Hallo,
also ich habe mir vor 3 Monaten ein V-Piano von Roland besorgt, da ich auch meistens silent spiele und trotzdem die Flügelmechanik sowie den entsprechenden Anschlag fühlen möchte. Durch die vielfältigen Möglichkeiten dieses Stage-Pianos, den Klang (Klangfarbe) einzustellen, ist das sehr vielseitig.
Ich konnte darauf Techniken ausprobieren (z. B. Gestaltung des Klangs oder Gesanglichkeit), die waren bei meinem alten Digi von Casio gar nicht möglich. Die Klaviatur ist wunderbar (Mehrschichttasten mit eigenem Druckpunkt-Prozessor und Ivory-Feel-Oberfläche und vor allem "in den Maßen echter Klaviertasten").
Da muss man nämlich aufpassen, das habe ich selbst erlebt und konnte es kaum glauben: Mein altes Digi hatte zwar auch hammergewichtete Tasten (na, ja - kein Vergleich zu der Flügelmechanik, die ich jetzt habe), aber die Tasten waren im Vergleich zum jetzigen Modell jeweils 2 mm schmaler (!). Und das macht etwas aus. Ich konnte das richtig fühlen, als ich auf meinem damals neuen Gerät im März eine Passage aus einem Schumann-Stück spielen wollte, die eine erhebliche Handdrehung rechts erfordert.
Auf meinem Digi war das problemlos möglich, aber auf dem V-Piano merkte ich, dass ich die Hand / Finger deutlich mehr spreizen muß, um die Stelle zu bewältigen. Es ist ein Abstand einer Quinte durch diese Drehung zu bewältigen und das zusätzliche "Zentimeterchen" kann man wirklich fühlen.
Persönlich: Eigentlich ne Sauerei von dem Hersteller des Digis, hier so einen "falschen Betrüger" (F. Chopin prägte diesen Begriff im Vergleich zwischen "allzu leichtgängigen und schwerer-bedienbaren Klavieren") herzustellen. Na, ja - mittlerweile habe ich erfahren, dass es bei diesem Modell auch eher um das Mixen von Sounds ging. Insoweit bin ich froh, dass ich das abgestoßen habe, denn ich will nunmal Klavier spielen und nichts Anderes ...
Normalerweise denkt man doch nicht darüber nach, die Breite der Tasten mal nachzumessen, zumal durch das Unternehmen mit dem Slogan "Hammergewichtete Flügeltastatur" geworben wird (Fast schon "abmahnungsverdächtig", könnte man eigentlich die VZ mal informieren).
Das ist wirklich ein Beispiel dafür, wie man sich durch entsprechend längeres Spielen auf solchem Mist den Anschlag verderben kann.
Na, gut - ich kann mir aus Platz- und Gewichtsgründen leider kein richtiges Klavier kaufen, aber ich kann feststellen, dass es mir mit dem V-Piano gelungen ist, mich soweit wie möglich "meinem Idealziel" anzunähern (Klanglich und hinsichtlich des Anschlages / Spielgefühls).
Das Ganze hat ja noch einen Vorteil: Wenn man beim Üben schon die entsprechenden Gewichte und Abmessungen "in realiter" spürt, dann kann man das auf einem akustischen Instrument viel problemloser und sicherer repoduzieren, da man ja nichts Anderes gewohnt ist. Mir gefällt außerdem die neue Oberflächenbeschichtung der Tasten sehr gut. Man hat wirklich das Gefühl, durch die leichte Prägungsstruktur und die Farbe auf Elfenbein zu spielen (ganz elegant, fein und seidig-sanft fühlt sich das an). Im Vergleich zu meinem alten Digi sind das Welten, die dazwischen liegen, denn da fühlte ich bloß glattes Plastik.
Die Flügelmechanik ist auch wunderbar. Man spürt richtiggehend den Druckpunkt als kleinen mechanischen Impuls, "der einem in die Finger fährt". Das ist wichtig z. B. für schnelle Repititionen, da weiß man beim echten Flügel / Klavier, wenn der Hammer in die Ausgangslange zruückgefallen ist. Auch hier habe ich den Unterschied sofort gespürt, da ich bei meinen Eltern fast 17 Jahre auf einem akustischen Klavier spielte und somit durchaus den Unterschied weiß / erkannte. Aber um wieder Interesse am Spielen zu bekommen, war das Einsteiger-Digi ganz gut. Ich bin allerdings froh, mich täglich an mein edles Teil zu setzen und darauf spielen zu können. Das V-Piano hat übrigens auf der diesjährigen Musikmesse einen Preis bekommen.
Ich hatte den Tipp dazu von einem "blühenden" Mitglied hier im Forum, das war mir sehr wertvoll, da doch der Markt recht unübersichtlich ist. Ich hatte auch mal mit dem Gedanken gespielt, mir ein CLP-295 (Digi-Flügel), übrigens in derselben Preisklasse wie das V-Piano, zu kaufen, habe aber davon Abstand genommen, weil es mir zuviel Schnick-Schnack beinhaltete. Ich will in erster Linie spielen und nicht "Computer-Programmierung" vornehmen.
Schönen Sonntag an Alle von Razo, der wegen der Hitze nicht schlafen konnte und gerade ne Viertelstunde lang die erste Seite der Etüde 10 Nr. 3 in E-Dur von Frederic Chopin geübt hat. Spiele sie jetzt seit letztem Samstag und kann mittlerweile die fingersatztechnischen "Denksportaufgaben" der ersten Seite ganz gut lösen. Ich will mir damit Zeit lassen und das festigen und erst nächste Woche (Samstag) mit dem Mittelteil (ab Takt 22) anfangen.
Ich liebe diese wundervolle poetische Melodie des Kopfsatzes und muss unwillkürlich bei der Ausführung an das Wort Fréderic des Großen denken, der seinen Schülerinnen sagte: "Facilement - facilement - leicht - leicht". Wenn man diesen Gedanken festhält, dann kann man auch diese Etüde schön gestalten (selbst auf einem V-Piano).