Der perfekte Klavierstimmer

Ich für mich vertraue jedem Klavierstimmer, egal wie er (@Barratt ;-) ) riecht, was er für Schuhe trägt oder ob ich ihn leiden kann. Mehr als

muss er nicht. Gute Kenntnisse und ehrliche Beratung halte ich dabei für selbstverständlich.

Wer nach einem Verkehrsunfall mit Selbstbeteiligung im halbletalen Zustand nicht in den Rettungswagen einsteigen möchte weil der Rettungssanitäter einen Sticker " I :herz: AfD" am Revers trägt ist selber schuld.
 
Persönliche Vorlieben und Abneigungen verstehen zu wollen, das ist ja ein weites Feld...Letztlich geht es doch um eine Geschäftsbeziehung und mit Glück stimmt auch die Chemie, und es gibt persönliche Abneigungen, die eine Entscheidung beeinflussen, was jedoch mehr mit der eigenen Person und Geschichte als mit der anderen Person zu tun hat...das ist doch immer ganz individuell und bei jeder Person anders. ich habe nur von mir und meinen ganz subjektiven Eindrücken geschrieben und die sind doch nicht allgemeingültig. Ich kenne @Henry ja gar nicht. Nur bei einer Entscheidung für oder gegen jemanden spielen solche Empfindungen doch eine Rolle, der erste Eindruck, der eigene Ruf und in einem Forum kann man viel oder wenig von sich zeigen, das liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen.
 
4. Der "Stimmer" (besser: Klavierbauer) sollte unbedingt den Eindruck vermitteln, dass er Instrumente liebt und aus jedem das Beste herauszuholen bereit ist. Restlos unten durch ist jemand, der das zu stimmende Instrument schlechtmacht. Diskriminierenden "Markenrassismus" bin ich nicht bereit zu tolerieren.

Das ist mitunter garnicht so einfach wenn man den Kunden nicht belügen will; so öffnete ich mal ein altes Klavier, nahm die Mechanik heraus und es entfleuchte mir ein "Oh weh". Darauf die Kundschaft "Ist das Klavier krank?" Ich: "nein, tot - finaler Plattenbruch" Das war vielleicht etwas unsensibel von mir, die Kundschaft zahlte in stiller Trauer die Anfahrt und schob mich dann in noch stillerer Trauer zur Tür hinaus :cry:

LG
Henry
 
Henry, ich kann @trialogo schon verstehen. Ob das nun auf dich persönlich zutreffen mag, steht vielleicht sogar an zweiter Stelle, aber bei manchen Leuten ist bei der potentiellen Gefahr, jemanden alkoholisiert in die Wohnung zu lassen, eine Schwelle überschritten. Vielleicht hat trialogo aufgrund deiner öffentlichen Beiträge eine solche Gefahr gesehen? Da sie dich nicht kennt, kann sie nicht wissen ob das je zutrifft oder ob du einfach offenherzig über Alkohol schreibst. Aber sein Urteil muss man sich ja bei Internet-Werbung immer bilden ohne den "Dienstleister" persönlich kenngenelernt zu haben, bzw. bevor man entscheidet ob man ihn kennenlernen will.
 
Er sollte mein Klavier perfekt stimmen können.

Was versehst Du in diesem Zusammenhang unter perfekt? Dass des Klavierstimmers Ohren die Stimmung für perfekt halten? Dass es "lehrbuchmäßig" gestimmt wurde? Dass Du es perfekt findest und der Klang Dir gefällt? Oder dass ein Stimmgerät den Klang vorbestimmt hat? Ob er dann aber tatsächlich perfekt ist?

Was nutzt mir der - nach Ansicht des Klavierstimmers - perfekte Klang, wenn er mir nicht gefällt?

Für mich ist sehr wichtig, dass der Klavierstimmer versteht, welchen Klang ich mir wünsche und vorstelle. Ich weiß, dass es schwierig ist diesen in Worte zu fassen. Beispiel "brillant": Dieses Wort ist für mich - wegen des damit verbundenen schrillen Klanges - negativ besetzt.

An meinem Bechstein habe ich es erlebt. Fips7 war hin und weg von Flügel und Klang, jemand anderes hat ihn wie in Watte gepackt empfungen. Ein Klavierstimmer findet den Klang toll und ich denke, er könnte besser sein.
 
