Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
  • Erstellungsdatum

Nachdem ich hier irgendwo davon gelesen habe, habe ich mir das erste Heft "Improve your Sight Reading" von Harris geholt. (Ich finde es sehr hilfreich und super erklärt. Die Übungen funktionieren super bei mir und ich habe einiges begriffen. Vor allem, was ich alles noch nie beachtet und geübt habe.)

Aber jetzt komme ich nicht weiter: wie spielt man auf dem Klavier z. B. eine vorgegebene Notenfolge mit festem Rhythmus und Dynamikzeichen "humorvoll" oder "fröhlich" oder "majestätisch"? Klingt alles gleich bei mir - obwohl ich mir Mühe gebe. :013:

Erschreckend! Irgendwie denke ich, ich müsste das nach fast zwei Jahren Unterricht schon wissen und hinbekommen. :022:
 
Okay, beruhigend.

Und wie geht 2x3 in humorvoll im Unterschied zu fröhlich? :013:

Ist es die Art, wie man die Tasten anschlägt? Legato/Stakkato? Betonung? Ich habe experimentiert, es klingt nicht, wie es klingen soll.

Oder anders gefragt: wie kann ich den emotionalen Ausdruck verändern?
 
Zuletzt bearbeitet:
Stell dir halt unterschiedliche Personen vor, die sich zu der Melodie bewegen sollen. Wie klingt es, wenn jemand majestätisch schreitet, vielleicht mit einer schweren Krone auf dem Kopf und einem langen Mantel? Wie bewegen sich fröhliche Kinder dazu? Und so weiter.
Finde innere Bilder, mit denen du etwas anfangen kannst. Mir kommt bei "humorvoll" ein älterer Herr aus meinem Chor in den Sinn. Du hast sicher auch jemanden, den du so beschreiben würdest.
 
Finde innere Bilder, mit denen du etwas anfangen kannst.

Danke für die schnelle Antwort!

Ja, das habe ich mal versucht. Ganz drastische Unterschiede kann ich darstellen (verstohlen vs fröhlich vs marschierend), aber die Feinheiten kann ich nicht weiter differenzieren. Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie die Tonfolge humorvoll klingen würde (wobei es schon schwer für mich ist, mir anhand der Noten überhaupt die Melodie vorzustellen, ohne sie vorher gehört zu haben).
 

Anhänge

  • threema-20190222-192200-6b4a9cd8756a4701~2.jpg
    threema-20190222-192200-6b4a9cd8756a4701~2.jpg
    43 KB · Aufrufe: 21
Vielleicht ist es auch nicht so wichtig, ob die Tonfolge exakt "so" klingt - wenn du für jede Tonfolge eine andere Vorstellung hast und versuchst, sie umzusetzen, und kleine Unterschiede hinbekommst, ist das doch ein guter Anfang.
 
habe ich mir das erste Heft "Improve your Sight Reading" von Harris geholt. (Ich finde es sehr hilfreich und super erklärt. Die Übungen funktionieren super bei mir und ich habe einiges begriffen. Vor allem, was ich alles noch nie beachtet und geübt habe.)
Ich habe mir die drei Bände (deutsche Version: "Fit vom Blatt") aus Interesse ebenfalls beschafft. Dein Beispiel ist dort in Band 1 auf Seite 33. Auf der Seite vorher beschreibt er, wie Du die Stücke vorbereiten sollst.

Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie die Tonfolge humorvoll klingen würde (wobei es schon schwer für mich ist, mir anhand der Noten überhaupt die Melodie vorzustellen, ohne sie vorher gehört zu haben).
Das sollst du probieren, also die Melodie hören, bevor du sie spielst. Du sollst dir Gedanken machen, wie du dem Stück "Charakter" verleihen kannst. Das ist ein großer Schritt nach den technokratischen Rhythmus- und Melodie-Übungen der Vorseiten.

Tonart? Lautstärkeentwicklung? Geeigneter Fingersatz? Spiele die Tonleiter. Rhythmus klopfen. Niedrigster/höchster Ton? Verlauf? Innerlich singen.
Am Anfang fällt genau dies schwer, aber es kommt mit der Zeit, einfach durch Spielen, Hören, innerlich singen. Das ist ein Hin und Her, dass sich in Sprüngen entwickelt, beim einen schnell, beim anderen langwierig.

Lasse dir einfach Zeit. Die Grundidee der Bücher besteht darin, dass du lernst direkt vom Blatt zu spielen und zu singen, ein hoher Anspruch.

Versuche Stücke, die du z.B. in Youtube hörst, frei zu spielen.

Zum Schluss wirst du alle Richtungen beherrschen lernen:
Hören, singen, spielen.
Sehen, singen.
Sehen, spielen.
Einfach drauf los spielen.
Einfach drauf los singen und dazu spielen.
 
@ehenkes: Ich wusste gar nicht, dass es die Hefte auf Deutsch gibt. Die englischen sind auch so aufgebaut, wie du es beschreibst. Diese Hinweise von Harris zur Erarbeitung der Stücke vor dem Spielen finde ich sehr hilfreich.

Ich hoffe einfach, du und @Dorforganistin habt recht und es wird mit der Übung besser. Es fällt mir leicht, einstimmige Melodien, die ich kenne, im Kopf zu hören und auf dem Klavier wiederzufinden (bei mehreren Stimmen versagt mein Gedächtnis), aber Noten widersetzen sich bisher hartnäckig, sich in imaginierte Musik zu verwandeln. Da habe ich mich zwei Jahre drum herum geschummelt, indem ich die Stücke vorher irgendwo oder halt erst beim Spielen gehört habe.

