Der KL-Wunschzettel: welche Stücke spielt ihr mit Euren Schülern am liebsten?

Ist meine Beobachtung richtig, dass es selbst bei nicht wenigen Gymnasiasten "in" ist, in so einem etwas "kanakigen" Tonfall zu sprechen?

Ja, das beobachte ich auch. Das Gymnasium ist eben zur Regelschule geworden und das oft armselige Sprachverhalten färbt ab. In anderen Regionen - ganz schlimm hier bei uns - ist es das Denglish. Höre ich da neulich ein junges Pärchen im Euroshop. Sie sieht ein Schmuckstück und fragt ihn "Ist das nicht nice?" Seine Antwort: "Vielleicht ein bisschen too much!" 🙈

Aber ganz generell beziehe ich die teilweise unterirdischen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten darauf, dass immer weniger Schüler in der Lage sind, grammatikalisch richtige Sätze zu bilden. Und das ist nicht immer auf einen Migrationshintergrund zurückzuführen.
 
Ist meine Beobachtung richtig, dass es selbst bei nicht wenigen Gymnasiasten "in" ist, in so einem etwas "kanakigen" Tonfall zu sprechen?
Jein, bzw. ich denke, dass man da unterscheiden muss zwischen einerseits denen, die es lustig finden und das beliebig "ein- und ausschalten" können und denen, die das ernsthaft als ihre Sprache verwenden.

Musik ist ein reguläres Pflichtfach in allen allgemeinbildenden Schulen.
Musik ja (zumindest einige Jahre lang, und da gibt es wohl regionale Unterschiede, die sich auch über die Jahre immer wieder ändern), Instrumentalunterricht nein.
Hier geht es konkret um individuellen Unterricht am Instrument.

Dahin darf jeder und muss auch jeder dürfen.
Und was macht man, wenn es mehr Schüler als Unterrichtsstunden gibt? Irgendwie muss man auswählen. Warum nicht nach Fortschritten und Übungswillen? Was wäre dein bevorzugtes Kriterium?
 
Und was macht man, wenn es mehr Schüler als Unterrichtsstunden gibt?
Gibt es die denn? Ich habe sofort einen Klavierlehrer gefunden, als ich einen wollte.
Zumindest im privaten Bereich braucht es da keine Regelung. Wenn sich ein Lehrer findet, der den Schüler unterrichten möchte und die Eltern (oder der Schüler) bezahlen, kommt der Unterricht zustande.

Ansonsten würde ich zum einen für eine Warteliste plädieren. Zum anderen kann man bei Schülern, die wirklich gar nicht üben und deshalb auch wirklich keine Fortschritte machen, schon den Unterricht beenden. Wenn von Seiten des Schülers gar nichts kommt, ist der Unterricht ja auch sinnlos. Aber eben nicht bei lediglich unterdurchschnittlichen Schülern, die etwas langsamer lernen, aber Freude an der Musik haben.
 
Und was macht man, wenn es mehr Schüler als Unterrichtsstunden gibt? Irgendwie muss man auswählen. Warum nicht nach Fortschritten und Übungswillen? Was wäre dein bevorzugtes Kriterium?

Ich finde es manchmal schwierig, in diesem Forum miteinander zu diskutieren, wo alle in unterschiedlichen Regionen leben und man nicht weiß, wie die regionalen Strukturen und Besonderheiten des Gegenübers genau sind. Ich erlebe es wie Charly, dass es nämlich eher ein Überangebot an Instrumentallehrern gibt als zu viele Schüler.

Ich bin selbst Lehrerin und weiß, dass so etwas wie Unterricht immer eine sehr persönliche Ebene hat, ein Einzelunterricht noch mehr. Manche Chemie passt, andere nicht, auch als Lehrer hat man seine Lieblingsschüler und seine Lieblingskollegen, das bleibt nie aus. Manchmal ist es sowohl im Sinne des Lehrers als auch im Sinne des Schülers, ein Unterrichtsverhältnis zu beenden. Wenn ein Lehrer ein Problem mit einem Schüler hat, der nicht sonderlich ehrgeizig ist, dann ist das ein Fall, in dem es einfach nicht passt. Aber verallgemeinern sollte man das nicht. Manch Lehrer hat kein Problem mit faulen Schülern. Dann passt es wieder. Ich bin von einem solchen Lehrer weg, weil es eben nicht gepasst hat. Deswegen möchte ich nicht die Leistung zum Auswahlkriterium machen. Gerade bei der Musik geht es um soviel mehr! 🙂
 
