Aufnehmen, jetzt mal richtig

Für was sollte ich denn noch ein Aufnahmeprogramm brauchen, wenn der Zoom recorder schon aufnehmen kann???
Hab gerade gedacht, ob ich das noch erwähnen soll, weil es eigentlich zum Thema Weiterbearbeitung gehört. Wenn Du so direkt danach fragst, dann schreib ich hier kurz...

Es gibt zwei Möglichkeiten für die Einstellung des Aufnahmepegels: Automatisch oder Manuell. Wenn Du auf automatisch stellst, dann macht das Zoom selbst laut und leise. Für Sprache ist das ok. Für Klavier ist das aber blöd, weil man dort ja absichtlich laut und leise spielt und nicht alles gleich laut auf der Aufnahme haben will. Deshalb benutzt man für Klavieraufnahmen die manuelle Aussteuerung.

Beim Zoom kann man da einen Wert zwischen 1 und 100 einstellen. Typische Einstellung ist bei mir 50. Man nimmt in der Lautstärke so auf, dass es im Schnitt sehr leise ist. Denn wenn man laute Stellen beim Klavierspiel zu laut aufgenommen hat, dann übersteuert die Aufnahme. Das klingt hässlich und man kann es nachträglich nicht mehr verbessern. Deshalb sollte man den Pegel so einstellen, dass noch "Luft" ist. Typisch ist -12 db bis -6 db.

Wenn Du die Aufnahme dann am PC anhörst, ist sie viel leiser als z.B. Aufnahmen von CDs. Wenn Du die Aufnahmen weitergeben willst, dann musst Du die Lautstärke mit einer Audioberarbeitungssoftware anpassen. Die Funktion heißt "Normalisieren". Diese sorgt dafür, dass die lautesten Stellen den maximalen Pegel haben aber alles noch gut klingt.

Damit die Qualität beim Normalisieren gut bleibt, sollte man in WAV aufnehmen und am besten auch in 24 Bit.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Hallo Mawima,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Sie hat viele Fragen für mich geklärt!


Das H1 hat ein Gewinde wie jeder Fotoapparat. Du kannst Dir also auch ein ganz billiges Fotostativ kaufen....Praktisch ist ein Stativ mit einer Wechselplatte. Das H1 ist aus Kunststoff, auch das Stativgewinde. Da lass ich die Wechselplatte gerne am H1 dran, damit ich nicht ständig an und abschrauben muss.

Also noch einmal zusammenfassend:
Im Prinzip reicht ein billiges 20 Euro Fotostativ an beschriebener Position. Wenn Du sehr flexibel mit der Aufnahmeposition sein willst, dann ist ein Mikrofonstativ besser.

Hier muss ich allerdings doch noch mal nachfragen:

Ob jetzt Fotostativ oder Mikrofonstativ: wozu gehört die Wechselplatte? zum Stativ selbst? Ist sie da automatisch dabei oder muss ich sie als Zubehör kaufen bzw. wo ist in dieser Kombi der in deinem vorherigen post erwähnte Kugelkopf (von dem ich auch nicht weiss, was es eigentlich ist)???

Jedenfalls noch mal vielen Dank für die Mühe, die du dir mit deiner ausführlichen Antwort gemacht hast!

LG

Debbie digitalis
 
. Die von dir erwähnte Möglichkeit, zwei zusätzliche Mikros anzuhängen, bedeutet doch wohl, dass du das Gerät auch mit externen Mikros betreiben kannst??



Heisst das, dass du die Aufnahme nur auf dem PC anhören kannst? Oder kann man auch über den eingebauten Lautsprecher abhören, bzw. ist da die Qualität zu schlecht, um es anhören zu können?


Für was sollte ich denn noch ein Aufnahmeprogramm brauchen, wenn der Zoom recorder schon aufnehmen kann???

LG

Debbie digitalis

ja,beim H4n kann man wenn man will noch 2 Zusätzliche Mikros anhängen,Fantomspeisung liefert das h4n

eingebauter Lautsprecher:anhören kann man es schon,klingt aber nicht so gut,PC brauchst du, um dire Aufnahme in einem Ordner abzuspeichern wenn du möchtest,ins Internet zu stellen,auf CD zu brennen etc.

Aufnahmeprogramm wäre nur zum Bearbeiten nötig,sonst braucht man es nicht.
 
