1. im langsamen Tempo die Klangverteilung, die Dynamik und das Pedal ausfeilen, damit man weiß, was erreicht werden muss. Dabei merkt man, dass man meist nur an den Höhepunkten richtig laut spielen muss und das Pedal oft nur halb benutzen darf, damit man noch etwas versteht. Die linke Hand sollte nicht zu laut sein, aber die Oberstimme gut hörbar.
exakt!
aber was meinst du mit dem "oft nur halb benutzten Pedal"?
- so genanntes
Halbpedal braucht man in dieser Etüde kaum
- aber abhängig vom Tempo, muss man das Pedal meist früher aufheben, als es im Notentext notiert ist - ich erkläre da immer,
dass die Pedallücke umso größer sein muss, je schneller man spielt
bzgl. der Dynamik bei der l.H.
im forte die Bässe richtig wuchtig reinklatschen (steigert im Pedal die Lautstärke ohne dass man "trommeln oder rumdreschen" muss)
im piano die Bässe möglichst sanft
bzgl. der Dynamik in den 16tel-Figuren:
nur im Diskant scharf forte (aktives staccatissimo; die Spitzentöne "blitzen" auf, wenn sie aus dem Arm einen Impuls bekommen), alle anderen locker piano
2. die Sechzehntel habe ich auf verschiedene Arten geübt. Am meisten Fortschritt habe ich gemacht, indem ich wieder im ganz langsamen Tempo (1 Note / Sekunde) angefangen habe und dabei extrem auf die korrekte Haltung der Hand (nicht zu tief, leichte Rotation hin und her) und präzise laute Fingerimpulse mit sofortiger Entspannung danach konzentriert habe. Dabei muss man so schnell wie möglich die neuste Position einnehmen und den nächsten Griff vorbereiten, bevor man die Töne spielt.
die 16tel teilen sich ja in zwei verschiedene Bewegungsformen auf:
a) die fiese chromatische
Abwärtsfigur (in den Sextolen versteckte Vierergruppen (sowas macht Chopin öfter))
b) die auf und ab wogenden
Arpeggien
bei
a) hilft etwas "Rotation" im Unterarm (ähnlich wie bei Tremoli) um die jeweiligen Spitzentöne scharf genug zu kriegen (prasselndes staccato) - aber hier ist es unnötig, die Hand oder zumindest das Handgelenk eher hoch zu halten, denn dann können die Finger nicht so leicht "prasseln"
bei
b) ist es sehr hilfreich (!), die Hand hängen zu lassen (Handgelenke ziemlich hoch) und und die Führung ganz dem Arm überlassen (das Handgelenk bleibt permanent locker/beweglich) - auf gar keinen Fall aktive Dehn/Spreizbewegungen in der Hand machen und das Handgelenk aktiv seitwärts biegen, um irgendwo hinzukommen: das beides ist absolutes no go für flüssiges schnelles spielen *) Die Finger selber benötigen nur ganz kleine Anschlagsimpulse.
Wenn man hierzu sinnvolle Übungen machen möchte (was ich gerne empfehle), dann kann man zweierlei tun:
1. die bekannten Liszt- und Busoni Übungen zu "extremen" Arpeggien mit hoch gehaltenem Handgelenk schnell spielen (z.B. C-E-G-c-e
-c-G-E-C mit 1-2-3-4-5-4-3-2-1 und auch das exotische C-G-c-g-c1-g-c-G-C mit 1-2-3-4-5-4-3-2-1 -- das alles findet sich in den Studien/Übungen)
2. (sehr gemein, wenn man es nicht gewohnt ist, weil dann sehr anstrengend) in möglichst hohem Tempo (!!) eines der Arpeggien mindestens über zwei Oktaven
mit jeweils doppelten Tönen - das erzieht rosskurartig dazu, dass automatisch wirklich blitzschnell perlend bis prasselnd non-legato spielen kann (der Schlendrian- und Faulheitsteufel lauert besonders gerne bei raschen Passagen und verführt dazu, klebrig-legato in die Tasten hinein zu spielen - da muss der stramme Exorzismus mit den doppelten Tönen den Teufel austreiben)
(Aber: diese Übungsweise ist nichts für Anfänger! Dazu muss man schon einigermaßen trainiert sein, z.B. Sachen wie das Finale der Mondscheinsonate ordentlich drauf haben.
Übrigens setzen diese Übungsvorschläge voraus, dass man nicht mehr darüber nachdenken muss, wo die jeweils nächste Griffposition ist und wie man da hinkommt (letzteres ist ja bei Oktavversetzungen (und die haben wir hier) auch gar nicht nötig) und dass man
weiß, dass die "Griffpositionen" nichts statisches sind (was man wie einen Akkord anfasst), sondern sie sind eine Ordnung "im Kopf" - die vom Arm geführte Hand ist in permanenter Bewegung und fasst keinen der "Griffe" wie einen Akkord an (!)
3. Kondition / Ausdauer kann helfen, trotzdem ist man, damit es nachher gut klingt und sicher ist, gezwungen, die Bewegungsabläufe zu 100% zu optimieren - ansonsten wird man nicht glücklich...
...wobei zu bemerken ist, dass man ohne Kondition/Ausdauer mit schwierigen Konzertetüden auch nicht glücklich wird
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*) denkt man das konsequent weiter, erkennt man, warum Skrjabins patetico Etüde noch fieser ist: da muss man einen Weg finden, Dezimen und Undezimen in rasche Achteltriolen zu integrieren
ohne Spannungen in der Hand zu produzieren