Ich sehe, dass die meisten "Ungefähr null" oder "Gering, kann ich problemlos wegstecken" angekreuzt haben.
Gut, wenn man einen Partner hat, der in sicherem Job gut verdient, mag das sicherlich so sein.
Deshalb hätte ich ganz wertfrei den Vorschlag, dass wir diese Umfrage nach einer gewissen Laufzeit schließen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Eine wesentliche Rolle wird dann die Frage spielen, ob es in der Zeit nach Ostern mehr Klarheit gibt hinsichtlich der Frage, wie lange die Beschränkungen aufrecht erhalten werden. Sollte nach dem 19.04. weiterhin alles dicht bleiben, könnte die Stimmung in der Bevölkerung eine andere sein.
Warum? Zur Zeit sind die Maßnahmen drei Wochen in Kraft. Das empfindet man noch in der Größenordnung des üblichen Jahresurlaubs, von dem man zwei Wochen auf einer Reise verbringt und die verbleibenden Tage dienen der behutsamen Einstimmung auf den Alltag. Auch tragen andere Faktoren wie sonniges Wetter, ruhigere Straßen, weniger großstädtische Betriebsamkeit dazu bei, die Situation als gar nicht so bedrohlich zu empfinden, es ist alles wie an einem ganz normalen Sonntag. Am 19.04. sind dann fünf Wochen vorbei, das entspricht der Größenordnung der "Großen Ferien", die einem in der Schulzeit noch regelrecht kurz vorkamen. Dann erreicht die Vakanz eine Dimension, in der das Zeitgefühl zunehmend verloren geht, in der man der Versuchung erliegt, sich nur noch treiben zu lassen, in der man Ziele und Orientierungspunkte aus dem Blickfeld verliert. Im Hinblick auf die von mir geleiteten Chöre wage ich die Prognose: Wenn auch im Mai keine Proben und Auftritte mehr stattfinden und das auch im Juni so bliebe, wüsste ich nicht, ob alle Chormitglieder reaktivierbar sind. Anschließend sind mindestens die jetzt im Arbeitsprozess stehenden Berufstätigen im Sommerferienmodus: voll in den Probenbetrieb wieder einsteigen und alle ausgefallenen Auftritte nachholen ist unrealistisch zu erwarten. Ähnliches droht Lehrkräften, die mit den hier diskutierten elektronischen Hilfsmitteln keine Ersatzlösung für ausfallenden Unterricht gelungen ist.
Es ist richtig, die immensen wirtschaftlichen Schäden zu benennen, die mit längerer Fortdauer immer größer werden und zunehmend schwerer zu kompensieren sind. Wenn man die psychologischen Aspekte dazu nimmt, findet mehr als nur soziale Isolation statt, wogegen das Musizieren eine Menge positive Kraft entfalten kann. Kommt uns der Glaube an diese abhanden, verlieren wir unsere kulturelle Identität - und das ist schmerzhafter als nur die wirtschaftliche Not. So schlimm ist es noch nicht einmal im Frühsommer 1945 gekommen, als das Musizieren innerhalb kürzester Zeit zu neuer Blüte erstand, bereits bevor die Dächer der im Bombenhagel zerstörten (Konzert-)Häuser notdürftig geflickt werden konnten. In den Chorchroniken ist dazu allerhand nachzulesen. Am 25.04. hätte einer meiner Chöre ein Festkonzert zum 175jährigen Bestehen gehabt, das nicht stattfinden kann, die Festschriften sind längst im Druck erschienen. Die Feierlichkeiten des gleichen Vereins zum 100jährigen Bestehen anno 1945 wurden erst im Jahre 1950 nachgeholt - hoffen wir, dass es diesmal nicht wieder jahrelang dauert... .
LG von Rheinkultur