Die 3 schönsten Klavierwerke von Chopin

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Die erste Ballade habe ich intensivst im Klavierunterricht durchgearbeitet. Das machen vermutlich die meisten Klavierschüler so. Begeistern kann ich mich jetzt nur noch für die dritte. An den anderen ist jegliches Interesse abhanden gegangen, einfach ein Übersättigungseffekt. Gespielt habe ich vor langer Zeit alle vier. Wenn ich in dem Alter alle Chopin-Noten gehabt hätte, würde ich die Prioritäten anders gesetzt, womöglich auf Nr. 2 und 4 ganz verzichtet haben. Auf die Scherzi bin ich erst durch ältere Aufnahmen von Pogorelich und Pollini gestoßen. Die sind allerdings recht beeindruckend.

Ursprünglich hieß der Faden die-schönsten-Klavierwerke, er hieß nicht die-beliebtesten oder die-größten-Klavierwerke. Da bewegen wir uns auf subjektiver Ebene. Liszt hielt Dräsekes Sonate für die größte Sonate der Romantik. Gespielt hat er sie nie.
 
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Und Konsens ist, die Balladen sind nicht entbehrlich. Es mag Leute geben, die meinen, dass die Balladen oder z.B. eine Appassionata nicht höchste Qualität sein könnten bei der enormen Bekanntheit, enorme Bekanntheit ist aber weder Beleg für, noch gegen höchste Qualität.
 
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Aber es gibt ein Stück, dass schon beim ersten Anhören herausgestochen ist, mich sofort vom Hocker gerissen hat, den absoluten Wunsch erzeugt hat, es zu spielen und mich dabei bis heute ungebrochen begeistert: Das Nocturne op. 27.1 !!!
Die Steigerung im Mittelteil, Höhepunkt und Absturz sind einfach gigantisch!
Es gibt für mir derzeit kein 2. und 3., welches diesem das Wasser reichen könnte, deshalb belasse ich es dabei.
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Eure Begeisterung für 27/1 bewegt mich, es noch einmal mit dem Stück zu versuchen. Mir ist bewusst, dass es als eines seiner bedeutendsten Nocturnes gilt. Das hören (und spielen) des 27/1 löst bei mir allerdings stets depressivste Stimmung der übelsten Sorte aus - und dabei bin ich keinesfalls ein depressiver Mensch. Andere, ähnliche Chopin-Stücke haben keinen vergleichbaren Effekt auf mich.

Meine Top 3:

- Polonaise As-Dur op. 53
- Nocturne Des-Dur op. 27/2
- Platzhalter für fast alle anderen seiner Stücke (insbesondere Balladen, Mazurken, Nocturnes, Etüden) :lol:
 
Die Terzen-Etude Op. 25/6, das Prélude Nr. 21 und die As-Dur-Polonaise Op. 53. Als viertes würde ich noch die Etude 25/9 nennen wollen.
Das Prélude ist mir lieb aufgrund seiner imperialen, leisen Sanglichkeit und einer sehr heftigen und angespannten Entladung im Mittelteil. Danach erfolgt das, was ich als das spektakulärste Decrescendo der Klaviermusik bezeichne. Der unbeschreiblich geniale Abgang endet in völliger Ruhe und Entspannung. Superlative sind meist nicht angebracht, hier aber durchaus!
Ich teile sehr die positive Meinung über das B-Dur Prelude. Es ist auch eines meiner bevorzugten Stücke, die ich immer mal wieder übe. Aber über Deine Superlative "spektakulär" und "genialer Abgang" bin ich doch etwas erstaunt. Ich finde den Abgang auch nicht in völliger Ruhe und Entstpannung endent, denn es ist eine aufsteigende Figur im cresc. bis zum Forte mit durchaus kräftigen Abschluss.
Meinen wir wirklich das gleiche Stück oder haben wir unterschiedliche Empfindungen? Ich könnte dann wirklich vielleicht noch eine erweiterte Ansicht erlangen.
 