Wenn Du die Aufnahme dann am PC anhörst, ist sie viel leiser als z.B. Aufnahmen von CDs. Wenn Du die Aufnahmen weitergeben willst, dann musst Du die Lautstärke mit einer Audioberarbeitungssoftware anpassen. Die Funktion heißt "Normalisieren". Diese sorgt dafür, dass die lautesten Stellen den maximalen Pegel haben aber alles noch gut klingt.

Damit die Qualität beim Normalisieren gut bleibt, sollte man in WAV aufnehmen und am besten auch in 24 Bit.


Hallo Mawima,


vielen Dank auch für diese Info zur Audiobearbeitungssoftware. Sie hat mir ebenfalls gut weitergeholfen.

Kann ich für diese Zwecke audacity nehmen?

LG

Debbie digitalis
 
Ob jetzt Fotostativ oder Mikrofonstativ: wozu gehört die Wechselplatte? zum Stativ selbst? Ist sie da automatisch dabei oder muss ich sie als Zubehör kaufen bzw. wo ist in dieser Kombi der in deinem vorherigen post erwähnte Kugelkopf (von dem ich auch nicht weiss, was es eigentlich ist)
Wechselplatte ist eine Eigenschaft des Stativs bzw. genauer gesagt des Stativkopfes. Ein Stativ besteht genau genommen aus den Beinen und aus einem Kopf. Der Kopf kann ein Dreiwegeneiger sein oder ein Kugelkopf (und es gibt auch noch andere Varianten). Bei einem Dreiwegeneiger kann man über drei Hebel die Neigung des Kopfes in drei Achsen getrennt einstellen. Bei einem Kugelkopf kann man mit einem Handgriff den Kopf in alle Richtungen bewegen.

Ein Stativkopf hat immer eine Schraube oben drauf, um den Fotoaparat und dergleichen anzuschrauben. Bei einfachen Köpfen ist die Schraube im Kopf integriert. Das heißt, wenn Du den Foto oder das H1 montieren willst, dann musst Du schrauben. Bei den komfortableren mit Wechselplatte ist die Schraube auf einer kleinen Platte montiert. Die Platte kannst Du dann mit Deinem Foto oder H1 verschrauben und dran lassen, wenn Du willst. Im Stativkopf gibt es einen Schnappmechanismus, mit dem man sein Gerät mit Wechselplatte komfortabel und schnell einrasten oder herauslösen kann.

Bei günstigen Stativen ist der Kopf fest mit den Beinen verbunden. Bei teuren ist beides getrennt und man kann sich aus einer großen Palette das passende heraussuchen.

Des weiteren gibt es Unterschiede im Preis, Stabilität und Verarbeitung. So ein Aufnahmegerät ist aber sehr leicht. Wenn Du es einfach zu Hause benutzt, dann muss das Stativ nicht sonderlich stabil sein.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kann ich für diese Zwecke audacity nehmen?
Audacity reicht in Bezug auf Qualität und Funktionen völlig. Es ist nur nicht besonders komfortabel. Aber wenn man mal die Hürde der Installation genommen hat, dann ist es ok. (Installieren geht eigentlich einfach. Es kann dann aber kein mp3. Dazu muss man LAME installieren. Ist alles auf der Homepage Schritt für Schritt beschrieben. Aber halt etwas technisch)

Für dem Mac kann ich als günstige Kaufalternative Sound Studio empfehlen. Am PC kenn ich kein einfaches, komfortables und günstiges Programm außer Audacity. Vielleicht kann da jemand anderes etwas empfehlen. Aber wie gesagt, wenn es mal läuft, dann sollte Audacity auch kein Problem sein.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Hallo Mawima,

nochmals vielen Dank für deine Erläuterungen zum Thema Stativkopf und audacity!

Jetzt weiss ich ja, worauf ich achten muss!

Übrigens: Ich habe ja eigentlich gar nichts gegen Technik! Allein mit Tontechnik hatte ich mich bisher überhaupt noch nicht befasst - und dann ist der Einstieg ohne die passenden Antworten auf die aufkommenden Fragen gar nicht so einfach!

Aber du hast mich ja jetzt erfolgreich "gebrieft"!

