Wie @rolf richtig feststellte ist Chopin ein Meister darin Spielfigur und metrische Gliederung unterschiedlich laufen zu lassen. Dafür gibt es sehr viele Beispiele.
Bei dieser Etüde sehe ich - fast durchgehend die Gliederung 6 =2 x 3.
Übrigens kurz angemerkt: wenn ein 6 Achtel oder 6 Viertel Takt in 3 Gruppen zu 2 unterteilt wird, so ist das eine rhythmische Anomalie, ebenso, wenn 2 Dreiviertel Takte zu einem großen Dreihalbe Takt zusammengefasst werden (z. B. Mozart G-Dur Sonate erster Satz an einigen Stellen) .
Warum sollte in einem normalen Takt, wo Viertel in zwei Achtel aufgeteilt sind, eine Unterteilung des gleichen Viertels in 3 Achteltriolen zu je 2 16tel erfolgen?
An einigen Stellen läuft die Linke triolisch, dort könnte man sich das vorstellen.
Aber mein Hauptargument lautet anders:
Es gibt viel mehr Bewegung in die Rechte, wenn statt der doch immer - auch in sehr schnellem Tempo - recht gemütlichen chromatischen Tonleiter in Achteltriolen die 16tel Triolen mit oben-unten Betonung empfunden werden.
Da ich die Etüde in den letzten Jahren einige Male gespielt habe, ist auch die praktische Erfahrung entsprechend.
Ob es sinnvoll und möglich ist dies im vollen Tempo sooo deutlich zu machen, dass es der naive Hörer bewusst wahrnimmt, oder ob nicht einfach eine größere Dringlichkeit, Deutlichkeit und mehr rhythmischer Drive zu hören sind, wenn der Interpret innerlich Achtel zählt, soll mir egal sein.
Die korrekte Notation der 3 Zweiergruppen müsste ja dann auch mit Unterbrechungen des 16tel-Balkens nach jeder zweiten Note sein! Ich glaube so notiert gelegentlich Max Reger?
Er hätte die Etüde ja sonst auch im 12 Achteltakt notieren können/müssen.