Wow, was für ein Tag.
Also zunächst mal die „schlechte“ Nachricht: Bei der Begutachtung stellte sich heraus, dass es im Bassstegdoppel mehrere Risse gibt und das Doppel selbst sich schon „bewegt“ hat, wenn ich das richtig verstehe (s. Fotos). Das hat momentan noch keine Auswirkungen auf den Klang, aber besser wird es definitiv nicht, und falls es schlechter wird (muss nicht, aber möglich) wird eine Reparatur in Höhe von aktuell ca. 2000€ fällig wird. Davon abgesehen hat das weder Vertrauen in die Verarbeitungsqualität noch die bisherigen Aufstellbedingungen erhöht. Ich weiß nicht, wie ich das übersehen konnte - ich glaube ich bin einfach nicht davon ausgegangen, das sowas bei so einem jungen Instrument dieses Preises passiert. Interessanterweise hat jemand erst vor einiger Zeit im pianoworld Forum geschildert, dass bei seinem neuen (!) R124 Risse im Bassstegdoppel entstanden sind - die wurden natürlich auf Garantie repariert. Die Stellen im Resonanzboden von denen ich berichtete sind noch keine Risse, aber auch hier potenziell bei weiterer trockener Aufstellung die Stellen, die zu Rissen werden. Wie ich vermutet habe, sind einige der Basssaiten schon taub (auch hier: Fragezeichen bezüglich der Fertigungsqualität bei einem 18 Jahre alten Spitzeninstrument). Wirbelgang war gut, Stimmung auch gleichmäßig abgesackt. Mechanik gut, aber auch wie geschrieben zäh, Kosten der Regulierung 300-400€. Insgesamt schönes Klavier laut Klavierbauer, aber der sehr gute Preis wird durch die Mängel relativiert und „nur noch“ ein guter Preis. Er sagte ich soll mal darüber schlafen; er hat mir per se nicht davon abgeraten, aber diese Dinge muss ich halt berücksichtigen. Mir war direkt klar, dass ich es wegen der Mängel nicht kaufen werde. Wenn ich 9000€ ausgebe (das wäre es mit Transport, Stimmung und Regulierung geworden), muss alles tiptop sein, basta, da muss mein Bauchgefühl stimmen und so ein junges Instrument dieser Klasse darf in meinen Augen nicht schon solche Mängel haben, zumindest wenn ich viel Geld dafür ausgebe. Es war ja ohnehin schon außerhalb meines Wohlfühlbudgets und dann hätte alles stimmen müssen. Insgesamt potenziell 11.000 € sind mir einfach zu viel. Insofern habe ich die Entscheidung gegen das Bechstein schnell und leicht für mich fällen können.
Und noch an einer weiteren Stelle weiter links.
Dann die gute Nachricht: Ich bin danach spontan zu dem Geschäft des Klavierbauers, weil ich gesehen hatte, dass er ein sehr schönes Pfeiffer Klavier 116 von 1983 in Nussbaum da hat und für etwa 7200 € verkauft. Das wollte ich mir eh mal ansehen und da die Besichtigung des Bechstein sehr in der Nähe seines Ladens war wollte ich die Gelegenheit nutzen. Und, was soll ich sagen - es hat direkt geklickt und das ist es geworden. Ich habe gemerkt: das passt, das will ich! Wunderbarer warmer und klarer, aber runder Klang, sehr präzise und smoothe und griffige Mechanik, präzises pianissimo-Spiel, dazu die in meinen Augen sehr schöne, stilvolle und wohnliche Optik, die meinem 12qm Raum sehr angemessene Größe, der Preis, der für mich sehr viel mehr im Wohlfühlbudget liegt - und der für mich extrem sympathische Klavierbauer, bei dem ich mich sehr wohlfühlte. Wir haben uns auf 6400€ inkl. Transport, Stimmung, passender Klavierbank und 5 Jahren Garantie sowie ein, zwei Wünschen in Bezug auf Intonation und Regulierung geeinigt. Bin wirklich sehr happy und zufrieden!