Da der emotionale Ausdruck so wichtig ist, werde ich mir noch mehr Zeit lassen, wie du sagst, ehenkes. Für eine Zeile im Beispiel brauche ich aber ungefähr fünf Minuten, bis ich eine Klang- und Bewegungsvorstellung habe. Die ich dann oft nicht komplett im ersten Anlauf umsetzen kann, weil mein Arbeitsgedächtnis zu klein ist dafür und ich die Dynamikzeichen vergesse, während ich die Noten lese. :013:
 
Danke. Ist vielleicht wie lesen lernen, das ging auch nicht gleich mit Betonung und Ausdruck. Ich werde mich weiter reinsteigern.
Der Vergleich ist gut. Ein amerikanischer Musik-Professor betont hier auch die Wichtigkeit des Schreibens. Er sagt, wenn ich lesen kann, will ich doch auch schreiben, um meine eigenen Ideen festzuhalten. Genau so sieht er das Komponieren/Improvisieren. Sprechen wäre dann wohl vergleichbar mit Singen. Versuche daher in jeder Phase einfache eigene Melodien daneben zu setzen, die deiner Vorstellung von Melodie und Charakter festhalten.
 

Eine interessante Sache fällt mir dazu noch ein: Moderne Notensatzprogramme spielen dir deine Tonfolge ab. Also kannst du die Beispiele von Harris oder eigene Ideen dort eingeben und abspielen lassen.
1) Folge dabei den Noten. Damit ergibt sich in deinem Gehirn eine Kopplung von Notenbild und Klang. 2) Singe dazu mit. Das festigt diese Bindung, da Singen i.d.R. einfacher ist als Klavierspielen.

Also sehen/hören und dazu lesen, dazu singen, dazu spielen. Das Ganze dann ohne Wiedergabe also nur durch Folgen mit den Augen.
 
Zuletzt bearbeitet:
1) Folge dabei den Noten. Damit ergibt sich in deinem Gehirn eine Kopplung von Notenbild und Klang. 2) Singe dazu mit. Das festigt diese Bindung

Danke für die Tipps. Ich höre mir zwar die Beispiele von Harris hinterher an, vergleiche die aber eher mit meiner Erinnerung an das, was ich gespielt habe und lese nicht mit. Werde ich ändern. Mitsingen??? :017: Okay. Da es sein muss.
 
Wer weiß schon, ob das, was ich denke, geschrieben zu haben, dem entspricht, was ich hören wollte?
Du weißt es, nur du alleine. Dazu brauchst du allerdings ein Notensatzprogramm, dass bei der Wiedergabe alle von dir gesetzten Angaben zu Akzente/Techniken, Lautstärke, Tempo, Verzierungen, Pedal und Wiederholungen sauber abspielt. Ich benutze hierzu Forte 10 Premium und mein Tyros 5-76 als Wiedergabe-/Aufnahmegerät und bin damit bestens zufrieden.

Noch eine Idee: Kopple ein Midi aus und lasse es via Synthesia (Investment lohnt sich) abspielen. Dann hast du noch den Blick auf die Tastatur beim Spiel (wie bei Flowkey). Oben sind dann die Noten unten die Tasten. Nutze einfach alle Möglichkeiten, die es heute gibt. Jeder reagiert auf andere Reize/Zugänge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denke auch an Pfeifen. Das hat eine ungeheure Wirkung auf Zuhörer, zwei Beispiele:


View: https://www.youtube.com/watch?v=IUFRWVNfU8Q



View: https://www.youtube.com/watch?v=C35DrtPlUbc


(bei ca. 1:45 und 2:50) <-- ein interessantes Beispiel für Stimmung: Auf mich wirkte das Lied freudig/fröhlich, aber lies dir mal den Text durch. Übrigens ein Nr.1 Hit in den U.S.A in den 60ern, eine große Ausnahme für ein japanisches Lied.
Und jetzt kommt's dicke: Versuche es zu spielen! Lösung:


View: https://www.youtube.com/watch?v=aE_Ov3qLRZM



View: https://www.youtube.com/watch?v=L_JRxTdbHZ8


Schreibe die Noten auf! Pfeife es. :004:
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu brauchst du allerdings ein Notensatzprogramm, dass bei der Wiedergabe alle von dir gesetzten Angaben zu Akzente/Techniken, Lautstärke, Tempo, Verzierungen, Pedal und Wiederholungen sauber abspielt.

Ich habe es mal kurz mit Maestro versucht und sowas kommt dabei heraus. (Warum kann ich das Midi nicht hochladen?)

Vielen, vielen Dank für die Unterstützung, das Pfeifen ist eine gute Idee und das mit der Melodie werde ich am Klavier ausprobieren!
 

Anhänge

  • MY_MUSIC_001_001.jpg
    MY_MUSIC_001_001.jpg
    147,2 KB · Aufrufe: 5
... und lasse dir Zeit. Achte auf die Details, denn genau die sollst du unterbewusst (irre schnell, weiß alles) und/oder bewusst (lahm, immer unsicher) steuern. :026: :003:
 

Zurück
Top Bottom