An meinen Flügel lasse ich nur zwei Stimmer: Ludger de Graaff und Boris Filipski (nichts gegen Henry oder Georg!). Ludger gehört zu den Besten der Besten, er hat damals den Flügel auch generalüberholt, bevor er in den Verkauf kam, kennt das Instrument also. Leider ist es sehr schwierig ihn zu buchen, weil er so viel zu tun hat. Bleibt Boris, der ebenfalls bei S&S in Hamburg gelernt hat und der sich immer viel Zeit nimmt um das Instrument so einzustellen, wie ich es gerne haben möchte. Er versteht sein Handwerk, hat hier am Niederrhein inzwischen einen sehr guten Ruf, wir sind mittlerweile befreundet, trinken dann auch immer nett einen Kaffee zusammen.... so macht es Spaß!
 
Ich kenne einen mit (neben seinen Fähigkeiten als Klavierbauer) viel Fachkompetenz für die richtige Zubereitung seines Kaffees. Und weil ihm das so wichtig war, hatte er die Kaffeemaschine immer unter dem Arm, wenn er unterwegs war. Und was macht er dann bei mir: Nimmt unseren guten Kranenheimer - das hat aber Härte 3.
:-D
 
das mit der Fachkompetenz ist für mich ebenfalls unbedingte Voraussetzung. Aber es muss auch die Chemie stimmen. Ich möchte mich zwar nicht mit dem Klavierstimmer verloben, aber ich hätte beispielsweise einen dicken Hals, wenn ein Klavierstimmer irgendeinen Summsus vom Pferd erzählen würde, nur um seine über jeden Zweifel erhabene Kompetenz zu betonen. Auch ein Veräppeln meines Instruments würde ein Vertrauensverhältnis empfindlich stören. Man kann es zumindest durch die Blume leicht anklingen lassen, wenn es wirklich so krass wäre, aber nicht einfach z.B. als Schrott bezeichnen oder als Sondermüll. Die geeignete Diktion muss ich in meinem Beruf auch beachten. Ich kann nicht zu Jemandem, der ein abgebranntes Hunnendorf im Mund hat, sagen: "Sie sind eine Oralsau und betreiben eine mundinterne Kompostierung." Da müssen andere Formulierungen zur Anwendung kommen. Deshalb sage ich meistens: "Sie haben ein Plaque-Problem." :-D

Aber so ist es bei einem Klavierstimmer auch. Mein Instrument ist für mich so etwas wie eine Intimsphäre, an die ich nicht Krethi und Plethi ran lassen möchte. Dabei ist der erste Eindruck meistens entscheidend für den weiteren Verlauf einer Zusammenarbeit. Wenn wie gesagt die Chemie stimmt, dann passt meist auch der Rest.
 

Das ist mitunter garnicht so einfach wenn man den Kunden nicht belügen will; so öffnete ich mal ein altes Klavier, nahm die Mechanik heraus und es entfleuchte mir ein "Oh weh". Darauf die Kundschaft "Ist das Klavier krank?" Ich: "nein, tot - finaler Plattenbruch" Das war vielleicht etwas unsensibel von mir

Das ist doch etwas anderes, in diesem Fall war das Instrument doch wohl wirklich kaputt ("Schrott"). :heilig:
@thinman brachte es gut auf den Punkt. Ein Instrument ist gerade für den Amateur kein "Arbeitswerkzeug", das vor allem optimal seinen Dienst tun muss - als Mittel zum Zweck, gewissermaßen. Es ist oft genug "Zweck an sich". :-) Quasi ein Familienmitglied, ein bisschen ein Teil von einem selbst.


Wenn Du z. B. Dein Kind bei einem Arzt vorstellst und dieser noch vor der Auskultation angewidert äußert: "Wäh, der ist ja rothaarig - geben Sie ihn ins Heim und adoptieren Sie ein hübscheres Kind!" ist es eine vollkommen andere Gefechtslage als wenn die heilkundige Person ehrlich äußert: "Junge, Du siehst aber krank aus - komm, wir schauen mal ganz schnell, was Dir fehlt." - - - Oder du kommst mit Deinem geliebten Hund zum Tierarzt, und der sagt: "Wäh, ein Bastard - lassen Sie ihn einschläfern, ich besorge Ihnen für wenig Geld einen Rassehund." - - - Ich schätze, in beiden Fällen bliebe Dir zu Recht vor Empörung die Spucke weg, und Du würdest sofort eine andere Praxis aufsuchen.
(Beide Beispiele sind natürlich maßlos übertrieben !!! aber Übertreibung verdeutlicht. ;-))
 
