Die eigenen Aufnahmen schrecklich finden - wer noch?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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Mich wundert einfach, dass ich beim Anhören der Aufnahme vieles höre, was ich beim Spielen nicht höre. Dass der Höreindruck so unterschiedlich ist. Da fehlt mir offensichtlich Hörkompetenz beim Spielen.

Nein, beim Spielen fehlt dir schlicht die "Kapazität". Solange du mit dem Kopf spielen musst, bleibt auf der Datenleitung nix mehr übrig. Du bist voll ausgelastet!

Begnadeter Gitarrist Tommy Emmanuel hat mir mal im Gespräch erzählt, dass er sich im Keller die "Mechanik" eines Stückes drauf schafft und erst wenn die sitzt (ok, seine Lernkurve ist unglaublich - ich würde im Keller verhungern) ins Wohnzimmer wechselt und aus dem Rückenmark sein Arrangement spielt. Dabei steigt sein Alter Ego aus ihm aus und lauscht dem Spieler. Erst an dieser Stelle kommt bei ihm der Feel und das Flair dazu. Erst an dieser Stelle wird es Musik.

Viel unserer Enttäuschung kommt für mich daher aus der Ablage, dass wir Übestücke gegen den Anspruch "Musik" bewerten. Nur Musik ist es halt an der Stelle noch nicht. Kein Grund für Frust also, sondern höchstens Ansporn, die Fehler zu bereinigen.

P.S. und mit diesem Ansatz wird man bei dne Aufnahmen auch lockerer. Wenn man begreift das sie einem hilft, gibt es kein "rotes Licht" Feindbild mehr. :-)

Gruß
Martin
 
Wenn man begreift das sie einem hilft, gibt es kein "rotes Licht" Feindbild mehr.
Doch, bleibt Feindbild aber man soll schließlich

„Seine Feine lieben“ (die Aufnahme?)

„Zahl nicht Böses mit Bösem zurück“ (Du willst nicht klappen? Dann leg ich dich in den scheiß Schrank zurück!)

„Gütig zu dem was undankbar und schlecht ist“ ( Das Stück?)

„Denen Gutes tun die einen Hassen“ (üben technischer Perversionen jeglicher Art ?)

„Reagiert auf Beleidigung nicht mit Beleidigung. Segnet stattdessen“ (Statt: Dreckspassage, kling endlich einfach schön! Lieber: oh du wundervoll biestiges Stück Musik, das sich anderen Händen anbiedern würde, nur nicht meinen (verständlicherweise) zu unwürdigen Bratzen… )
 
Doch, bleibt Feindbild aber man soll schließlich

„Seine Feine lieben“ (die Aufnahme?)

„Zahl nicht Böses mit Bösem zurück“ (Du willst nicht klappen? Dann leg ich dich in den scheiß Schrank zurück!)

„Gütig zu dem was undankbar und schlecht ist“ ( Das Stück?)

„Denen Gutes tun die einen Hassen“ (üben technischer Perversionen jeglicher Art ?)

„Reagiert auf Beleidigung nicht mit Beleidigung. Segnet stattdessen“ (Statt: Dreckspassage, kling endlich einfach schön! Lieber: oh du wundervoll biestiges Stück Musik, das sich anderen Händen anbiedern würde, nur nicht meinen (verständlicherweise) zu unwürdigen Bratzen… )
Diese Guten Vorsätze werde ich in Schönschrift abschreiben und auf‘s Notenpult kleben! Anstatt::013:
 
Ich verzweifle an der 2. Variation von Beethoven Op.26. Sieht so harmlos aus, aber ist so ein „Gfrastsackl“.

Vielleicht hilft folgendes ein bisschen weiter:
Exaktes Ablösen zwischen Links und Rechts, also exaktissimo: wenn Links hochgeht, geht Rechts runter und umgekehrt. Zunächst ohne alle Legato Artikulationen links und Ähnlichem. Natürlich nicht nur mit diesen Akkorden in enger Lage in weiter Lage, was Dir einfällt.
Zunächst sehr langsam, dass das Ablösen ideal hörbar wird.

Nach alten Lehrbüchern ist staccato halbe
Länge und das erreichst Du so am Besten.

Wenn das geregelt ist, kann man neu in die Aufgaben Balance, Legato-Gruppen und vor allem Phrasierung einsteigen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher auch und Scarlatti und ...

Aber dieses merkwürdige Gefühl der Insuffizienz, dass man schon beim Ausführen dessen, was dasteht und der elementarsten Grundaufgaben musikalischer Gestaltung (ich rede noch nicht von Interpretation!) an seine Grenzen kommt, das liefert am Zuverlässigsten Beethoven. Insbesondere natürlich die letzten Sonaten, aber auch vorher schon kann man Schönes erleben!
 
