Überwindung Lampenfieber - Erfahrungsbericht

Es hilft jedenfalls sehr, gut vorbereitet zu sein (mental durchspielen können) und vorher die Gedanken zwangsweise woanders haben zu müssen, dann lenkt die Musik einen davon ab und nicht umgekehrt.
Und anstatt Liegestütz doch lieber Kniebeugen.
 
Man kann übrigens Gesang und Instrument auch kombinieren, auch bei Auftritten - für die Extra-Challenge. ;-)
 
Ich bin ziemlich sicher, dass das Thema Lampenfieber nach Corona massiv präsenter werden wird. Für viele werden nach 2 Jahren Pause gewisse Routinen ganz neu definiert!
 
Man kann übrigens Gesang und Instrument auch kombinieren, auch bei Auftritten - für die Extra-Challenge. ;-)
interessanterweise ist das für mich eher angenehmer, als mit dem Klavier alleine auf der Bühne. Ich bin dann so beschäftigt, dass auf der Bühne Panik keinen Platz hat. Und vor dem Auftritt kann ich mich mit Einsingübungen gut ablenken...
 
Ich würde, kurz bevor es ernst wird, überhaupt nichts mit Armen und Händen machen außer Lockern, Entspannen, etwas Dehnen. Es ist aber jedem selber überlassen, das auszuprobieren.

OK, ich bin da etwas abgehäretet. Wenn ich mit meinem Saxophon bei einem Konzert spiele, habe ich erst einmal 14kg am langen Arm durch die Gegend gewuchtet. Meistens noch flankiert von 4.5 kg an der anderen Hand sowie Rucksack mit Noten, Notenständer und Co.

Früher gesellte sich schon mal ein Keyboard (10kg), an der Schulter getragen, hinzu.

Und wenn man dann keinen Parkplatz bekommt und noch 10' per pedes zurücklegen muss ... dann hat der Körper schon ein bisschen 'gekämpft'.

Grüße
Häretiker
 
Ich finde, mit Gesang aufzutreten, besonders als Solist, ist noch eine ganz andere Nummer,
Ich habe mit beidem Erfahrung, und finde Klavier schlimmer (solistisches Klavier meine ich jetzt, nicht in einer Band ein paar Akkorde drücken). Grund: Die Aufregung kann (bei mir) für den richtigen Muskeltonus beim Singen ganz hilfreich sein, beim Klavierspielen ist sie einfach nur hinderlich.
 
Da muss jeder, wie auch in sämtlichen Beiträgen hier zu lesen war, seine eigenen Strategien entwicken.
Wie mir mal ein Kollege sagte: wer vor/beim Auftritt nicht nervös ist, hat die Mentalität des Glöckners von Notre Dame (wobei der eigentlich ein sensibler Mensch war...). Also akzeptieren, dass Nervosität ( nicht Angst) hilfreich ist.

Als ein in der Vergangenheit phasenweise von ziemlicher Auftrittsangst heimgesuchter Spieler nur kurz meine Problemlösungsstrategien:
Wie Im Übrigen Gerhard Mantel verteufle ich keineswegs die zeitweise Zuhilfenahme von Betablockern. Ich habe es einige Male gemacht; seitdem allerdings vergesse ich es ständig...habe die Reste längst entsorgt. ( Der dämliche Arzt, der mir das vor 20 Jahren widerstrebend verschrieben hat, meinte es sei ein Dopingmittel. Was ein Quatsch).
Progressive Muskelenentspannung nach Jacobsen. Für mich effektiver als Autogenes Training etc..
Improvisieren, auch und gerade bei Konzerten. Sehr spät im Leben habe ich mit dem Jazzspielen begonnen ( nachdem alle meine "Klassiklehrer" nur naserümpfend das J- Wort in den Mund nehmen konnten). Wenn ich doch mal nervös bin, spiele ich eben anfangs einige nervöse Linien: kann auch passen, wenn man dennoch eine sinnvolle Gestaltung hinkriegt.
Insgesamt Stand jetzt: alles easy.
 

Da muss jeder, wie auch in sämtlichen Beiträgen hier zu lesen war, seine eigenen Strategien entwicken.

Betablockern...Dopingmittel. Was ein Quatsch).
Betablocker werden auch gegen Tremor eingesetzt. Daher sind sie Dopingmittel (NICHT ERLAUBT, VERBOTSLISTE) im Schießsport.
Die Anspannung vor dem Vorspielen/Auftritt habe ich immer als den besonderen Kick dabei empfunden. Daher ich immer wieder mit Erstaunen, welcher prominente Künstler darunter extrem leidet, ohne dass das Publikum davon etwa mitbekommt. Ich bevorzuge Pianisten, die sich am Instrument völlig verausgaben, da ich das auch so mache. Den Dampf beim Spiel abzulassen, die Energie der Anspannung an das Publikum kontrolliert weitergeben, funktioniert bestens.
Eine Strategie, die helfen könnte, ist auch die paradoxe Intention nach Viktor Frankl, die bei allerlei Angststörungen eingesetzt wird. Da ich mich mich da aber nicht en detail auskenne, mag der Interessierte da weiter googeln
 
