Dem Publikum was husten?

:?:

Lieber Destenay
Mir scheint Du hast da was missverstanden.

Deine Replik:

So einen Quatsch, darf ich dich darauf aufmerksam machen Pianisten sind keine Roboter, ich meine zu wissen, dass es sich hier um eine Menschen Gattung handelt die sehr ist sensibel ist und auch so reagiert. Stelle dir mal vor, der gleiche Vorfall wuerde in einem grossen Buero einer Bank,Chemie usw. vorkommen da wuerde aber die spiessigen Buero Amseln protest fliegen

verstehe ich jedenfalls nicht. :confused: :? :confused:

Liebe Grüße
Gernot
 
Mir ist nicht klar, wieso ein einmaliges Aufbegehren gegen Zumutungen seitens (Teilen) des Publikums in Ordnung sein soll, ein mehrmaliges dagegen ein Zeichen von mangelnder Souveränität darstellt.

Man kann ihm natürlich vorhalten, er würde einen Kampf gegen Windmühlen führen. Schiff riskiert damit natürlich den Ruf einer hysterischen Konzertzicke. Sein Ruf als Pianist steht aber auch auf dem Spiel, wenn er aufgrund der dauernden Störgeräusche, nicht die Leistung abliefert, die man von ihm erwartet und die er wohl auch selbst von sich erwartet.

Ich frage mich, ob wirklich die vereinzelten unkontrollierbaren Hustenanfälle das Hauptproblem waren oder ob nicht generell der Geräuschpegel durch das ständige Reizhusten und Räuspern, das Rascheln von Papier etc durchgehend zu hoch geworden ist.

Lieber Gernot,

deinen Betrachtungen kann ich nur voll zustimmen! Störgeräusche können künstlerische Leistungen, die höchste Konzentration erfordern, selbstverständlich beeinträchtigen, die auf der Bühne Musizierenden erheblich stören und ihren künstlerischen Vortrag nahezu demontieren!

Auch wenn es dem Vortragenden selbst gelingen sollte, solche Störungen zu ignorieren und den musikalischen Vortrag in der erprobten Qualität darzubieten - so wird letzterer dennoch für das gesamte Auditorium durch die unerwünschte akustische Mitwirkung all der Hüstler, sich Schneutzender, Nestler, Tütenraschler, flüsternd Schwatzender, Hustenpastillen herauskramender und anderweitig nicht voll auf die Musik konzertrierten Konzertbesucher - nicht mehr dass sein, was er sein sollte und könnte!

Umgebungsgeräusche wirken insbesondere in Konzertsälen deutlich mit. Sie gestalten - oder besser gesagt missgestalten - unweigerlich den von der Bühne ausgehenden Vortrag! Konzertbesucher sollten das eigentlich wissen! Niemand, der solche Konzerte besucht wohnt "hinter dem Mond" oder irgendwo in der Wüste. Wir haben ja schließlich Internet (und Wikipedia) , rund um die Uhr klingelnde Handys und eine schier erdrückende Medienvielfalt. Mit Unwissenheit oder Einfältigkeit sollte sich somit niemand herausreden können!

Völlig fehl am Platz sind m.E. in diesem Zusammenhang Bemerkungen wie "die Zuhörer haben ja für die Karte bezahlt" oder der Künstler habe "eine Dienstleistung" zu erbringen!!!

Wir bezahlen ein Leben lang für alles mögliche! Was heißt das? M.E. erwarte ich beim Bezahlen vom "Anbieter der Gegenleistung", dass dieser dieselbe so wie erwartet erbringt - aber diese Erwartung impliziert auch Umgebungsbedingungen, die - im Falle eines Konzerts - nicht nur in der Hand des "Anbieters" liegen: Nämlich ein (musik-)verständiges und diszipliniertes Publikum!

Wenn die Musik sich nicht frei und ungestört entfalten kann, auch Pausen und ppp-Stellen nicht als solche gehört werden können, dann sind die Mühen des vortragenden Musikers vergeblich! Offenbar ist dies dem heutigen Konzertpublikum nicht gegenwärtig!

Natürlich kann ich beim Kinofilm laut mit der Popcorntüte rascheln, meinen Kinopartner mal knuffen, ohne dass sich jemand aufregt! Aber der Kinoton ist ohnehin viel zu laut und der Film ändert sich durch mein Schmatzen oder Tuscheln überhaupt nicht!

