beide haben ungeheuer spannungsvolle Recitals abgeliefert, vor allem in den jeweiligen Scherzi. Mei Ting Sun war auch super und ist die Antwort auf alle, die sagen, dass sich auf Wettbewerben keiner was exzentrisches traut! (und man sollte noch anfügen, dass keiner der Kandidaten, die ich heute nachmittag gehört habe, irgendwie auf "sicher" oder auf "Durchschnitt" gespielt hat).
Eben das, was Du schilderst, ist ja ein Indiz dafür, daß man den Sinn derartiger Veranstaltungen sehr bezweifeln muß.
Ist doch schließlich klar: Die Jungs und Mädels wollen gewinnen.
Sie wissen: Mit "auf Sicherheit" komme ich nicht weiter.
Also wird "ungeheuer spannungsvoll" gespielt, oder die hoch Pokernden machen was "Exzentrisches".
Das ist aber nicht wirkliche Kunst.
Haben Clara Haskil, Wilhelm Kempff oder Claudio Arrau jemals "ungeheuer spannungsvoll" gespielt?
Spielt Horowitz bei seinem Moskauer Recital 1986 "ungeheuer spannungsvoll"?
Antwort: Nein.
Weil "ungeheuer spannungsvoll" spielen nicht der Sinn des Musikmachens ist. Es ist etwas Aufgesetztes, um andere Egos auf das eigene Ego aufmerksam zu machen.
Lang Lang in seinen schlechten Momenten spielt vielleicht mal "ungeheuer spannungsvoll", ja.
Das, was da bei diesen Wettbewerben oft geschieht, ist - ganz im Ernst - vom Prinzip her nicht soooo verschieden von "DSDS", wo ja auch die Sänger versuchen, besonders "ausdrucksstark" oder "soulig" rüberzukommen, was aber vollkommen unauthentisch und unkünstlerisch ist.
Damit soll nicht gesagt sein, daß es nicht tatsächlich ab und zu auch bei einem Wettbewerb eine Spieler gibt, der einfach spielt, der einfach Musik macht, der authentisch mit seiner Kunst das Herz berührt. Und ab und zu gewinnt so einer auch mal, ja. Deswegen muß man sich den übrigen Firlefanz aber noch lange nicht antun.
LG,
Hasenbein