Auftrittsangst - Lampenfieber (nochmal)

Zu dem Thema fällt mir ein Konzert vor vielen Jahren ein, wo der Pianist einen grotesk falschen Ton im Schlussakkord brachte, den dann jeder mitbekommen hatte. Er stand danach auf, verbeugte sich und gab Zugaben, so als ob das niemals stattgefunden hätte. Das ist Ausdruck großer Professionalität.
Er hätte ja auch ''Aaah, shit!'' rufen, rot anlaufen und den Akkord noch einmal richtig anschlagen können. Oder die ganze Coda noch einmal fehlerfrei. Das hätte schon wieder was, aber nur beim Kabarett: Wutentbrannt gegen das Klavier treten. Und sich dann noch im Zeitungs-Interview darüber reuig auszubreiten.
Passiert ist passiert, life goes on.
 
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Wichtig: wieder einsteigen !
Bei einem Kirchenkonzert, wollte ein junger Trompeter den c.f. eines Chorals blasen und ich übernahm die Orgelbegleitung. Die Probe wurde ohne Probleme absolviert. Doch bei der Aufführung verzählte sich Manfred und setzte mittendrin zu früh ein. Als ich das bemerkte, "fing" ich ihn sofort wieder ein. Jetzt war allerdings seine Sicherheit im Eimer, obwohl alles wieder stimmte. Beim nächsten Abschnitt setzte er nochmal falsch ein. Meine "Fangleinenrettung" funktionierte auch diesmal. Leider hatte er danach keinen Mumm mehr und blieb stumm. Ich spielte weiter und versuchte flüsternd ihn wieder zum Spielen zu bewegen: "Manfred, setz doch ein !". das Choralvorspiel wurde immer länger. Ich kadenzierte in B-Dur, ging nach g-moll, weiter nach F-Dur und ein paar Stationen in dieser Improvisationsnotlage: Trompete tacet! Nach weiteren Choralschleifen schloß ich mit einem motivisch brauchbaren Zwirn in einer knappen B-Dur-Kadenz. Ich bin ziemlich sicher,daß die meisten Konzertbesucher nichts gemerkt haben. Außerdem spielten wir ja auf der Orgelempore.
 
13. Dezember 1972, Thomaskirche zu Leipzig, mit dem Uni-Chor unter dem nachmaligen Thomaskantor Rotzsch und dem Gewandhaus-Orchester WO Kantaten 4 - 6, Schlusschoral "Nun seid ihr wohl gerochen"
Für den erkrankten Solotrompeter A. M. des Gewandhauses war der Solotrompeter N. N. der Staatskapelle Dresden eingesprungen. Seinen virtuosen Part hatte er bravourös gespielt. Aber ausgerechnet der Schlusston, das d³, geriet vielleicht 20 Cent zu tief.
Nix Verbeugung, nix Zugabe oder Wiederholung. Aber natürlich galt auch hier:
 
Dispokinesis :-) Das wäre vielleicht etwas, das dir helfen könnte und wird sicher im Münchener Raum angeboten. Die Methode wurde speziell für Musiker entwickelt und ist beim Thema Lampenfieber sehr erfolgreich.
Andere wählen Feldenkrais oder F.M.-Alexander-Technik, mit letzterer habe ich selbst gute Erfahrungen gemacht. Ein Studienkollege von mir verbindet seinen Unterricht mit Reiki zu einem "ganzheitlichen" Konzept. Habe einen Reiki-Spezialisten nebenan wohnen und wollte ihn immer schon darauf ansprechen, wie diese Kombination funktionieren könnte.

LG von Rheinkultur
 
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Da bin ich ja heilfroh, dass ich evangelisch bin, genauso wie das größte musikalische Genie ever.

Das hilft mir nicht beim Klavierspielen - gefällt mir aber trotzdem.

CW
 
Felsenkraid?
 
Wer sich dafür näher interessiert und eine Suchmaschine fragen will, sollte das s durch ein d ersetzen :-)
Stimmt. Man sollte nie Beiträge mit dem Smartphone verfassen, das eigenmächtige Rechtschreibkorrekturen vornimmt und der Software unbekannte Begriffe verstümmelt oder verändert. Und vor allem nicht vergessen, vom Handy verfälschte Begriffe wieder zu berichtigen. Des weiteren unterschätze man nicht die Fähigkeit der Technik, Überflüssiges nach Ewigkeiten wieder auszugraben, dafür aber Aktuelles zu verschlampen. Ich war einmal mit einer wie so oft massiv verspäteten NRW-Privatbahn am Niederrhein unterwegs und schrieb aufgrund meiner zu erwartenden unpünktlichen Ankunft am Zielort mal wieder eine Frustnachricht per WhatsApp, in der natürlich auch diverse Kraftausdrücke vorkamen. Etliche Monate später war ich mit einem anderen Männerchor unterwegs ins Land der Friesen, wo wir unter anderem bei einem Sonntagskonzert in einem Nordseehafen auftreten sollten. In einer WhatsApp-Nachricht an den Chor wollte ich den unverfänglichen Begriff "Nordsee" eingeben. Als ich die ersten vier Buchstaben abgetippt hatte, schlug die Software das Wort "Nordwestbahndreckschweine"* vor...!

