Chopin-Wettbewerb 2010

aber ich kann mit vortellen, dass sein ultra-expressiver ultra-individueller Stil polarisieren wird.

Genau das dachte ich mir auch.
Die Spannweite wird wohl von absolut grotesk bis zu absolut genial reichen.

Mir hat er sehr gut gefallen, er war das Gegenteil von langweilig, richtig energigeladen und interessant sein Spiel. Endlich mal jemand der selbstbewußt aus der Reihe springt. ;)

Einem Klassikeinsteiger würde ich so einen Pianisten allerdings nie empfehlen, der versteht nämlich dann überhaupt nichts mehr. :)

Eins steht fest : So wie der spielt keiner.

(Er ist aber nicht mein Favorit)
 
Hi,
ich hab grad Jacek Kortus gehört....WOW!!!!
 
Danke für die aufnehm-versuche! Ich werd mich mal im Archiv umsehen..
 
Angeblich sollen auf dieser Seite Videos gesammelt werden...aber mit meinem Browser kann ich da nichts zum Laufen bringen. Vielleicht kann ja mal jemand anders versuchen, ob da was klickbares ist ;)
http://moje26.polskieradio.pl/StationDetails.aspx?id=12

Gesammelt hat der Sender die Videos auf jeden Fall, denn er sendet sie gerade um einen Tag zeitversetzt.

Ob er sie hinterher in einem Archiv zur Verfügung stellt, lässt sich mit meine spärlichen Polnisch-Kenntnissen nicht erschließen. Gefunden habe ich jedenfalls keines.
 
An Hasenbein und alle anderen, die bezweifeln, dass "Klavierevent des Jahres" die treffende Bezeichnung für diesen Wettbewerb ist, kann ich nur mal empfehlen, selbst -- oder gerade -- in dieser frühen Phase reinzuschauen. Die Bild- und Tonqualität ist superb, aber was viel wichtiger ist: was man dort sieht (hört), übertrifft locker viele Recitals von "etablierten" Pianisten.

Meine Favoriten heute waren Yulianna Avdeeva and Marcin Koziak; beide haben ungeheuer spannungsvolle Recitals abgeliefert, vor allem in den jeweiligen Scherzi. Mei Ting Sun war auch super und ist die Antwort auf alle, die sagen, dass sich auf Wettbewerben keiner was exzentrisches traut! (und man sollte noch anfügen, dass keiner der Kandidaten, die ich heute nachmittag gehört habe, irgendwie auf "sicher" oder auf "Durchschnitt" gespielt hat).

Unglaublich und wunderschön, so viel Talent versammelt zu sehen.
 
beide haben ungeheuer spannungsvolle Recitals abgeliefert, vor allem in den jeweiligen Scherzi. Mei Ting Sun war auch super und ist die Antwort auf alle, die sagen, dass sich auf Wettbewerben keiner was exzentrisches traut! (und man sollte noch anfügen, dass keiner der Kandidaten, die ich heute nachmittag gehört habe, irgendwie auf "sicher" oder auf "Durchschnitt" gespielt hat).

Eben das, was Du schilderst, ist ja ein Indiz dafür, daß man den Sinn derartiger Veranstaltungen sehr bezweifeln muß.

Ist doch schließlich klar: Die Jungs und Mädels wollen gewinnen.

Sie wissen: Mit "auf Sicherheit" komme ich nicht weiter.

Also wird "ungeheuer spannungsvoll" gespielt, oder die hoch Pokernden machen was "Exzentrisches".

Das ist aber nicht wirkliche Kunst.

Haben Clara Haskil, Wilhelm Kempff oder Claudio Arrau jemals "ungeheuer spannungsvoll" gespielt?

Spielt Horowitz bei seinem Moskauer Recital 1986 "ungeheuer spannungsvoll"?

Antwort: Nein.

Weil "ungeheuer spannungsvoll" spielen nicht der Sinn des Musikmachens ist. Es ist etwas Aufgesetztes, um andere Egos auf das eigene Ego aufmerksam zu machen.

Lang Lang in seinen schlechten Momenten spielt vielleicht mal "ungeheuer spannungsvoll", ja.

Das, was da bei diesen Wettbewerben oft geschieht, ist - ganz im Ernst - vom Prinzip her nicht soooo verschieden von "DSDS", wo ja auch die Sänger versuchen, besonders "ausdrucksstark" oder "soulig" rüberzukommen, was aber vollkommen unauthentisch und unkünstlerisch ist.

Damit soll nicht gesagt sein, daß es nicht tatsächlich ab und zu auch bei einem Wettbewerb eine Spieler gibt, der einfach spielt, der einfach Musik macht, der authentisch mit seiner Kunst das Herz berührt. Und ab und zu gewinnt so einer auch mal, ja. Deswegen muß man sich den übrigen Firlefanz aber noch lange nicht antun.

LG,
Hasenbein
 
Eben das, was Du schilderst, ist ja ein Indiz dafür, daß man den Sinn derartiger Veranstaltungen sehr bezweifeln muß.

