Die Minimal Music ist in die Jahre gekommen - Same Procedure As Every Year, Mister Glass?

LOL, ist der Vorwurf der einfachen Harmonik und des repetitiven Charakters hier nicht etwa so, als würfe man dem Gebirge vor, dass dort so viele blöde Berge seien?

Und der Vergleich mit Einaudi, Tiersen nicht so, als ob man in den Alpen von der französischen zur Schweizer Seite wechselte und sich dann beklagte, dass dort auch schon wieder diese Berge seien?

Es gab auch im 19. und 18. Jh. Opas mit unterkomplexen (aber dafür gern bombastischen) Kompositionen. Die man hier - qua kultureller Prägung - vielleicht in dem gleichen Maß überverehrt, in dem man wohlfeil über andere Richtungen lästert...

Cee.
 
Es gab auch im 19. und 18. Jh. Opas mit unterkomplexen (aber dafür gern bombastischen) Kompositionen. Die man hier - qua kultureller Prägung - vielleicht in dem gleichen Maß überverehrt, in dem man wohlfeil über andere Richtungen lästert...
Ich weiß nicht - da hör ich mir doch lieber 2h lang chromatische Tonleitern an als 2 min. so ein langweiliges Gedudel.
 
---nur kurz nebenbei:
Es gab auch im 19. und 18. Jh. Opas mit unterkomplexen (aber dafür gern bombastischen) Kompositionen.
ich weiß zwar nicht, was das mit dem #1 zu tun hat, aber das ist der erste Satz in diesem Faden, der mich neugierig gemacht hat: welche Opas @Cee und welche Kompositionen sind das? Und wer "überverehrt" die, ohne dies´ infolge der eigenen kulturellen Prägung zu bemerken?
 
Wird hier auf der "falschen Baustelle" diskutiert? Na klar sind wir ne "technische Bewertung" von Musik gewohnt, aber @hasenbein ging es aus meiner Sicht eher darum, wie sich unsere interne Messlatte verschiebt, wenn wir was über Künstler oder im Extremfall über das Instrument wissen.

Aus meiner Sicht passiert dies. Vielleicht noch mehr, wenn wir visuelles Material präsentiert bekommen. Zumindest mein Fokus auf den musikalischen Inhalt ist besser, wenn ich Musik nur höre.

Um die Frage zum 84 Opa am verstimmten Klavier zu beantworten: "Primär finde ich es geil, dass er Musik macht." Sein Name sollte dies nicht "schmälern", nur weil er vielleicht mit dieser Performance unterhalb unserer Erwartungshaltung landet.

Gruß
Martin
 
Ich habe mit dem Stueck zwei auf drei gelernt und wenn man das kann ist das Spielen sehr entspannend. Es muss nicht immer Beethoven sein. Ich entspanne mich auch gerne bei Metamorphosis. Warum denn nicht? 🤔
 
Ich habe mal eine sehr gute Aufnahme mit einem der Klavierkonzerte gehört. Dort wird die Wiederholung tatsächlich zu einem sehr berührenden Element, das wirkt und etwas Tolles erschafft. Hier in kleinem Rahmen funktioniert das evtl nicht ganz so.
 
Das ist das, was ich hier in diesem Video wahrnehme: Ein 84jähriger Opa spielt unsauber auf einem verstimmten Flügel eine überaus monotone und einfallslose Eigenkomposition bzw. Improvisation.
Kann es denn eine Improvisation sein, wenn es jemand anderes genauso spielen kann? Gibt doch dann offenbar Noten dazu. Oder ist Interpretation gemeint?

Zu dem Stück selber hab ich indes keine Meinung, kann ja ganz schön sein, so nebenbei gehört, bei anstrengender Arbeit oder so. Bachs Präludium 1 (WTK I) ist doch auch nicht groß anders vom Niveau her, ein einziges Motiv, x-mal wiederholt, ein Akkord nach dem anderen, irgendwann ein "Hurrah, ich bin durch!"-Abschluss. Wäre das von Glass, nicht von Bach, würde man darüber vielleicht wenig anderes sagen?

Aber wahrscheinlich wird mir jetzt entgegen wehen, dass ich Banause wohl gar nicht zwischen beiden Werken qualitativ unterscheiden kann, wenn schon nicht Komposition und Improvisation oder Profi und vermeintlich echtem Profi, dem ich mich erdreiste das Profisein abzukaufen.

Wer eine Komposition veröffentlicht, die reich an Ostinatos und Riffs ist wie hier, oder gar nur aus solchen besteht, muss bestimmt schon ein einstündiges Werk mit tausend Variationen und ein dutzend Trugschlüssen einhändig rückwärts im Handstand vorgetragen, danach standing ovations kassiert haben, damit auch sie als Kunst durchgeht. Weit, weit wie mein Unwissen ist kein Ozean.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ist dieses Stück besser als irgendein Stück, das irgendein Klimperheini auf Youtube stellt, oder als TEY?
Das Stück IST TEY. Sowohl Einaudi als auch Tierssen benutzen Stilmittel der Minimalmusik (Repetierung mit minimaler Veränderung).
Man kann solcherart Musik nur hören, wenn man sich darauf einlässt. Oft sind die Stücke aber viel zu kurz, um überhaupt zu wirken.
Ich war mal in einer Festivalwoche (Jugendsinfonieorchester aus aller Welt) ausgerechnet am Thementag "Minimalmusik" im Konzerthaus. In den ersten 10-20 Minuten klingt das alles nach TEY. Erst später fängt man überhaupt an zu hören und nach einiger Zeit merkt man, wieviel Dynamik und Dramatik in so was drin steckt.