Vielen Dank und liebe Grüße

Debbie digitalis
 
bin wieder mal dran mit einer Frage:

hab mal eine erste Ton Aufnahme mit dem Zoom gemacht:

Tonqualität des H4n ist lediglich leidlich finde ich,habe mehrere Positionen versucht(im Flügel,20cm außerhalb und 100cm außerhalb),am ehesten brauchbar war's mittig zwischen aufgeklapptem Flügeldeckel und Rim Oberkante,ca 20cm außerhalb des Instruments.Trotzdem klingt das recht dumpf,etwas wie unter Wasser,Bässe sind schön aber der Diskant total verschwommen.

(optimal eingefangen finde ich den Diskant bei der RCA Aufnahme der Scarlatti Sonaten mit Horowitz oder der Liszt Sonate mit Baldasti)

Für bessere ,brilliantere /direktere Abbildung des Diskants:anders positionieren(näher ran an die Saiten macht aber alles unausgewogen und künstlich und viel heller wird's trotzdem nicht).Ausrichtung der 2 Mikros 90 oder 120° besser?,fand 120° eher räumlicher.

Bringen da 2 zusätzliche externe Mikros was? zu deren Positionierung fand ich unzählige Vorschläge im netz,problematisch aber: Wohnzimmer und kein Tonstudio!

da fand ich diese Musteraufnahme eines klassischen settings:

fluegelaufnahme.jpg


Bei Thomann riet man mir, wenn überhaupt,dann eher zu Großmembranmikros wie "Rode NT1 matched couple" und nicht zu Kleinmembran Mikros wie Oktava 012 oder rode NT5.Warnte jedoch vor Phasenauslöschungen bei Verwendung von 4 Mikros,die Zoom-Einbaumikros dann nur ganz weit weit weg für den Raumklang....:confused::confused::confused:

-das mit dem Video ist zur Zeit sekundär,da ich noch nicht einmal ein vernünftige Tonspur auf die Reihe bringe..-

Hab ja gewußt das wird eine endlose Geschichte mit der Aufnehmerei:roll:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Empfehlung von Großmembranmikrofonen für die Klavierabnahme teile ich nicht. Großmembran ist bei Klassikproduktionen auch nicht Standard, sondern eher Kleinmembran. Der Grund dafür ist recht einfach. Es gibt zwar auch relativ neutral klingende Großmembranmikrofone, jedoch bezieht sich dies nur auf den frontal einfallenden Schall. Seitlich einfallender Schall wird deutlich verfärbt aufgenommen. In einer reflektionsarmen Sängerkabine spielt das keine so große Rolle, oder man kann sogar bestimmte "färbende" Eigenschaften zur Klanggestaltung einsetzen, weil damit bestimmte Aspekte in der Stimme hervor gehoben werden.

Wenn man jedoch akustische Instrumente möglichst neutral aufnehmen möchte, sind Kleinmembranmikrofone allererste Wahl. Ich nehme für Flügel am liebsten Druckempfänger (Kugel).

Die Anordnung im verlinkten Bild ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Das linke Mikrofonpaar ist das Hauptmikrofon und wenn man das rechte Mikrofonpaar mit geringem Pegel dazu mischt, dann ist die Gefahr von Phasenauslöschungen nicht gegeben. Sowas funktioniert in der Praxis gut. Der Ansatz lautet immer, ein Hauptmikrofon zu verwenden, ggfs. Stützmikrofone (z.B. um den Bass noch etwas besser abzunehmen, wie hier im Beispiel) und diese dann mit geringerem Pegel dazuzumischen.

Was jetzt dein Höhenproblem angeht, so wird es sich nicht verbessern, wenn du rechts noch ein Mikrofonpaar hinstellst. Poste doch mal ein Klangbeispiel, dann höre ich es mir an. Ich habe hier eine sehr gute Abhöranlage und vielleicht hast du gar nicht so wenig Höhen drauf, wie du glaubst. Denn wenn du es über Computerlautsprecher abhörst, so sind diese nicht klanglich neutral. Wenn du es nicht öffentlich machen willst, lade einen Ausschnitt (am besten als MP3 komprimiert) bei Rapidshare hoch und schick mir den Link per PN. Dann kann ich vielleicht was dazu sagen. Evtl. kann man den Klang auch durch Equalizing noch etwas verbessern, wozu ich dir Tips geben kann, aber dazu muss ich es erstmal hören.

