Die Minimal Music ist in die Jahre gekommen - Same Procedure As Every Year, Mister Glass?

Vor einigen Jahren habe ich die Probe von John Adams‘ „Harmonielehre“ und Steve Reichs „Four Sections“ in der Philharmonie erleben dürfen, wenig später das abendlichen Konzert. Besonders Nr. 4 hat mich beeindruckt.

Monotone Musik wirkt auf mich hypnotisierend, im Auto höre ich seit Jahren kein nervendes Radio sondern Stücke von Chuck Wild/Liquid Mind und Jonn Serrie. Ich kann mich mit dieser Musik beim Autofahren besser konzentrieren als Werbung, Palaver und Pop-Songs hörend.


@Marlene interessant, welcher Teil vom Feuervogel ist das ungefähr?

Der Anfang, ich glaube es in Verbindung mit Robert Langdon (Sakrileg oder Illuminati) gehört zu haben.
 
"Der Feuervogel, ist das nicht das Stück mit diesen Illuminaten?"
 
@MinimalPiano
Du kennst den Helge anscheinend nicht, wenn du nur das, zugegeben recht lahme, Katzeklo zitierst. Er ist einer der Künstler, die sehr stark "spalten". Entweder man findet ihn klasse, oder blöde.
Mein Mann fand ihn furchtbar, eben wegen dem KK, findet ihn aber schon lange gut und hört ihn sogar freiwillig mit :-)
Hör mal in andere Sachen von ihm rein! Er ist hochmusikalisch, auch wenn er das manchmal durch aufgesetzten Dilletantismus karikiert.
Den Impro-Humor muss man natürlich mögen.
Aber die Filme und Bücher von ihm ertrage auch ich nur mit einem gewissen "Pegel". Leicht angeschickert ist das zum Brüllen!
:-)
 
ist eigentlich ein reines Geschmacksurteil. Ähnlich wie Cee schon schrieb: es ist möglich repetitiver Musik Wiederholungen vorzuwerfen, aber sinnvoll ist das nicht.
Für mich besteht schon ein wesentlicher Unterschied zwischen Glass und TEY. Wo das, was ich unter TEY verstehe (keine Ahnung, ob das nun tatsächlich immer auf die drei Komponisten zutrifft) auf mich inbrünstig süßlich-kitschig wirkt, ist bei Glass einfach Leere. Das gilt auch für Glassworks. Wenn der junge Pianist im zweiten Video einen verzückten Gesichtsausdruck hat, dann wirkt das unpassend, beim Einaudi-Video gehört es beim Cellisten klarerweise dazu.
Die Art wie Glass seine eigenen Kompositionen spielt, bleibt mir allerdings ein Rätsel.

OT: Helge Schneider (der in diesem Thread wirklich fehl am Platze ist) habe ich zwei oder drei Jahren in Wien live gehört und ich hatte an diesem Abend den Eindruck, er war weniger an musikalischem Geblödel als an Jazz interessiert.
 
Ich glaube ja, Musik von TEY und auch Glass muss man in anderem Kontext betrachten: das ist keine Musik, die man in einem Konzert von vorn bis hinten hören sollte. So ist sie gar nicht gedacht. Nicht umsonst feiern TEY und Glass ihre größten Erfolge als Filmmusiken. ...
...
funktioniert diese Art von Musik fantastisch. Ob sie jemand Stand alone auch mag und sich sogar motiviert fühlt, sie nachzuspielen, vielleicht weil sie an die Filmbilder erinnert, möge ja jedem selbst überlassen sein.

Das stimmt im Prinzip. Der Triggerpunkt ist glaube ich, dass viele Liebhaber von "TEY" und co. das aber anders sehen und denken, in der Musik wäre die gleiche Ausdruckstiefe wie in einem Stück von Chopin oder so und werfen das Zeug mit mit Kompositionen der beim breiten Publikum als gefühlvoll oder emotional angesehenen "klassischen" Komponisten (oft z.B. Chopin oder auch Debussy) in einen Topf.
Und wenn dann irgendein blöd aussehender Trottel, dessen Katze gerade gestorben ist und der irgendwann mal in der Schule geärgert wurde und daraus eine Riesenstory macht, auf RTL irgendeinen Amelie oder River flow-Kram spielt und dazu ein bisschen rumkaspert a la Lang Lang und etliche Leute dann denken, o wie toll und der spielt ja so gefühlvoll, triggert das halt viele.

Ich habe ansonsten aber auch kein Problem, wenn man Schüler sowas mal spielen lässt oder sich mal anhört. Nur ist es irgendwie in der Gesellschaft so, dass Leute, die sich GZSZ angucken, sich meist z.B. im Klaren sind, eher seichten Kram zu sehen und kein Goethedrama oder so.
Leute die U-Musik hören sind dagegen auch schnell getriggert, wenn man denen sagt, dass es eben bei Musik unterschiedliche Niveaus gibt und dass Amelie oder Atemlos durch die Nacht oder Farid Bang ein niedrigeres künstlierisches Niveau haben als eine Hammerklaviersonate, Winterreise oder ein Tannhäuser.
 
