Die Minimal Music ist in die Jahre gekommen - Same Procedure As Every Year, Mister Glass?

Bachs Präludium 1 (WTK I) ist doch auch nicht groß anders vom Niveau her, ein einziges Motiv, x-mal wiederholt, ein Akkord nach dem anderen, irgendwann ein "Hurrah, ich bin durch!"-Abschluss. Wäre das von Glass, nicht von Bach, würde man darüber vielleicht wenig anderes sagen?

:super::schweigen:

Zumindest eignet sich das inkriminierte Präludium aber als Hintergrundmusik zum weltberühmten Ave Maria des
großen Charles Gounod.
 
Bin ich eigentlich die einzige die von Meditationsmusik gestresst wird?
Nein. Viele werden durch Meditation zunächst gestresst. Daran ist aber manchmal gar nicht die Musik Schuld, sondern, dass ihnen in Ruhe soviel durch den Kopf geht. Zen- und Vipassana-Meditation wird gemeinhin ohne Hintergrundmusik praktiziert.

Also ich mag es. In Interpretation 2 und 3, nicht besonders jedoch die Interpretation vom Komponisten selbst, denn das klingt tatsächlich nicht sehr engagiert. Hätte Glass es hier eingestellt unter einem Nick wie "opa37" oder so, und zwar in guter Qualität, hätte ich ihm vielleicht einen Daumen da gelassen und Mitleid hätte ich womöglich auch gehabt in Anbetracht der Kommentare von wegen TEY-Kram und so. Auch wenn es stimmen mag, dass solche Musik Berufsmusiker nicht aus den Socken hauen kann.

Manche wollen von Musik gefordert werden, intellektuell. Den Anspruch habe ich nicht. Ich möchte sie genießen, nicht zuviel dabei denken, nicht ermüdet werden durch extravagante Harmoniewechsel etc., durch zu viel Unberechenbarkeit. Will absehbar wähnen, dass ich die irgendwann werde spielen können. Wer in Musik unbedingt Rätsel finden muss, Nüsse knacken will, die Gewissheit braucht, dass sie dem üblichen Pöbel zu kompliziert ist – gerne. Nicht anders geht es mir andere Gebiete betreffend, ohne dass ich dabei allerdings meine Schwächen ("diese blöden Klickibunti-DAUs bedienen ihren Computer, obwohl es umgekehrt sein müsste, bruharh– verd... wo kommt dieser RuntimeError wieder her?") zur Schau stellen muss. Jeder hat sein Steckenpferd. Meines ist die Musik ... nicht, aber wenn ich es schon nicht reiten kann, will ich es wenigstens striegeln dürfen.
 
Das sei dir unbenommen. Hab ich auch mal gemacht, Jahre lang, ohne Musik wie du. Wenn du die "Küchenpsychologie" von einem Mönch dieser Glaubensrichtung hörst, sei nicht zu überrascht.

Manche schwören auf Meditation mit geeigneter Funktionsmusik, wie hier vielleicht auch Phillip Glass' Opening. Also, ich nehme an, sie ist geeignet, weil du mich darauf gebracht hast. Kann mich irren.
 
Habe jetzt Versionen mit Synthesizer, Gitarre, Harfe, Kirchenglockenwerk etc. durchgehört - das Stück gewinnt nicht, es fängt an zu nerven.

*Dafür* hat Glass also nicht seine zahlreichen Auszeichnungen bekommen.

Cee

PS: Naja, youtube halt. Da findet man auch Videos von 75-jährigen Opas, die bei Piano Maiwald auf Flügeln rumklimpern...
 
Das sei dir unbenommen. Hab ich auch mal gemacht, Jahre lang, ohne Musik wie du. Wenn du die "Küchenpsychologie" von einem Mönch dieser Glaubensrichtung hörst, sei nicht zu überrascht.
Also ich meditiere nie, noch nie gemacht, aber wenn ich ein Buch lese oder einfach entspannen will, höre ich gerne ruhige Musik. Das kann klassische oder meditative Musik sein, ja sogar Filmmusik. (Fast)Jede Musik hat seine Daseinsberechtigung.
als ich noch aktiver Schachspieler war habe ich immer gerne zum Onlinespielen oder Variantenberechnen gerne Mike Rowland gehört. Wunderschöne Musik, wo ich mich super konzentrieren konnte.

