Der Vorkriegs-Blüthner Liebhaber Faden

Na dasch, dämmert es dir allmählich, warum man besser 'ne Seriennummer aufm Flügel finden sollte? :D

LG, Sesam
 
Es gibt hier im Forum doch etliche, die ganz versessen auf die "Patina" beim Flügel sind. Also, mehr geht doch wohl nicht:D
 
Ist das nicht ein unglaublicher Blüthner-Flügel? Sicher auch von vor den Kriegen, oder? Habe so ein Modell noch nie gesehen, schade, dass es nicht offen ist...

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Beheimatet in Schloss Grochwitz in Brandenburg (zwischen Dresden und Berlin)
Schloß Grochwitz
Fotoalbum
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Chic, obwohl ... die Gitter-Ornamente sehen ein bisschen aus, wie die Sitztaschen im Flieger, wo die Kotztüten drinstecken ...
 
so, ich hba mir nun auch einen alten blüthner aus dem jahre 1908 gekauft. 2,3 m ist er lang und hat eine repetitionsmechanik. er ist noch fast in orginallem erhaltungszustand und kommt nun erstmal zum restaurator. der vorbesitzer hat sich da ganz harte hämmer drauf machen lassen. da kalng er fast wie ein honky-tonk-piano... ;-)

aber für bach war dieser fast cembalo-artige klang garned schlecht... ;-)

nun bin ich noch am überlegen, ob ich auch noch den schellack des flügels komplett neu machen soll. wäre eine zusätzliche investition von fast 4000 euro. irgendwann will ich das sowieso machen lassen, aber jetzt gleich? was meint ihr?
 
Glückwunsch!

Wenn Du es "irgendwann sowieso" machen lassen willst, warum nicht gleich? "Später" hat man m. E. immer mehr Huddel. Meinen 1920er-Blüthner habe ich auch noch vor der Lieferung zum Lackieren gegeben, alles vom Restaurator organisiert. Ich habe ungern noch irgendwelche To-dos im Hinterkopf.
 
Glückwunsch Caruso :)

Wenn Du es irgend wann sowieso machen lassen willst und Du Dir da sicher bist, dann lasse es gleich machen. Erstens wird das künftig sicher nicht preiswerter, zweitens war Geld noch nie so wenig wert und drittens ist es doch doof, wenn der erst mal bei Dir steht, Du drauf spielst und dann geht er wieder in eine Werkstatt.

Allerdings würde ich persönlich niemals nicht so viel Geld in die Optik stecken. Das kostet ja mehr als mein ganzer Flügel gekostet hat. :)
 
Halli Hallo,
ein kurzes Update: 4 Jahre nach des Fadens Geburt bin ich noch immer sehr glücklich mit meinem Flügel.

Nach etwas längerer "Inkubationszeit" werden jetzt aber neue Saiten aufgezogen. Dazu muss der Flügel nach Österreich reisen, Vorarlberg, ins kleine Städtchen Hohenems. In Michas schöner Werkstatt verbringt er die nächsten Monate in der Sommerfrische. Nach dem Saitenwechsel ist so genügend Zeit, um mal fürs Erste eine halbwegs stabile Stimmung herzustellen. Ich rechne bis Mitte/Ende September mit Flügels Rückkehr.

Sehr gespannt bin ich auf den Klang! Jetzt hängen noch die werkseitigen Saiten von vor 128 Jahren drin. Da könnte man ja meinen, dass nur noch pling-plong bei rauskommt, aber weit gefehlt, der Klang war schön. Und das Stimmen hat Micha immer viel Spaß gemacht! Vor allem in Sachen Chorreinheit konnte er sein enormes Können zur Entfaltung bringen ;-)

Wie in irgendeinem anderen Faden schon einmal erwähnt, beherbergt der Flügel in Zukunft Paulello Saiten... und wehe, das Vieh klingt hinterher nicht noch schöner! :konfus::-D:love:
Aber da besteht wohl kein Grund zur Sorge, vielmehr sollte ich die Zeit nutzen und recht viel üben, dass ich das neue Klangpotential auch ausreichend zu würdigen vermag. Ich freue mich drauf und werde berichten.