Die Frage ist jedoch, warum das Konzertpublikum großartigen musikalischen Darbietungen nicht die erforderliche ungeteilte Aufmerksamkeit (und damit auch die gebotene Ehrfurcht) entgegenbringt! Ich kann nur mutmaßen, dass in vielen Konzerten musikalisch völlig planlose "Prestigekonzertbesucher" in der Überzahl sind. Das Argument, klassische Konzerte seien überwiegend eine Seniorenveranstaltung lasse ich nicht gelten! Musikverständnis hängt nicht vom Alter ab! Ebensowenig wie die vom Konzertbesucher ausgehenden Geräusche!

Am Rande bemerkt: Vor Jahren besuchte ich eine äusserst bemerkenswerte Aufführung des Flic Flack Zirkus (kurz darauf ist leider einer der von mir damals bewunderten Akrobaten tödlich verunglückt!). Die Vorführungen waren atemberaubend und dementsprechend mucksmäuschenstill war das gesamte Publikum! Niemand hüstelte, schneutzte oder störte sonst irgendwie! Offenbar veranlassen optische (und speziell akrobatische) Höchstleistungen das Publikum zu ungeahnter Disziplin!

LG

Debbie digitalis
 
Hallo, auch mal wieder,
diese Klarstellung scheint mir nötig, auch im wohlverstandenen eigenen Interesse: Ein darbietender Künstler ist ein darbietender Künstler, ein Dienstleister ist ein Dienstleister. Beides ist absolut ehr- und achtbar. Wird dann und wann der jeweils eine als das jeweils andere bezeichnet, so ist das keineswegs per se eine Beleidigung oder Herabwürdigung. Sondern es stellt sich schlicht die Frage, ob es gerade passt oder nicht. Auch meine Dienste (ich bin Dienstleister) wurden schon bisweilen als "Kunst" bezeichnet. Manchmal fand ich das nett, in anderen Fällen aber auch peinlich und deplatziert. Und wenn dann umgekehrt ein Musiker beispielsweise Festhintergrundmusik liefert, ist er ganz sicher auch dienstleisterisch tätig. Genau so sicher ist allerdings, dass für eine konzertante Bühnen-Darbietung, von der wir hier allenthalben reden, der Begriff "Dienstleistung" komplett daneben ist. Auf ganz nüchterne und schlichte Weise falsch.

Gruß
Martin
 
Also, warum sich hier alles am Begriff "Deinstleistung" hochzieht, kann ich nicht so richtig nachvollziehen.
Der Künstler ist ein Künstler, aber er spielt gegen Geld, dafür werden Karten verkauft, und der Käufer hat Anspruch darauf, das Konzert hören zu dürfen.

Natürlich müssen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Absichtliches Stören ist in der Tat ungehobelt und gehört unterbunden. Ich wäre auch dafür, vor jedem Konzert noch einmal darauf hinzuweisen, dass alle Handys auszustellen sind und das Publikum sich ruhig zu verhalten hat, da alles Andere die Konzentration des Künstlers stört.:-)

Aber wir waren bei Husten!

Und ich glaube, das macht man micht abssichtlich, sondern, wie manche schrieben, aus einer Aufregung heraus, weil man einfach husten muss oder schlicht unsensibel ist.
Die Unterscheidung zwischen Abopublikum und Konzertbesuchern, die dieses spezielle Konzert dieses Künstlers hören wollen, ist mMn schon treffend.

Manche Abobesucher gehen ins Konzert, um etwas zu unternehmen, um unter Leute zu kommen, als gesellschaftliches Ereignis, um mitreden zu können etc.
Das ist sicher nicht das gleich respektvolle Publikum wie oben genannte Konzertbesucher.
Und damit muss man als Künstler mMn schlicht leben.

Ich habe einmal eine Aufführung gehört von zwei jungen Musikern, beide erste Preisträger bei JuMu, sie spielten sozusagen als "Vorgruppe":D vor einem Sinfoniekonzert im Zuhörerraum in einem erkennbar eingerichteten Bereich. Respekt gleich null. Die Leute liefen direkt vor den Beiden vorbei, dass sie sie nicht angerempelt haben, ist noch erstaunlich.;)

DAS sind wirklich harte Bedingungen für Musiker. Und toll gespielt haben die Beiden.
Will sagen: es kann schlimmer kommen.

Und: manchmal hat das Verhalten von Künstlern auch etwas Zickiges. So jetzt dürft ihr euch auf meinen Beitrag stürzen!:D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Manche Abobesucher gehen ins Konzert, um etwas zu unternehmen, um unter Leute zu kommen, als gesellschaftliches Ereignis, um mitreden zu können etc.
Das ist sicher nicht das gleich respektvolle Publikum wie oben genannte Konzertbesucher.
Und damit muss man als Künstler mMn schlicht leben.

Nö, warum?