Zwei Minuten Klavierspiel, irgendwo zwischen unaufgeregt und langweilig, dargeboten auf einem Youtube-Kanal mit gerade mal 5.100 Abonnenten - so what? Dafür die ganze Aufregung?
 
Leute die U-Musik hören sind dagegen auch schnell getriggert, wenn man denen sagt, dass es eben bei Musik unterschiedliche Niveaus gibt und dass Amelie oder Atemlos durch die Nacht oder Farid Bang ein niedrigeres künstlierisches Niveau haben als eine Hammerklaviersonate, Winterreise oder ein Tannhäuser.
Ohja, das ist genau so! In meinem Bekanntenkreis gibt's da ganz "schlimme" Exemplare - ähnlich ist es ja mit diesen ganzen Serien aus der Kulturindustrie / irgendwelchen kitischigen Film-Hits. Die sind natürlich alle ganz große Kunst und "richtig richtig gut". Die Leute identifizieren sich mit dem Kram so stark, dass sie jegliche, völlig objektive und richtige Kritik, nicht mehr ertragen können, denn sie ist direkt ein Angriff auf's eigene Selbst. Das erklärt auch, warum die Reaktionen z.T. so aggressiv ausfallen. Somit scheinen solche Formate einfach alles richtig zu machen, was den Umgang mit dem emotionalen Aspekt ihrer Konsumenten betrifft :lol: Eigentlich gruselig - ein toll gespielter Beethoven schafft das nicht mehr. Höchstens dann mit Für Elise.

Finde es auch sehr treffend, wie Du das mit dem Trottel und der Riesenstory auf RTL beschrieben hast. :lol:
 
@MinimalPiano
Du kennst den Helge anscheinend nicht, wenn du nur das, zugegeben recht lahme, Katzeklo zitierst. Er ist einer der Künstler, die sehr stark "spalten". Entweder man findet ihn klasse, oder blöde.
Nein nein, ich weiss, dass er gut seriös Klavierspielen kann, war nur ein Seitenhieb auf die Frage vorher.
Ich frage mich, ob er nicht grössere Akzeptanz hätte als reiner Jazzpianist. :konfus:
Und wenn dann irgendein blöd aussehender Trottel, dessen Katze gerade gestorben ist und der irgendwann mal in der Schule geärgert wurde und daraus eine Riesenstory macht, auf RTL irgendeinen Amelie oder River flow-Kram spielt und dazu ein bisschen rumkaspert a la Lang Lang und etliche Leute dann denken, o wie toll und der spielt ja so gefühlvoll, triggert das halt viele.
Das ist der Grund, warum ich schon seit Jahren kein TV mehr gucke, ist einfach zu dekadent geworden. Wenn ich was anschauen will, dann über Netflix. Aber ich kenn viele die diese Shows mögen....
 
Ähm, das greift Lichtjahre zu kurz.
Er kann weiß Gott nicht "nur" gut Klavierspielen.
Ja habs bei Wiki gesehen. Multiinstrumentalist genau wie Tiersen. Sogar ein Album mit Sido gemacht :super: Frage: macht etwas als künstlerisch zu bezeichnen dieses besser als ohne. Würde nicht ein Franzose oder anderer Ausländer über "Wurstfachverkäuferin" entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder nicht?
Zusammengefasst, ich mag ihn nicht. Ich bin mit Otto aufgewachsen, Helge war für mich immer TEY Comedian. Punktum.
Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache, genau wie Tiersen oder eben Glass. Solange man sein Publikum findet, ist doch alles ok. Ich kenn sogar jemand der auf der Bühne Sounds an Synthies schraubt und davon leben kann.
 

Auch wenn es hier im Thread OT ist:
@MinimalPiano interessante Sache! Ich habe als Jugendliche Otto gut gefunden, aber habe den Eindruck, er hat sich nie richtig weiterentwickelt. Vielleicht weil das Publikum das nicht möchte. Helge hat sich weiterentwickelt, und den Fokus mehr und mehr auf seine Musik gelegt, was einigen Fans nicht gefiel, die den improvisierten Blödsinn lieber mochten. Aber es sind neue Fans dazugekommen, die ihn wegen seiner Musik sehen wollen.
 
Das stimmt im Prinzip. Der Triggerpunkt ist glaube ich, dass viele Liebhaber von "TEY" und co. das aber anders sehen und denken, in der Musik wäre die gleiche Ausdruckstiefe wie in einem Stück von Chopin oder so und werfen das Zeug mit mit Kompositionen der beim breiten Publikum als gefühlvoll oder emotional angesehenen "klassischen" Komponisten (oft z.B. Chopin oder auch Debussy) in einen Topf.
Ist es nicht bezeichnend und traurig, dass es bei der Musik sprachlich keinen Unterschied macht, ob man einen Kunstanspruch hat oder nicht. Da ist die bildende Kunst anders aufgestellt.
Es gibt Kunst, Kunsthandwerk und Design und..... . Der Gestalter eines - achgottchensohübschen - Gartenzwergs kann allenfalls als Kunsthandwerker oder Industrie-Designer durchgehen. Wobei sich sogar diese allenfalls mit Grausen abwenden ...
Bei Musik ist alles eins ......
 