Ich teile sehr die positive Meinung über das B-Dur Prelude. Es ist auch eines meiner bevorzugten Stücke, die ich immer mal wieder übe. Aber über Deine Superlative "spektakulär" und "genialer Abgang" bin ich doch etwas erstaunt. Ich finde den Abgang auch nicht in völliger Ruhe und Entstpannung endent, denn es ist eine aufsteigende Figur im cresc. bis zum Forte mit durchaus kräftigen Abschluss.
Meinen wir wirklich das gleiche Stück oder haben wir unterschiedliche Empfindungen? Ich könnte dann wirklich vielleicht noch eine erweiterte Ansicht erlangen.
Ich beziehe mich auf die Takte 41 bis 45, die beide Hände fast durchgängig unisono spielen. Aus dem cantabile steigt die Figur ab Takt 33 auf zum ff in 39 und 40. Da explodiert die Spannung, die - wie man das bei Chopin sehr häufig findet, genial und durchgängig ''choreografiert'' ist. Ab Takt 45 verhallt die Spannung nur noch, ohne das Cantabile vom ersten Teil wieder aufzunehmen. In den letzten Takten gibt es im Bass noch eine aufsteigende Figur, die dann zum Schluss in forte führt. Das ist aber kein Höhepunkt mehr, baut nur noch etwas Spannung auf, die sich in den beiden Schlussakkorden löst. Das ist so viel interessanter, als wenn er das Stück mit den beiden Schlussakkorden in pp beendet hätte z.B. nach Takt 53. Wie ein gesetzter deutlicher Schlusspunkt, auf den man verhalten aber klar zuspielen muss.
 
Ich denke, dass die wenigsten Schüler das Niveau erreichen, sich mit diesem Werk im Unterricht beschäftigen zu können:007:;-).
Die meisten Schüler, die dieses Niveau erreicht haben und ausreichend Sitzfleisch haben, wollen das spielen (sicherlich nicht müssen). Allein, die letzten zwei Seiten auf Tempo zu bringen, braucht sehr viel Geduld. Aber man wird durch ein einmaliges Erlebnis belohnt, das man niemals bereut.
 
Vielen Dank für Deine aufschlussreiche Analyse. Damit kann ich viel mehr anfangen. Ich hatte mit dem Ausbruch eher an das plötzliche Forte in T17 gedacht. Aber ich verstehe, der ist nicht so choreografiert wie in T39. Ich finde die aufsteigende Figur ab T33 außergewöhnlich, vielleicht, weil die mir lange die größten spieltechnischen Probleme bereitet hat, jedenfalls mehr als ab T41. Interessant auch die Betonung auf c und b in den beiden Schlusstakten.
Ich spiele das gerne als kleine Gruppe, 17, 20, 21., immer ein b weniger.:001:
 
Was die Balladen anbetrifft: Ein Segen, dass ich es nicht nötig habe, dem Mainstream zu folgen oder irgendwelche Kompositionen als entbehrlich oder unentbehrlich abzukanzeln. :lol:
Auch den Bolero und die Tarantelle gibt es in tollen Aufnahmen, z.B. die von Ugorski oder Ashkenazy, Barcarolle und Berceuse gibt es z.B. von Argerich oder Pollini. Die Balladen gibt es in vielen Einspielungen, Zimerman und Gawriloff sind z.B. interessant.
 

1. Nocturne Opus 27 Nr. 2 (am besten gefällt mir die spätere Aufnahme von Pollini, es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich es höre. Ich höre es nur ganz selten, weil es für mich was ganz besonderes ist)
2. Mazurka Opus 17 Nr. 4 (ein einfaches und wunderschönes Stück)
3. Nocturne Opus 9 Nr. 2 (hab ich nie spielen wollen, habe es erst kürzlich für mich entdeckt und spiele es aktuell täglich und kriege nicht genug davon)
Ansonsten gibt es von Chopin natürlich viel viel mehr und die Lieblingsstücke wechseln immer… früher mochte ich lieber die moll Stücke, seit ca 2 Jahren spiele ich hauptsächlich Stücke in dur, woran das liegen mag, kann ich mir nicht erklären.
 

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