Die fabelhafte Welt der Amelie

@MichaelPianoOrgan,
Mir gefällt Deine Einspielung als Beispiel für Schülerohren recht gut. Das, was Du musikalisch darstellst, können die meisten Schüler verstehen und finden ein gutes Vorbild.
Mir persönlich ist es zu glatt und speziell in den bewegteren Teilen zu einförmig. Wahrscheinlich will das Stück nicht mehr, weil es nicht mehr kann - ich finde, es ist keine gute Musik - . Was Du tun könntest, um es interessanter zu gestalten wäre, eben auch in den flotteren Passagen die Melodie nicht einfach nur laut zu spielen, sondern dynamisch differenzierter zu spielen. Bei Deiner Aufnahme klingen alle Melodietöne gleich laut (wo der Daumen Melodie spielt). Wie vorhin schon gesagt, die meisten Schülerlein, die sich an dieses Stück wagen, sind nicht in der Lage diese Differenzierung vorzunehmen, Du aber villeicht schon.
Also kurz gefasst: Ich finde Deine Einspielung genügend, aber nicht außergewöhnlich.
Meinst du die "Melodie" in der durchgehenden schnellen Sechzehntel-Passage in der rechten Hand? Ich habe kurz einige pdf's durchgeschaut und tatsächlich schreiben manche Akzente auf den Daumen. Ich hatte sicher nicht die Originalversion, muss ich zugeben. Ich habe in dieser Stelle nie eine Melodie herausgehört und sie eher vielleicht impressionistisch betrachtet und verstehe darum, was du mit einförmig und glatt meinst. Danke für's Feedback:-)
 
Mal zurückgefragt: Findest du, dass du die (jeweils oberen) 16-tel in der rechten Hand ab Takt 5 gleichmäßig spielst? Insbesondere in Takt 7, wenn du h-c mit 4/5 spielen musst, merkt man, dass du technisch am kämpfen bist.

Findest du, dass deine linke Hand (ab Takt 1) einen gleichmäßigen "Klangteppich" bildet? Hast du dir Gedanken gemacht, welche Töne dort in der linken Hand zu betonen sind, um diese quasi "schwebende" Wirkung zu erzeugen, die wohl viele an dem Stück so mögen?
Danke für die Präzisierungen Inaki. Ich habe mir da sicher Freiheiten genommen: Den Anfang wollte ich etwas anlaufen lassen und etwas aus der ersten Sechzehntel-Melodie herausholen. Die eine Stelle in Takt 7 ist echt nicht ganz gelungen. Da hast du recht. Ich spiele das Stück auf dem Kawei ES-8, der Anschlag ist ok aber nicht so gut wie auf den Yamaha's wie ich finde. Wenn ich ein Decrescendo einbauen will h - c - h bringe ich es fast nicht besser hin, muss ich sagen. Guter Tipp noch etwas aus der linken Hand herauszuholen!
 
Vermutlich kann @MichaelPianoOrgan in diesem Forum sogar eine Monopolstellung einnehmen. :super:
Bisher ist mir im Forum noch kein KL aufgefallen, der seinen Schülern für den Unterricht von sich aus Stücke wie die Amelie empfiehlt.
Auch auf der Orgel könnte das ja gar fein klingen!
Umgekehrte Psychologie: Wenn du es ihnen vorschlägst, dann wollen sie es eben meistens nicht;-) Ich schlage auch bei Anfragen für Hochzeiten den Pachelbel-Kanon vor, was meine Berufskollegen auch nicht verstehen. Gewisse Stücke wie auch das Amelie sind total überspielt, aber irgendwas müssen die haben, dass sie so lange Mainstream sind.
 
Hast du dir mal Born on the Fourth of July oder die Toccata von Bach angeschaut? Die Werke stellen schon hohe Ansprüche...
Könntest du noch etwas präzisieren, was du genau mit "haufenweise Unzulänglichkeiten" meinst?

Die Toccata ist OK gespielt, aber - ohne Fuge - von allen freien Orgelwerken, die mutmaßlich von Bach stammen, wahrscheinlich das einfachste.

Die Stückauswahl und die Art der Inszenierung wird dir bei Leuten, die etwas tiefer in der Musikmaterie stecken, keine Anerkennung bringen, auch wenn es OK gespielt ist.
Und bei Leuten, die keine Ahnung haben, sich oberflächlich mit der Materie auseinandersetzen und auf Youtube TEY oder vielleicht die bekanntesten "Klassikhits" hören, die finden davon bereits ein Überangebot auf Youtube. Amelie ist wirklich oft genug gespielt worden.

Wenn du hier zeigen willst, was du drauf hast, fang mal mit der Fuge von BWV 565 und vielleicht mit einem Nocturne von Chopin an.
 
Sehe ich anders. Dafür muss man ja etwas mit dem Pedal können. Bei der Toccata von BWV 565 muss man eigentlich nur diese gebrochenen, verminderten Septakkorde am Ende ordentlich mit vernünftigem Fingersatz üben.
Eben, man muss bei BWV 565 umso mehr in den Fingern haben, und besonders virtuos sind die Pedalstellen bei BWV 549 auch nicht; zudem haben die Hände währenddessen kaum bis gar nichts zu tun.
 

Ich habe jetzt den Faden nur überflogen.
Was mein Resthirn nicht versteht: wenn hier von der INTERPRETATION des Stückes die Rede ist, schießt man doch mit Kanonen auf Spatzen.
Wozu das Ganze künstlich aufplustern. Da gibt es lohnendere Objekte.
Ich verstehe: als Klavierlehrender kommt man manchmal kaum darum herum, so etwas als Kollateralschaden im Unterricht mitzunehmen. Das Jungvolk hört zum Teil privat nur dergleichen Lenor- Musik oder Chartpop .Da ist viel Pädagogik gefragt, um andere Richtungen einzuschlagen.
En ehemaliger Schüler von mir sah das pragmatisch: er hat das für die Verwandschaft gespielt, wenn danach eine pekuniäre Anerkennung zu erwarten war. Er selbst nennt es Fahrstuhlmusik.
Ich selbst nenne es gar nicht Musik, und die Interpreten nicht Musiker. Ein Wort dafür habe ich nicht. Ein Mensch, der Fritten bei McDonalds brät, nennt sich auch nicht Koch. So viel ich weiß.
Aber immer noch besser als die Rockmusik von Yann Tiersen. Die ist noch schlimmer.
 
Das wäre super wenn du das 9/2 als Tutorial einspielen könntest. Da suche ich schon lange eins das gut gemacht ist mit ausführlichen Erklärungen, ähnlich wie es Fanny Engelhart anbietet auf YouTube.

Das können andere besser. Ich könnte das wohl passabel spielen (das kriegen viele weniger gut, viele aber auch besser als ich hin), aber vernünftig erklären könnte ich das nicht.
Mein Tutorium würde von des "Nagetieres Extremität" und anderen hier sicher zerfleischt werden - zu Recht.
 
Ist ja OK so, aber die betreffende Zeit willste doch vermutlich trotzdem nicht wiederhaben?


[1] veraltend, kein Plural: Gesamtheit aller jungen Personen
[2] historisch, Nationalsozialismus, kein Plural: Jugendorganisation in Deutschland und Österreich
[3] neu gebildetes Bienenvolk

Ich habe da nicht notwendigerweise einen inhärenten Bezug zum Nationalsozilaismus.

Grpüße
Häretiker
 

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