Dem Publikum was husten?

Da gibt es doch die schöne Liszt Andekdote.

Als der Zar die Darbietung durch ein Gespräch mit seinem Nachbarn störte, unterbrach Liszt sein Spiel und meinte ironisch: "Wenn der Zar spricht, hat selbst die Musik zu schweigen" :D:D:D
 
War, glaube ich, der Tag, an dem Liszt verkündete, nicht mehr öffentlich auftreten zu wollen, und 1 Woche später starb er unter ungeklärten Umständen :D :D
 

Keine Ahnung, aber Liszt konnte sein Konzert ungestört fortsetzen. :razz:

War, glaube ich, der Tag, an dem Liszt verkündete, nicht mehr öffentlich auftreten zu wollen, und 1 Woche später starb er unter ungeklärten Umständen :D :D

Der Zar war Nikolaus I und der starb irgendwann in den 50er Jahren - selbst G'schichteln sollten halbwegs plausibel bleiben, also streng dich an. :D
 
äääh, PP... war es nicht Liszt, den hasenbein hier zu sterben meinte??
 
danke PP... somit unterstütze ich dein Streng-dich-an fürs Gschichtln-machen:D;)

Gruß
Martin
 
Eine Ergänzung: was machen eigentlich die oft sehr etablierten Musiker in Kinderkonzerten? :D:D:D Da dürfen die Kinder ab 3 und älter sogar oft auf Sitzkissen in den ersten Reihen sitzen und den Musikern auf den Bühne scheint das auch noch mächtig Spaß zu machen. Außerdem machen die Kinder auch oft noch mit bei den Stücken. Natürlich muss man dazu sagen, dass es oft kürzere Stücke sind.

Fazit: es kommt auf die Erwartungshaltung und die Auswahl des Programms an. Ital. Opern auf Freilichtbühnen mit Picknick etc. oder die Konzerte der Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne werden von Anfang an anders eingeordnet als ein reiner Bach-Klavierabend o.ä., der viel Konzentration von seiten des Interpreten und der Zuhörer erfordert.

Im Zweifelsfall sollte Rücksicht im Vordergrund stehen - was manchmal schwierig ist, denn das bedeutet auch, die Leistung des Interpreten einordnen zu können. Und da gibt es doch immer noch den Running-Gag: "Ja, schön. Und was machen Sie beruflich?" :D

C'est la vie................................ .

Liebe Grüße

chiarina
 
Na ja, aber es kann doch nicht dergestalt ausarten, dass sich das zahlende Publikum fernhält, sobald es ein Halskratzen spürt, um nur ja den großen Meister nicht durch ein Hüsteln zu stören??

Ich finde das grotesk.


Lieber exe,

das habe ich damit auch nicht gemeint. Ich selbst bin da sowieso nicht so empfindlich. Ich habe mich aber mal vor gar nicht so langer Zeit ganz entsetzlich!!!! verschluckt im Konzert (keine Ahnung, wieso.......man wird älter? :D). Mir liefen die Tränen über die Wangen, aufstehen hätte so mittendrin total gestört und einen mehrminütigen Hustenanfall wollte ich auch nicht liefern. Also habe ich versucht, unter vorsichtigem pianissimo-Ablassen die eruptiven Luftströme unter Kontrolle zu bekommen. :p Ganz ohne Husten ging es nicht, aber es war vertretbar. Es hat mich aber schwere Anstrengung gekostet und ein wenig davon könnten sich durchaus einige Leute zu Herzen nehmen.

Meine Meinung ist eh, dass das meiste Husten nicht durch Erkältung, sondern durch innere Anspannung bedingt ist. Zuhören ist etwas, was man zumindest über so lange Zeit nicht mehr gewohnt ist.