Für bessere ,brilliantere /direktere Abbildung des Diskants:anders positionieren(näher ran an die Saiten macht aber alles unausgewogen und künstlich und viel heller wird's trotzdem nicht).Ausrichtung der 2 Mikros 90 oder 120° besser?,fand 120° eher räumlicher.

Das was du beschrieben hast, eine Position zwischen Deckel und Rim ist schon bei vielen Instrumenten der "sweet spot". Jedoch gibt es teilweise deutliche Veränderungen, wenn man ein paar cm nach rechts oder links sowie oben oder unten geht. Das würde ich probieren. Sehr viel näher ran kann man nicht gehen, dann wird der Klang unnatürlich perkussiv. Weiter weg auch nicht, dann hört man den Raum zu stark. Dies zumindest für ein Wohnzimmer. Auf einer großen Bühne kann man das Hauptmikrofon auch ein, zwei Meter entfernt aufstellen, da ist es leichter, den Klang als Ganzes einzufangen.

Hab ja gewußt das wird eine endlose Geschichte mit der Aufnehmerei

Je höher die gewünschte Qualität ist, desto schwieriger und aufwendiger wird es, diese zu erreichen.

Die von dir genannten RCA Aufnahmen sind gewiss nicht mit einfachem Equipment entstanden. Dann ist ein Konzertflügel von Haus aus in den meisten Fällen brillianter intoniert.

Wie hörst du denn den Flügel im Wohnzimmer im Vergleich zur Aufnahme? Kommt er dir im Raum brillanter vor? Was ist das eigentlich für ein Flügel?

Noch kurz was in Bezug auf Mawimas Post:

Wenn Du die Aufnahme dann am PC anhörst, ist sie viel leiser als z.B. Aufnahmen von CDs. Wenn Du die Aufnahmen weitergeben willst, dann musst Du die Lautstärke mit einer Audioberarbeitungssoftware anpassen. Die Funktion heißt "Normalisieren". Diese sorgt dafür, dass die lautesten Stellen den maximalen Pegel haben aber alles noch gut klingt.

Was du zum Normalisieren geschrieben hast ist richtig. Das ist jedoch nicht der Grund, warum Aufnahmen auf CDs lauter klingen. Der Grund dafür ist, dass man alle Aufnahmen in der Dynamik komprimiert, damit die Dynamik zuhörerfreundlicher wird. Täte man dies nicht, müsste man beim Anhören ständig die Lautstärke anpassen. Die lautesten Stellen würden den Nachbarn stören, während man die leisen Stellen gerade so hören könnte. Wenn man es mit der Komprimierung nicht übertreibt, so klingt es noch natürlich und lässt sich dann "kompakter" im Dynamikbedarf bei der Wiedergabe anhören. Der Grund dafür ist, dass wir den Umstand, dass das Klavier lauter wird, nicht nur an der absoluten Lautstärke erkennen, sondern auch am Klangspektrum. Ein Klavier klingt viel drahtiger und metallischer, wenn es sehr laut gespielt wird. Reduziert man nun den Pegel der lauten Töne etwas, ohne die leisen Töne zu verändern, so reduziert man die Dynamik der Aufnahme und es ist trotzdem anhand des Klanges noch zu erkennen, dass das Klavier lauter wird.

Übertrieben wird dies meist bei Pop-Produktionen, die dann praktisch kaum noch einen wirkliche Dynamik haben. Das Soundprozessing der Radiosender verschlimmert das Problem noch zusätzlich.

Siehe: Loudness war

Das Gerät, was diese Dynamikveränderung durchführt, ist der Kompressor. Man findet ihn auch in den üblichen Softwareeditoren.
 

wow jensen tausend dank ich melde mich am montag wirklich beeindruckend deine fachkenntnis toll so leute hier zu finden tonbeispiele sende ich per pn lg
 
Ich habe mir deine Aufnahme angehört und ich finde sie nicht schlecht, kann jedoch deine Probleme nachvollziehen. Allerdings wird es nicht leicht, wenn du hier Verbesserungen willst und du musst dich mit ein paar für dich neuen Dingen beschäftigen. Man darf nicht vergessen, dass man für diesen Sound (wie er vorliegt) noch vor zwanzig Jahren mehrere tausend DM in die Hand hätte nehmen müssen, denn es gab dafür keine semiprofessionellen Lösungen wie Zoom o.ä., sondern es wäre nur Studiotechnik in Frage gekommen. Also der Grundsound ist schon auf hohem Niveau, was tonale Balance, Rausch- und Verzerrungsfreiheit usw. angeht. Die Probleme entstehen hauptäschlich auf der akustischen Ebene, bei der Interaktion zwischen Istrument, Raum und Aufnahmegerät.

