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Allen interessierten "Neurologen" empfehle ich Theo Mulder, Das adaptive Gehirn, Stuttgart 2007. Hat nichts speziell mit Klavierspielen zu tun, ist aber besser als jedes andere Buch (und ich kenn` ne Menge aus dem Genre ;)), das behauptet sich mit Bewegungssteuerung bei Instrumentalisten zu beschäftigen.
Und hier mein Senf zum Thema: Ich glaube, dass man ganz arg unterscheiden muss, was die anfänglichen Schwierigkeiten beim beidhändigen Spiel macht, um das Problem übsam sinnvoll zu lösen. Meine z. Zt. favorisierte These ist die mangelnde Treffsicherheit auf der Klaviatur (mal ganz was Neues:D) Sobald ich blind und schnell alle möglichen Intervalle rechts und links greifen kann und nen Lagewechsel auch zügig zammbring, dann bin ich schon viel weniger vom mühsamen Finger für Finger setzen vereinnahmt und beide Hände sind wesentlich freier. In diesem Fall, also beim Zutreffen meiner Lieblingsthese, würde ich, um eben wirklich gezielt das Problem zu lösen, soviel als möglich ohne hinzugucken spielen. Augen zu! Mit steigendem Tempo.
Ein weiteres Problem könnte das schnelle Umsetzen der Information im Notentext sein. Ich soll rechts und links Noten spielen und weiss so schnell gar nicht, wo die eigentlich auf der Klaviatur zu finden sind. Auch das hat primär nichts mit dem beidhändigen Spiel zu tun, also die Koordination beider Hände ist da nicht das Problem, sondern eben wieder ein Unsicherheit an anderer Stelle. Zur Verbesserung würde ich viele, viele einfachere Stücke in zunächst sehr kleinen Häppchen -dafür aber musikalisch angemessen- vom Blatt spielen.
Ein drittes "Übel" könnte sein, dass ich kaum eine Vorstellung habe, wie das Bewegungsergebnis klingt, klingen soll. Ich meine damit nicht, dass man allgemein keine Vorstellung hätte, wie das Stück sich anhört, sondern in diesem kurzen Augenblick vor dem Anspielen der Tasten. Sozusagen muss ich die Bewegung antizipieren auf Grundlage meiner Klangvorstellung (das ist vielleicht auch das, was richtige gute Instrumentalisten von so mittelprächtigen unterscheidet, dass sie nämlich kraft ihrer Klangvorstellung einen unmittelbaren "Zugriff" auf ihre Bewegungssteuerung haben)
Dem Hirn ist es nebenbei bemerkt ziemlich wurscht, welche Muskeln in der Peripherie die einzelnen Bewegungen bewerkstelligen. Das Hirn interessiert sich ((nur)) für das Bewegungsziel. Will heissen Bewegungssteuerung und -"programmierung" finden gemessen am Bewegungsziel zu großen Anteilen zentral statt noch ehe wir -im wahrsten Sinne des Wortes- einen Finger krümmen (Die Bewegung der Finger/Hände/Arme etc. selbst hat eine ((wesentliche)) Funktion in der Reafferenzschleife, quasi zur Feinjustierung, nicht unwesentlich zur Bewegungsoptimierung beim Klavierspiel). Deshalb: klar, dass Guendola mit rechts spielen kann, was sie vorher nur mit links gespielt hat; oder wars umgekehrt?? Guendola hätte zunächst auch mit mit ner Unkrautkralle oder nem Besenstil die Tasten drücken können, der Erfolg der ungeübten Hand wär der gleiche geblieben. Schlicht, weil Guendolas Hirn wusste, gelernt hat, was es tun soll. Der ausführende Teil, das beobachtbare Bewegen der Finger, ist nur die nachgeordnete Folge.
Also was ich mit all dem sagen wollte ist eigentlich nur, dass das Problem "beidhändiges Spiel" nicht oder nur zufällig lösbar ist, wenn man sich nicht bewusst macht, was die Schwierigkeiten bereitet. Was ich bei mir beobachtet habe, hab` ich oben beschrieben. Vielleicht hilft es Jea ja weiter.