Genau das erzeugt in meinem Falle zuweilen eine ganz erhebliche Nervosität!
Aber Hallo ... ich bin ein böser (Selbst-)Kritiker der fast nicht zufriedenzustellen ist.
Mir selbst kann ich "Fehler" (sogar winzige und unhörbare) auch schlechter verzeihen, als anderen.
Ich weiß aber, dass ich selbst wahrscheinlich weitaus mehr meiner Fehler bemerke, als der Großteil des Publikums (oder sogar meiner Mitmusiker).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Lampenfieber geht so weit, dass die Finger vom Knöchel ab leichenweiß werden (gestern im Unterricht zum Beispiel). Es kann weder gesteuert noch mental unterdrückt werden. Allerdings sind beruhigende Anweisungen (der Klavierlehrerin) von erstaunlich positiver Wirkung. Manchmal hilft die Musik selbst, alles zu vergessen, was um einen herum passiert. Aber bis dahin ist es eine einzige Katastrophe. Wenn ich weiß, es hört keiner zu, dann traue ich mich.
Wenn ich dem Konzert eines Pianisten zuhöre, der ein schwieriges Stück spielen muss, das ich gut kenne, geht es mir genauso, so als würde ich selber spielen müssen. Dabei spielt das Können und die Nervenstärke des Aufführenden überhaupt keine Rolle für mich. Kenne ich das Stück nicht, lehne ich mich zurück und kann es beim Zuhören genießen. Es klingt total verrückt und ist es wahrscheinlich auch...
 
Schon seit über 20 Jahren kenne ich normalerweise kein Lampenfieber mehr, wenn ich auftrete.
In meiner Jugend, inkl. Studium, litt ich unter sehr starkem Lampenfieber - selbst das kleinste Klaviersolo versetzte mich in Aufregung. Dann ging das irgendwie innerhalb von 2 Jahren von selbst weg. Ich kann nicht sagen, warum, und daher auch diesbezüglich keine Tipps geben.

Aber warum ich hier poste, ist: Jetzt, wo ich wie fast alle Kollegen mittlerweile über 1 Jahr fast keine Auftritte habe, meldet sich das Lampenfieber wieder (wenn auch nur in mäßiger Ausprägung)! Ich komme mit der Situation "Streaming-Konzert" nicht gut zurecht - diese Null-Atmosphäre im Aufführungsraum, während man weiß, dass man von lauter Menschen beobachtet wird (ohne zu wissen, WER es genau ist), von denen man wiederum nicht genau weiß, unter welchen Bedingungen die einen gerade hören und sehen (wie ist beim Zuschauer überhaupt der Sound? Sind Bild und Kameraführung überhaupt OK?) usw. Wirklich eine sehr strange, surreale Situation!
 
Ich hatte früher extremes Lampenfieber. Das ging so weit dass mir die Hände schon zitterten, wenn ich nur jemandem etwas zu Hause vorspielte.

Zwei Dinge haben mir geholfen:
- Erkennen dass mein Lampenfieber sozusagen auch berechtigt war. Denn dass ich schnell draus kam, lag einfach auch daran dass ich die Stücke nicht wirklich beherrschte. Also habe mich mit Musiktheorie beschäftigt und freies Spielen gelernt, das hat mir viel Sicherheit gegeben.
- Jede Gelegenheit nutzen um Vorzuspielen. Das fing damit an mich immer ans Klavier zu setzen und zu spielen, wenn irgendwo eins stand. Da ich jetzt ohne Noten spielen konnte, ging das eben. Und dann habe ich (schon als Erwachender) bei einem Schülervorspiel mitgemacht und mein altes Trauma quasi bewältigt. Mit Stücken die ich wirklich beherrschte und Spaß machten. Auch da haben die Hände zunächst gezittert, aber das hat mich nicht mehr gestört - der Spaß überwog die Angst!
 
lag einfach auch daran dass ich die Stücke nicht wirklich beherrschte.
Da ist was dran! Das inherent schlechte Bewußtsein (Gewissen), nicht genug getan zu haben.
Sich hinzusetzen und sich sagen zu können: "Ich habe mich mit dem Stück so gut wie ich konnte beschäftigt. Ich habe alles getan; und wenn es jetzt nicht klappt - dann ist es halt so."
auch das ein gutes Training.