... der in diesem Fall konkret wie aussieht?
Wenn jemand die Sonata facile schlecht spielt, ist die Frage, warum er schlecht spielt bzw. in welcher Form (nicht geübt, keine Ahnung von Musik, keine Ahnung von Mozart, nicht die technischen Mittel, Stück zu schwer, Stück zu neu...)
Ich setze dann da an, wo ich es für am dringendsten halte. Mein Ziel ist, dem Schüler das Stück und die Musik darin verständlich zu machen und die pianistischen Mittel an die Hand zu geben, dies auch umzusetzen - so viel in aller Kürze und allgemein gehalten.

Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Neunjähriger sie schlecht spielt, ein Student im Nebenfach oder ein fünfzigjähriger Anfänger. Am Unterricht an sich ändert das inhaltlich zwar erstaunlich wenig, denn es geht überall darum, die Musik zu verstehen und zu erfühlen und in Töne zu übersetzen. Aber die Voraussetzungen, also das von mir erwartete Hintergrundwissen und auch die Arbeitshaltung unterscheiden sich ein wenig.
 
Um guten Klavierunterricht zu erteilen studiert man einige Jahre, sammelt viele Erfahrungen und profundes Wissen. Glaubt irgendjemand, das könnte man dann am Ende auf einen kurzen Beitrag hier reduzieren?
Es ist ein recht komplexes Berufsbild und wer hier ein paar Jahre mitliest kriegt vielleicht einige Elemente guten Klavierunterrichts mit!
Warum gibt es am Ende so wenige wirklich gute Klavierlehrer?
 
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Wenn jemand die Sonata facile schlecht spielt, ist die Frage, warum er schlecht spielt bzw. in welcher Form (nicht geübt, keine Ahnung von Musik, keine Ahnung von Mozart, nicht die technischen Mittel, Stück zu schwer, Stück zu neu...)
Ich setze dann da an, wo ich es für am dringendsten halte. Mein Ziel ist, dem Schüler das Stück und die Musik darin verständlich zu machen und die pianistischen Mittel an die Hand zu geben, dies auch umzusetzen - so viel in aller Kürze und allgemein gehalten.

Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Neunjähriger sie schlecht spielt, ein Student im Nebenfach oder ein fünfzigjähriger Anfänger. Am Unterricht an sich ändert das inhaltlich zwar erstaunlich wenig, denn es geht überall darum, die Musik zu verstehen und zu erfühlen und in Töne zu übersetzen. Aber die Voraussetzungen, also das von mir erwartete Hintergrundwissen und auch die Arbeitshaltung unterscheiden sich ein wenig.

Danke für die Erklärung. Ich frage, weil ich den ersten Satz gerade gespielt habe und nun bei der nächsten Mozartsonate bin, weil man daran einfach unendlich viel lernen kann. Gerade diese Mozartsonaten schön zu spielen, ist eine Herausforderung, aber dafür hab' ich meine Lehrerin. Und was man in der einen Sonate gelernt hat, lässt sich gleich in der nächsten anwenden. Noch nichts habe ich so gerne gespielt wie Mozart! 😊
 

Und was macht man, wenn es mehr Schüler als Unterrichtsstunden gibt? Irgendwie muss man auswählen. Warum nicht nach Fortschritten und Übungswillen? Was wäre dein bevorzugtes Kriterium?
Ich finde es manchmal schwierig, in diesem Forum miteinander zu diskutieren, wo alle in unterschiedlichen Regionen leben und man nicht weiß, wie die regionalen Strukturen und Besonderheiten des Gegenübers genau sind. Ich erlebe es wie Charly, dass es nämlich eher ein Überangebot an Instrumentallehrern gibt als zu viele Schüler.
Mag sein, dass es bei dir mehr als genug KL gibt. Hier im Forum liest man immer wieder von Leuten, die keine KL finden, oder dass es aufgrund des Andrangs maximal 30 min/Woche gibt.

Aber in welcher Situation kommt denn das nicht vor:
Dahin darf jeder und muss auch jeder dürfen.
wenn nicht im Fall von zu wenig Plätzen? In welcher Situation wird denn Schülern die Musikschule sonst verwehrt?