Nur weil es solche SPACKEN gibt, die Kunst nicht zu würdigen wissen, sondern bloß deswegen in das Konzert eines Weltstars (!) gehen, weil sie ihr Abo ja auch ausnützen müssen oder weil sie in der Pause ja mit Frau Hallmackenreuther beim Sekt "plaudern" (= dumme Scheiße labern) können (während vielleicht andere, die darauf brennen würden, das Konzert mit vollem Herzen zu hören, keine Karte mehr bekommen, weil alles durch Abo-Leute und die üblichen Mr. und Mrs. Wichtig ausverkauft ist!), nur deshalb soll ein Künstler sich bei seiner extrem anspruchsvollen Tätigkeit nerven lassen???

Halloooo???

Und dieses Argument, daß es ja immer noch schlimmer kommen kann, ist ja wohl nur bescheuert! Da kann ja ein Sternekoch auch sagen, wenn ein Gast sich über unzureichendes Essen beschwert: "Was wollen sie? Nebenan in Manni's Imbiss schmeckt's NOCH schlechter, und in Afrika haben die Leute im übrigen gar nichts zu essen!"

Sorry, aber das hat mich jetzt echt aufgeregt, das mußte mal gesagt werden!

LG,
Hasenbein
 
hasenbein, wenn du bitte genau lesen möchtest, was noch im posting steht.
Da steht auch, man sollte am Anfang des Konzerts um Ruhe bitten.

Was mich extrem stört, ist diese selektiv- Zitierei, unter Missachtung des Zusammenhangs.

Ich habe lediglich Tatsachen angeführt. Und Abonnenten sind nun mal Tatsache. Und dass sie nicht unbedingt das Fachpublikum sind ebenfalls.

Was willst du denn dagegen machen, eine Bewerbung für die Karte, nur wer geprüft ist, ob er auch Ahnung hat, und wirklich weiß, wen er da vor sich hat, darf rein?

(Hallo?????:D)
 
Ich frag jetzt mal in die Runde: Wo kommt denn diese seltsame Anspannung in Teilen des Publikums her, dass sie sich unwohl fühlen, mit Atemnot kämpfen? Will man da Teil einer Sache sein, in die man nicht hineingehört? Warum muss man so still sein? Warum können die nicht lauter spielen, gibt es keinen Strom mehr? Wenn das Instrument für die vielen Leute aber schlicht zu leise ist, so dass man sich kaum zu atmen wagt, wäre es nicht angemessen, einfach vor weniger Leuten zu spielen; z.B. dem Zar und einigen Gästen plus Familie? Hat sich da das Bürgertum einer Sache bemächtigt, die es überfordert? Haben sich Rollen vertauscht?

Ein Hustenanfall geschieht nur vereinzelt, aber die ungesunde Verkrampfung scheint mir kollektiv zu sein. Und die ist es, die ansteckt. Beispiel: Bei den Konzerten der Beatles haben die Zuschauerinnen in den ersten Reihen so laut geschrieen, dass man weiter hin überhaupt keine Musik mehr hören konnte. Trotzdem haben auch diese Reihen vor "Begeisterung" geschrieen...Die einen schreien, die anderen husten: Das Prinzip das ist Gleiche.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe einmal eine Aufführung gehört von zwei jungen Musikern, beide erste Preisträger bei JuMu, sie spielten sozusagen als "Vorgruppe" vor einem Sinfoniekonzert im Zuhörerraum in einem erkennbar eingerichteten Bereich. Respekt gleich null. Die Leute liefen direkt vor den Beiden vorbei, dass sie sie nicht angerempelt haben, ist noch erstaunlich.
Das erinnert mich sehr an eine Darbietung in der Damenbekleidungsabteilung eines örtlichen Kaufhauses (etwas zu Abi-Zeiten). Die hatten dort einen Flügel in die Ecke gestellt und sich einige JuMu-Preisträger engagiert. Die Bezahlung war eigentlich OK, aber der Lärmpegel und die herumtollenden Kinder, die darauf warteteten, dass Mama ihr 10. Blüschen überstreift waren eine Zumutung.
Allerdings stellte sich nach einigen Minuten eine gewisse Abhärtung ein. :cool:
Tja, man war halt jung und brauchte das Geld. :D
LG,
NaMu
 
Wo kommt denn diese seltsame Anspannung in Teilen des Publikums her, dass sie sich unwohl fühlen, mit Atemnot kämpfen? Will man da Teil einer Sache sein, in die man nicht hineingehört? Warum muss man so still sein? Warum können die nicht lauter spielen, gibt es keinen Strom mehr? Wenn das Instrument für die vielen Leute aber schlicht zu leise ist, so dass man sich kaum zu atmen wagt, wäre es nicht angemessen, einfach vor weniger Leuten zu spielen; z.B. dem Zar und einigen Gästen plus Familie? Hat sich da das Bürgertum einer Sache bemächtigt, die es überfordert? Haben sich Rollen vertauscht?