Liebe Grüße

chiarina
 
nachdem ich nun gelernt habe, dass der Dienstleister geflälligst seinen Job unter allen Begleitumständen frohgemut lächelnd machen soll, plädiere ich dafür, Handy (laut gestellt und eingeschaltet, gerne mit head-set), iPod, greinendes Kleinkind, vitale Lebensäußerungen (husten, pupen, Nase hochziehen, politische Diskussion mit Nebensitzern), kläffende Großköter überallhin mitzunehmen in die Liste der Menschenrechte aufzunehmen ;)

Es kann nun wirklich nicht angehen, dass man auf einen hochwichtigen geschäftlichen oder beziehungskrisigen Anruf verzichtet, nur weil irgendeine Schickse für Geld quietscht oder irgendein Heini schräge Sachen klimpert! Und überhaupt: wenn einem irgendein Programmteil nicht gefällt, dann sollte man das gute Recht haben, stattdessen währenddessen was anderes im Handyradio zu hören!! Fragen diese Lärmquellen auf der Bühne etwa vorher, ob man dies oder das überhaupt hören will?

:D:rolleyes::D
 
Das Thema hier ist nichts neues, in den letzten zwei Jahren kann man bald alle Woche von einem Musiker irgend welche Sanktionen gegen Huster hoeren.
Es ist auch bekannt das Pianisten alls die Heikelsten und Schwierigsten unter Musiker gelten. Das die Husterei abstossend und stoerend ist, kann ich zu gut verstehen. Dieses Phaenommen existiert schon, seit es das Konzertleben gibt, allso nichts neues. Heinrich Boell schrieb schon vor ueber fuenfzig Jahre in seiner
Erzaehlung " Husten im Konzert " darueber. Ephraim Kishon schrieb: " Das naechste Programmstueck ein blaesslicher Sibelius wurde durch den polyphonen Einsatz der
Zuhoererschaft nachhaltig uebertoent. Das Schiff bei den Protesten gegen die Huster auch dabei sen will, wundert mich nicht, sieht aus wie ein Komplott. :D
Auf sich auf irgendwelche Art aufmerksam zu machen, ist immer eine gute Werbung, dies sieht man ja hier.
Brendel unterbrach auch schon sein Spiel und schaute boese auf den Uebeltaeter. Justus Franz zog sich vor vielen Jahren, die Oberkleider ab, stand da hustete und rief jetzt koennt ihr mich duschen. Klaus Kinsky unterbrach ebenfalls auf der Buehne und schrie: " wenn ihr jetzt nicht endlich aufhoert, verschwinde ich , mein Geld habe ich ja schon bekommen "
Was die Ursache ist, ist bis heute noch nicht abgeklaert. Es wird vermutet, es koennte mit der trockenen Luft zu tun haben, Herz- und Lungenprobleme usw. auch ist es wie das Gaehnen ansteckend. Sicher ist es in den wenigen Faellen nicht Absicht, es ist fuer den Einzelnen ja auch sehr peinlich, vorallem dann wenn er bloss
gestellt wird. Krystian Zimerman ist dies bezueglich sehr diplomatisch, er hustet und laechelt das Puplikum an.
Ich war vor kurzem an einem Konzert im Goetheanum in der Schweiz. Es waren gegen 1000 Leute im Saal, viele Aeltere, Juengere und Kinder ab ca. 6 Jahre, es wurde die Beethoven Sinfonie Nr.7 sowie die Bruckner Sinfonie Nr.4 aufgefuehrt, allso ein Happen fuer Kinder. Wie immer waren die Besucher auch an diesem Konzert totenstill, aber auch nichts konnte man von diesen hoeren.Ich frage mich woran liegt dies, ist es die Disziplin der Respekt ? oder waren es die aelteren schwarz gekleideten Damen eher Gouvernanten die an den Tueren sassen und das Puplikum streng beobachteten? vielleicht sollte man dies in den anderen Konzertsaaellen mal auch versuchen, strenge Gouvernanten hinzustellen :eek:

