Depression und Klavierüben

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Silvvia Borin

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22. Feb. 2014
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so, ich wage mich mal an ein Thema, das mich gerade persönlich betrifft und das ich hier noch nicht gefunden habe.
Derzeit leide ich an einer mittelschweren Depression ( bin in Behandlung, also soweit ok)
Worum es mir hier geht: Ich habe das Klavierspielen als Gradmesser für die Schwere entdeckt. D.h. an Tagen, an denen es mir ganz schlecht geht, kann ich auch nicht Klavierspielen. Geht es etwas besser, gehen auch kurze Übeeinheiten.
Natürlich will ich trotzdem üben, aber manchmal geht das halt nicht.
Hat jemand Erfahrungen mit dem Thema ( ist ja immer noch ein Tabuthema, weshalb ich es offen anspreche, da das alles noch schlimmer macht.

Liebe Grüße
Brigitte
 
Ja, das ist ein schwieriges Thema, wenn der Seele schlecht ist!
Vielleicht geht es besser, wenn Du einfach nur die Finger auf die Tasten legst und Töne produzierst...Fuß auf dem Pedal, leise Klänge und das Ohr führt Dich durch das, was entsteht.
Schau mal, ob das besser geht als üben, dann könnte ich Dir da noch ein paar Tips geben.

Wenn wir Fieber haben, gestatten wir uns, in´s Bett zu gehen.
Manchmal braucht der Körper Ruhe.
Ich glaube, die Seele braucht das auch. Man darf es ihr gestatten. Wichtig ist nur, am nächsten Tag wieder aufzustehen.
Es ist nicht schlimm, wenn manchmal das Üben nicht geht.:-)
 
Liebe Brigitte,

Depression ist heute kein Tabuthema mehr, Gott sei Dank. Eine Depression ist keine depressive Verstimmung oder Unpässlichkeit, sondern eine ernsthafte Erkrankung, deren Behandlung zum Glück in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erfahren hat. Sehr gut, dass Du Dir professionelle Hilfe gesucht hast. Wenn der Zustand so ist, dass Du nicht spielen kannst, dann solltest Du es akzeptieren. Du weißt, dass es auch wieder anders sein wird. Sich zu etwas wie Klavierspiel zwingen zu wollen, obwohl es der Gesundheitszustand nicht zulässt, bringt gar nichts und ist eher kontraproduktiv. Diese Erfahrung habe ich seit vielen Jahren in meinem engsten Umfeld bei der Familie und in einer Beziehung machen müssen.

Viele Grüße sendet und nur das Beste wünscht
Christian
 
Hallo Brigitte, ich würde Musik, in Deinem Fall vorzugsweise Klaviermusik, hören. Wenn du innere Unruhe verspürst, ruhige, harmonische Sätze. Geschwindigkeiten von bis zu 60 b/pm wirken beruhigend, weil dies dem Ruhepuls entspricht. Die Harmonien und Melodien können innere Stimmungen beeinflussen und positiv verändern, vor allem, wenn Du eine exogene, also durch äußere Umstände verursachte Form dieser Erkrankung hast. Schnelle, fröhliche Sätze können auch Einfluss nehmen auf deine Stimmung. Zum eigenen Spiel muss es ja nicht kommen, aber vielleicht wirkt die Musik ja anregend...
 
Gegen Depression gibt es angeblich eine Wunderwaffe:
Und zwar die Ausübung von regelmäßigem Sport, genauer gesagt von Ausdauersport.
Zu diesen Sportarten zählen z. Bsp. Radfahren, Laufen, Schwimmen, Rudern, Schi-Langlauf, usw.
Aber natürlich auch nicht übertreiben am Anfang, je nach Fitness level.

SG und gute Besserung
VLV
 
Gegen Depression gibt es angeblich eine Wunderwaffe:
Sah gerade gestern einen kurzen Bericht, wonach einer nach einer nach einem Unfall eine Querschnittslähmung hatte, sich aufrappelte, um an den Paralympics teilzunehmen, kurz vorher wieder verunglückte, danach in Depressionen verfiel. Der kannte sicherlich nur Deine Wunderwaffe noch nicht.
Ich gebe hier keinen Tipp, weil ich nicht weiß, wie die sich auswirkt. Ich habe mich gezwungen, jedes Mal wenn ich mich bei einem negativen Gedanken erwische, eine positive Erinnerung aus der Kindheit oder Jugend abzurufen. Es hielt nicht lange an und ich befand mich wieder in negativen Gedanken versunken, verlängerte und besserte sich aber von Tag zu Tag, bis ich wieder klar war im Kopf. Als schwer würde ich diese auch nicht bezeichnen, also wollte mein Leben nicht beenden oder so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte auch mal eine Zeit lang mit Depressionen zu kämpfen. Für mich hat sich das Klavier als Ressource erwiesen.
Meine Gedanken dazu:
Warum brauchst Du einen Gradmesser? Ist das nicht kontraproduktiv?
Üben ist Arbeit, mit wer oder weniger klaren Zielen verbunden. Schon versucht, Dich ohne Ziele ans Klavier zu setzen? zu klimpern, pentatonisch die schwarzen Tasten raur und runter, den Klang und die Haptik genießen? Wenn sich die Lust auf mehr einstellt, gut, wenn nicht auch gut.
Liebe Grüße
Gernot
 
