„Wenn aber tatsächlich nur die Geschwindigkeit des auf die Saite treffenden Hammers für den Klavierton ausschlaggebend wäre, wir also lediglich Lautstärkenunterschiede produzierten, müsste ein Digitalklavier unseren Ansprüchen vollauf genügen und wir wären im Übrigen spielend (im wahrsten Sinn des Wortes) durch einen Computer ersetzbar.“
Praktischerweise gibt es zur Unterfütterung dieser These schon seit einiger Zeit Digitalflügel mit mechanisch-akustischer Klangerzeugung. Hier wird der Zeitabstand des Passierens zweier Sensoren an jeder Taste erfaßt, aufgezeichnet und abgespeichert. Bei einfacheren Systemen nur beim Anschlagen, bei anderen auch beim Loslassen (und Wiederanschlagen). Werden die Pedale bewegt (rauf oder runter), wird diese Bewegung ebenfalls erkannt und abgespeichert.
Später erfolgt dann die Wiedergabe mittels Aktuatoren, die die aufgezeichnete Tastengeschwindigkeit mechanisch reproduzieren. Dahinter sitzt die normale Flügelmechanik, die sich verhält, wie sie es gewohnt ist und den Flügel vollakustisch spielt.
Die Performance ist nun auf eine Zahlenreihe reduziert, bestehend aus tausenden von Tupeln (x,y,z):
x = Zeitstempel (ms seit Beginn des Stückes)
y = Nummer der Taste oder Nummer des Pedals
z = Geschwindigkeit der Taste bzw. neue Pedalposition
Es spielt nun der Computer und das Resultat hört sich bei guten Instrumenten (Yamaha Disklavier, Steinway Spirio) genau so an, wie der Pianist, der diese Aufzeichnung angefertigt hat. Die ganzen Bewegungen, die der Pianist vor der Tastatur ausgeführt hat, sind nicht in der Aufzeichnung enthalten. Nur das, was die Tasten- und Pedalsensoren mitbekommen haben.
Der Denkfehler beruht also darauf, daß man digital aufgezeichnetes Klavierspiel nur verwenden kann, um einen digitalen Synthesizer anzusteuern, der ein akustisches Instrument natürlich nur eingeschränkt nachahmen kann. Tatsächlich können aber auch akustische Flügel digitalisiert werden, womit der o. g. Computer den Pianisten ersetzen kann.