Cordialement
Destenay
 
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Lieber exe,

das habe ich damit auch nicht gemeint. Ich selbst bin da sowieso nicht so empfindlich. Ich habe mich aber mal vor gar nicht so langer Zeit ganz entsetzlich!!!! verschluckt im Konzert (keine Ahnung, wieso.......man wird älter? :D). Mir liefen die Tränen über die Wangen, aufstehen hätte so mittendrin total gestört und einen mehrminütigen Hustenanfall wollte ich auch nicht liefern. Also habe ich versucht, unter vorsichtigem pianissimo-Ablassen die eruptiven Luftströme unter Kontrolle zu bekommen. :p Ganz ohne Husten ging es nicht, aber es war vertretbar. Es hat mich aber schwere Anstrengung gekostet und ein wenig davon könnten sich durchaus einige Leute zu Herzen nehmen.

Meine Meinung ist eh, dass das meiste Husten nicht durch Erkältung, sondern durch innere Anspannung bedingt ist. Zuhören ist etwas, was man zumindest über so lange Zeit nicht mehr gewohnt ist.

Liebe Grüße

chiarina

Das geht nicht nur dir so, ich muss aber sagen, dass ich (selbst wenn ich eine Erkältung habe) so gut wie gar nicht auf einem Konzert huste, schnäuze (nur wenn ich auf der Bühne bin und es durch scharfes Einziehen der Luft tarnen kann (emotional aufwühlende Stelle :D), ect. Auch kann ich nicht verstehen, wie manche Eltern mit ihren (Klein-)Kindern ins Konzert kommen und ihnen nicht mal sagen, dass man still sein soll! Man kommt doch ins Konzert um die Musik zu hören und nicht irgendein Hüsteln. Auch finde ich die schreckliche Angewohntheit des Publikums schrecklich, unbedingt zwischen den Sätzen (selbst wenn im Programm ausdrücklich "attacca" steht) seine Position wechseln zu wollen. Da beginnt die Musik und das einzige was man hört ist ein endloses Rauschen...
Es geht ja nicht nur darum, dass man den Künstler bei der Darbietung stört, sondern dass das Publikum selbst mitleidet. Ich konnte zum Beispiel einmal den Anfang (so ca. 30 min.) des 2. Aktes "Cosí fan tutte" nicht genießen, da irgendwelche komischen Leute sich unbedingt bemerkbar machen mussten. Ihr könnt euch meine Wut nicht vorstellen... (ich war dazu auch noch sehr hungrig :D)
 

Hier ein kurzes Update aus Graz: Medial gab es nun ein kleines Nachspiel. Aus den beiden Leserbriefen (siehe Scan unten) kann sich jeder das herauslesen, was die eigene Position unterstützt. Aufgrund der Aufmachung, der rein quantitativ unterschiedlichen Gewichtung, dem krassen Gegensatz im sprachlichen Ausdruck in Kombination mit dem Mitleidsfaktor, wird die öffentliche Meinung hier wohl gegen den Pianisten eingenommen. Da aber, wie im Eingangsbeitrag zu lesen, der Kritik in Schiffs Verhalten einen Affront gesehen hat, wundert mich das nicht. Zudem lassen sich mit dieser Inszenierung schön Emotionen schüren (die "Kleine" ist halt doch zu sehr journalistisches Boulvard, um sich so etwas entgehen zu lassen).

Mir ist nicht klar, wieso ein einmaliges Aufbegehren gegen Zumutungen seitens (Teilen) des Publikums in Ordnung sein soll, ein mehrmaliges dagegen ein Zeichen von mangelnder Souveränität darstellt. Man kann ihm natürlich vorhalten, er würde einen Kampf gegen Windmühlen führen. Schiff riskiert damit natürlich den Ruf einer hysterischen Konzertzicke. Sein Ruf als Pianist steht aber auch auf dem Spiel, wenn er aufgrund der dauernden Störgeräusche, nicht die Leistung abliefert, die man von ihm erwartet und die er wohl auch selbst von sich erwartet.