Liebe Grüße,
Sesam
 
Hallo Sesam,

wenn die Saiten sowieso runter kommen, könnte man auf die Idee kommen, den Resonanzboden aufzuarbeiten und die Saitenstifte durch etwas größere auszutauschen. Ich gehe nur von meinem Schätzchen von 1935 aus. Da hing der Resonanzboden nach unten durch (statt nach oben gewölbt zu sein), dass wurde im Rahmen der Resonanzbodenaufarbeitung gerichtet, so dass er wieder in Spannung sitzt. Weiterhin haben manche Stifte geklirrt, weil sie eben nicht mehr fest im geschrumpften Holz saßen. Weiterhin wurden bei mir neue leicht größere Wirbel eingesetzt (also, bei meinem Flügel...:-)). Sicherlich ist das alles schon besprochen worden, was nötig ist. Bei meinem Flügel wurden also alle Saitenstifte und Wirbel mit ausgetauscht. Will also nur ausdrücken, dass ein neuer Saitenbezug die Chance ist, auch andere Arbeiten gleich mit zu erledigen, die man ohne neuen Saitenbezug nicht oder nur schwer durchführen könnte.
 

Hallo Mindenblues,

ist es nicht immer üblich, beim kompletten Neubezug die Wirbel zu wechseln? Wenn die einmal rausgedreht sind und dann bei gleicher Größe wieder reingeschraubt werden, sitzen die doch im Holz nicht mehr wirklich fest. Was die Stifte betrifft, weiß ich nicht, was Micha plant. Er wird das schon richtig machen :-)

Reparaturen am Resoboden sind hoffentlich nicht nötig. Letztlich ist das auch eine Frage des Budgets. Aber auch hier gehe ich davon aus, dass mir der Fachmann meines Vertrauens Notwendiges nahelegt. Aber hoffen wir mal, dass es beim Saitensechsel bleibt und sich keine bösen Überraschungen dazugesellen.

Ich bin sicher, dass der Neubezug und die Wahl des Saitenmaterials eine gute Entscheidung sind, aber auf keinen Fall möchte ich am Ende einen Flügel haben, den ich klanglich nicht mehr wiedererkenne. Grundsätzlich soll der Charakter unverändert erhalten bleiben. Allenfalls die jetzt beeindruckenden Eigenschaften noch ausprägen, veredeln, abrunden. Bei jedem Eingriff in die Substanz zucke ich zusammen. Je weniger zu machen ist, umso besser. Und der Saitenwechsel, so notwendig er sein mag, aber für mich ist das schon ne OP am offenen Herzen ;-)

LG, Sesam
 
Tja, also wenn man bei jedem Neubezug die Wirbel wechselt, ist der Stimmstock doch schon nach 600 Jahren völlig aufgebohrt... :-D

Anders gesagt: Wenn du ein Instrument haben möchtest, das eines Tages nicht nur alt, sondern historisch ist, sollte man darauf achten, dass wirklich nur die Teile ersetzt werden, bei denen es unbedingt nötig ist. Ich kenne Sammler, die SEHR darauf achten, ob die Wirbel original sind... ;-) und natürlich so viel wie möglich andere Teile, man denke da um Beispiel an originalen Hammerfilz – unbezahlbar!