Die klangliche Balance zwischen Bass und Höhen finde ich in Ordnung, ich würde nicht sagen, dass die Höhen unterrepräsentiert sind, eher sind die Bässe etwas zu stark, ggfs. könnte man hier einen breitbandigen Equalizer im Bereich 150....200Hz versuchen und vielleicht 2 bis 3 dB absenken. Mehr wird nicht nötig sein. Jedoch ist das mehr eine geschmackliche Frage, als dass ich sagen würde, man muss hier unbedingt Hand anlegen. Das könnte man von der klanglichen Balance her auch so lassen.

Den verwaschenen Klangeindruck, den du ansprichst, kann ich z.T. nachvollziehen. Hier kommt es darauf an, dass der Flügel absolut sauber gestimmt sein muss, denn eine Aufnahme kommt ja einer Betrachtung unter der Lupe gleich. Der Grad der Verstimmung des Instrumentes ist so, dass es im Wohnzimmer sicher noch relativ unauffällig ist, jedoch für eine Aufnahme definitiv zu viel, weil man dann die ganzen Imperfektionen und Schwebungen hört und diese die Klarheit aus dem Klang nehmen.

Bei professionellen Aufnahmen ist sehr häufig ständig ein Klavierstimmer anwesend oder kurzfristig verfügbar, bzw. wird der Flügel zumindest bei mehrtägigen Aufnahmesessions täglich gestimmt.

Weiter ist für den "verwaschenen" Eindruck noch die etwas enge Raumabbildung des Mikrofonpaares verantwortlich, wozu ich weiter unten noch etwas schreibe.

Nun zum Instrument: Der Flügel hat einen sehr schönen - eher warmen - Klang und du kannst dich glücklich schätzen, einen so schönen Flügel zu haben. Es haben Instrumente für Konzertbühnen im Vergleich zu deinem Flügel meist mehr Biss im Diskant (diese Flügel verwendet man gern für Aufnahmen). Wenn du die Möglichkeit hast, mal auf einer großen Bühne einen Flügel anzuspielen, dann wirst du merken, dass der Klang wesentlich aggressiver ist. Dein Instrument liefert dir hier also einen Grundsound, der so ist, wie er ist und ich würde versuchen, nicht andere Instrumente "anzupeilen", sondern den Flügel mit seinen Eigenschaften so aufzunehmen, dass er voll zur Geltung kommt.

Wenn du experimentieren willst, dann probiere mal folgendes: Geh mit dem Aufnahmegerät stärker in den Flügel rein (gleiche Position, zwischen Deckel und Rim, evtl. noch etwas näher an die Saiten, jedoch nicht näher zu den Hämmern), um mehr direkten Klang einzufangen. Der Klang wird dadurch etwas unnatürlich, wie du schon festgestellt hast. Unnatürlich heißt hier: es fehlt die Rauminformation und du hörst nur den direkten Klang. Jetzt fügst du die Rauminformation mit einem Hall hinzu, um dem Klang etwas die Direktheit zu nehmen.

Zu empfehlen ist hier Faltungshall, der als Grundlage Impulsantworten von echten Räumen benutzt. Der damit erzeugbare Hall ist sehr realistisch und selbst mit teuersten Hallgeräten nicht zu überbieten.

Faltungshall

Hier gibt es ein VST Plugin, mit dem man diese Funktion in einem Audio-Editor nutzen kann: SIR Audio Tools / SIR2 / Product Details

VST-Effekte habe ich schon unter Audacity genutzt, ich glaube man benötigt dafür noch einen Plugin-Enabler, jedoch weiß ich es nicht mehr genau, denn es ist nicht der Audio-Editor den ich normalerweise verwende. Aber das lässt sich leicht herausfinden (Stichwort Audacity und VST Plugins).