Ich frage mich, ob wirklich die vereinzelten unkontrollierbaren Hustenanfälle das Hauptproblem waren oder ob nicht generell der Geräuschpegel durch das ständige Reizhusten und Räuspern, das Rascheln von Papier etc durchgehend zu hoch geworden ist. Für mich als Zuhörer war diese Geräuschkulisse schon sehr störend, deutlich höher als vor ein paar Wochen bei dem Barenboim-Konzert in der Oper (und da habe ich mich schon geärgert). Und so unangenehm der Abbruch in dem Augenblick war, bin ich doch davon überzeugt, dass ihm der Großteil der Konzertbesucher letztlich dankbar dafür waren, dass sie die zweite Programmhälfte in Ruhe genießen durften, was übrigens bei weitem nicht "Totenstille" bedeutet. Und dass es möglich ist, diese Ruhe zu bewahren, hat das Publikum nach dem "Affront" bewiesen.

Ob irgendwelche Ansagen zu Beginn eines Konzerts was bewirken? Ich habe da meine Zweifel, vor jeder Vorführung gibt es die Erinnerungen zum Abschalten des Handys. Das solange funktioniert, wie diese Ansagen noch etwas waren, was nicht zum üblichen Procedere gehörte. Mittlerweile gönnt das Publikum dem etwa so viel Aufmerksamkeit, wie den Sicherheitshinweisen vor dem Start eines Passagierflugzeugs.

Es fehlt vielen wahrscheinlich auch das Bewusstsein dafür, dass die Akustik in einem guten Konzertsaal darauf angelegt ist, jedes Pianissimo bis in die letzte Reihe hörbar zu machen und das man auch selbst, egal wo man sitzt, akustisch im Großteil des Raumes wahrnehmbar ist und dass man als Konzertbesucher wie schon gesagt ein gewisse Mitverantwortung trägt. Um dieses Bewusstsein herzustellen, reichen meiner Meinung nach keine Durchsagen und/oder Aufschriften, es bedarf zumindest derzeit (auf jeden Fall für das Grazer Publikum wie ich es kenne) irgendeiner Art von Intervention. Mit paradoxen Interventionen, wie sie bereits beschrieben wurden, fährt man da als Künstler sicher besser als mit unvorbereiteten Worten, die von momentanen Emotionen geprägt sind. Sollte András Schiff sich entschossen haben, auf eine Art Kreuzzug zu gehen, wäre er gut beraten sich diesbezüglich Strategien zu überlegen, die ihn nicht so leicht Sympathien des Publikums kosten.


Liebe Grüße
Gernot


schiff_zerhustet002.jpg
 
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Meine Meinung ist eh, dass das meiste Husten nicht durch Erkältung, sondern durch innere Anspannung bedingt ist. Zuhören ist etwas, was man zumindest über so lange Zeit nicht mehr gewohnt ist.
GENAU das ist es! Die Atemmuskulatur verspannt und der Mensch kann nur noch durch Hustenreiz überleben! Ist das gesunde Musik? Hat schon mal jemand bei einem Kriegstanz einen Hustenanfall bekommen? Beim Mitgrölen von Gassenhauern? Die Trennung von Musik und Bewegung ist zwar eine kulturelle Leistung, aber sie fordert bedauerlicherweise auch Opfer...

Wenn mich der Veranstaltungsbesuch mit dem Erstickungstod bedroht, so scheint mir dies Risiko in keinem Verhältnis zur scheinbaren Kultur zu liegen. Mikro in den Flügel, PA einschalten und dann können die Leute zappeln wie sie wollen und hören trotzdem noch alle!

PS: Gähnend ist nicht nur auch ansteckend, sondern eine genetisch bedingt Form des sozialen Verhaltens einen Gesellschaftstieres; Gähnen erzeugt sozialen Frieden!
 