 
Natürlich sind wir immer beeinflusst durch das was wir wissen, oder zu wissen glauben über das was wir hören.
Ich finde es interessant, wie erstaunlich dünn das 'Werk' klingtgt, wenn man verzweifelt versucht, es mit Sensibilität und feinen Nuancen 'zu retten' wie der junge Pianist auf dem zweiten Video.
Ich glaube, dass die Minimalmusic eines Philipp Glass in einer bestimmten Phase der Musikgeschichte eine Tür geöffnet hat. Die immer noch komplizierteren Werke eines Boulez (2. Sonate) Stockhausen (Klavierstücke) und anderer waren ein Endpunkt und die Tür zur 'Postmoderne ' wurde auch von diesen Leuten geöffnet. Ob die Abnutzung der Mittel (TEY) diese Musikrichtung und insbesondere Glass' Werke inzwischen entwertet hat, weiss ich nicht. Aber es erinnert mich in gewisser Weise an eine Aufführung von 4:33 von Cage vor einem Publikum von Spezialisten für Neue Musik, die das Werk alle kennen; die eigentliche Idee funktioniert nicht mehr.
Zum Video am Beginn: die gekürzte und ziemlich mäßige 'Interpretation' ist in jedem Fall unzureichend, ärgerlich und unnötig. Aber Ph. Glass hat seinen Werke früher eine distanzierte und kühle Interpretation zukommen lassen, die weitaus besser funktionierte als das pseudosensible Spiel im Video zwei.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ich präzisiere nochmal, um was es mir in meiner Fragestellung geht:

Ist dieses Stück besser als irgendein Stück, das irgendein Klimperheini auf Youtube stellt, oder als TEY?
Tiersen und Einaudi zählen übrigens zu Komponisten, die von minimal music beeinflusst sind und diese auch selber komponieren. Is so.
Ich finde dieses Stück belanglos. Irgendwo gibt es doch einen Cartoon, in dem der kleine klaviersoielende Glass seine Eltern in den Wahnsinn treibt.

Übrigens klingt das zeitweise wie der Soundtrack zu Interstellar, von Hans Zimmer. Wer plagiiert da wen? Würde mich interessieren.
 
PS: Naja, youtube halt. Da findet man auch Videos von 75-jährigen Opas, die bei Piano Maiwald auf Flügeln rumklimpern...
Immer diese 75-jährige Opas, die am verstimmten Klavier herumklimpern. Tja, ich habe ein Konzert in Wien besucht …. da spielte auch ein Opa (weit über 80) und er spielte göttlich und sein Klavier war „pico bello“ gestimmt. Er hiess Wladimir Horowitz und dieser Opa hätte einige jungen Pianisten an die Wand gespielt.
 
Wenn es denn mal bloß belanglos und langweilig wäre - aber genau so wie bei TEY ist des auch noch nervend.

Ist so wie die chinesische Tröpfchenfolter ....Du weißt genau "gleich kimmt wieder der selbe "Akkord"
Also für so einen Sauna-Abend als Hintergrundmusik werde ich das mal bei uns vorschlagen. Auf unserer Wellness-Musik-Liste bei Spotify kommen auch immer dieselben Akkorde.
 
Interstellar ist von 2014. Welche Frage ist denn da noch offen?
... die Frage, wo hier die 'Experten' denn sind.

Schon im eröffnenden Beitrag wird gemutmaßt, dass es sich um eine Improvisation handelt; es fehlt also das Wissen, dass es Stück 1 von 'Glassworks' ist, der LP, die 1982 einschlug, kommerziell erfolgreich war und den jetzigen Opa weltweit bekannt machte. Der übrigens an der Juilliard studiert hat, später Schüler von Darius Milhaud und der Boulanger war.

Dass es albern ist, einen Klassiker des Minimalismus monoton und einfallslos zu schelten, hatte ich schon erwähnt.

Und nun der Gedanke, der Opa hätte das Stück bei Zimmer abgekupfert ... passt übrigens nicht nur zeitlich nicht, auch die melodische Linie von 'Where we are going' aus Interstellar ist eine komplett andere.

Cee
(der minimal music auch nicht mag, aber immerhin Respekt hat, auch um genau hinzuschauen/-hören)
 
@Sven Ich wusste nicht, dass es sich da um einen Klassiker handelt. Hätte ich das gewusst, hätte ich das vorhin bzgl. Plagiat nicht geschrieben. Also wieder etwas dazugelernt, gut.
👍🏻

@Marlene interessant, welcher Teil vom Feuervogel ist das ungefähr? Ich habe das Werk seit Jahrzehnten nicht mehr gehört.
 

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