Deswegen möchte ich nicht die Leistung zum Auswahlkriterium machen.
Schön und gut, aber erstens habe ich geschrieben
also nicht nur Leistung, sondern auch Engagement, Interesse, etc. , und zweitens bist du mir die Antwort schuldig geblieben, was denn das Kriterium (oder auch mehrere) deiner Meinung nach sein soll.
 
Also der Anmeldezeitpunkt.
Und wenn dann ein Schüler desinteressiert ist, sich nicht damit beschäftigt, den KL frustriert und den Platz für jemanden blockiert, der es mit Begeisterung machen würde, dann ist das halt so und man sollte da nicht steuernd eingreifen?

Es ist zwar ein klares Regelwerk, aber meiner Meinung nach nicht optimal.
 
Und wenn dann ein Schüler desinteressiert ist, sich nicht damit beschäftigt, den KL frustriert und den Platz für jemanden blockiert, der es mit Begeisterung machen würde, dann ist das halt so und man sollte da nicht steuernd eingreifen?
Für echte Extremfälle in der einen oder anderen Richtung wird man Lösungen finden können.
Wenn ein Schüler wirklich über lange Zeit gar nicht übt und wirklich keine Fortschritte zu erkennen sind, dann hat der Unterricht keinen Sinn. Ich würde aber auch annehmen, dass in dem Fall der Lehrer offene Türen einrennt, wenn er anregt, den Unterricht zu beenden.

Und für ein echtes Wunderkind wird sich vermutlich auch eine Regelung finden lassen.
Aber für alles dazwischen, würde ich auch für eine Warteliste plädieren.

So lange das Kind lernt, wenn auch langsam, in seinem Tempo, sollte es den Platz behalten dürfen. Man muss auch sehen, dass kleine Kinder ja noch nicht den Tag planen können. Haben sie wenig Unterstützung der Eltern, braucht es vielleicht auch nur etwas Zeit, bis es selbst ans Üben denkt.

Ich vermute, dass das steuernde Eingreifen mehr Schaden anrichtet als nützt.
Zum einen, weil da recht schnell Leistungsdruck erzeugt wird, mit dem nicht alle Kinder gut zurecht kommen. Zum anderen, weil es ja vor allem darum geht, im Kind die Liebe zur Musik zu wecken. Und da ist jedes Kind gleich wichtig.
Und der dritte Punkt ist: Wird ein Kind von der Schule entfernt, weil es nicht schnell genug gelernt hat, ist das vermutlich für dieses Kind das Ende des Unterrichts in diesem Instrument.

Steht ein Kind auf der Warteliste, kann zwischenzeitlich ja privaten Unterricht nehmen oder es ist halt etwas älter, wenn es mit dem Unterricht beginnt.
Beides erscheint mir jetzt nicht so gravierend.

Und ich denke auch, dass es recht viele Schüler gibt, die nicht allzu fleißig lernen, aber trotzdem gern in den Unterricht gehen und auch wirklich vom Unterricht profitieren. Es wäre nicht gut, diese Schüler alle auszuschließen.

Ich verstehe ja, dass es für die Lehrer angenehmer ist, wenn sie die Schüler aussortieren können. Wer das will, muss eben als Privatlehrer arbeiten. Eine öffentliche Schule sollte das nur in seltenen Ausnahmefällen machen.
 
Ist meine Beobachtung richtig, dass es selbst bei nicht wenigen Gymnasiasten "in" ist, in so einem etwas "kanakigen" Tonfall zu sprechen?
Komische Frage von jemanden, der sich beruflich mit Musik beschäftigt.
Hör halt ab und an auch mal Deutschrap. Der prägt schon viele Jahre wie nix anderes die deutsche Sprache. Das ist schon so lange in, dass es wieder out ist. :-)
unterirdischen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten
Hmm, sind die wirklich unterirdisch oder durch viele eingedeutschte Begriffe einfach nur erweitert? Zu "seltsam/schrullig..." kommt jetzt halt noch "weird" dazu, nur eines von unzähligen Beispielen.
Man kann Begriffe wie "Chaya" als unterirdische Kanakensprache oder aber als Weiterentwicklung/Erweiterung des Wortschatzes sehen.
Bei sowas muss ich immer an Zeiten zurückdenken, als sich meine Eltern über unsere Sprache aufgeregt haben, wenn wir etwas "geil" gefunden haben.
Ich finde die Sprachentwicklung nicht unterirdisch oder armselig, sondern sehr interessant.

