Hallo,
dass die Tastatur des V-Pianos "Mau" wäre, kann ich absolut nicht bestätigen! Gestern war ein hervorragender Konzertpianist hier (für mich einer der Besten), den ich sehr verehre. Wir haben am Mozarteum in Salzburg zur gleichen Zeit studiert. Er hat selbst einen sehr schönen Steinway C zu Hause - einen Hamburger Steinway aus 1994, wenn ich mich nicht irre. Ich habe schon darauf gespielt - ein toller Flügel!
Er hat zuerst den Blüthner (den er von früher schon kannte) gespielt und lobte den Klavierbauer sehr. Der Flügel sei bedeutend besser geworden. Dass er zu seinem Steinway, oder überhaupt einem richtigen Soloflügel leider immer noch nicht nahe kommt, war klar.
Dann gingen wir in den Keller, wo ich im mickrigen Zimmerl das V-Piano mit den "häßlichen" Aktivboxen stehen habe.
Er hat mir zuerst lange zugehört. Danach hat er selbst Hand angelegt - und er suchte nach Worten! Er fand das Instrument absolut super. Er war ja richtig begeistert! Gleich am Anfang hat es ihm der französische Flügel angetan, da hat er lange Debussy und andere Franzosen gespielt. Dann hat er auch den Bösendorfer und zum Schluss natürlich ebenso den Steinway gespielt. Den spielt er ja jeden Tag zuhause auch...
Er war von der Dynamik SEHR angetan! Und spielte lange, ganz wunderbar! Er wollte gar nicht glauben, dass man auf dem gleichen Flügel so laut und dann wieder so leise, mit so vielen Schattierungen spielen kann! Und er war total verblüfft, dass, wenn ich ein Intrument umgeschaltet habe, auch der Anschlag, das Spielgefühl ein KOMPLETT ANDERES GEWORDEN sei!
Er hat dem V-Piano ein absolut positives Zeugnis ausgestellt ("ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist!") .
Das die Tastatur nicht robust sei, ist leider ein kompletter Unsinn!
Alles wird man schon gelesen haben, aber das die Klaviatur eines V-Pianos kaputtgegangen wäre - das hat sicher noch niemand gelesen, geschweige denn erlebt!
Ich schone mein V weiß Gott nicht - und er spielt sich, wie am ersten Tag! Auch in dem ppp-Bereich. Und mein Verkäufer im Musikgeschäft hat erzählt (ich glaube, ich schrieb das bereits), dass einer der wenigen Kunden, die bei ihm seit 2009 ein V-Piano kaufte, ein Boogie-Woogie-Pianist ist. Der hat schon allerlei Klaviaturen zertrümmert (!), denn sie spielen auch mit den Füßen (!!) darauf. Er hat schon eine Menge I strumente dort gekauft, und alle Klaviaturen kaputtgespielt. Auch, oder gerade Yamaha - alles schon kaputtgespielt. Aber nicht das V-Piano! Das kriegt er einfach nicht kaputt. Seither - seit Jahren also! - hat er kein neues Keyboard / Stagepiano / Digitalklavier mehr gebraucht.
Warum der Markt für das V-Piano klein ist? Das Meiste ist bereits richtig gesagt worden.
Aussehen, Form, zu wenig Klangfarben, relativ hoher Preis... Na ja - je nach dem, FÜR WAS man das V-Piano kauft. Als Flügelersatz ist er weder zu teuer, noch hat ein Flügel "Nylon Guitar" oder "Gunshot" darauf.
Dazu kommt jedoch, dass das Ding nicht mal einen Notenständer hat!! Das ist für mich ein dickes Minus. Hat man es denn nur für Jazzmusiker gebaut?!
Was noch ganz entscheidend ist, ist die Hürde, sich auf das "Herumschrauben" (zumindest einmal, am Anfang) einzulassen. Ganz klar muss man sagen, dass das V-Piano (wie JEDES wirklich gute Tasteninstrument) nicht einfach hinzustellen und gleich zu bespielen ist. Zumindest dann nicht, wenn man das, was darin schlummert, herausholen will!
Ein 4-Lautsprecher-Set ist meiner Erfahrung nach Pflicht - die Grand Ambience-Schaltung ist wirklich genial! -, ebenso ein u. U. Tage lang dauernder Session (Anpassung ausgewählter Instrumente auf den Raum).
Bevor jemand kommt und sagt, dass ein normaler Flügel die Anpassung nicht braucht - braucht er doch! Und der Intonateur macht es auch, besonders bei hochpreisigen Instrumenten. Das dauert dann auch, je nach Raum, ganz schön...
WENN es aber einmal fertig ist (zumindest die 3-4 häufig gespielten Flügel auf das Zimmer / den Raum angepasst und die Lautstärken richtig eingestellt), besteht wohl die Gefahr, nie mehr die Einstellungen aufzurufen (solange man im gleichen Raum bleibt), weil das Spielen auf diesem Instrument / diesen InstrumentEN selbst so schön ist!
Jetzt bin ich wieder lang und dazu auch noch begeistert geworden - ich warte auf den Shitstorm!
Liebe Grüße:
Jenö Hajdu