Vor ein paar Jahren hatte ich auf einem sehr schönen Clavio-Treffen ein Schlüsselerlebnis. Es wurde ein Konzert mit Beiträgen von verschiedenen Forumsmitgliedern organisiert. Ich bin als Zuhörer dabei gewesen. Es war wirklich gut und unvergesslich, was ich da gehört habe. Als alles vorbei war und alle draußen zum Mittagsmahl versammelt waren, habe ich das gemacht, wenn ich ein Instrument sehe und allein bin: ich probiere es aus. Da kamen manche herein, mit der Kaffeetasse und haben eben mal zugehört. Das war ok für mich. Ich war mit dem Instrument beschäftigt und begeistert von ihm. Es war zwanglos und informell - ich war glücklich und entspannt und offensichtlich hörte man das auch. Die Organisatorin fragte mich, warum ich mich nicht mit einem Beitrag zum Konzert gemeldet hätte. Ich habe erwidert, dass ich das einfach nicht konnte: da zu sitzen, auf den eigenen Beitrag warten, aufstehen, sich vor aller Augen (und Ohren!!!) ans Instrument zu setzen und vor lauter Angst nur noch leer zu sein.
Vielleicht war ich auch durch das Niveau, das sich in diesem Forum (ich war relativ neu und es war mein erstes Treffen) und in so manchen Texten ("Liszt Il sospiro - das ist doch noch leicht...!") zeigt - abgeschreckt. "Alles klar - da habe ich nichts zu suchen."

Ich erinnere mich an eine Studienkollegin, die in ihrem Wissen gut und gleichzeitig selbstbewußt genug war, jedes Vorstellungsgespräch (wo es um die Wurst ging! ) mit Bravour zu meistern, aber im Rigorosum (Chemie) nicht mehr im Stande war, die Strukturformel von Wasser an die Tafel zu malen - vergleichbar in einer Klavierprüfung irgendeine c-Taste zu finden. Es ging vielen so - und manche waren bis an die Halskrause mit ß-Blockern vollgepumpt.
 
Ich denke, dass der Auftrittsangst am Ehesten entgegengewirkt werden kann, wenn wir uns klarmachen, wie anderswo mit Ängsten umgegangen wird. Aus der Psychotherapie wissen wir, wie wirksam Konfrontationstherapie ist. Wovor hast du Angst? Und dann genau das attackieren, in kleinen und dosierten Portionen. Bspw. wenn jemand Angst vor Aufzügen hat, zuerst mal ein Bild eines Aufzugs ansehen - mehr nicht. Dann einen echten Aufzug ansehen. Dann sich auf zwei Schritte nähern. Usw. usw. Wir müssen die Herausforderung aufspalten in Einzelschritte, die wir bewerkstelligen können.

In Bezug aufs Vorspielen heißt das, dass wir vorspielen müssen :003: wir müssen die Situation immer wieder trainieren und uns auch erlauben, es zu vermasseln. Man kann es so machen, dass man erst jemandem vorspielt, der einen nicht sonderlich nervös macht. Dann nach und nach Leuten, deren Urteil uns wichtiger ist. Dann mit weniger Einspielen. Dann ohne einspielen. Dann mit eiskalten Händen haha :) es gibt so viele Dinge, die helfen, man muss sie nur proaktiv angehen.
 
- Jede Gelegenheit nutzen um Vorzuspielen.
Ich war immer wieder dazu gezwungen, vorzuspielen, vorzutragen, vorzusprechen ... und ja, irgendwann hört man einfach auf, sich damit verrückt zu machen, akzeptiert die Nervosität und lernt sich trotzdem auf das wesentliche zu konzentrieren.

Aber sicherlich hat mir auch sehr geholfen, das ich das in einem lernumfeld machen konnte, in dem manchmal auch einfach der Mut beklatscht wurde, sich mit einem so unsicher beherrschten Stück überhaupt auf eine Bühne zu wagen.
Leider hatte das auch mit dem vom Curriculum ausgehenden Zwang zu tun.
Es gab jedes Jahr ein Vorspiel ... das Curriculum dauerte Vier jahre ... und für das Wahlfach Musik musste man an drei Vorspielen teilgenommen haben ... hatte man das erste ausgelassen, hatte man also keine Chance ... man MUSSTE teilnehmen.

Am Ende dieser Zeit haben mich meine Mitschüler dann genötigt, in unserer Aula Klavier zu spielen, während 150 Meter weiter die Abschlusszeremonie vorbereitet wurde.
Öffentlich spielen war ich gewöhnt ... aber es hat sich schon anders angefühlt, während sich der Raum mit "in Schale geworfenen" Abiturienten nebst Eltern füllte. Vor allem, weil das Klavier nicht mein Hauptinstrument war ... die Vorspiele hatte ich alle mit Gitarre bestritten.

Ich bin aber dankbar für diese Erfahrung, denn auf die Weise habe ich nur wenig Probleme damit, auf einer Hochzeits- oder Geburtstagsfeier mal etwas "Tafelmusik" zum besten zu geben ... wenn da ein Klavier zur Hand ist, dann geht das sogar ganz spontan.

Falls sich jemand wundert. Ich war an der Schule mit dem tollen Namen "Laborschule und Oberstufenkolleg des Landes Nordrheinwestfalen an der Univeristät Bielefeld".
Hinter diesem extrem unhandlichen Namen verbirgt sich eine Versuchsschule der pädagogschen Fakultät ... ich war nicht nur Schüler und Abiturient, sondern nebenbei noch Versuchskaninchen.
 

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