LG, euer Sesam
Und hier mein Senf zum Thema: Ich glaube, dass man ganz arg unterscheiden muss, was die anfänglichen Schwierigkeiten beim beidhändigen Spiel macht, um das Problem übsam sinnvoll zu lösen. Meine z. Zt. favorisierte These ist die mangelnde Treffsicherheit auf der Klaviatur (mal ganz was Neues:D) Sobald ich blind und schnell alle möglichen Intervalle rechts und links greifen kann und nen Lagewechsel auch zügig zammbring, dann bin ich schon viel weniger vom mühsamen Finger für Finger setzen vereinnahmt und beide Hände sind wesentlich freier. In diesem Fall, also beim Zutreffen meiner Lieblingsthese, würde ich, um eben wirklich gezielt das Problem zu lösen, soviel als möglich ohne hinzugucken spielen. Augen zu! Mit steigendem Tempo.
Ein weiteres Problem könnte das schnelle Umsetzen der Information im Notentext sein. Ich soll rechts und links Noten spielen und weiss so schnell gar nicht, wo die eigentlich auf der Klaviatur zu finden sind. Auch das hat primär nichts mit dem beidhändigen Spiel zu tun, also die Koordination beider Hände ist da nicht das Problem, sondern eben wieder ein Unsicherheit an anderer Stelle. Zur Verbesserung würde ich viele, viele einfachere Stücke in zunächst sehr kleinen Häppchen -dafür aber musikalisch angemessen- vom Blatt spielen.
Ein drittes "Übel" könnte sein, dass ich kaum eine Vorstellung habe, wie das Bewegungsergebnis klingt, klingen soll. Ich meine damit nicht, dass man allgemein keine Vorstellung hätte, wie das Stück sich anhört, sondern in diesem kurzen Augenblick vor dem Anspielen der Tasten. Sozusagen muss ich die Bewegung antizipieren auf Grundlage meiner Klangvorstellung (das ist vielleicht auch das, was richtige gute Instrumentalisten von so mittelprächtigen unterscheidet, dass sie nämlich kraft ihrer Klangvorstellung einen unmittelbaren "Zugriff" auf ihre Bewegungssteuerung haben)
Dem Hirn ist es nebenbei bemerkt ziemlich wurscht, welche Muskeln in der Peripherie die einzelnen Bewegungen bewerkstelligen. Das Hirn interessiert sich ((nur)) für das Bewegungsziel. Will heissen Bewegungssteuerung und -"programmierung" finden gemessen am Bewegungsziel zu großen Anteilen zentral statt noch ehe wir -im wahrsten Sinne des Wortes- einen Finger krümmen (Die Bewegung der Finger/Hände/Arme etc. selbst hat eine ((wesentliche)) Funktion in der Reafferenzschleife, quasi zur Feinjustierung, nicht unwesentlich zur Bewegungsoptimierung beim Klavierspiel). Deshalb: klar, dass Guendola mit rechts spielen kann, was sie vorher nur mit links gespielt hat; oder wars umgekehrt?? Guendola hätte zunächst auch mit mit ner Unkrautkralle oder nem Besenstil die Tasten drücken können, der Erfolg der ungeübten Hand wär der gleiche geblieben. Schlicht, weil Guendolas Hirn wusste, gelernt hat, was es tun soll. Der ausführende Teil, das beobachtbare Bewegen der Finger, ist nur die nachgeordnete Folge.
Also was ich mit all dem sagen wollte ist eigentlich nur, dass das Problem "beidhändiges Spiel" nicht oder nur zufällig lösbar ist, wenn man sich nicht bewusst macht, was die Schwierigkeiten bereitet. Was ich bei mir beobachtet habe, hab` ich oben beschrieben. Vielleicht hilft es Jea ja weiter.
LG, euer Sesam