer guten Standardpredigt echt ganz kuschelig nah bei Dir.
Aber ob es in diesem konkreten Fall wirklich den Nagel auf den Kopf trifft, bin ich nicht so ganz sicher. Habe gerade mit Bedauern festgestellt, dass der TE bei YT jegliche Möglichkeit deaktiviert hat, ihm "Likes" zu geben.
 
Ich vermute, es ist eher die eigene Unsicherheit des TE, in welche Richtung er gehen soll, weil die Möglichkeit sich musikalisch auszudrücken, Neuland für ihn ist. Und ich glaube, er traut sich noch nicht zu, auf die innere Stimme zu hören, die ihm sagt, was er selbst will.
 

Zurück
Top Bottom