"Diese Musik liebe ich wirklich" (Youtube-Links)

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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Bis zu einem gewissen Maß ist ein Vibrato auch für mich bei Bach erträglich. Aber dieses gewisse persönliche Maß ist bei der weiter oben verlinkten Aufnahme eben überschritten. Ein anderes Beispiel: Christa Ludwig mit ebendiesem "Erbarme dich". (Ich glaube sogar, dass du, rolf, mich vor einiger Zeit mal auf diese Aufnahme aufmerksam gemacht hast.) Christa Ludwig singt diese Arie auch mit Vibrato. Aber das Vibrato der Ludwig ist nicht aufdringlich. Es ist einfach da und rundet alles ein Stück weit ab. Und deshalb mag ich die Aufnahme mit Christa Ludwig trotz vibrato sehr.

Und um mal einen Gegensatz zu bringen: Wenn eine Brünnhilde bei Wagner auf der Bühne steht und dabei dann so "glatt" und vibratofrei singt, als wäre sie gerade Mitwirkende im Jahreskonzert des regionalen Kirchenchors, dann ist die gute Brünnhilde in dem Fall auch nicht zu gebrauchen. Also nicht das vibrato an sich ist schlecht. Es kommt nur auf den Kontext an.

Darüber hinaus sollte die Verwendung konsistent sein: Ich war auch schon in einer Aufführung der h-moll-Messe von Bach. Alle Solisten haben sehr glatt und vibratofrei gesungen - mit Ausnahme der Altsolistin, die ein recht starkes vibrato hatte. Im Gesamtkontext und im Vergleich mit den anderen Solisten fällt das dann auch störend aus dem Rahmen.
 
Und um mal einen Gegensatz zu bringen: Wenn eine Brünnhilde bei Wagner auf der Bühne steht und dabei dann so "glatt" und vibratofrei singt, als wäre sie gerade Mitwirkende im Jahreskonzert des regionalen Kirchenchors, dann ist die gute Brünnhilde in dem Fall auch nicht zu gebrauchen. Also nicht das vibrato an sich ist schlecht. Es kommt nur auf den Kontext an.
schon klar, was du meinst - aber der Vergleich hinkt nicht wenig ;) (ich denke, wir schenken uns eine Diskussion darüber, wie eine die Brünnhilde oder Isolde zu singen hat: da hören wir uns einfach Jones und Nilsson an) :)
 
guckt dann vlt. ein kleiner Perfektionist zurück...?
lieber Dreilang, nur nix überbewerten! :D:D
schau: man kann die besten Tischsitten haben, weltgewandt und stilvoll, und trotzdem passierts ab und zu, dass man bissel Tomatensauce aufs Tischtuch oder Hemd kleckert - nicht anders ist es mit den unerheblichen Fehlerlein im Konzert, es passiert halt ab und zu ---- geschnallt?
 
Man sollte halt einfach, wenn man wie ich mit Operngesang nicht allzu bewandert ist, lieber mal die Klappe halten, anstatt hinkende Vergleiche zu konstruieren. Aber immerhin ist dir offenbar klar, was ich damit sagen wollte. Drum lassen wirs, hören uns die Musik einfach an und wenden uns lieber mal wieder dem eigentlichen Thread-Thema zu ;-)

Nun denn. Zum Thema "Diese Musik liebe ich wirklich", darf natürlich folgendes nicht fehlen:

Frederic Chopin, Ballade Nr. 1
Frederic Chopin, Ballade Nr. 2
Frederic Chopin, Ballade Nr. 3
Frederic Chopin, Ballade Nr. 4, (Teil I), (Teil II)

Zwar wahnsinnig bekannt - aber das zurecht!
 
lieber Dreilang, nur nix überbewerten! :D:D
schau: man kann die besten Tischsitten haben, weltgewandt und stilvoll, und trotzdem passierts ab und zu, dass man bissel Tomatensauce aufs Tischtuch oder Hemd kleckert - nicht anders ist es mit den unerheblichen Fehlerlein im Konzert, es passiert halt ab und zu ---- geschnallt?

Wie gesagt, rolf, laß mir meinem persönlichen Entscheidungsspielraum, welche Musik ich in meine persönliche Sammlung aufnehme, und welche nicht (nur darum geht es, und um nichts anderes). Meine Kriterien dabei sind allein meine Sache ;)

Und auch alle Abwägungen, die es dabei zu treffen gilt (z.B. Aufnahmequalität etc.). Und damit endgültig wieder zurück zu "Diese Musik liebe ich wirklich" (Youtube-Links), einverstanden?
 


Übrigens, wunderbare Musik, danke DonBos...! Es gibt ja doch noch mehr Kunstgesang, der so gesungen ist, daß ich damit auch warm werden kann... ;) (nur der etwas zu deutliche klerikale Bezug, ist nichts für mich - aber muß ich vielleicht mal Verwandten empfehlen...)

Nachtrag: Auch Stephan MacLeod singt die Arie unter Herreweghe sehr schön. Aber trotzdem gefällt mir hier Mertens besser. Ich weiß nicht, weshalb...

Das geht mir ganz genauso. Bei MacLeod schwingt für mich auch wieder dieses Element im Singstil mit, das ich beim Kunstgesang - auch sehr oft bei der Oper! - nicht mag.