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Wow, auch wenn es hier nicht ganz reinpasst, kannst Du kurz beschreiben, warum es durchwachsen war? Sokolov dieses Jahr in Freiburg war wohl der beste Klavierabend, den ich bisher erleben durfte! Ich würde eigentlich gerne mal einen Pianisten an mehreren Abenden mit demselben Programm hören, um ein bisschen zu erleben, wie unterschiedlich es wohl von Abend zu Abend ist....

Hallo Pianovirus,

es lag an mehreren Faktoren bzw. genauer gesagt an zweien. Sokolovs Interpretation war der eine. Seinen Bach fand ich eigentlich ganz gut, auch die meisten von seinen Brahms-Stücken. Aber er spielte auch die Brahms'schen Händel-Variationen und auf die kam es mir besonders an, weil ich mich mit ihnen schon seit Monaten selber beschäftige. Nun ja, man muss sagen, dass Sokolov sich durch dieses Werk ziemlich hindurchgeschlampt hat. Er hat reihenweise Vorschriften von Brahms missachtet: Sforzati nicht gespielt, Sforzati nicht an den Stellen gespielt, wo sie hingehören, ff gespielt, wo pp steht, alles ziemlich langsam und sogar bei einer Variation bestimmte Tonlängen halbiert (!)... Das war einfach nicht sehr überzeugend.

Der andere Faktor war übrigens der große Konzertflügel. Mir ist das früher nie so aufgefallen, aber seitdem ich so viel auf alten Flügeln spiele, kommt mir der moderne Flügelklang ziemlich dick und schwülstig vor, irgendwie satt und überdimensioniert. Das hat vor allem den Bach-Werken nicht gut getan. Sprich: Bach durch den Flügelklang nicht so toll, Händel-Variationen nicht so toll wegen der Interpretation, die restlichen Brahms-Werke aber recht schön immerhin.

Grüße von
Fips
 
Hallo,
also wenn ihr mich fragt: Schiff hat alles richtig gemacht! Dauerhustende Konzertbesucher sind -sofern sie den Saal nicht auf leisen Sohlen verlassen- schlicht unverschämt.
Ähnliches habe ich übrigens bei Brendel erlebt. Dieser hat dann ebenfalls unterbrochen und das Publikum gebeten, sich nun endlich "auszuhusten", damit er weiterspielen könne. Er saß dann 1-2 Minuten am Flügel, guckte auf die Klaviatur und harrte aus. Dann setzte er neu an und kein Husten mehr weit und breit.

Zu diesem Thema habe ich auch noch eine interessante Beobachtung gemacht: Ich höre hier an der MHS relativ viele Studentenkonzerte, und im Vergleich zu den Konzerten bekannter Interpreten wird dort wesentlich weniger gehustet und geraschelt. Das liegt nicht nur daran, dass an der MHS weniger Zuhörer sitzen, sondern mein Eindruck ist, dass die Leute dort wirklich hören wollen und innerlich vorbereitet sind. Bei Konzerten mit 2/3 Abo-Hörern kanns hingegen schon mal vorkommen, dass sich der ein oder andere verschluckt (an der Musik).

LG, Sesam

P.S. Und wenn ich schon so etwas von "Dienstleistung" lese/höre, da könnt` ich doch gleich kotzen. `tschuldigung, aber ist doch wahr.
 

Sehr richtig!

Alles wird von diesem Krebsgeschwür "Ökonomisierung" zerfressen, es ist zum Kotzen! Alles wird "Dienstleistung", jeder ist "Kunde" oder "Mandant" - in Wirklichkeit verarscht nur noch jeder jeden, alle werden immer egoistischer, Kultur und Sozialstandards gehen den Bach runter.

Wenn ein Meisterpianist spielt, dann ist das keine "Dienstleistung", sondern es ist eine Gnade, daß man solch einer Aufführung teilhaftig werden darf. Und man hat sich als Zuhörer des Anlasses würdig zu erweisen, indem man sich entsprechend benimmt. Die Denkweise, davon könne man sich durch den Eintritt freikaufen, ist unverschämt und unsensibel.