Ist doch schließlich klar: Die Jungs und Mädels wollen gewinnen.

Sie wissen: Mit "auf Sicherheit" komme ich nicht weiter.

Also wird "ungeheuer spannungsvoll" gespielt, oder die hoch Pokernden machen was "Exzentrisches".

Das ist aber nicht wirkliche Kunst.

Haben Clara Haskil, Wilhelm Kempff oder Claudio Arrau jemals "ungeheuer spannungsvoll" gespielt?

Spielt Horowitz bei seinem Moskauer Recital 1986 "ungeheuer spannungsvoll"?

Antwort: Nein.

Weil "ungeheuer spannungsvoll" spielen nicht der Sinn des Musikmachens ist. Es ist etwas Aufgesetztes, um andere Egos auf das eigene Ego aufmerksam zu machen.

Lang Lang in seinen schlechten Momenten spielt vielleicht mal "ungeheuer spannungsvoll", ja.

Das, was da bei diesen Wettbewerben oft geschieht, ist - ganz im Ernst - vom Prinzip her nicht soooo verschieden von "DSDS", wo ja auch die Sänger versuchen, besonders "ausdrucksstark" oder "soulig" rüberzukommen, was aber vollkommen unauthentisch und unkünstlerisch ist.

Damit soll nicht gesagt sein, daß es nicht tatsächlich ab und zu auch bei einem Wettbewerb eine Spieler gibt, der einfach spielt, der einfach Musik macht, der authentisch mit seiner Kunst das Herz berührt. Und ab und zu gewinnt so einer auch mal, ja. Deswegen muß man sich den übrigen Firlefanz aber noch lange nicht antun.

LG,
Hasenbein

Was Du jetzt machst, Hasenbein, ist, Dich an meinen Ausdruecken festzuhalten, statt einfach mal reinzuhoeren! Ich hab' hier keine Zeit (und auch keine Lust) stundenlang geschliffene Formulierungen zu suchen, um Dich zu ueberzeugen, mal Deine Vorurteile zu hinterfragen.

Also nochmal: die Pianisten, die ich heute nachmittag gehoert habe, sind alle so unendlich weit ueber dem Niveau, das Du Dir so vorstellst.

Meinst Du denn Argerich und Freire wuerden in der ersten Reihe in der Jury sitzen, wenn das hier DSDS fuer Klavier ist? Sorry, dann hast Du echt keine Ahnung - haeng' Dich jetzt nicht immer an meinem Adjektiv "spannungsvoll" auf.

So mir reicht's...ich geh jetzt ueben. Den Rest ueberlass ich dem Bullshit-Detektor. :rolleyes:
 
Hallo Hasenbein,

Ich kann da pianovirus nur recht geben.
Du unterstellst gerade der Jury, sie würden auf alle Oberflächkeiten jeglicher Art hereinfallen und hätten ein Urteilsvermögen das über das Urteilvermögen eines Dieter Bohlen nicht hinausgeht.

Die Frage ist doch die : Würde eine Clara Haskil, so wie sie ist und spielt und nicht anders, als großes Talent von der Jury indentifiziert werden, ja oder nein?

Ich kann die Frage nicht beantworten, ich neige allerdings dazu der Jury alle Kompetenzen anzuerkennen.

Auf der anderen Seite bin ich aber auch davon überzeugt dass eine Clara Haskil es nicht nötig hat sich bei einem Wettbewerb durchzusetzen, man wird auch so auf sie aufmerksam werden.


Noch einen schönen, ungeheuer spannungsvollen, Abend! :p
 
Ich habe schon genug Wettbewerbe gehört (und habe sogar mal eine Freundin gehabt, die an Wettbewerben teilgenommen hat), um zu wissen, daß es beim Chopin-Wettbewerb nicht groß anders zugeht als bei anderen Wettbewerben, und zwar so, wie ich es beschrieben habe.

Zur Jury: es gibt da immer 2 Möglichkeiten: Entweder ein Jurymitglied entscheidet nach persönlicher Vorliebe (z.B. weil einer ein Student von ihm ist), oder aber Möglichkeit 2: Von den ganzen "ungeheuer spannungsvollen" Spielern wählt er halt den relativ besten. Was soll er denn machen? Heißt ja noch lange nicht, daß er den dann wirklich, von Herzen, gut findet!

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe schon genug Wettbewerbe gehört (und habe sogar mal eine Freundin gehabt, die an Wettbewerben teilgenommen hat), um zu wissen, daß es beim Chopin-Wettbewerb nicht groß anders zugeht als bei anderen Wettbewerben, und zwar so, wie ich es beschrieben habe.

Zur Jury: es gibt da immer 2 Möglichkeiten: Entweder ein Jurymitglied entscheidet nach persönlicher Vorliebe (z.B. weil einer ein Student von ihm ist), oder aber Möglichkeit 2: Von den ganzen "ungeheuer spannungsvollen" Spielern wählt er halt den relativ besten. Was soll er denn machen? Heißt ja noch lange nicht, daß er den dann wirklich, von Herzen, gut findet!