Von hier:
Frage: macht etwas als künstlerisch zu bezeichnen dieses besser als ohne.

nach da:
Würde nicht ein Franzose oder anderer Ausländer über "Wurstfachverkäuferin" entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder nicht?

kann ich irgendwie nicht folgen.

Kannst du bitte deinen Gedankengang nochmal klarer darstellen?
 
"Bei Musik ist alles eins ......"
Also kann man Bachs Weihnachtsoratorium mit dem gesammelten Werk der Wildecker Herzbuben vergleichen? Interessant.
Nein, es gibt auch in der Musik musikalische Gartenzwerge und musikalische "Mona Lisen". Und sehr, sehr viel dazwischen.
 
@antje2410
Missverständnis: @Alter Tastendrücker bezieht sich nicht auf die Qualität, sondern auf die fehlende Begrifflichkeit für solche Qualitätsunterschiede: Alles wird als "Musik" bezeichnet im Gegensatz zu Begriffen wie Kunst, Kunsthandwerk, Design usw.
 
Ach so. Ich verstehe das trotzdem nicht. Ich glaube, da ist ein Denkfehler. Denn "Kunst" ist ja der Oberbegriff für unterschiedlichste Sachen: Schauspiel, Tanz, Malerei, Musik, usw.
KunstHANDwerk ist Handwerk, das man ausübt, wenn man künstlerischen Anspruch hat und von Hand Unikate erzeugen will.
Design ist wieder was völlig anderes, und kann das Design von Gebäuden, Innenräumen, Anzeigen, Autos, etc. beinhalten.
Insofern ist "Musik" der Oberbegriff unter dem Oberbegriff "Kunst", der die Kunst--->Richtung (Musik eben) präzisiert.
"Design" ist der Oberbegriff unter dem Oberbegriff "Kunst"--->Richtung (Design eben) präzisiert.
Oder? Denke ich zumindest.
 
Kannst du bitte deinen Gedankengang nochmal klarer darstellen?
Ganz einfach:

Ist das Stück unter dem Aspekt Kunst besser als wenn es nur eine sinnfreie Blödelei ist. Ich kann mir das nur als Kunst vorstellen. Das würde der Intelligenz von Helge nicht gerecht werden.
Macht allein der Begriff Kunst etwas besser, ich denke dabei an das Stück vom weissen Bild von Yasmina Reza.
Oder was wenn ich ein Cover von Katzenklo machen würde auf Youtube, was würden die Leute denken. Sehr wahrscheinlich würde man an meinem Verstand zweifeln und mich einliefern.
Andere sehen soetwas als Kunst zB Dadaismus, der Rest findet es Scheisse. Genau das würde der Rest der Welt auch denken. Die haben anderen Humor.
 
Es ist ja nicht so, als ob es diese Diskussion um Qualitäten in der bildenden Kunst nicht noch viel extremer gäbe:

"Monotone" Kunst ist so gesehen auch das Schwarze Quadrat von Malewitsch und für Beuys "Stuhl mit Fett" bräuchte man evtl. ja auch nochmal einen ganz eigenen "Kunst"Begriff.

TEY erinnert mich da vielleicht noch am ehesten an PopArt, ich glaube die etablierte Kunstwelt fand das alles seinerzeit genauso fragwürdig und banal kommerziell wie hier in dieser Runde TEY gesehen wird. Trotzdem läuft das alles unter dem Begriff "Kunst"...

Also auch in anderen Disziplinen stellt sich immer die Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? ;-)
 
Da haben wir doch endlich mal ein Posting, das auf meine Eingangsfrage wirklich eingeht! Vielen Dank, Cee!

Du bist also der Ansicht, weil Glass bei Weltspitzenleuten studiert hat und das Album, das das Stück enthielt, ein Hit war, ist man nicht berechtigt ...


"Komponist/Spieler XY ist mega-erfolgreich und macht fette Kohle mit seiner Musik - wer bist Du, Hasenbein, also, an seiner Musik herumzukritteln? Der Erfolg gibt ihm doch Recht, also muss etwas Gutes an der Musik sein"??
Keineswegs, ich habe die Verdienste nur als Ausgleich genannt; nicht, dass das Bild vom Opa am verstimmten Klavier sich festfrisst....

Entscheidend ist aufm Platz, wie schmickus schreibt (allerdings wird man einem 50 Jahre gealterten Weltklassestürmer bei einem Ehrenspiel nicht mangelnde Laufwege vorwerfen.) Man sollte aber spezifisch Kritik üben, also z. B. 'mitsummbare Melodik, nicht monoton genug, Polyrhythmik läuft nicht in Phasen gegeneinander, zu schnelle Akkordwechsel' usw. So wie es aussieht, kritisierst Du Minimal Music/P. Glass generell - anhand einer schlechten Performance eines kleinen Stückes.

Mich hat überrascht, dass es zig Einspielungen, Cover davon auf Youtube gibt. Es muss irgendwas bei den Leuten auslösen - und sei es nur das Mitbrummen mit leicht glasigem Blick...:-))

Cee
 

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