Wenn Du z. B. Dein Kind bei einem Arzt vorstellst und dieser noch vor der Auskultation angewidert äußert: "Wäh, der ist ja rothaarig - geben Sie ihn ins Heim und adoptieren Sie ein hübscheres Kind!" ist es eine vollkommen andere Gefechtslage als wenn die heilkundige Person ehrlich äußert: "Junge, Du siehst aber krank aus - komm, wir schauen mal ganz schnell, was Dir fehlt." - - - Oder du kommst mit Deinem geliebten Hund zum Tierarzt, und der sagt: "Wäh, ein Bastard - lassen Sie ihn einschläfern, ich besorge Ihnen für wenig Geld einen Rassehund." - - - Ich schätze, in beiden Fällen bliebe Dir zu Recht vor Empörung die Spucke weg, und Du würdest sofort eine andere Praxis aufsuchen.
(Beide Beispiele sind natürlich maßlos übertrieben !!! aber Übertreibung verdeutlicht. ;-))

LIebe @Barratt , erlaubst Du, dass ich diese kleine Textpassage in meine private Sammlung "realitätsnahe Argumentation im Zeitalter der gesellschaftlichen Spaltung" kopiere? Auch wenn Du unten eine maßlose Übertreibung andeutest hast Du diese benutzt. Und ist somit eine Argumentation zur Informationsweitergabe.

:super:
 
Ich schrieb doch "Fachkompetenz vorausgesetzt". Wenn Dir das gemeinsame gemütliche Kaffetrinken wichtig ist, des kannst auch mit Georg oder mir :-D

LG
Henry

Das dachte ich mal mit der Fachkompetenz, bis meine Eltern einmal einen anderen Klavierstimmer im Hause hatten als sonst. Dem riss nicht nur eine Saite, sondern er zog auch noch eine von Yamaha auf einen S&S. Sie verstimmte sich sofort wieder. Zuerst schickten sie für das Nachstimmen noch eine Rechnung, zogen dann aber den Kürzeren (ich war im 2. Semester, wir waren gerade beim Werkvertragsrecht :-D:-D) und beim nächsten Stimmen des gewohnten Fachmanns teilte er uns dann mit, dass die Saite nicht zu S&S gehöre... seitdem lassen sowohl meine Eltern als auch ich nur noch zwei oder drei verschiedene Stimmer an die Instrumente ran. Den Kaffee gibts immer mit dazu :super:
 
. Dem riss nicht nur eine Saite, sondern er zog auch noch eine von Yamaha auf einen S&S. Sie verstimmte sich sofort wieder. Zuerst schickten sie für das Nachstimmen noch eine Rechnung, zogen dann aber den Kürzeren (ich war im 2. Semester, wir waren gerade beim Werkvertragsrecht :-D:-D) und beim nächsten Stimmen des gewohnten Fachmanns teilte er uns dann mit, dass die Saite nicht zu S&S gehöre... :super:

Eine Baßsaite wird's wohl nicht gewesen sein, weil die hat man nicht mal soeben im Koffer dabei ... und bei einer Blanksaite würde mich ganz im Ernst interessieren wie man eine Yamaha von einer S&S unterscheidet ... beide stellen die Blanksaiten nicht selbst her und verwenden sogar je nach Modell das gleiche Fabrikat
 
:denken:Ich verstehe Deine Einlassung zwar nicht....

Nun gut, dann erkläre ich es Dir - obwohl ich denke dass das bei dir nicht nötig ist.
Ich bemerke öfters bei Zeitgenossen dass man zur Untermauerung seiner Thesen Argumente herbeizaubert die offensichtlich übertrieben, besser noch unrealistisch sind.*) Ja, ich finde, der Kinderarzt der rothaarige Kinder entsorgen will ist nicht nur übertrieben, er ist in allerhöchsten Maße unrealistisch, Ebenso der von dir dargestellte Tierarzt. Es ist also anzuzweifeln, dass die Spucke vor Empörung wegbleiben wird weil dieses Szenario nicht stattfindet.
Natürlich darf man politische Einstellungen ablehnen und kann die Menschen deswegen aussortieren und ablehnen. Dies ist ein tolerantes Land, da kann jeder glücklicherweise seine Ablehnung ausleben. Man muss das nicht mit Horrorszenarien (Kind ins Heim abschieben, Hund einschläfern lassen) verdeutlichen.
Das, liebe @Barratt ist Deiner nicht würdig und ich denke auch dass es hier keiner missverstehen würde wenn man sich an die Realität halten würde. Dazu sind wir hier alle einen Tick zu klug.

*) Ich hab noch ein schönes Beispiel für unrealistische Argumention hier aus dem Forum, aus Zeitmangel schreibe ich später hierzu.
 
Offensichtliches Übertreiben nennt man auch Satire. ;-)

Was das ganze plötzlich mit Politik zu tun haben soll, erschließt sich mir allerdings nicht.
 
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