Der KL-Wunschzettel: welche Stücke spielt ihr mit Euren Schülern am liebsten?

Wobei - ganz im Ernst - natürlich auch die Tatsache gesehen werden muss, dass wir hierzulande dringend mehr Mindergebildete brauchen, die bereit sind, die unbedingt notwendigen einfachen Arbeiten zu machen! Ich wäre nicht erstaunt, wenn die derzeitige Bildungspolitik durchaus sehr absichtlich die Leistungen absenken würde, da man schon länger erkannt hat, dass man ein Gemeinwesen nicht mit lauter Akademikern am Laufen halten kann...
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass man sich über Mindergebildete äußert und im gleichen Atemzug solch eine an den Haaren herbeigezogene Verschwörungstheorie in die Welt posaunt:008:. Wieso bekommt man durch das Absenken des Bildungsniveaus weniger Akademiker:konfus:?
 
Früher war die Hauptschule die Regelschule; heuzutage ist es das Gymnasium. Ein Abiturschnitt von 1 Komma nochwas ist mittlerweile normal. Von meinen Mitschülerinnen schaffte eine einzige einen Schnitt von 1,8. sind die Schüler von heute um so vieles intelligenter? (Was sie sicherlich sind: um einiges eloquenter …)
Das lässt sich ganz einfach durch strukturelle Änderungen erklären. Ich weiß nicht, wie alt Du bist (wirkst jedenfalls eher älter). Früher wurden z.B. die abgewählten Fächer (die, die man nicht so gerne hatte und in denen man folglich vielleicht nicht immer die besten Noten hatte) beim Abischnitt mitgerechnet.
Heute gibt es ferner viel mehr Wahlmöglichkeiten in der Oberstufe, viel mehr Chancen, seinen Stärken durch Fachwahl nachzugehen. Des Weiteren gibt es heute Punkte statt Noten (drei Notenpunkte = eine Note), dadurch ist die Notengebung differenzierter. Das sind alles Elemente, die den Schnitt nach oben geschoben haben.
Ich finde nicht, dass meine (sehr) guten SuS weniger konnten im Abitur als ich. Eher im Gegenteil.

Die, die meinen, dass das Abi einfacher sei, können sich ja mal an aktuellen Aufgaben versuchen:


Die Pools umfassen Deutsch, Englisch, Mathe und Französisch. Bei den Beispielaufgaben findet man auch was zu den Naturwissenschaften.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den letzten Jahren hat es in meinen und meiner Kollegen Grundkursen Mathematik in der gymnasialen Oberstufe einen massiven Leistungseinbruch gegeben. Kollegen "aus Deutsch" berichten von immer eingeschränkteren Ausdrucksmöglichkeiten.
Moderne Fremdsprachen sind wesentlich verbessert, aber da sind die intellektuellen Anforderungen nicht so hoch.
"Labern geht immer."
 
Ich meine nur nicht, dass man denen allen Instrumentalunterricht bei hochqualifizierten Kräften angedeihen lassen sollte und dafür Staats- und Privatknete verballern sollte.
Hochqualifiziert heißt noch lange nicht "gut" oder gar "ausreichend". Das ist wie bei den Gümnasiasthen :007:
Hochqualifiziert heißt ja nur, dass man Abschlüsse hat. Oder meinst du damit auch, dass es wirklich tolle Lehrer sind? In dem Fall wären es natürlich Perlen vor die Säue, wenn die überwiegend Schüler unterrichten würden, die dumm, faul und unbegabt sind, eine wirklich ungünstige Kombination. Aber ob die wirklich so häufig auftritt...? Und ob nicht ein sehr guter Lehrer zumindest ein, zwei der negativen Attribute austreiben, überbrücken oder gar beheben könnte?
Jedenfalls wurden mir letzte Woche zwei mündliche Berichte über Musikschulpraktika angetragen. Einer sehr negativ ("traurig, wie da mit Kindern umgegangen wird"), einer sehr positiv ("ich habe richtig Lust auf diesen Beruf"). Ich glaube nun nicht, dass in den staatlich geförderten Musikschulen ausschließlich erstklassige Instrumentallehrer lehren. Da wird die Bandbreite etwa ähnlich verteilt sein wie unter den Schülern. Man kann nur hoffen, dass die Guten möglichst oft bei den Guten landen.
 