Es ist wie es schon immer ist: Wenn sich die Älteren über die verwarloste Jugend aufregen, dann macht die Jugend alles richtig. :-)
 
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Zum einen, weil da recht schnell Leistungsdruck erzeugt wird, mit dem nicht alle Kinder gut zurecht kommen.
Und der dritte Punkt ist: Wird ein Kind von der Schule entfernt, weil es nicht schnell genug gelernt hat, ist das vermutlich für dieses Kind das Ende des Unterrichts in diesem Instrument.
Manchmal frage ich mich, ob ich chinesisch schreibe.
also nicht nur Leistung, sondern auch Engagement, Interesse, etc.

Zum anderen, weil es ja vor allem darum geht, im Kind die Liebe zur Musik zu wecken. Und da ist jedes Kind gleich wichtig.
Wenn die Liebe nach 1 Jahr immer noch schläft... wie lange soll sie brauchen dürfen, bis das nächste, ebenfalls wichtige Kind an die Reihe kommt?

oder es ist halt etwas älter, wenn es mit dem Unterricht beginnt.
Beides erscheint mir jetzt nicht so gravierend.
Das sehen andere anders.
 
Komische Frage von jemanden, der sich beruflich mit Musik beschäftigt.
Hör halt ab und an auch mal Deutschrap. Der prägt schon viele Jahre wie nix anderes die deutsche Sprache. Das ist schon so lange in, dass es wieder out ist. :-)
Rap (egal ob deutsch oder was auch immer) fand und finde ich schon immer doof. Und bei 2 Schülern, von denen der erste mir ein Rapstück vorspielt und sagt, das sei seine Lieblingsmusik, und der zweite irgendwie TEY oder lahme Filmmusik, ist mir, ohne Scheiß, der zweite dann ganz klar lieber. "Hiphopper", die in diesem komischen Kanakenslang sprechen, halte ich für so ziemlich das Dämlichste überhaupt.
 
Also der Anmeldezeitpunkt.
Und wenn dann ein Schüler desinteressiert ist, sich nicht damit beschäftigt, den KL frustriert und den Platz für jemanden blockiert, der es mit Begeisterung machen würde, dann ist das halt so und man sollte da nicht steuernd eingreifen?

Instrumentalunterricht ist eine Dienstleistung, für die bezahlt wird. Da kann man nicht einfach Leute entlassen im Glauben, der Nachfolger hätte aufgrund von mehr Begeisterung und Übewillen den Platz eher verdient. Zumal das - wie oben schon erwähnt - meist ohnehin kein Thema ist, weil es genügend Plätze gibt. Wie will man sowas auch messen und rechtfertigen denen gegenüber, die rausgeschmissen werden?

Hmm, sind die wirklich unterirdisch oder durch viele eingedeutschte Begriffe einfach nur erweitert? Zu "seltsam/schrullig..." kommt jetzt halt noch "weird" dazu, nur eines von unzähligen Beispielen.
Man kann Begriffe wie "Chaya" als unterirdische Kanakensprache oder aber als Weiterentwicklung/Erweiterung des Wortschatzes sehen.
Bei sowas muss ich immer an Zeiten zurückdenken, als sich meine Eltern über unsere Sprache aufgeregt haben, wenn wir etwas "geil" gefunden haben.
Ich finde die Sprachentwicklung nicht unterirdisch oder armselig, sondern sehr interessant.

Es ist wie es schon immer ist: Wenn sich die Älteren über die verwarloste Jugend aufregen, dann macht die Jugend alles richtig. :-)

In diesem Zusammenhang habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich mag die Kanakensprache nicht, die meinte ich aber gar nicht mit den unterirdischen Ausdrucksmöglichkeiten, auf die bin ich nur eingegangen, nachdem Hasenbein sie erwähnt hatte. Was die eingedeutschten Begriffe angeht, höre ich das bei Erwachsenen im Übrigen ganz genauso wie bei der Jugend.

Was ich meine, ist das Unvermögen, grammatikalisch korrekte Sätze zu formulieren, von einer korrekten Orthographie einmal ganz zu schweigen. Das magst du jetzt auch interessant finden und überdies ohnehin unnötig geworden, seit es die KI gibt, ich hingegen sehe das anders.
 
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