Was das ist, weiß ich gerade selbst nicht. Stichworte wurden genannt

Vibrato - aufdringlich - "glatt" - der Kontext - konsistent - affetuoso Vortrag -

Sicher alles Dinge, worüber nachzudenken lohnt...
 
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Guten Morgen/Mittag allerseits,

hier fehlen eindeutig noch Stücke, wenn ich das auf die Schnelle richtig überblicken konnte :D
Ganz spontan einige wenige - zugegebenermaßen eine nicht annähernd ausreichende Auswahl! - die der Welt fehlen würden, wenn es sie nicht gäbe (...also zumindest mal meiner Welt... ;)):


...ach, noch soviele mehr. Aber ich hab jetzt keine Lust mehr, weiter aufzuschreiben. Irgendwann mal wieder. Ich geh jetzt lieber mal an meine Stücke, selbst spielen :)

liebe Grüße,
Partita
 
Oh Gott, wie schrecklich eine solche Liste zu machen - man fühlt sich direkt schuldig allen anderen wunderbaren Stücken gegenüber, die man noch nicht erwähnt hat. Daher der SEHR ernst gemeinte Hinweis, dass meine Liste nicht annähernd alles beinhaltet, was da hineingehört, sondern es nur allererste Gedanken waren...
 
Im Grunde teile ich die Vorbehalte gegen solche naturgemäß immer unvollständige Auswahl, dennoch möchte ich eine Lanze für ein WErk brechen, das mir schon seit Jahren ziemlich viel bedeutet:

Reiner Bredemeyer: Die Winterreise

Leider wird das Werk (wie so vieles aus der Feder Bredemeyers) nicht so häufig aufgeführt, wie es das meiner Meinung nach verdient hätte – daher auch kein Youtube-Link. Vielleicht werde ich es aber schaffen, dem in nicht allzugroßer Ferne abzuhelfen. Es gibt aber immerhin eine recht lohnenswerte Einspielung mit Georg Christoph Biller, Josef Christof und Sebastian Weigle.
 
doch, selbstverständlich...! Du hast nämlich einen persönlichen Geschmack bzw. eine persönliche Vorliebe mit einer Wertung verbunden. Denk' mal drüber nach ;)
(Thema beendet)
Das ist ja kein Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe.;)
lieber Dreilang, nur nix überbewerten!
schau: man kann die besten Tischsitten haben, weltgewandt und stilvoll, und trotzdem passierts ab und zu, dass man bissel Tomatensauce aufs Tischtuch oder Hemd kleckert - nicht anders ist es mit den unerheblichen Fehlerlein im Konzert, es passiert halt ab und zu ---- geschnallt?
Und angenommen, es würde sich doch tatsächlich jemand über den Tomatensaucefleck empören, dann wäre es doch recht, diese Person mit der Wertung schicki micki Spießer oder Snobismus in Verbindung zu bringen oder etwa nicht?
 
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Findest du? Muss ich mal mehr drauf achten. Ich kenne mich noch nicht sogut aus mit der Matthäus Passion.
Was auch auffällt ist, dass diese Aufnahme ein sehr langsames Tempo hat.

Magst es mal wirklich langsam hören? Benjamin Luxon sings 'Mache dich mein Herze rein' from Bach's 'St. Matthew Passion' - YouTube
Das gibt es leider auch.
Immer diese Diskrepanz in den Tempi. Und gerade bei Bach habe ich festgestellt, es gibt meistens zwei, (teilweise deutlich voneinander abweichend) Tempi, die wirklich gut gehen. Alles, was nur etwas daneben ist, ist für den Sänger plötzlich schwere Arbeit.
 
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Und angenommen, es würde sich doch tatsächlich jemand über den Tomatensaucefleck empören, dann wäre es doch recht, diese Person mit der Wertung schicki micki Spießer oder Snobismus in Verbindung zu bringen oder etwa nicht?


Mach Dir nichts draus. Es scheint gerade Mode zu sein, jede Wertung als unangebracht anzusehen, obwohl jeder Mensch täglich wertet, denn ohne Wertung geht es nun einmal nicht. Sie ist oft sehr legitim und auch notwendig.

Man unterscheidet leider nicht, wo Wertung angebracht ist, beispielweise bei dem Kauf eines Bio-Eies, im Gegensatz zu der Diskussion, soll bei einem über 80 jährigen eine neue Hüfte eingesetzt werden? Wenn man dann sagt, bei der Königin Elisbeth wäre das ok, aber bei einem Vagabunden unter der Brücke nicht, dann ist da meiner Meinung nach eine unzulässige Wertung enthalten!
 
in der Tat: hier findet man bestätigt, dass ein falsches Tempo die Musik verzerrt (Margulis)
Die Faszination dieser Arie ist, dass ein todtrauriges Lamento in ein eher beschwingt-bewegliches und damit schon wieder tröstiches Klanggewand gehüllt wird - nimmt man den Schwung heraus, dann wirkt es nur noch weinerlich-sentimental
 
Um mal ein wenig vom elitären Sockel runterzuklettern: Bei diesem Song läuft mirs immer wohlig schauernd den Rücken runter und die Tränendrüsen schwellen. Fast eine Bach-Kantate.

 

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