Ich bin natürlich der Letzte, der alle KL für toll hält...
Was ich meinte, ist lediglich: Die KL an normalen Musikschulen haben ein Hochschulstudium absolviert, sind also aus Sicht der Politik hochqualifizierte Kräfte. Und es ist nun mal ganz allgemein Ressourcenverschwendung, wenn der Staat viel Geld ausgibt, um Hochschulabsolventen zu erzeugen, diese jedoch anschließend im Beruf zu immer größeren Teilen einen Blödsinn machen, für den irgendeine Erzieherin, die ein bisschen klimpern kann, auch reichen würde.

Und ich erinnere immer wieder daran, dass das früher einfach anders war. Und in anderen Ländern nach wie vor anders ist (z.B. mit regelmäßigen Prüfungen in Musikschulen).
 
Moderne Fremdsprachen sind wesentlich verbessert, aber da sind die intellektuellen Anforderungen nicht so hoch.
"Labern geht immer."
Außer Sprechen auf dem Level B 2/C1 (im Wesentlichen regelkonform in den Bereichen Wortschatz und Grammatik), gemäß Deiner Definition "Labern", muss man auch noch seine Fähigkeiten in den Bereichen Schreiben, Textverstehen und Hörverstehen unter Beweis stellen.
Das haben Dir Deine Kolleginnen und Kollegen vielleicht nicht gesagt. Oder Du hast nicht zugehört.
 
Und ich erinnere immer wieder daran, dass das früher einfach anders war.
Jaja, früher war alles besser. :-D

Unglaublich. Da fragt jemand nach den Musikliteratur-Vorlieben der KLs und rauskommt ein allgemeines Jammern ob der heutigen Zeit und der faulen Kinder und Jugendlichen mit ihrem minderbemitteltem Musikgeschmack. Und das völlig bescheuerte: Einige von Euch KLs regen sich über ihren eigenen Beruf auf und reden ihn schlecht.
 
Genau, und Antworten gab's nur wenige... wenn ihr so wenig Vorlieben habt, braucht ihr euch über blöde Musikwünsche eurer Schüler eigentlich auch nicht beschweren.... ;-)
 
Da fragt jemand nach den Musikliteratur-Vorlieben der KLs und rauskommt ein allgemeines Jammern ob der heutigen Zeit […]
Das beweist doch nur, wie desillusioniert die hier anwesenden Klavierlehrer sind. Und die Zeiten, daß Wünschen geholfen hat, sind ja auch vorbei. Viel interessanter ist doch die Frage an die Klavierlehrer, auf welchem Musikliteratur-Niveau sie notgedrungen unterrichten müssen: zweistimmige Inventionen oder „Wohltemperiertes Clavier“, Clementi-Sonatinen oder „Waldstein-Sonate“, „Album für die Jugend“ oder Kreisleriana“?
 
Jaja, früher war alles besser. :-D

Unglaublich. Da fragt jemand nach den Musikliteratur-Vorlieben der KLs
Ja, das hatte/hätte mich auch interessiert!
und rauskommt ein allgemeines Jammern ob der heutigen Zeit und der faulen Kinder und Jugendlichen mit ihrem minderbemitteltem Musikgeschmack. Und das völlig bescheuerte: Einige von Euch KLs regen sich über ihren eigenen Beruf auf und reden ihn schlecht.
Mich erstaunt das sehr. Wenn ich heute an meine aktive Zeit in der Schule zurückdenke, sehe ich zwar im Geist die eine oder andere schwierigere Klasse, aber an die allermeisten Klassen und die allermeisten Schülerinnen und Schüler denke ich gerne zurück (und freue mich, wenn ich sie sehe).
 