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Vielleicht sollte man unterscheiden in Sammler, die nur horten, und Spieler, die das Instrument nutzen wollen.
Oder unterscheiden in eine Konservierung (für Sammler wichtig) oder Restaurierung oder akustische Sanierung. In meinem Fall war mir ganz klar die Optik egal, oder eher sogar so, dass ich auf die unzähligen Macken und abgeschabte Klaviervorderleiste und Klappendeckel stolz bin - künden sie doch von jahrzehntelanger Benutzung.
Und wenn es wie bei mir um akustische Sanierung geht, dann kann man immer noch in die Entscheidung einfließen lassen, ob man trotz neuer Bauteile einen historischen Klang und historisches Spielgefühl nachahmen möchte (das war bei mir auch der Fall - neue Hammerköpfe, aber mit originalen und damit nicht so wuchtigen Dimensionen, wie sie bei heutigen Instrumenten der gleichen Baureihe genommen werden, z.B.).
Was nützen einem denn originale Wirbel, wenn der Flügel schon verstimmt ist, kaum dass der Klavierstimmer die Tür hinter sich zugemacht hat?:konfus:
Was man jedoch machen kann (so bin ich jedenfalls vorgegangen), dass ich alle alten Materialien aufgehoben habe, in meinem Fall die alten Stimmwirbel und die alte Mechanik), für den Fall, dass der arme Flügel irgendwann statt von einem Musiker nunmehr von einem Sammler zweckentfremdet wird (nämlich nicht mehr gespielt wird).
 
Das ist in der Tat ein weites Feld, denn nicht jeder Sammler hortet nur das alte Material. Ich denke, die meisten möchten zumindest gelegentlich darauf spielen. Das behutsame Spielbar-Machen ist letztlich immer eine Gratwanderung zwischen den Anforderungen an Mechanik und Klangapparat und der Notwendigkeit,Teile zu ersetzen. Als Alltagsinstrument eignet sich ein Flügel, bei dem man morgens erst mal den Stimmhammer rausholt, sicher nicht - wenn es aber darum geht, gelegentlich für sich auf einem alten Instrument zu spielen, wobei man auch Macken akzeptieren kann, ist es eine wunderbare Sache. Oder für eine Aufnahme, bei der eh ein Stimmer danebensteht. ;-)

Dass die neuen Teile den alten möglichst originalgetreu entsprechen sollen, ist selbstverständlich - und läuft ab einem gewissen Alter auf teuren Nachbau hinaus. Exempel des alten Materials aufzuheben ist auf jeden Fall eine gute Maßnahme.

Das Klavier ist ja - verglichen zum Beispiel mit der Geige - in seiner heutigen Form noch ein junges Instrument. Ich warne deshalb immer davor, Altes zu modernisieren und dadurch zum einen den Einblick zu verlieren, wie es früher war, zum anderen der Konstruktion und Ästhetik Gewalt anzutun.

Es grüßt
Die Drahtkommode

PS: Welcher Krieg ist hier eigentlich gemeint (Fadentitel)? :heilig:
Ich hoffe, es kommen bald mal Bilder und Klangprobe von meinem Blüthi hier rein
(Vorkriegsware70/71 :-))
 
hallo zusammen,

ich habe ja im März einen blüthner aus dem Jahre 1908 käuflich erworben, der erstmal gleich zum Restaurator gewandert ist. dessen Arbeit geht nun dem ende zu und Anfang Juli werde ich mein "Dreirad" wohl geliefert bekommen. Sinn der Restauration war es, das Instrument in einen neuwertigen Zustand des Jahres 1908 zu versetzen. anbei mal ein paar bilder, wie der Flügel nun in Behandlung ist.

LG Sebastian
 

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Schick schick. Bin auf das Ergebnis gespannt, vor Allem vom Klang her.
 
Hallo Sebastian, sieht interessant aus. Erzähl doch mal, was alles gemacht wird. Einen Teil sieht man ja, bzw. kann ihn sich denken. Ist das ein neuer Resoboden? Welche Saiten kommen denn drauf? Neue Hämmer auch? Liebe Grüße, Sesam
 
neue Hämmer (die alten waren so hart dass der Flügel eher wie ein cembalo klang. war aber für das Präludium c-moll aus dem WK I garned so unpassend... ;-)), saiten bleiben die alten, der Boden ist der alte, der wurde ausgespant und gebleicht. Stimmstock bleibt auch der alte. es wird versucht, möglichst alles, was original und erhaltenswert ist, zu erhalten.
 
ich hätte noch mehr bildet, aber leider sind die über 1 MB groß und ich bin zu dusselig, sie zu verkleinern, dann könnte man da noch mehr sehen...
 

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