Der Hammer muss immer die gleiche Strecke zur Saite zurücklegen. Wenn er beim Eintreffen an der Saite gleiche Geschwindigkeit haben soll, folgt daraus auch, dass die Beschleunigung gleich gewesen sein muss. Im Übrigen sehe ich gerade, dass ich voll inhaltlich DonBos zustimme!
Immer son physikalisches gewurstel, damit komm ich nicht klar
Die Strecke spielt keine Rolle. a sei die Momentanbeschleunigung.
Dann ist a =dv/dt. Wenn man auf beiden Seiten integriert, dann sieht man, dass die Momentangeschwindigkeit das Integral der Beschleunigung über die Zeit ist. Die Strecke ist egal.
Die Momentanbeschleunigung widerum ist proportional der Anzahl der Kraftstösse pro Zeiteinheit. Jedesmal, wenn der Pianist einen Nervenimpuls zu einer seiner Muskelzellen schickt, entsteht ein solcher Kraftstoss. Also ergibt sich die Geschwindigkeit direkt aus der Anzahl der Nervenimpulse, die der Pianist in seine Fingermuskeln sendet, und man braucht über die Beschleunigung und den zeitlichen Verlauf garnicht nachzudenken.
Daran sieht man nun auch sehr schön, wieso man die Dynamik (Lautstärke) mit einer gewichteten Tastatur differenzierter steuern kann, als mit einer ungewichteten, denn diese Beziehung gilt nur, wenn das System Taste Hammer eine gewisse Masse hat und wenn der Streckmuskel des Fingers deshalb nicht gebraucht wird, sondern nur der Beugemuskel.
Die subjektiv gehörte Lautstärke wiederum sollte
ungefähr proportional sein zu der Anzahl der Nervenimpulse, die für den Tastenanschlag ausgesendet wurden. Denn die kinetische Energie des Hammers und damit die Schwingungsenergie der Saite ist quadratisch zur Geschwindigkeit des Hammers, aber die Empfindlichkeit des Ohres ist logarithmisch.
Wenn man den Anschlag verändert, ohne dabei letztlich die resultierende Geschwindigkeit zu ändern, dann ändert sich das Mikrotiming, jedoch nicht die Klangfarbe.
Bereits Helmholtz hat vor ca. 100 Jahren in seinem berühmten Werk über die physikalischen und physiologischen Grundlagen der Musik:
http://books.google.de/books?id=nOo...resnum=7&ved=0CCIQ6AEwBg#v=onepage&q=&f=false
erläutert, dass das menschliche Ohr Zeitunterschiede von bis zu 1/130 sec. erfassen kann. Was er nicht geschrieben hat, ist, dass man solche Unterschiede nicht immer bewusst quantitativ wahrnimmt, sondern man nimmt sie qualitativ unbewusst als eine Veränderung in der Qualität des Tones wahr, und selbst hochtalentierte Musiker - und der Zuhörer- können so den Eindruck erhalten, dass ein Ton seine Klangfarbe geändert hat, obwohl dies objektiv und messtechnisch nicht der Fall ist.
Letztlich kann man daraus diesen Schluss ziehen:
Ein Klavier, dessen Mechanik präzise, möglichst ohne mechanisches Spiel und wiederholbar genau arbeitet, dessen Hammerstiele gleichzeitig biege- und verwindungsteif sind, gibt kleinste Veränderungen im Mikrotiming des Spiels am Besten an den Zuhörer weiter, und sollte daher am Besten geignet sein für eine Spielweise, bei der eine vorhersagbare Veränderung der Klangqualität durch die Anschlagsweise angestrebt wird.
Obwohl Digitalpianos eine solche Anforderung theoretisch am Besten erfüllen könnten, sind sie aber dennoch weniger geignet, da diesen Instrumenten die subtilen Resonanzen und Phasendrehungen fehlen, die den Klang eines akustischen Pianos bereichern.
Peter