auf welchem Musikliteratur-Niveau sie notgedrungen unterrichten müssen: zweistimmige Inventionen oder „Wohltemperiertes Clavier“, Clementi-Sonatinen oder „Waldstein-Sonate“, „Album für die Jugend“ oder Kreisleriana“?
Auch mit zwei Staatsexamina in der Tasche kommt man nicht daran herum, zum xten Male den "article partitif", die Kommaregeln im Deutschen und den Gebrauch von "ser" und "estar" zu unterrichten - möglichst gut gelaunt, strukturiert und kreativ.
Dessen ungeachtet freut man sich natürlich dann über Oberstufenkurse, vor allem, wenn sie gut sind.
 
Das mußt du uns wohl noch erklären. Differenzierter heißt, daß der Schnitt nach oben geht?
Gerne. Früher: die Noten 1 - 6. Heute: Notenpunkte 15 - 0.
Bist Du z.B. früher auf 2,6 gestanden, gab das in aller Regel eine gute 3, aber eben eine 3. Heute sind es 9 Punkte, was ungefähr einer 3+ entspricht. (also ganz genau: 2,66). Jeweils 3 Notenpunkte entsprechen einer herkömmlichen Note.
Dazu kommt eine komplizierte Verrechnung der Punkte in den einzelnen Kursen (Profil-/Leistungskurse oder wie immer sie heißen mögen, je nach aktueller Reform :003:, zählen mehr als Grundkurse/Basiskurse ...). Die Punktberechnung ist so kompliziert, dass schon sehr lange vor der (Teil)Digitalisierung der Schulen dafür ein Computerprogramm nötig war. In der Oberstufenberatung wird zum Schluss auf den Punkt genau berechnet, ob es sich z.B. noch lohnt, freiwillig in eine mündliche Abi-Prüfung zu gehen.
Es müssen auch nicht alle belegten Kurse angerechnet werden. Das Computerprogramm errechnet automatisch, welche Kursnoten die sind, die zum besten Schnitt führen. Dabei gelten allerdings Einschränkungen, manche Kurse müssen angerechnet werden, bei anderen 2 von 4 usw...
Die alten Notenbezeichnungen werden übrigens auf dem Abizeugnis trotzdem vermerkt.
Und bei jeder Reform gibt es natürlich Änderungen in der Berechnung. Den Lehrkräften soll es ja nicht langweilig werden ... :003:

Ergänzung:
Im folgenden Dokument findet man auf Seite 50 ein Beispiel für eine Abrechnung (Abi 2025).


Die ganze Regelungen für das Abi umfassen 52 Seiten. Jaaaa, das ist ein bisschen anders als zu meiner Zeit. :001:
 
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Viel interessanter ist doch die Frage an die Klavierlehrer, auf welchem Musikliteratur-Niveau sie notgedrungen unterrichten müssen: zweistimmige Inventionen oder „Wohltemperiertes Clavier“, Clementi-Sonatinen oder „Waldstein-Sonate“, „Album für die Jugend“ oder Kreisleriana“?
Ist das eine nicht die Voraussetzung für das andere? :konfus: oder unterrichtet man Klavieranfänger nur "notgedrungen"?

Meine KL war ganz begeistert von der Idee, dass wir uns durch das Album für die Jugend spielen, sie hats mir gleich aus der Hand gerissen, als ich damit ankam und querbeet all die Stücke angespielt, die sie gern noch mit mir machen würde.

Nach wie vielen Jahren Unterricht erreicht man denn so das obere Niveau? Habt ihr nicht immer wieder mal Schüler, die das schaffen oder die ihr auf ein Studium vorbereitet? Macht ihr das lieber als Anfänger oder so Mittelfortgeschrittene? Ich denke, da sind ja auch immer mal Begabte und Interessierte dabei (so zumindest mein Eindruck aus den Schülervorspielen).
 

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