Mich erinnert solche Musik auch immer wieder an Jean Michel Jarre, nur heute leider viel zu kurz.
Macht das diese Komposition oder diese Performance besser?
Besser als was? Innerhalb des Genre hat es sicherlich seine Daseinsberechtigung.

Die Performance ist natürlich schrecklich, aber wenn jemand an seinem 84sten genötigt wird, was zu klimpern und das gefilmt wird....das ist Alltag, verständlich und nicht kritikwürdig.
 

Ich habe mal eine sehr gute Aufnahme mit einem der Klavierkonzerte gehört. Dort wird die Wiederholung tatsächlich zu einem sehr berührenden Element, das wirkt und etwas Tolles erschafft. Hier in kleinem Rahmen funktioniert das evtl nicht ganz so.

berührendes Element und Rahmen. Wir sind die Betrachter und wir sind alle vorkonfiguriert und vorbeurteilt und eingefahren und picken mit Augenzwickern das heraus was wir sehen können wollen.

Man kann diese vertrackte Konstellation, dieses Codierung -> Code -> Aufschlüsselungsversuch nicht genug berücksichtigen.

(Wir sind ein Samtsack Einzelschicksale. Ein Sammelsurium von Geklimper. Unterschiedlichste Schlüssel in jenem Futteral.
Und ständig streiten wir uns wer, warum und wie, viel besser, legitimer in welches Schloss passt, und verurteilen die Bärte der anderen bloß weil sie anders geschnitten.)

Ich finde beispielsweise Rilke unfassbar scheiße. Warum? Ka. Gibt nichts mir wesensfremderes. Es ist für mich der Inbegriff der Unnatur und des künstlich Erzwungenen was genau das Gegenteil scheinen mag.

Andere, vielleicht gar nicht mal berühmte Dichter rühren einen. Würde ich das hier preisgeben, würde man Zetern und Schreien und "wie kann man nur, der man selbst keinen einen Satz grade hervorbringt über Rainer lästern... )

Und das ist mMn auch hier das Hauptproblem fast jeder Diskussion. Der eine kann nur "Rilke lesen", der nächste "Poe" und jeder will Recht kriegen.

Was mir hier IMMER fehlt ist mal sagen zu dürfen: "Ja das find ich geil. Das berührt mich. Da geht mir einer ab. Da krieg ich Gänsehaut. Da schießen mir die Tränen in die Augen." Ich glaube bei vielen hier klappt das schon gar nicht mehr, ohne dass sie sich vorher durch tausende Abhandlungen gewälzt haben ob Gänsehaut bei diesem oder jenem Typ schicklich ist.

Ja, klingt platt. Aber ich glaube daran, dass es Hasenbeins´ in der Welt gibt die einen Glass hören und sich vielleicht nicht mal dagegen wehren können (müssen) das irgendwie zu rechtfertigen und legitimieren.

Klar wird man älter, klar mitunter reifer und die Ideen komplexer. Die innere Welt dreht sich anders als die äußere. Aber gerade deshalb kann und darf ich nicht das Maß aller Dinge sein.

Ich hoffe, eigentlich bete ich schon, dass "Kunst" durch diese ganzen toten Korallenriffe verknosterter eingefahrener Gedanken wie eine Adrenalinspritzen ins Herz dringt und selbst der hoch dotierteste Professor für "Sex wird überbewertet" (wenn er das liest, er wird sich erkennen) von einer Freundin in eine Ausstellung mitgeschliffen wird, und dann durch seine scheiß pergamentne Phalanx flennend vor einer Schöpfung, eines ihm unbekannten Künstlers steht.

Auf die Robotik! Sköne Oken. Cheers. Oh Sie auch hier ...
 
Kann Mann gut zum Einschlafen brauchen - einfach New Age geklimmper!
Das ist wahr. Mit solcher Musik habe ich seit Jahren keine Schlafprobleme.:rauchen:

Ich finde es toll, wenn ein 84jähriger sich nicht für sein Spiel geniert. Wahrscheinlich hört er die Verstimmung gar nicht mehr. Ausserdem bevorzuge ich seine Version eher, es ist sein Stück und strahlt irgendwie Wärme aus, auch wenn es nicht gut ist. Die blankpolierte Version ist mir zu steril. Für mich ist die Version des Komponisten immer besser als jeder Youtube Nachahmer oder Profipianist.

Analog könnte man auch fragen, ob ein Stück Chopins gespielt von ihm selber in seinem letzten Jahr, er konnte ja kaum noch Klavierspielen, besser klingt als von einem Profipianisten, die es ja wie Sand am Meer gibt.:konfus:
 
Ein 84jähriger Opa spielt unsauber auf einem verstimmten Flügel eine überaus monotone und einfallslose Eigenkomposition bzw. Improvisation.
Das soll eigentlich Trance-Musik sein, oder?
Ich hatte vor 53 Jahren mit meinem Echolette Hallgerät, einem guten schwarzen Afghan und meinem Flügel bessere Resultate erzielt. Trancezustand war garantiert.
Und hier ...? Das große Grauen! Da wird man eher wach davon. :-)
 

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