Ein Hustenanfall geschieht nur vereinzelt, aber die ungesunde Verkrampfung scheint mir kollektiv zu sein. Und die ist es, die ansteckt. Beispiel: Bei den Konzerten der Beatles haben die Zuschauerinnen in den ersten Reihen so laut geschrieen, dass man weiter hin überhaupt keine Musik mehr hören konnte. Trotzdem haben auch diese Reihen vor "Begeisterung" geschrieen...Die einen schreien, die anderen husten: Das Prinzip das ist Gleiche.

Die Atemmuskulatur verspannt und der Mensch kann nur noch durch Hustenreiz überleben! Ist das gesunde Musik? Hat schon mal jemand bei einem Kriegstanz einen Hustenanfall bekommen? Beim Mitgrölen von Gassenhauern? Die Trennung von Musik und Bewegung ist zwar eine kulturelle Leistung, aber sie fordert bedauerlicherweise auch Opfer...

Wenn mich der Veranstaltungsbesuch mit dem Erstickungstod bedroht, so scheint mir dies Risiko in keinem Verhältnis zur scheinbaren Kultur zu liegen. Mikro in den Flügel, PA einschalten und dann können die Leute zappeln wie sie wollen und hören trotzdem noch alle!


Lieber Neronick,


ich bin etwas erschüttert über deine Schlussfolgerungen. Du folgerst nämlich, so wie ich es verstehe, dass die mangelnde Laustärke des Instruments dafür verantwortlich ist, dass Husten als störend empfunden wird. Und dass die Husterei verschwände bzw. nicht stören würde, wenn das Instrument lauter wäre (Mikros etc.).

Du stellst nach meinem Verständnis aufgrund der Husterei überhaupt den Sinn und kulturellen Stellenwert dieser Musik in Frage und reduzierst das Konzerterlebnis auf das reine "Hören können".

Das sehe ich aber ganz anders! :)

Du hast recht, dass die Husterei aufgrund innerer Anspannung erfolgt (das ist jedenfalls meine These in Bezug auf die meisten "Huster"). Aber wieso ist eine innere Anspannung schlecht? Wieso muss man sich unbedingt zu Musik bewegen? Gilt das für alle Musik???

Die innere Anspannung kommt m.M.n. vor allem aus innerer Bewegung! Die gehörte Musik löst immer etwas in einem aus, sei es negativ oder positiv, sie bringt den Hörer in Kontakt mit sich selbst, weil ihre Erlebniswelt, ihre musikalische Aussage auf die Erlebniswelt des Hörers, auf seine Hörgewohnheiten etc. treffen. Das ist eine Konfrontation, mindestens eine Auseinandersetzung. Zudem erfordert diese Auseinandersetzung eine große Aufmerksamkeit, bei einem Klavierabend (einer allein am Klavier, im Gegensatz zur Oper (szenische Darstellung) oder einem Orchesterkonzert (viele Musiker auf der Bühne mit unterschiedlichsten Instrumenten) von geradezu visueller Askese. Der Verlauf und die Entwicklung der gespielten Musik müssen verfolgt werden um zu verstehen, die Musik nimmt uns mit in eine Geschichte voller Abenteuer und Überraschungen. Und das alles geschieht in der Wahrnehmung nur über den Hörsinn, was sehr ungewohnt ist für viele Menschen (man mache mal das Experiment, einem Menschen "nur" 5 Minuten aufmerksam zuzuhören ohne selbst etwas zu sagen......). Zum dritten ist permanentes Stillsitzen bei diesem Hören trotz großer Übung am Arbeitsplatz, Fernsehen und Computer eine Leistung, die offensichtlich schwer fällt.

Diese drei Faktoren können zu einer inneren Anspannung führen, die sich dann in z.B. Husten äußert, allerdings behaupte ich, ausschließlich bei des Hörens ungeübten Menschen. Bei Aufführungen der Bach-Gesellschaft, in die nur Menschen mit einem hohen Interesse an dieser Musik eintreten und die oft sehr anspruchsvoll im Programm sind, hört man keinen Mucks.

Ich selbst habe noch nie im Leben aus diesem Grund einen Hustenreiz verspürt, noch nicht mal als Kind, auch meine sämtlichen Freunde und Verwandten nicht.