Aber dieses merkwürdige Gefühl der Insuffizienz, dass man schon beim Ausführen dessen, was dasteht […], an seine Grenzen kommt, das liefert am Zuverlässigsten Beethoven.
Daß sieht ein Großteil der Exekutanten sicherlich anders! Die Erkenntnis der „Insuffizienz“ ist ihnen fremd. Wie gnadenlos werden op. 27,2 (1. Satz), op. 13 (2. Satz), op. 53 und 57, selbst die leichten Sonaten op. 49 hingerichtet, weil man ja aus dem „Bauchgefühl“ heraus spiel - und das trügt ja bekanntermaßen nicht. (Herrn Bach ergeht es allenfalls mit seinem C-Dur-Praeludium aus WTK 1 ähnlich.)
 
Aber dieses merkwürdige Gefühl der Insuffizienz, dass man schon beim Ausführen dessen, was dasteht und der elementarsten Grundaufgaben musikalischer Gestaltung (ich rede noch nicht von Interpretation!) an seine Grenzen kommt, das liefert am Zuverlässigsten Beethoven.
Das geht mir bei fast allen "Klassikern" so, wobei es Ausnahmen gibt - nur wenige Stücke gefallen mir wirklich. Der Rest reizt mich einfach nicht so, und entsprechend unmotiviert bin ich, das Stück wirklich "schön" zu üben. Der Output klingt dann auch entsprechend (den brauche ich gar nicht aufzunehmen, da weiß ich schon vorab, dass das nicht wirklich schön klingt).

Daß sieht ein Großteil der Exekutanten sicherlich anders! Die Erkenntnis der „Insuffizienz“ ist ihnen fremd. Wie gnadenlos werden op. 27,2 (1. Satz), op. 13 (2. Satz), op. 53 und 57, selbst die leichten Sonaten op. 49 hingerichtet, weil man ja aus dem „Bauchgefühl“ heraus spiel - und das trügt ja bekanntermaßen nicht.
@Cheval blanc : hast Du schon einmal eine Aufnahme in clavio eingestellt? Das würde mich sehr interessieren. Du spielst bestimmt sehr gut, gemäß Deinen fachkundigen Äußerungen hier im Forum.
 

Daher heißt eine Regel des effektiven Übens: nur so viel vornehmen, dass wir noch freie Kapazitäten zum Hören und Fühlen (Körperwahrnehmung) haben.
... kurze Rückmeldung dazu: ich setze das um. Seither ist das Üben viel entspannter und spielerischer geworden. Ob es insgesamt zu einem klanglich besseren Ergebnis führen wird, weiß ich aktuell noch nicht. Werde berichten ;-).
 
Gerade hat mich jemand darauf hingewiesen, dass das Handy beim Aufnehmen die Töne tendentiell alle gleich laut macht. Das heißt, dass "laut" und "leise" nicht so gut rauskommen bei einer Handyaufname. Entsprechend flach klingt es dann auch.

Für eine realistische Rückmeldung zum eigenen Spiel ist also ein Aufnahmegerät doch keine so sinnfreie Investition, wie ich zuerst dachte...
 
Es ist wie beim Fotografieren: Man sieht etwas Wunderbares, drückt ab und beim Anschauen sieht es nach Allerweltsbild aus. Das Gehirn hat alles „Unwichtige“ ausgeblendet.
 
Geht auch umgekehrt. Man sieht erst auf dem Foto was für ein schönes Bild das ist. Geht durch Unschärfe, Ausschnitt oder durch festhalten des richtigen Augenblicks.
 
Es ist wie beim Fotografieren: Man sieht etwas Wunderbares, drückt ab und beim Anschauen sieht es nach Allerweltsbild aus. Das Gehirn hat alles „Unwichtige“ ausgeblendet.
Am bisschen liegt es auch an der Kamera(linse). Ein Landschaftsbild (z.B. Bergpanorama) mit dem Handy wirkt meist sehr flach und platt. Das gleiche Bild mit einer professionellen Kamera hingegen führt zum Wow-Effekt. Besonders, wenn dann noch Faktoren wie
Unschärfe, Ausschnitt oder durch festhalten des richtigen Augenblicks.
dazu kommen.
 
dass das Handy beim Aufnehmen die Töne tendentiell alle gleich laut macht
Das hängt auch vom Handy ab. Aber während die Fotoqualität ständig besprochen und beworben wird, ist der Audioteil meist egal. Irgendwie scheint es auch kaum noch eine Rolle zu spielen, ob man mit dem riesigen Teil mit 7" Display auch noch was beim Telefonieren versteht.
 
Wenn man einfach drauf los knippst / spielt, mag man das eine oder andere hübsche Zufallsergebniss erzielen, aber professionell ist das nicht. Die Kamera und Aufnahmegerät filtern nicht, biegen nichts hin und sind in diesem Sinne erbarmungslos. Da sollte man sich dann über das Ergebnis nicht wundern, wenn man sein Werkzeug nicht beherrscht. Um so mehr gilt das fürs Vorführen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist jetzt alles recht off topic, aber als Einblick in die aufwändige Vor- und Nachbearbeitung eines Films finde ich dieses zweiteilige Video sehr interessant. Da weiß man dann, warum die (eigenen) Hobbyvideos nicht so ausschauen. 😉

 

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