@Andre73 Wenn man danach geht, fangen die Hersteller an, drei Einzelsaiten eines Chors als drei polyphone Töne zu zählen und kommen dann so irgendwann auf 1000fache Polyphonie.
Wie gesagt, für die Betrachtung durch den Endkunden und Musiker sind diese technischen Finessen alle wurscht. Wenn man nicht Polyphonie meint, dann soll man es halt Sample- und Effekt-Kanäle nennen, aber dann gibt es überhaupt keine Vergleichbarkeit mehr.
Klavierhersteller verkaufen dir einen Flügel mit 88 Tasten, Hämmern und Dämpfern und zählen nicht jede Saite mitsamt Resonanzen einzeln auf.
Der Chor wird komplett inklusive Schwebungen aufgenommen - auch das hört man mit guten Kopfhörern heraus, wenn man sich schlechtere Samples heraushört.
Das ist also irrelevant (nur bei Physical Modelling wird das relevant, siehe 3 * 88 Kanäle bzw. verkoppelte Mini-Synthesizer beim V-Piano, die auch so in der Spec stehen, aber ganz anders funktionieren).
Ich verstehe aber, was Du damit sagen willst, nämlich was ist die nachvollziehbare Grundlage der Polyphonie-Angabe?!
Letztlich ist das Digi ein Computer, der nachvollziehbare Dinge tut (siehe Experiment Saitenresonanz) und dabei Rechenzeit und I/O-Zeit verbraucht. Das Digi muss für Saitenresonanzen mehrere Samples zugleich abspielen, das fällt nicht kostenlos vom Himmel und geht auch nicht in irgendwelchen DSP-Effekten unter. Man weiß sehr genau, wieviel parallele Samples ein Digi zusammenmischen kann.
Es sind diese Sample-Kanäle gemeint, das versteht nur kein Digi-Käufer. Der versteht höchstens Polyphonie, es ist ein gemeinsamer Nenner zwischen Digi-Konstrukteuren und Käufern, auch wenn jeder ein klein wenig etwas anderes da reininterpretiert.
Wenn das Digi weiß, es kann gleichzeitig 256 Samples abspielen, welchen Grad an Polyphonie nach Deiner Definition hätte das denn dann? Keine Ahnung, denn bei abgehobenen Dämpfern werden bei Basssaiten durchaus mehr als eine Hand voll Oberton-Saiten angestupst, je nachdem wie leise man Obertöne noch berücksichtigt.
Das ist einfach schwer auszurechnen und abhängig von Spielsituation.
Mit alten Syntesizern hat das auch nicht so viel zu tun, die haben ja nicht alle zwingend solche Dinge wie Saitenresonanzen und Dämpfersimulationen.
Und auch der Vergleich zum Echtinstrument zieht einfach nicht. Es ist ein digitaler Computer mit klar bezifferbaren Verarbeitungs-Schranken bei klar bekannten Sample-Eigenschaften.
Berechne beliebige Saitenresonanzen und andere Effekte für 256 parallele Töne ist einfach keine mögliche und sinnvolle Spezifikation der Digi-Fähigkeiten.
Du bist hier auch noch zu sehr in der Synthesizer-Denke verhaftet. Eine per Saitenresonanz angestupste Saite ist genauso eine gespielte Saite wie eine explizit per Anschlag gespielte Saite. Es ist beides polyphon.
Die Obertonreihen des einzelnen Chores oder des Resonanzbodens (steckt im Sample) ist nicht das selbe wie Saitenresonanz, wo eine ungedämpfte Obertonsaite zum Schwingen angeregt wird und dann auch wirklich schwingt, so als ob sie normal angeschlagen wurde und in der Ausklingphase ist.