LG,
Hasenbein
Hast du schon mal irgendetwas vom Chopin-Wettbewerb gehört?
Weißt du, dass die Martha den mal gewonnen hat?
 

Hallo,
meine Güte, was muss man sich denn an dem Wettbewerbsrahmen aufhängen, ist doch wurst, meinetwegen können die auch alle zu mir nach Hause kommen und der Reihe nach vorspielen :D Ist doch spannend und aufregend, wie unterschiedlich die Darbietungen sind. Eben die Unterschiede zu hören und vor allem für sich zu beschreiben, das macht mir Spaß. Cool wäre natürlich, wenn alle Teilnehmer auch auf ein Thema improvisieren müssten. Das würde dann den früheren Wettbewerbsgedanken transportieren... Aber muss ja nicht sein, ist auch so toll.

LG, Sesam
 
Angeblich sollen auf dieser Seite Videos gesammelt werden...aber mit meinem Browser kann ich da nichts zum Laufen bringen. Vielleicht kann ja mal jemand anders versuchen, ob da was klickbares ist ;)
http://moje26.polskieradio.pl/StationDetails.aspx?id=12


Hallo pianovirus,

ich komm schon auf die richtige Seite, und höre auch die g-moll-Ballade von Joanna irgendwer. Rechts sind dann die Pianisten vom gestrigen Tag aufgereiht aber es kommt leider nichts, wenn ich draufklicke :( . Sehr schade, denn ich konnte bisher nur wenig hören. Kann es sein, dass der heutige Nachmittag musikalisch noch erheblich besser war als die vergangenen Tage. Leider habe ich deine drei Favoriten nicht hören können, aber was ich gehört habe, war toll!

Hasenbein, über Wettbewerbe an sich, ihre Vor- und Nachteile ist schon viel geschrieben worden. Ich finde es hier sehr spannend, die unterschiedlichen Typen und Interpreten hier beim reinen Chopin-Spiel zu erleben. Von Allerweltsinterpretation kann bei den meisten nicht die Regel sein. Klar, es gibt auch langweiliges Spiel. Das aber zu beurteilen, ist immer sehr subjektiv und ich finde, dass mittlerweile die Pianisten auch echte Interpreten sein müssen, um einen Wettbewerb zu gewinnen und auf dem internationalen Klaviermarkt zu bestehen. Mit Fingergerassel ist nichts mehr zu holen - da gibt's genug, die das können.

Liebe Grüße

chiarina
 
und ich finde, dass mittlerweile die Pianisten auch echte Interpreten sein müssen, um einen Wettbewerb zu gewinnen und auf dem internationalen Klaviermarkt zu bestehen.

Das ist eben gerade das Schlimme.

Daß es einen "internationalen Klaviermarkt" gibt, auf dem man "bestehen" muß.

Alles ist nur noch kapitalistischer, wettbewerbsbestimmter Markt.

Der Markt als neue, gräßliche Religion.

Der ursprüngliche Sinn, warum Musik und warum Kunst existiert, interessiert langsam keinen mehr.

LG,
Hasenbein
 
Das ist eben gerade das Schlimme.

Daß es einen "internationalen Klaviermarkt" gibt, auf dem man "bestehen" muß.

Alles ist nur noch kapitalistischer, wettbewerbsbestimmter Markt.

Der Markt als neue, gräßliche Religion.

Der ursprüngliche Sinn, warum Musik und warum Kunst existiert, interessiert langsam keinen mehr.

LG,
Hasenbein

Hallo hasenbein,

diesen Aspekt von dir kann ich natürlich gut verstehen! Später vielleicht mehr!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ein Videoarchiv soll die Tage auch noch folgen...

Bis dahin kann man sich auf YouTube einige der Videos anschauen: http://www.youtube.com/user/karolklei (Jacek Kortus ist auch bereits zu finden)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hinweis: Ingolf Wunder spielt jetzt!
 
Kann es sein, dass der heutige Nachmittag musikalisch noch erheblich besser war als die vergangenen Tage.

Hallo chiarina,

von gestern nachmittag waren, wie es scheint, alle begeistert. Leider konnte ich davor nicht sehen, aber es kann schon sein, dass da einige besonders gute Pianisten zusammenkamen.

Die polnischen Kommentatoren haben gesagt (im englischen Forum fasst jemand die Kommentare übersetzt zusammen), dass das allgemeine Niveau in diesem Jahr deutlich höher sei als früher, und dass das wohl damit zusammenhänge, dass zum ersten Mal alle Bewerber eine ungeschnittene DVD mit ihrem Erstrundenprogramm einschicken mussten:

Zitat von Aus den Wettbewerbsregeln:
DVD recording containing the programme of Stage I of the Sixteenth Fryderyk Chopin International Piano Competition (see § IX); this must be a recording taken from a single camera, with no cuts during the performance of a work, right profile to the camera, with the pianist’s whole silhouette and hands clearly visible
 

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