LG,
Hasenbein
 
Und ehrlich gesagt, habe ich mich in einem Konzert als Zuhörer immer als Gast empfunden. Als solcher hustet man doch auch nicht seinem Gastgeber was! :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Ebenfalls meine Zustimmung @Sesam

Bei einem Dienstleister denke ich automatisch an z.bsp einen Kellner. Der ist quasi der (Be)Diener und man selbst der Empfänger/Befehlsgeber. Es ist so eine Art "Meister -und Dienerverhältnis" sehr überspitzt ausgedrückt.

Mit dem Grundgedanken im Kopf möchte ich lieber nicht auf ein Konzert gehen. Gegenüber dem Kellner möchte ich ebenfalls einer gewissen Grundachtung nicht entsagen ;)

Argumentationen wie "Ich habe bezahlt, also darf ich dich nun geiseln" versuche ich lieber garnicht erst zu verstehen. So eine Einstellung ist wirklich, ganz einfach ausgedrückt, zum Kotzen. Im Grunde könnte man dem Kellner ein Bein stellen und Beschwerde darüber führen, er sei gefallen und habe die Bestellung verschüttet. Genauso ists wohl beim Musizieren mit Störenfrieden. Ist der Pianist tatsächlich ein Dienstleister, dann wiederspricht es irgendwie jediglicher Logik diesen beim Ausführen des Dienstes zu behindern ;).

Das es eine Gnade ist einem Meisterpianisten beim Spiel zuhören zukönnen entspringt der persönlichen Begeisterung und Wertschätzung des Zuhörers bezüglich seiner Aufführung. Das ist okay - auch wenn Begriffe wie "sich würdig erweisen" mir persönlich auch schon zu sehr ins Extrem abdriften. Solche Ausdrücke erwecken bei mir den Eindruck, es handle sich um eine Art religiöse Reifeprüfung. Ich habe die Vorstellung ,dass die meisten Leute eben genau wegen der Wertschätzung der Fertigkeiten des Pianisten und/oder der Musik im Allgemeinen ein Konzert aufsuchen - gemischt mit einigen Neugierigen. Das es da auch zu Ärgernissen kommen kann, ist mathematisch einfach vorprogrammiert. Das bedeutet nicht,dass man diese hinzunehmen hat!
Sofern die "kritische Masse an Ärgerlichem erreicht" muss es erlaubt sein sich zu wehren und hat nichts mit Affront und der Gleichen zu tun.

Geht anständig miteinander um, würdevoll ist wohl der passende Ausdruck, dann entwickelt man auch keine verborgenen Phantasien, dass Person XY doch mal eine Runde im Fegefeuer absolvieren sollte.


Nachtrag:

Chiarina schrieb:
Und ehrlich gesagt, habe ich mich in einem Konzert als Zuhörer immer als Gast empfunden. Als solcher hustet man doch auch nicht seinem Gastgeber was!

Liebe Grüße

chiarina

.....schön & schlicht ausgedrückt. Ich denke, dass wollte ich so ziemlich genau auf den Punkt bringen :D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hier ein kurzes Update aus Graz: Medial gab es nun ein kleines Nachspiel. Aus den beiden Leserbriefen (siehe Scan unten) kann sich jeder das herauslesen, was die eigene Position unterstützt. Aufgrund der Aufmachung, der rein quantitativ unterschiedlichen Gewichtung, dem krassen Gegensatz im sprachlichen Ausdruck in Kombination mit dem Mitleidsfaktor, wird die öffentliche Meinung hier wohl gegen den Pianisten eingenommen. Da aber, wie im Eingangsbeitrag zu lesen, der Kritik in Schiffs Verhalten einen Affront gesehen hat, wundert mich das nicht. Zudem lassen sich mit dieser Inszenierung schön Emotionen schüren (die "Kleine" ist halt doch zu sehr journalistisches Boulvard, um sich so etwas entgehen zu lassen).

