Man glaubt wohl als Konzertierender, alle müssten vor Spannung, Interesse und Ehrfurcht den Atem anhalten, weil man so toll ist, und vergisst dabei, dass man sich vermutlich selbst in vergleichbaren anderen Situationen auch kaum besser verhält. Zumindest, was das Schenken von Aufmerksamkeit angeht - wie schnell und achtlos spaziert man doch durch Museen und Kunstausstellungen, wirft einen kurzen Blick, ohne verstanden zu haben, was man sieht, und geht weiter. Urteilt schonungslos über Filmemacher, Autoren und sonstige Produzierende... Jeder glaubt halt, seins wär das wichtigste und beachtenswerteste.
Sich selbst an die eigene Nase zu greifen ist oft nicht verkehrt. Bei kleinsten Anlässen sollte man nicht gleich überreagieren. Werfe anderen nicht gnadenlos vor, was dir hätte genauso unbewusst passieren können. Ärgerlich wird das ganze doch erst, wenn in einem selbst der Eindruck entsteht, es handelt sich bei Störung um Vorsatz oder zumindest grobe Nachlässigkeit. Dem lässt sich aber gezielt vorbeugen um das Unbewusste ins Bewusstsein zu rücken:
Nach einer freundlichen Ermahnung oder besser noch nach einem einfachen Hinweis vor dem Konzertieren Ruhe zu bewahren, sollte es eben nicht mehr vorkommen ;)
Der werte Herr Schiff schien jedoch schon ein wenig durch ähnliche störende Vorfälle "negativ vorkonditioniert" gewesen zu sein. Das senkt die Hemmschwelle sich offen zu beschweren verständlicherweise herab. Ansonsten teile ich ebenfalls die Meinung von Pianocandle:
Für die Meisten Zuhörer ist eine solche Unterbrechung ebenfalls ein Ärgerniss.
Schonungslos Urteilen tun eigentlich nur Personen, welchen der Blick über deren eigenen Tellerand fehlt - was häufig viel leichter gesagt,als getan.
Jeder kann durchaus eine deutliche Linie und Meinung vertreten.
Aber das bedingt gerade das sich Auseinandersetzen und nicht das schnelle Abwatschen und Beiseitefegen auch mit nicht liebsamen Themen. Auf jeden Fall kommt einem es selbst auf Dauerzu Gute, denn es schärft die Sinne und die eigene innere Orientierung/Meinungsfindung.
Meine persönliche Beobachtung ist folgende:
Wenn man anderen Menschen aufrichtige Aufmerksamkeit und Beachtung entgegenrbringt, wirkt sich das auch positiv auf die eigene Selbstwahrnehmung aus. Man schätzt sein eigenes Tun und Wirken mehr, auch wenn dies evtl. z.bsp in künstlerischen Bereichen ganz und garnicht professionell sein mag.
Sich selbst als Beachtenswert/Wichtig zu empfinden ist also garnicht zwangsweise negativ zu sehen. Das gesunde Maß ist hier eben entscheidend. Wenn man dafür ein Bewusstsein erlangt hat, muss man auch nicht lange nachgrübeln wie z.bsp auf Störung bei einem Konzert zu reagieren ist.
Menschen denen diese Einstellung fehlt, explodieren gerne regelrecht auch bei unscheinbar anmutenden Anlässen - oder sie neigen dazu prinzipiell sich zurückzuziehen und Konflikte zu scheuen.