@LeVolVik du wolltest auf die einzelnen Punkte eingegangen sehen:
Du kannst jetzt natürlich nochmal 200 Jahre warten mit dem Argument, Gleichberechtigung wird sich schon irgendwann einstellen, sie stehe ja im GG. Das Ding ist aber, dass du es hier und jetzt ändern kannst. Deine Weigerung dazu ist dadurch eben - sorry - ein bewusstes Aufhalten der Gleichberechtigungsbewegung. Im Übrigen sind wir von einer realen Gleichberechtigung noch weit entfernt,
Gleichberechtigung kann es gar nicht geben. Es gibt Dinge, die biologisch einfach nicht beide Geschlechter betreffen. Ein Mann wird z.B. niemals seine Schwangerschaft abbrechen.
Und in Sachen Rechte gibt es wahrscheinlich für Frauen sogar mehr Vorteile als für Männer. Wenn einer der beiden Partner die Verhütung boykottiert, überlege mal, wer dann häufiger zahlen muss. Überlege auch mal, wer meist im Zweifel das Sorgerecht bekommt im Falle eines Streits. Alle Dinge, die mit Sorgerecht, Schwangerschaftsabbruch, Unterhalt und dergleichen zu tun haben, sind eigentlich im Zweifel vorteilhaft für die Frau geregelt.
Frauen werden dafür sicherlich gesellschaftlich häufig benachteiligt und das ist auch wichtig, etwas dagegen zu tun. Hier gibt es sicherlich zum Teil Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt und in manchen Kulturkreisen in besonders hohem Maße werden Freiheitsrechte von Frauen durch Familien massiv beschnitten, was seltsamerweise, obwohl es ein viel drastischeres Problem als irgendwelche Binnen-Is und Gendersternchen ist, von jungen Feministinnen kaum diskutiert wird.
Wenn ich mich aber nach bestandener Masterarbeit an meiner TU für eine Stelle bewerben werde, die nach Tarif garantiert gleich bezahlt wird, werde ich dort in nahezu jeder Stellenanzeige lesen, dass im bei gleicher Eignung Frauen bevorzugt werden. So einfach ist das also nicht.
- Mascaro, J. S., Rentscher, K. E., Hackett, P. D., Mehl, M. R., & Rilling, J. K. (2017). Child gender influences paternal behavior, language, and brain function. Behavioral Neuroscience, 131(3), 262–273.
Diese Studie zeigt, dass die Erziehung von Vätern gegenüber Töchtern recht deutlich von der Erziehung von Jungs abweicht. Gegenüber Töchtern wird eher eine vermeintlich zu Frauen passende Erziehung/Verhalten an den Tag gelegt; gegenüber Jungs eine vermeintlich zu Jungs passende. So viel zum Thema Geschlechterunterschiede sind biologisch und nicht anerzogen.
Wenn es anerzogene Unterschiede gibt - und die gibt es zweifellos, da muss man sich nur mal ansehen, wie die Rolle der Frau in Schweden ist und wie die in Afghanistan ist - ist es aber völlig falsch, daraus zu schließen, es gäbe keine biologischen Unterschiede. Spritz dir mal ordentlich Testosteron und dann sag mir, ob deine Stimmung sich ändert oder nicht. Den Einfluss der Hormone auf die Stimmung wirst du alle vier Wochen aber auch so spüren.
- Speed, Laura, und Asifa Majid. 2019. Linguistic features of fragrances: The role of grammatical gender and gender associations. Attention Perception & Psychophysics 81(1):1-15.
Die hier weisen nach, dass das grammatikalische Geschlecht eine starke Auswirkung auf die Wahrnehmung und Erinnerung von Gerüchen hat.
Gerüche haben mit Berufsbezeichnungen eher entfernt zu tun.
- Vervecken, Dries, und Bettina Hannover. 2015. Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. Social Psychology 46:76-92.
Die Autorin resümiert: „Mit der systematischen Verwendung solcher Sprachformen - zum Beispiel durch Lehrkräfte und Ausbildende - kann also ein Beitrag dazu geleistet werden, mehr junge Leute für eine Karriere in diesen Berufen zu motivieren.“
Die Autorin möchte also Leute zu irgendetwas motivieren. Warum? Wozu soll man Leute motivieren, man kann sie auch selbst entscheiden lassen.
Ist doch völlig OK, wenn Frauen lieber Linguistik, Zahnmedizin und Biologie studieren und Männer lieber Physik, Maschinenbau und Informatik. Woher kommt die Annahme unter vielen Feministinnen/Neofeministinnen (die "alte Garde" um Schwarzer und co. leugnet eigentlich biologische Unterschiede nicht), die im Übrigen selten freiwillig Maschinenbau studieren, dass der bei Männern beliebtere Job automatisch der höhere ist?
Studien zeigen im Übrigen (ich finde die gerade nicht), dass in arabischen Ländern der Frauenanteil in MINT-Studiengängen höher ist als z.B. in Skandinavien. Läuft wohl gut da mit der Gleichberechtigung?
Grund dafür ist, dass MINT-Berufe neben Medizin und Jura meist prestigeträchtiger sind als z.B. Geisteswissenschaften und junge Frauen deshalb da mehr von der Familie dahin gedrängt werden, während in Schweden die jungen Frauen studieren, worauf sie Lust haben.
Du kommst auch aus der geisteswissenschaftlichen Ecke nehme ich an? Warum studierst du nicht/ hast nicht Physik, Mathematik, Maschinenbau, Informatik oder Elektrotechnik studiert?
Hat irgendjemand dich davon abgehalten? Ich höre von Frauen fast immer, dass die darauf keine Lust haben und von Männern, dass die da lieber mehr Frauen hätten.
Soll man dann deiner Meinung nach mit Sprache auch mehr Männer dazu bringen, Zahnmedizin oder Tiermedizin zu studieren oder ist es anders herum OK?
Leider entwickelt sich auch (ich kenne deine Quellen und deren Urheber nicht gut genug und möchte sie ausdrücklich nicht als so etwas diffamieren) eine Pseudowissenschaft a la Queer-Theorie, die als Wissenschaft verkauft wird, um irgendeine Weltanschauung zu propagieren. Dass alle sexuellen Vorlieben anerzogen seien, widerspricht allereinfachster Evolutionsbiologie. So schnell verschwinden Milliarden Jahre Evolution nicht aus dem Hirn.