Wichtig wäre noch (wenn man Ton- und Bildaufnahmen macht), einen Hall auszuwählen, der zum Raum passt (was man sieht, soll dem entsprechen, was man hört, sonst wirkt es artifiziell), aber eine höhere klangliche Qualität hat als der Originalraum.

Ein letzter Aspekt noch: Die Anordnung der Mikrofone am Zoom folgt der XY-Anordnung für Mikrofone. (XY-Stereosystem). Das System hat Vorteile und Nachteile, die man je nach Situation abwägen muss. XY ist gut, wenn man viele Schallquellen hat und einen gewissen Abstand zum Klangkörper einhält, z.B. bei einem Streicherensemble. Da bekommt man eine sehr saubere räumliche Abbildung und man kann dann über die Lautsprecher förmlich die einzelnen Spieler "greifen". Jedoch halte ich das System nicht für die erste Wahl, wenn man einen Flügel aufnimmt. Besonders als Hauptmikrofon würde ich da nicht XY verwenden. Der Klangeindruck ist einfach zu wenig räumlich und "zu eng".

Bessere Erfahrungen habe ich hier mit dem ORTF-System gemacht: ORTF-Stereosystem. Dafür benötigt man zwei Nierenmikrofone. Ich würde dir - wie schon gesagt - Kleinmembran empfehlen. Für einen - kleinen - Flügel sind Kugeln wegen der besseren Basswiedergabe zwar besser (da verwendet man dann das A-B-Stereosystem), jedoch hast du ohnehin schon eine Menge Bass, so dass hier Nierenmikrofone günstig sind. Zudem nehmen diese weniger vom Raum auf, so dass du ein "cleaneres" Signal hast, was du dann besser mit Hall bearbeiten kannst.

Ich denke, dass du mit der Kombination ORTF-Stereosystem und Faltungshall mit diesem Flügel (frisch gestimmt) absolut erstklassige Aufnahmen machen könntest.
 
Lieber Jensen,
was denn nun. DE oder Stereo via ORTF? Oder Stereo mit ner Kugel? :D
Dein grundsätzliches Veto gegen Großmembranmikrofone bei Instrumentenabnahme wegen Klangverfärbungen finde ich irreführend. Jedes Mikrofon verfärbt den Klang. Es ist eben die Kunst, ein Mikrofon zu finden, das den Klang so verändert, dass es zum gewünschten Ergebnis führt. Das kann natürlich auch ein Großmembranmikrofon sein.
Für einen besonders "klaren" Klang des Diskants würde ich übrigens ein Grenzflächenmikrofon verwenden, entweder in den Deckel geklebt oder ins Diffusfeld. Das wäre dann so ein Beispiel für das Ausnutzen einer Klangverfärbung zum eigenen Vorteil :)
Nicht zuletzt sollte vielleicht noch geschrieben werden, dass ich ein Freund weniger Mikrofone bin, auch aus psychologischer Sicht. Die Aufnahmesituation sorgt ohnehin schon für Aufregung, wenn dann der ggf. unerfahrene Künstler auch noch das Gefühl bekommt, Zeuge einer Operation am offenen Herzen zu werden, führt das nicht unbedingt zum besten Ergebnis.
 
Bei professionellen Aufnahmen ist sehr häufig ständig ein Klavierstimmer anwesend oder kurzfristig verfügbar, bzw. wird der Flügel zumindest bei mehrtägigen Aufnahmesessions täglich gestimmt.

Nun zum Instrument: Der Flügel hat einen sehr schönen - eher warmen - Klang und du kannst dich glücklich schätzen, einen so schönen Flügel zu haben. Es haben Instrumente für Konzertbühnen im Vergleich zu deinem Flügel meist mehr Biss im Diskant (diese Flügel verwendet man gern für Aufnahmen). Wenn du die Möglichkeit hast, mal auf einer großen Bühne einen Flügel anzuspielen, dann wirst du merken, dass der Klang wesentlich aggressiver ist. Dein Instrument liefert dir hier also einen Grundsound, der so ist, wie er ist und ich würde versuchen, nicht andere Instrumente "anzupeilen", sondern den Flügel mit seinen Eigenschaften so aufzunehmen, dass er voll zur Geltung kommt.
.