Im Gegenteil löst diese Musik etwas aus, was einzigartig ist und zur intensiven Wahrnehmung der körperlichen Ruhe bedarf! Vielleicht ein bisschen ähnlich einer Meditation, die auch im Sitzen o.ä. geschieht. Es ist absolut eine kulturelle Leistung - ums Feuer tanzen tut man hier nicht. :D Und es ist sicher so, dass so ein Konzert den Hörer auch fordern, vielleicht überfordern kann. Und dass sich dies in Husten manifestiert.

Aber ist das nicht wunderbar?!!! Musik erleben zu dürfen, die einen bis an die eigenen Grenzen bringt! Die so vielschichtig ist, dass wir sie nur mit Ruhe und Aufmerksamkeit erfassen können! Bei der unser inneres Erleben buchstäblich durcheinander gerüttelt wird!!! Es wird schon seinen Grund haben, wieso in klassische Klavierabende auch Hörer gehen, die noch nicht so vertraut damit sind (übrigens räuspert man sich auch gelegentlich aus innerer Bewegung heraus). Klar, die, die nur aus Prestige oder sonst was in solche Konzerte gehen, sind dort vermutlich fehl am Platz. Aber wer weiß, was die gehörte Musik trotzdem auslöst.... .

Wenn man in Konzerte von Pop- und Rockmusikern geht, so kann das auch sehr bewegend sein. Es ist aber mit klassischer Musik schwer zu vergleichen. Es macht nichts, wenn man mal nichts hört, man kommt schnell wieder rein aufgrund der im Verhältnis einfacheren liedhaften Strukturen, der einfacheren harmonischen Abläufe und des klaren Rhythmus' (Beat........). Die Aufmerksamkeit muss bei weitem nicht so hoch sein und so kann man sich den Rhythmen mit dem Körper hingeben, was einen Teil des Wesens dieser Musik eher verstärkt und nicht behindert. Ich bin kein Experte für diese Musik, da können sich andere sicher qualifizierter äußern.

Aber solche Klavierabende wie beschrieben können einen bis ins Herz berühren - wenn man sich darauf einlässt!

Liebe Grüße

chiarina
 
Aber solche Klavierabende wie beschrieben können einen bis ins Herz berühren - wenn man sich darauf einlässt!
Liebe Chiarina,
aus Deiner Antwort spricht so viel Achtung vor der Musik, ich werde dem nicht widersprechen, auch wenn hie und dort eine kleine Angriffsfläche sichtbar wäre :-)

Sind Musikerlebnis und Konzerterlebnis das Gleiche? Ein Konzerterlebnis hat man auch auch ohne Musik (siehe mein Beispiel Beatles). Ein Konzerterlebnis ist ein gesellschaftliches Erlebnis und es geht nicht nur um Musikaufnahme, sondern es geht um "Sehen und Gesehen werden". Deshalb sind UNWICHTIGE Personen im Vorprogramm zu ÜBERSEHEN und zu ignorieren. Der Gedanke, dazuzugehören - oder halt nicht erwischt zu werden - und die Förderung der "Kontakte" kann wichtiger sein als die Musik. Was zum Neronickschen Hustenreiz-Theorem führt: Je wichtiger "Gesehen werden" statt Musik, desto größer der Hustenreiz. Was nicht bedeutet, dass nicht auch ausgewiesene Musikliebhaber und Kenner vom Kollektiv angesteckt werden können.

Weiterer Gedanke: In der Kirche findet sich - je Advent, desto mehr - viel Scheinheiligkeit. Bei einem Konzert findet sich viel Fassade. Aus soziologischen Überlegungen kann man herleiten, dass insbesondere das Bürgertum sehr zu Fassaden und Scheinheiligkeit neigt. Es mag also sein, der der Hustenreiz im speziellen nicht an der Musik, sondern auch an der Institution "Begleitete Ehe" liegt....

Ich fürchte, dass manchmal auch gute Musik unter allzu viel Fassade "genossen" wird. Um zu meditieren, gehe ich jedenfalls nicht in ein Konzert. Schon Jesus sagte: "Mach hinter dir die Tür zu, wenn Du betest". Will heißen, tu es nicht an der Mauer, wo dich jeder sehen kann :-); aber das ist auch ein anderes Thema. Gehört aber doch alles zusammmen. Menschen, die sich wohlfühlen, husten nicht.
 
Müssten Mathe-Klausuren in der Schule theoretisch nicht in reinsten Husten-Arien ausarten, wenn man deiner Argumentation folgt, Neronick?