Bewegung alleine ist kein Allheilmittel, auch wenn das im Einzelfall durchaus helfen kann.
Ich hatte vor einiger Zeit mit regelmäßigen depressiven Episoden zu kämpfen, teilweise mit monatelanger Arbeitsunfähigkeit. Seit ich einiges in meinem Leben verändert habe und vor allem der Musik wieder wesentlich mehr Raum gegeben habe, bin ich symptom- und medikamentenfrei. Das ist sicher kein Pauschalrezept, aber aus meiner Erfahrung würde ich dazu raten, den Druck und die Erwartungshaltung an sich selbst so weit wie möglich zurückzufahren und immer wieder zu schauen, wann die Beschäftigung mit dem Klavier Freude bereitet und wann nicht. Wenn es gerade keinen Spaß macht, einfach sein lassen und nicht weiter darüber brüten (was echt schwer sein kann). Und wenn es Spaß macht, genießen.
 
Mein Beitrag war nicht als Allheilrezept zu lesen , sondern als eine Möglichkeit die vielleicht helfen kann ... bzw. eine Verbesserung herbeiführen kann ...

VLV
 
Das Klavierspiel als Gradmesser, nun ja, ich halte ehrlich gesagt nicht sehr viel von dieser Form der Selbstbeobachtung. Was ich sehr positiv finde ist, wenn Du sagst dass Du üben willst. Oder willst Du nur, dass Du übst? Wenn Du sagst: Ich möchte üben, wäre es vielleicht noch besser.

In einer solchen Phase kann maßvolle Selbstdisziplin hilfreich sein, aber auf keinen Fall Selbstkasteiuung. Es sollte Dir immer noch Spaß machen, die Tasten müssen Dich anziehen. Vielleicht kannst du es sogar nutzen, indem Du scheinbar einfache Sachen übst wie Alberti-Bässe (ich kenne ja Deinen Stand nicht), die nicht so viel Nachdenken erfordern.

Sonst halte ich mich mich allgemeinen Ratschlägen zurück, aber vielleicht noch: Depri ist auch eine Stresserkrankung. Mach Dir keinen! ;-)
 
Liebe Brigitte,

ich wünsche dir, dass du mit der professionellen Hilfe, die du ja zum Glück schon bekommst, möglichst schnell wieder aus der Depression heraus findest und ich finde es gut, das du darüber sprichst. Eine Depression ist eine Erkrankung wie jede andere und sie kann jeden treffen.

Vor gut 5 Jahren hat mich selber eine mittelschwere Depression völlig aus der Bahn geworfen.

Ich bin von Anfang an ganz offen mit der Erkrankung um gegangen und rede auch heute noch ganz offen darüber. Es hat mir geholfen und was noch viel wichtiger ist, die anderen konnten mit mir viel besser umgehen. Und auch, wenn einige diese bleierne Schwere, die einem jede Kraft raubt nicht nachvollziehen konnten, so gab es doch viel Verständnis und das nahm wieder viel Druck. Ich hoffe, dass du diese Erfahrung in deinem näheren Umfeld auch machst.

Klavier habe ich zu der Zeit noch nicht gespielt, aber ich bin leidenschaftliche Hobbysängerin und zu der Zeit war ich kurz davor dieses Hobby hinzu schmeißen, weil ich dachte, ich schaff das nicht mehr. Meine Chorschwestern haben mich davon abgehalten und ich bin sehr froh darüber, denn ich habe bemerkt, dass mir die Musik Kraft gegeben hat. Aber es gab auch Tage, da konnte ich auch das Singen nicht ertragen.

Das es für dich manchmal unmöglich ist zu üben, halte ich für normal und du solltest das nicht irgendwie werten. @pianochris66 hat vollkommen recht, Zwang bringt da nichts. Nimm so einen Tag bitte einfach an und versuche dir irgendwie auf andere Weise etwas gutes zu tun.

Freu dich über jeden kleinen Schritt den du schaffst und es gibt auch wieder einen Weg aus der Depression. Ich hoffe, das du ihn schnell wieder findest.
 

Gegen Depression gibt es angeblich eine Wunderwaffe:
Und zwar die Ausübung von regelmäßigem Sport, genauer gesagt von Ausdauersport.

Schön wäre es, wenn es eine Wunderwaffe gäbe. Und bei depressiven Verstimmungen mag das auch funktionieren.

Es gab Tage während meiner Depression, da stand ich mit einem Teller in der Hand vor der offenen Spülmaschinen und wusste nicht, wie ich diesen Teller in die Spülmaschine bekommen sollte. Ich konnte diese Energie nicht aufbringen, den Teller da reinzustellen und fühlte mich, als ob ich einen tonnenschweren Bleimantel anhatte.