Der Klangcharakter dieses C Flügels ist tatsächlich sehr warm,jedoch bei trotzdem extrem lang anhaltenden sehr durchschlagskräftigen Diskant-Tönen,ohne aggressiv zu werden,wie Du über manche andere Konzertinstrumente schreibst.Erinnert mich ziemlich an den Flügel, den Brendel in Wien für seinen letzten Auftritt verwendete,das war auch ein ungewöhnlich weicher und vielleicht eben dadurch farbenreicherer "Ste" als die allzu Brillianten .Generell finde ich, dass extreme Brillianz und Durchschlagskraft meist auf Kosten des Klangreichtums des Instruments erkauft wird.

Der Farbenreichtum des Instruments ist nach allen Steinways,Faziolis,Bösendorfers etc., die ich bis jetzt probiert habe tatsächlich außergewöhnlich,der Klavierstimmer muss aber auch entsprechend auf das Instrumet eingehen.Und eben diesen orchestralen,extrem vielschichtigen Klang würde ich gerne in den Aufnahmen annähernd einfangen,das ist aber fürchte ich eher was für Profis und high-end Studio Bedingungen :-(

Das mit der täglichen Stimmung vor Aufnahmen ist natürlich das nächste Problem,mein Konzerttechniker vor Ort würde sich natürlich um solche Einnahmen vor jeder Aufhname freuen,falls seine Zeit ihm das gestattete,mein Kontostand wäre da weniger erfreut ;-)

Jedenfalls ist die übliche "Frühlingsstimmung" ohnehin demnächst fällig.Da wird's dann aber stressig,schnell so viel aufzunehmen wie möglich.:keyboard:

falls dann eine akzeptable dabei ist,kann ich sie ja mal in der "Einspielungs-Ecke" hier posten,dauert aber bei meinem Arbeitsalltag sicher noch ne ganze Weile.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Informationen hier!
Ich habe mir das Tascam US-144MK2 und ein matched pair Rode NT-5 zugelegt. Es funktioniert alles wie gewünscht. Jetzt möchte ich den Sound optimieren... im Moment stehen die Mikrophone ca. 2m auf Klavierhöhe hinter mir (im Wohnzimmer). Hier eine Hörprobe, was für ein Klang dabei herauskommt:

http://www.filedropper.com/frompasttopresent02

Es geht mir nicht um musikalische Kritik (Hobby-Spieler, wie man hört!), sondern Vorschläge, den Klang zu verbessern. Was für eine Positionierung ist optimal? Gibt es andere Tricks, die man kennen sollte?
Viele Grüße
 
Dynamikkompression bei Klavieraufnahmen ist widerlich. Auf RBB Kulturradio konnte man sich neulich anhören, wie die ganze Energie von einer Helene Grimaud-CD durch den Optimod-Kompressor weggebügelt wurde.

Hi,

ich hab hier ne Aufnahme von einem Yamaha N1, aufgenommen über Line mit einem Zoom H2n.

Jetzt probier ich grade in VEGAS-PRO 10 mit dem Kompressor rum. Hab jetzt eine Voreinstellung mit 2:1, beginnend bei -18 dB; Verhältins 2,0, Anstieg (ms) 15; Abklingen (ms) 250; Abgleich durch Auto Gain.

Das Klavier hört sich jetzt voller an. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch besser ist...

Sollte man beim Klavier den Kompressor besser grundsätzlich weglassen?

Viele Grüße,

mburikatavy
 
Auch ich habe nun Lust bekommen, mein Geklimper aufzunehmen.
Mein CP 70 hat ja Audio-Ausgänge.
Bisher gelang es mir mangels richtiger Kabel und eines geeigneten Programms nicht, etwas aufzunehmen.

...

günstig, akzeptable Qualität:
...
Aufnahme und Schnitt Programm passend dazu:
Audacity - Kostenlose Freeware

...

Das war der richtige Tipp!
Und das richtige Kabel habe ich jetzt auch!
Es hat auf Anhieb in akzeptabler Qualität geklappt!

Grüße
Manfred
 
Schonkost für Hämmer und Nachbarn :D
Flügel: Ibach 183 cm Bj. 1977, Deckel offen
2 Oktava MK-012-01, Zoom H4n Aussteuerungslevel: 55
Position: "klassisch" AB 40 cm Abstand parallel, sonst wie im PDF vom vorigen Beitrag.

Gruß
Manfred
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Zurück
Top Bottom