Ich persönlich finde es sehr angebracht, dass es eben auch Orte gibt, so z.B der Konzertsaal und ganz besonders bei Klavierabenden in diesen, an denen man sich zusammenreißen muss. Es hat in gewisser Weise auch mit Selbstdisziplin zu tun.
Der Körper muss nicht immer involviert sein. Wenn ich tanzen gehen will, suche ich entsprechende Lokalitäten auf.
Wenn ich aber stattdessen auf "Innere Reisen" gehen will und mich mit Werken die ich gerne höre und vielleicht sogar selbst spiele beschäftigen will, undzwar in einer intimen Atmosphäre eines Konzertes, dann erwarte ich, dass sich die anderen an das stille Übereinkommen halten. Mit wirklich akkutem Hustenreiz oder einem Magen-Darm-Infekt würde ich mich persönlich tunlichst von solchen Konzerten fernhalten, so schmerzhaft das auch sein mag.

Vor wenigen Tagen war ich bei einem Klavierabend von Aimard. Das war ein sehr löbliches Verhalten vom Publikum. Die einzige Schande war viel eher, dass es von diesem viel zu wenig gab. Der Gewandhaussaal war knapp, aber wirklich nur kanpp zu einem drittel voll, aber das nur am Rande.
Es hatte sich sogar jeder beherrscht und nicht zwischen den Stücken geklatscht. Das hätte ich, angsichts des unfassbar düsteren und faszinierenden ersten Teiles auch mehr als nur leicht störend empfunden.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
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*grins*, Raskolnikow, Erweiterung der Hustenbelästigungsthematik um unbotmäßige Publikumsstörungen auf dem olfaktorischen Sinneskanal :D sehr nachdenkenswert, aber lassen wir das; denn mehr das Folgende (eingeleitet mit deinen Worten) geht mir seit vorgestern durch den Kopf.

...Vor wenigen Tagen ... Klavierabend ... sehr löbliches Verhalten vom Publikum...

Ich hab mal im Geiste revuepassieren lassen, in welchen Konzerten ich in den vergangenen Monaten war. Etliche verschiedene sind mir eingefallen, Klavierabende, Orgelmatineen, Chorkonzerte, Orchesterkonzerte, auch Darbietungen mit ziemlich leisen Instrumenten, wie z. B. Hammerflügel oder Cembalo. Und ich dachte darüber nach, in welchem dieser Konzerte mich das Husten im Publikum ernsthaft gestört hat. Kein einziges war dabei. Allerdings auch keines, in dem es gar keine Störungen gegeben hätte. Ich hab daraus geschlossen: Es kommt wohl irgendwie maßgeblich auf mich selbst an. Damit meine ich nicht in erster Linie meine Disziplin, sondern meine entschlossene Lust auf ein genussreiches Konzerterlebnis. Und die hat offenbar in allen Fällen ausgereicht, um genau das dann auch zu kriegen, und mich davon halt durch lästige Störungen nicht abbringen zu lassen.
Mal anders ausgedrückt: Wenn ich reich werden will, geht das vermutlich am besten dann, wenn ich mich darauf konzentriere, reich zu werden. Weitaus schlechter wird es dann gehen, wenn ich mich darauf kozentriere, dass alle möglichen Leute um mich herum mich womöglich arm machen wollen, und wie ich das am besten verhindern könnte...
Na ja, zum reich werden im landläufigen Sinn hat's bei mir nie wirklich gelangt.
Aber bei sowas wie Konzerterlebnissen, da kriege ich das, im beschriebenen übertragenen Sinne, ganz gut gebacken...:-)

Gruß
Martin
 
"Mit wirklich akkutem Hustenreiz oder einem Magen-Darm-Infekt würde ich mich persönlich mich tunlichst von solchen Konzerten fernhalten, so schmerzhaft das auch sein mag."

So sehe ich das auch, ich hatte einmal Karten gewonnen für ein Konzert, ich habe sie verschenkt, weil noch zu viel Husten, um ins Konzert zu gehen.

Noch ein anderer Gedanke:
Im Theater ist es häufig so, dass man Wert darauf legt, dass das Publikum sozusagen "aktiv" zuhört, also, Lacher sind erwünscht.... hört man hingegen nichts, so sind die Schauspieler oft sehr irritiert und verunsichert.