Wie soll man in diesem Zustand irgendwelchen Sport treiben? An guten Tagen ist es eine Möglichkeit ja, da tut auch ein Spaziergang schon gut. Aber wer wirklich an einer Depression erkrankt ist, ist zu manchen Dingen wirklich nicht mehr fähig.
 
Ich habe das Klavierspielen als Gradmesser für die Schwere entdeckt.

Liebe Brigitte, mach doch so etwas nicht. Kein "Gradmesser" etablieren, schon gar nicht Dein liebstes Hobby. Du brauchst Zuversicht für die Heilung, kein Gradmesser für die Erkrankung.

Du bist "mittelschwer" diagnostiziert und hast schon professionelle Unterstützung gesucht und gefunden. Du kannst Dich sogar hier mitteilen. Das klingt nach günstiger Prognose!

Vertrau fest darauf, dass Dir vom Profi geholfen wird und befolge seine Ratschläge. Bist Du gut versorgt mit Vitamin D und hellem Licht?


Vielleicht hilft Dir eine Uminterpretation dessen, was Du gerade erlebst? Man akzeptiert "sichtbare" Verletzungen viel eher als "unsichtbare".

Du könntest mit der Erkrankung so umgehen wie mit den Folgen eines Sportunfalls. Eine Schulterfraktur (o.ä.) braucht ihre Zeit zum Ausheilen. Die gönnt man sich gezwungenermaßen (!) – Du rennst mit der Fraktur auch nicht täglich zum Röntgen, um einen Gradmesser des Heilungsprozesses zu haben. Niemand erhebt den Anspruch, dass Du mit Deiner Fraktur Wasserkästen tragen sollst, auch Du selbst würdest es vernünftigerweise nicht tun.

Die Seele kann auch "frakturieren" (= Depression). Die Heilung braucht ihre Zeit. In der Zeit darf man die frakturierte Gliedmaße nicht belasten, und die Seele auch nicht.

Gute Besserung! :kuscheln:
 
Liebe Brigitte,

ich verstehe deine Frage als Bitte um mehr Information zum Umgang mit der Erkrankung. Ich finde dies spricht sehr für dich, dass du aktiv wirst, um den jetzigen Zustand zu überwinden.
Es ist - meiner Meinung nach - wichtig, sich selbst über eine Erkrankung zu informieren und den eigenen Denk- und Lebensstil zu hinterfragen. Meine Empfehlung dazu: die Internetseite von Strunz, der als praktizierender Mediziner medizinische Studien auswertet und darüber allgemeinverständlich informiert.
Ich wünsche dir viel Kraft, Zuversicht und eine schnelle Heilung. :blume:

Viele Grüße
Piassion
 
Meine Empfehlung dazu: die Internetseite von Strunz, der als praktizierender Mediziner medizinische Studien auswertet und darüber allgemeinverständlich informiert.
Mir geht schon wieder der Hut hoch, wenn ich über das Logo fahre und dann so ein Spruch kommt, weil als Linktitel und fürs Image im Quelltext hinterlegt. Kranken oder Hilfesuchenden noch Nahrungsergänzungsmittel verkaufen zu wollen, ist zwar nicht verboten, doch für mich irgendwie das Letzte.

Habe es noch einmal kleiner geschnitten, nicht dass es Ärger gibt, wenn das Logo mit abgebildet wird.

Strunz2.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Eure Antworten, aber tatsächlich ging es mir nicht um Informationen zum Thema Depression, da ich hier bereits gut informiert bin.
Meine Schilddrüsenwerte und Vit. D habe ich als Erstes prüfen lassen.
Sport mache ich, wenn es geht.
Tatsächlich ging es mir um Klavierspielen/ üben in diesem Zusammenhang, sonst hätte ich in einem Depressionsforum geschrieben.
Ich habe dazu auch sonst nichts gefunden, werde es aber für mich weiter beobachten.
Danke für die guten Wünsche auf Besserung
 
Danke @Albatros2016, ich finde es toll, dass Du aus eigener Erfahrung sprichst und offen damit umgegangen bist. Das versuche ich auch, dort wo es geht.
Ich glaube, jemand, der es noch nicht erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen. Ich versuche auch, mich in Geduld mit mir zu üben.
Jetzt bin ich erst einmal krankgeschrieben ( war schwer genug, das zu akzeptieren)
Ich habe jetzt oft gelesen, Sport, Meditation.... alles sicher wunderbar, ich praktiziere Beides und es hilft natürlich grundsätzlich.
An schlechten Tagen ist ein solcher Tipp, wie auch @Albatros2016 passend geschrieben hat, ein Hohn. Da ist schon z.B die Treppe runtergehen eine irre Herausforderung.
@Barratt, das mit dem Gradmesser habe ich eigentlich nicht negativ gemeint. und ja, mehr Geduld und Zeit brauche und wünsche ich mir, vor allem mit mir selbst.
 

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