Nein, keine seitenverkehrten KraideKreidefelsen - die gibt es zwar auch nördlich von hier, allerdings an der Ostsee...!

LG von Rheinkultur



*Mir ist es wieder einmal gelungen, eine Wortneuschöpfung zu bewerkstelligen: Onkel Google spuckt bei der Stichwortsuche exakt null Treffer aus und auch Tante Wikipedia kennt diesen Begriff nicht...!
 
Das Thema wurde schon mal behandelt, aber es ist so lange her, dass ich es gerne mal auffrischen würde.
Ich spiele aushilfsweise hin und wieder Gottesdienste und leide aber an so starker Auftrittsangst, dass so mit der Zeit die Angst die Freue überwiegt. Grundsätzlich habe ich am Orgelspiel aber große Freude und möchte eigentlich auch Gottesdienste begleiten, also nicht einfach damit aufhören.
Leider habe ich schon negative Erfahrungen gemacht, auch durchaus hörbar für die Gemeinde (rausgefallen), und so schaukelt sich die Angst immer mehr hoch. Und mir fehlt die Routine, Fehler einfach zu überspielen - könnte auch daran liegen, dass ich erst als Erwachsene ohne Vorerfahrungen mit dem Orgelspielen angefangen habe und mir die Sicherheit am Instrument deshalb fehlt. Die Pannen passieren allerdings meist in der "Auftrittssituation", also unter Stress, und nicht beim Üben.
Ich würde das Problem gerne mit professioneller Hilfe angehen und es würde mich interessieren, ob jemand von Euch damit schon Erfahrungen gemacht hat. Wie gehen Psychologen oder Psychotherapeuten das Thema an, und, falls Ihr Erfahrung habt, hat es geholfen?
Medikamente helfen übrigens nicht, habe die Beruhigungsmittel samt Betablocker probiert.
 
Das Thema wurde schon mal behandelt, aber es ist so lange her, dass ich es gerne mal auffrischen würde.
Ich spiele aushilfsweise hin und wieder Gottesdienste und leide aber an so starker Auftrittsangst, dass so mit der Zeit die Angst die Freue überwiegt. Grundsätzlich habe ich am Orgelspiel aber große Freude und möchte eigentlich auch Gottesdienste begleiten, also nicht einfach damit aufhören.
Leider habe ich schon negative Erfahrungen gemacht, auch durchaus hörbar für die Gemeinde (rausgefallen), und so schaukelt sich die Angst immer mehr hoch. Und mir fehlt die Routine, Fehler einfach zu überspielen - könnte auch daran liegen, dass ich erst als Erwachsene ohne Vorerfahrungen mit dem Orgelspielen angefangen habe und mir die Sicherheit am Instrument deshalb fehlt. Die Pannen passieren allerdings meist in der "Auftrittssituation", also unter Stress, und nicht beim Üben.
Ich würde das Problem gerne mit professioneller Hilfe angehen und es würde mich interessieren, ob jemand von Euch damit schon Erfahrungen gemacht hat. Wie gehen Psychologen oder Psychotherapeuten das Thema an, und, falls Ihr Erfahrung habt, hat es geholfen?
Medikamente helfen übrigens nicht, habe die Beruhigungsmittel samt Betablocker probiert.
Ich bin gerade durch Zufall auf deinen Beitrag gestoßen. Irgendwie dachte ich, dass könnte auch meiner sein. Weil genau das gleiche Problem habe ich auch. Ich kann die Kirchenlieder in und auswendig spielen und dann einfach im Gottesdienst mitten im Stück geht garnichts mehr. Das ist total peinlich. Und jeder Fehler macht es schlimmer. Deswegen kann ich so sehr mit dir fühlen. Auf der anderen Seite finde ich es gut,
dass es mir nicht alleine so ergeht. Und ich glaube das könnte eine Lösung sein. Mit Musikern sprechen denen es genau so ergeht. Weil dann fühlt man sich nicht mehr alleine mit dem Problem. Kann darüber reden und sich gegenseitig ermutigen. Also wenn du magst 🙂 ich wäre dabei
 
Offenbar wird das Thema Lampenfieber oder Auftrittsangst zukünftig in Lübeck genauer erforscht werden, um Lösungen für Betroffene anbieten zu können.

In Lübeck wurde mit dem WS 2022 die erste Professur für Musizierendengesundheit eingerichtet, die sich auf die mentale Gesundheit spezialisiert. Der Inhaber der Professur ist Neurowissenschaftler, Psychologe, Verhaltenstherapeut und Musiker.

"Der Bedarf an qualifizierter Beratung ist enorm und in den letzten Jahren auch stark gestiegen", erklärte Scholz. Beispielsweise litten rund 50 Prozent der Musiker zeitweise unter Lampenfieber. "Immer mehr Hochschulen erkennen die Notwendigkeit hier vorzubeugen und zu unterstützen. Unser Schwerpunkt wird auf Prävention und der psychischen Gesundheit Musizierender liegen."

 

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