Ich war einmal ein einem Konzert von Gabriela Montero, die ausdrücklich den Kontakt zum Publikum sucht. Sie improvisiert über Themen, die das Publikum vorgibt/vorsingt.:)

Die beschriebenen Situationen haben nun nicht unbedingt etwas mit Husten zu tun, aber mir kam der Gedanke, dass man Regungen im Publikum auch durchaus positiv aufnehmen kann.
Wenn man mal davon ausgeht, dass Husten ein Ausdruck von innnerer Beteiligung, von Aufregung durch das Konzert, ist, wäre es dann nicht möglich, dass Störungen seltener wären, wenn man sich dezent äußern dürfte im klassischen Konzert?
Wie gesagt- nur ein Gedanke, was meint ihr?:)
 
Im Theater ist es häufig so, dass man Wert darauf legt, dass das Publikum sozusagen "aktiv" zuhört, also, Lacher sind erwünscht.... hört man hingegen nichts, so sind die Schauspieler oft sehr irritiert und verunsichert.
[...]
Wie gesagt- nur ein Gedanke, was meint ihr?

Ein paar spontane Einfälle:

Manchmal werden ja professionelle Lachmeister ins Publikum gesetzt, um die Menge mit ihrer Heiterkeit anzustecken. Wenn ein Pianist durch zuviel Stille verunsichert würde, könnte er ja ebenso ein paar Festangestellte von der Hust- und Schnupfgesellschaft im Saal verteilen, um die verschüchterte Menge zum Räuspern zu animieren... :p

Oder, vielleicht sollte man, ähnlich dem Vorbild der amerikanischen Sitcoms, wo eingeblendete Lacher das verstörende Ausbleiben von Publikumsäußerungen ersetzen, die Hustgeräusche besser vom Band einspielen. Das würde ein mit dem Vortrag abgestimmtes Timing sicher erleichtern! :D :D
 
Husten ist mittlerweile leider fester Bestandteil jeglicher Musikabende. Beim letzten Konzert, das ich besucht habe, hat sich das Publikum während der Musik hinsichtlich Husten ganz akzeptabel verhalten (mag auch an der Musiklautstärke liegen), zwischen den Sätzen allerdings war das etwas Unbeschreibliches: ein Massenhustenanfall, welchen ich so noch nie erlebt habe, selbst der Dirigent musste sein Lachen unterdrücken. Es klang so, als wäre jeder einzelne chronisch krank, ganz grausam.

Während eines Konzerts bin ich absolut still und ich bewege mich auch nur zwischen den Sätzen. Es macht mir irgendwie einen außerordentlich großen Spaß mich, während es gespielt wird, NICHT zu bewegen, ich sitze absolut still und bewege nur die Augen von einem Musiker zum anderen, dabei stört es mich nicht im Geringsten innerlich die ganze Palette an Gefühlen zu verspüren und trotz Mangel an Bewegung verspürt mein Körper keinen Diskomfort (ganz anders als im Flugzeug). Irgendwie kann ich die Musik besser wahrnehmen, wenn ich mich eben NICHT bewege. Ich muss ehrlich zugeben, das ich mir solches Verhalten von manchen Konzertbesuchern sehr wünsche.
 
Husten ist mittlerweile leider fester Bestandteil jeglicher Musikabende. Beim letzten Konzert, das ich besucht habe, hat sich das Publikum während der Musik hinsichtlich Husten ganz akzeptabel verhalten (mag auch an der Musiklautstärke liegen), zwischen den Sätzen allerdings war das etwas Unbeschreibliches: ein Massenhustenanfall, welchen ich so noch nie erlebt habe, selbst der Dirigent musste sein Lachen unterdrücken. Es klang so, als wäre jeder einzelne chronisch krank, ganz grausam.

Das habe ich leider auch schon des öfteren erleben müssen. Manchmal habe ich den Eindruck, das sind jetzt die selbsternannten Kultivierten, die beweisen wollen, dass sie während des Satzes ganz artig stillgehalten haben. Und dann machen sie mit dem übertriebenen Gehuste nach einem Satz doch den Spannungsbogen über die Sätze hinweg völlig zunichte...man sollte Knebel am Eingang verteilen....
 
Oje violapiano, ich bin schon zu sehr vom Arbeitsleben verdorben, um solches Lob schätzen zu können. Wenn ich in meinem Arbeitszeugnis, welches ich bald erhalte, diese Schlüsselworte lese, werde ich den Kopf in den offenen Flügel stecken und langsam die Deckelstütze absägen :)


Nicht doch- das könnte deiner zukünftigen Arbeitsleistung abträglich sein- vor allem aber dem Klavierspielen!:):)

Er bemühte sich redlich, sich nicht durch sein Zeugnis frustrieren zu lassen.;)
 
Offenbar war ich im gleichen Konzert von Krystian Zimerman wie violapiano...