Mir ist nicht klar, wieso ein einmaliges Aufbegehren gegen Zumutungen seitens (Teilen) des Publikums in Ordnung sein soll, ein mehrmaliges dagegen ein Zeichen von mangelnder Souveränität darstellt. Man kann ihm natürlich vorhalten, er würde einen Kampf gegen Windmühlen führen. Schiff riskiert damit natürlich den Ruf einer hysterischen Konzertzicke. Sein Ruf als Pianist steht aber auch auf dem Spiel, wenn er aufgrund der dauernden Störgeräusche, nicht die Leistung abliefert, die man von ihm erwartet und die er wohl auch selbst von sich erwartet.

Ich frage mich, ob wirklich die vereinzelten unkontrollierbaren Hustenanfälle das Hauptproblem waren oder ob nicht generell der Geräuschpegel durch das ständige Reizhusten und Räuspern, das Rascheln von Papier etc durchgehend zu hoch geworden ist. Für mich als Zuhörer war diese Geräuschkulisse schon sehr störend, deutlich höher als vor ein paar Wochen bei dem Barenboim-Konzert in der Oper (und da habe ich mich schon geärgert). Und so unangenehm der Abbruch in dem Augenblick war, bin ich doch davon überzeugt, dass ihm der Großteil der Konzertbesucher letztlich dankbar dafür waren, dass sie die zweite Programmhälfte in Ruhe genießen durften, was übrigens bei weitem nicht "Totenstille" bedeutet. Und dass es möglich ist, diese Ruhe zu bewahren, hat das Publikum nach dem "Affront" bewiesen.

Ob irgendwelche Ansagen zu Beginn eines Konzerts was bewirken? Ich habe da meine Zweifel, vor jeder Vorführung gibt es die Erinnerungen zum Abschalten des Handys. Das solange funktioniert, wie diese Ansagen noch etwas waren, was nicht zum üblichen Procedere gehörte. Mittlerweile gönnt das Publikum dem etwa so viel Aufmerksamkeit, wie den Sicherheitshinweisen vor dem Start eines Passagierflugzeugs.

Es fehlt vielen wahrscheinlich auch das Bewusstsein dafür, dass die Akustik in einem guten Konzertsaal darauf angelegt ist, jedes Pianissimo bis in die letzte Reihe hörbar zu machen und das man auch selbst, egal wo man sitzt, akustisch im Großteil des Raumes wahrnehmbar ist und dass man als Konzertbesucher wie schon gesagt ein gewisse Mitverantwortung trägt. Um dieses Bewusstsein herzustellen, reichen meiner Meinung nach keine Durchsagen und/oder Aufschriften, es bedarf zumindest derzeit (auf jeden Fall für das Grazer Publikum wie ich es kenne) irgendeiner Art von Intervention. Mit paradoxen Interventionen, wie sie bereits beschrieben wurden, fährt man da als Künstler sicher besser als mit unvorbereiteten Worten, die von momentanen Emotionen geprägt sind. Sollte András Schiff sich entschossen haben, auf eine Art Kreuzzug zu gehen, wäre er gut beraten sich diesbezüglich Strategien zu überlegen, die ihn nicht so leicht Sympathien des Publikums kosten.


Liebe Grüße
Gernot


Den Anhang 5341 betrachten


So einen Quatsch, darf ich dich darauf aufmerksam machen Pianisten sind keine Roboter, ich meine zu wissen, dass es sich hier um eine Menschen Gattung handelt die sehr ist sensibel ist und auch so reagiert. Stelle dir mal vor, der gleiche Vorfall wuerde in einem grossen Buero einer Bank,Chemie usw. vorkommen da wuerde aber die spiessigen Buero Amseln protest fliegen
 

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