Seine Reaktion hatte offensichtlich Kompomenten an denen es manch anderem wohl hin und wieder mangelt: Humor, Souveränität und Menschlichkeit. Vor allem aber letzteres und das insbesondere in Form von Toleranz, Verständnis und Liebe nicht nur zur Musik, sondern auch zu seinem Publikum.

Menschen müssen husten und stellen sich zuweilen nunmal ungeschickt und dumm an, ja. Mich stört das auch im Konzert, ja.

Und? Wollen wir jetzt gemäß der biblischen Vorstellung von Zahn um Zahn nicht nur unterstellen, dass dies vom Verursacher prinzipiell zur bewußten, zumindest aber fahrlässig-unbewußten Schädigung seiner Mitmenschen geschah, sondern dass dies auch vom Interpreten zu sanktionieren ist??

Besonders schlimm ist die Geräuschkulisse tendenziell in der Herbst- und Winterzeit (meiner Meinung und Erfahrung nach vor allem aufgrund durch Heizluft ausgetrockneter Schleimhäute und grassierender Viren) und bei besonders populären Programmen wo sich vielleicht auch mal ein paar Menschen in die Philharmonie trauen, die es sonst eher nicht tun. Gerade letztere Menschengruppe stellt sich möglicherweise dann auch ein bißchen tölpelhaft an, weiß möglicherweise gar nicht um die Wirkung mancher Verhaltensweisen oder um die Etikette die allein die bauliche Beschaffenheit und die notwendige Konzentration des Interpreten dringend bedarf.

Ich weiß auch nicht, warum ich zum Teufel nochmal bei jeder Kinovorstellung eines 0815 Blockbusters vorher totgenervt werde, dass Handys ausgeschaltet werden sollen, nicht mitgefilmt werden darf etc., in der Philharmonie sich aber kein Mensch verantwortlich fühlt, eine ähnliche Aufklärung vorab zu betreiben. Wie gesagt, ich unterstelle einfach mal, dass viele gar nicht wissen, was sie aulösen (z.B. Husten) oder auslösen können (z.B. Handy anlassen), bzw. welche Auswirkung das haben kann.
Wer reißt sich da vom Veranstalter verdammt nochmal ein Bein aus wenn er vorher ein paar herzliche Worte an das Publikum richtet in denen nochmals darauf hingewiesen und dafür sensibilisiert wird???
Warum im Himmels willen kann nicht sogar der Interpret das in einer Ansprache mit verarbeiten?? Warum wandern überhaupt mindestens 9 von 10 Interpreten von Tür zum Instrument und anschließend wieder zurück ohne auch nur ein Wort mit seinem Publikum zu wechseln, würde das nicht zusätzlich Harmonie, Achtung und Sensiblität füreinander schaffen??

Abgesehen von alledem: Die Kölner Philharmonie fasst 1.300 Zuhörer. Wenn ich mal grob überschlage und sich vielleicht eine handvoll "daneben" benommen haben, bin ich immer noch im Promille Bereich. Ich frage mich, was wir wohl machen würden, wenn jeder von uns einfach die Arbeit niederlegen oder zumindest partiell einstellen würde, wenn nicht mal 1 von 100 Kontakten in unserem beruflichen Umfeld sich gerade nicht so verhält wie wir es uns im Idealfall vorstellen oder ob noch irgendeiner aus Anerkennung klatschen würde wenn die Kassiererin beim Discounter um die Ecke an einem Samstag morgen die Weiterarbeit verweigert, weil sich die Warteschlange mittlerweile dreimal um die Filiale wickelt und sie zum x-sten mal vom Kunden angepflaumt wurde, obs nicht ein bißchen schneller geht bzw. endlich mal eine neue Kasse aufgemacht wird...

An der Stelle dann möglicherweise noch mit einer Argumentation zu kommen, der eine sei Künstler, der andere Dienstleister, halte ich persönlich hinsichtlich der offensichtlich etwas verquerten breiten Auffassung beider Begrifflichkeiten nicht nur für vollkommen deplaziert, sondern mangelt besorgniserregend an Respekt und Würde die uneingeschränkt und grundsätzlich jeder verdient hat.

Nein, ich finde Schiffs Reaktion genauso wenig angemessen, zumindest aber genauso unglücklich (wenngleich menschlich auch nachvollziehbar) wie die Störfaktoren die ihn quälten.

Aber es steht ja die Weihnachtszeit vor der Haustür. Gerade zu dieser Zeit besinnt man sich ja des öfteren auch mal wieder auf Menschlichkeit und im Zuge dessen vielleicht auch auf Werte wie Nachsicht und Verständnis, bzw. dass man von letzterem mindestens genauso viel geben sollte wie man einfordert.

Gruß
Musicus
 
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